DER
DURCHGANG DES MENSCHEN DURCH DIE PLANETENSPHÄREN UND DIE
BEDEUTUNG
DER
CHRISTUS-ERKENNTNIS
Hannover, 18. November 1912
Wir
sind am heutigen Abend versammelt in einer gewissermaßen
neuen Umhüllung unseres lieben Hannoverschen Zweiges, und
es ist mit dem heutigen Abend die schönste Einweihung
damit gegeben, daß so viele unserer Freunde hier
erschienen sind und dadurch in ihren Herzen wiederum einmal
auch hier an diesem Orte bekundet haben, daß es ihnen
ernst ist mit demjenigen, was wir zusammenfassen in unserer
spirituellen Weltanschauungsströmung. Es ist ja seit
einiger Zeit bei solchen Gelegenheiten auf der einen Seite eben
wirklich immer eine Schwierigkeit, die auf der anderen Seite
aber uns mit einer gewissen Befriedigung erfüllen kann:
daß, wenn unsere Freunde eine solche Umhüllung ihrer
Arbeit sich geschaffen haben, sie sich sogleich bei den
allerersten Versammlungen als zu klein erweist. Dieses ist
natürlich eine Sache, die zwei Seiten hat; allein, es ist
zugleich dasjenige, was unsere Seele mit Zuversicht und
Hoffnung für die Tragkraft unserer Bewegung erfüllen
kann. Und so lassen Sie mich denn nur ganz kurz bei Eintritt in
unsere Betrachtung aussprechen, daß auch in diesen
Räumen Segen und Gedeihen blühen mögen der
spirituellen Arbeit, die hier verrichtet wird; lassen Sie mich
aussprechen den Herzenswunsch, daß diese Arbeit so
verlaufen möge, daß sie durch ihre innere Kraft und
Gediegenheit haben kann den Segen derjenigen, die als
spirituelle Führer über unserer Bewegung wachen.
Diesen Segen, wir können ihn nur dann haben, wenn wir in
innerer Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit nach den
großen, geistigen Idealen streben. Dann aber, wenn wir aus
diesem Streben heraus in ernstem und wahrem und ehrlichem
Geiste hier zusammen arbeiten, dann können wir auch immer
sicher sein, daß der Segen derjenigen, die wir nennen die
Meister der Weisheit und des Zusammenklingens der Empfindungen,
über unserer Sache walten. Und so möge denn dieser
Segen auf uns herabfließen, damit unsere Arbeit etwas
werden kann, was den Seelen Kraft und Stärke gibt, damit
diese Arbeit einen kleinen Baustein liefere zu dem, was durch
die Geisteswissenschaft der gesamten Menschheitskultur
zugeführt werden soll.
Ausgehen, meine lieben Freunde, wollen wir bei unserer heutigen
Betrachtung von einem Ins-Auge-Fassen desjenigen, was wir unser
menschliches Bewußtsein nennen. Was nennen wir denn unser
menschliches Bewußtsein? Nun, wir können
zunächst dieses Bewußtsein umschreiben. Wir
können sagen: Während wir in dem Zustande des
Schlafes sind — vom Einschlafen am Abend bis zum
Aufwachen am nächsten Morgen —, da ist dieses
Bewußtsein nicht in uns. Keiner, der sozusagen seine
fünf Sinne beieinander hat wenn ich diesen Ausdruck
gebrauchen darf —, zweifelt daran, daß er auch
vorhanden ist, wenn er am Abend beim Einschlafen dies
Bewußtsein gewissermaßen verliert. Denn wenn er daran
zweifelte, würde er damit die ganz unsinnige Behauptung
aufstellen, daß alles, was er innerlich erlebt hat,
während des Schlafes verlorengeht und am nächsten
Morgen erst wiederum von neuem entsteht. Wer nicht diese
unsinnige Anschauung hat, der ist überzeugt davon,
daß er auch während der Zeit des Schlafes existiert.
Aber dasjenige ist nicht in ihm, was wir unser Bewußtsein
nennen. Wir sind während des Schlafes nicht erfüllt
von Vorstellungen, wir sind nicht erfüllt von Trieben,
Begierden und Leidenschaften; wir sind nicht erfüllt von
Schmerzen und Leiden denn wenn die Schmerzen so stark werden,
daß sie uns den Schlaf stören, dann bleibt das
Bewußtsein eben vorhanden. Derjenige, der unterscheiden
kann zwischen Schlafen und Wachen, kann auch wissen, was
Bewußtsein ist. Bewußtsein ist dasjenige, was bei
jedem Aufwachen wieder in die Seele hineinkommt; all die Summe
von Vorstellungen, Affekten, Leidenschaften, Schmerzen und so
weiter, das kommt am Morgen wieder in die Seele hinein. Wodurch
ist dieses Bewußtsein ganz besonders charakteristisch beim
Menschen? Beim Menschen ist es besonders dadurch
charakteristisch, daß alles, was der Mensch in seinem
Bewußtsein haben kann, gewissermaßen begleitet ist
von dem Gefühl, von der Empfindung, von dem Erlebnis des
Ich; und eine Vorstellung, bei der Sie nicht wenigstens denken
könnten: ich stelle sie mir vor; eine Empfindung, bei der
Sie nicht denken könnten: ich empfinde; ein Schmerz, bei
dem Sie nicht sagen könnten: mich schmerzt er, das
würde nicht ein wirkliches inneres Erlebnis Ihrer Seele
sein. Alles was Sie erleben, muß mit der Ich-Vorstellung
verknüpft sein. Das ist es auch. Dennoch wissen Sie,
daß dieses Verknüpftsein mit der Ich-Vorstellung
— wir haben das öfter schon besprochen — in
einem gewissen Zeitpunkt des Lebens erst beginnt. In der Zeit
so um das dritte Jahr herum, da beginnt erst das Kind ein
Erlebnis damit zu verbinden, wenn es nicht mehr sagt: Karlchen
oder Mariechen spielt oder spricht und so weiter, sondern: Ich
spreche. So entzündet sich eigentlich erst das Wissen vom
Ich im Verlaufe des kindlichen Alters.
Heute wollen wir uns fragen: Wodurch entzündet sich denn
allmählich im Kinde das Wissen vom Ich? Nun können
wir gerade bei dieser Frage sehen, daß sozusagen die
einfachsten, scheinbar einfachsten Sachen nicht so ganz leicht
zu beantworten sind, obwohl die Antwort manchmal recht
naheliegt. Wie kommt denn das Kind dazu, von dem allgemeinen
Ich-losen Bewußtseinszustande zu Ich-erfüllten
Vorstellungen zu kommen? Wer das kindliche Leben wirklich
studiert, der kann erfahren, wie das Kind dazu kommt. Sehen
Sie, es gibt eine sehr einfache Beobachtung, die jeder machen
kann, die ihn dazu führen kann, sich zu überzeugen,
wie das Kind zu dem IchBewußtsein kommt. Es braucht der
Mensch nur einmal so recht ernst zu beobachten, wie sich diese
Ich-Vorstellung heranbildet und verstärkt. Beobachten Sie
einmal ein Kind, wenn es sich sein Köpfchen an der
Tischkante stößt. Wenn Sie das kindliche Leben
genauer beobachten, werden Sie finden, daß das
Ich-Gefühl gewachsen ist, nachdem das Kind sich das
Köpfchen gestoßen hat. Es hat sich nämlich
wahrgenommen. Das trägt dazu bei, daß das Kind sich
selbst kennenlernt. Nun braucht es sich bei einer solchen Sache
nicht immer zu verletzen, es braucht nicht immer
äußere Schrammen dabei zu geben; schon wenn das Kind
seine Hände irgendwo auflegt, so ist das ein kleiner
Stoß, da nimmt sich das Kind an anderen Dingen wahr. Sie
werden sich sagen müssen: Das Kind würde nicht zum
Ich-Bewußtsein kommen, wenn es sich nicht an der
Außenwelt, an dem Widerstand der Außenwelt wahrnehmen
würde. Würde das Kind keinen Widerstand erleben, so
würde es niemals zum Ich-Bewußtsein kommen. Daß
das Kind eine Außenwelt sich gegenüber haben kann,
das bildet im Kind allmählich das Ich-Bewußtsein aus.
Dann wissen Sie ja, hat das Kind zu einer gewissen Zeit seines
Lebens dieses Ich-Bewußtsein. Aber dann hört
dasjenige nicht auf beim Menschen, was bis dahin stattgefunden
hat; nur findet eine Umkehrung statt. Das Kind hat das
Ich-Bewußtsein ausgebildet, indem es die äußeren
Gegenstände als außer sich befindlich wahrnimmt, sich
also davon trennt. Wenn dieses Ich-Bewußtsein einmal da
ist, stößt es sich noch immer an etwas, muß es
sich noch immerfort stoßen. Wo stößt es sich
denn? Was mit nichts in Berührung kommt, kann von sich
selber nichts wissen, wenigstens nicht innerhalb unserer Welt,
soweit wir in der Welt leben. Sehen Sie, von dem Zeitpunkt an,
wo das Ich-Bewußtsein da ist, da stößt sich das
Ich an der eigenen inneren Leiblichkeit, da fängt das Ich
an, nach innen zu leben; da fängt das Ich an, sich an dem
eigenen Leib nach innen zu stoßen. Sie brauchen ja nur
daran zu denken, wenn Sie sich das vorstellen wollen, daß
das Kind an jedem Morgen aufwacht. Das ist ein Hineingehen des
Ich und des astralischen Leibes in den physischen und den
Ätherleib, da stößt sich das Ich an dem
physischen und dem Ätherleib. Ja, denken Sie, wenn Sie
schon mit der Hand in das Wasser greifen und das Wasser
durchmessen, so haben Sie überall einen Widerstand, wo Sie
sich mit dem Wasser berühren. So ist es, wenn das Ich
heruntertaucht am Morgen und sich von seinem Innenleben
umspült findet. Aber während des ganzen Lebens ist
dieses Ich eingesenkt in diesen physischen und Ätherleib
und stößt sich an allen Seiten an diesen Leibern.
Wenn Sie mit der Hand im Wasser herumplätschern, werden
Sie die Hand von allen Seiten gewahr; so ist es, wenn das Ich
heruntertaucht in den Ätherleib und den physischen Leib
und sich stößt auf allen Seiten innerhalb dieser
Leiblichkeit. Und dies geschieht das ganze Leben hindurch. Das
ganze Leben hindurch muß der Mensch mit jedem neuen
Aufwachen am Morgen untertauchen in seinen physischen Leib und
seinen Ätherleib, und dadurch, daß er so untertaucht,
geschehen fortwährend Zusammenstöße von dem
physischen Leib und dem Ätherleib auf der einen Seite und
dem astralischen Leib und dem Ich auf der anderen Seite. Was
ist die Folge davon? Die Folge davon ist, daß diejenigen
Wesenhaftigkeiten, die da zusammenstoßen, abgenutzt
werden. Es geht dem Ich und dem astralischen Leib auf der einen
Seite und dem ätherischen und dem physischen Leib auf der
anderen Seite genauso, wie wenn Sie fortwährend zwei
Körper aufeinander schlagen. Sie nützen sich ab; und
dieses Abnützen, das ist das allmähliche
Älterwerden, Abgebrauchtwerden, das beim Menschen im
Verlaufe des Lebens eintritt, und das ist auch der Grund, warum
wir überhaupt physisch sterben. Denken Sie einmal: wir
hätten keinen physischen, keinen Ätherleib, dann
könnten wir auch unser Ich-Bewußtsein nicht
aufrechterhalten. Wir würden zwar in die Lage kommen, das
Ich-Bewußtsein zu entwickeln, aber wir könnten es
nicht aufrechterhalten. Denn wir müssen uns immer nach
innen stoßen, wenn es aufrechterhalten werden soll in
unserem Bewußtsein. Daraus folgt nichts Geringeres als die
außerordentlich bedeutsame Tatsache, daß wir von der
Zerstörung unserer Wesenheit die Entwickelung unseres Ich
haben. Könnten wir nicht zusammenstoßen mit den
Gliedern unserer Wesenheit, so könnten wir kein
Ich-Bewußtsein haben. Ja, wenn der Mensch fragt, wozu ist
Zerstörung da, Altern da, Tod da, da muß man ihm
antworten: Zerstörung, Altern, Tod ist dazu da, daß
der Mensch, indem er zerstört, sich entwickelt,
nämlich das Ich-Bewußtsein immer weiter entwickelt.
Könnten wir nicht sterben — das ist der radikale
Ausdruck dafür —, so könnten wir nicht wahrhaft
Menschen sein. Wenn wir aber diese Tatsache in ihrer vollen
Bedeutung auf unsere Seele wirken lassen, dann kann uns
folgender Gedanke kommen, den uns der Okkultismus beantworten
kann, nämlich der Gedanke: Als Menschen brauchen wir doch,
wenn wir leben wollen, immer physischen Leib, Ätherleib,
astralischen Leib und Ich. So wie wir im gegenwärtigen
menschlichen Leben sind, müssen wir sagen, wir brauchen
diese vier Glieder; damit wir aber das Ich-Bewußtsein
erlangen können, müssen wir sie zerstören. Wir
müssen sie immer wieder bekommen, damit wir sie immer
wieder zerstören. Darauf beruht die Notwendigkeit der
wiederholten Erdenleben, um die Möglichkeit zu haben,
immer aufs neue die menschlichen Leiber zu zerstören und
uns dadurch gerade als bewußte Menschheitswesen weiter zu
entwickeln.
Nun
haben wir in dem Erdenleben nur ein einziges menschliches
Glied, an dessen Entwickelung wir wirklich arbeiten
können, das ist unser Ich. An der Entwickelung unseres Ich
können wir in einer gewissen Weise arbeiten. Was
heißt nun, im geistigen Sinne, an der Entwickelung seines
Ich arbeiten? Wenn wir diese Frage beantworten wollen,
müssen wir uns klar darüber sein, was die Arbeit am
Ich notwendig macht. Nehmen wir an, ein Mensch geht auf den
anderen los und sagt ihm: Du bist ein schlechter Mensch. Wenn
das nicht stimmt, so hat der Betreffende eine Unwahrheit
gesagt. Was bedeutet eine solche Aussage des Ich, die eine
Unwahrheit ist? Ja, diese Aussage des Ich, die eine Unwahrheit
ist, die bedeutet, daß von dem Zeitpunkt an das Ich
weniger wert geworden ist. Das ist die objektive Bedeutung der
Unmoralität. Wir sind mehr wert vor dem Augenblick, wo wir
eine Unwahrheit gesagt haben, als nachher, nachdem wir die
Unwahrheit ausgesprochen haben. Und messen Sie alle Räume
und alle Zeiten aus: der Wert Ihres Ich wird geringer für
alle Räume und alle Zeiten, für alle Unendlichkeit
und alle Ewigkeit, wenn Sie ihn durch eine solche Sache
geringer gemacht haben. Nun steht uns aber während des
Lebens zwischen Geburt und Tod eines zur Verfügung,
sozusagen. Wir können dasjenige, was wir so beigetragen
haben, um unser Ich weniger wertvoll zu machen, das können
wir immer verbessern, wenn wir unsere Lüge überwinden
können. Wir können demjenigen, zu dem wir gesagt
haben: Du bist ein schlechter Mensch, gestehen: Ich habe mich
geirrt, es ist nicht richtig, was ich gesagt habe, und so
weiter. Dann haben wir unserem Ich den Wert wiedergegeben, dann
haben wir den Schaden, den wir unserem Ich zufügten,
wieder ausgeglichen, dann haben wir bewirkt, daß das, was
wir ihm zugefügt haben, wiederum ausgeglichen ist. So
haben wir es für viele Dinge, die unser Ich berühren,
in der Hand, während unseres Lebens noch einen Ausgleich
zu schaffen, das, um was das Ich unvollkommen wird, zu
verbessern. Wenn es zum Beispiel zu unserer Aufgabe
gehört, irgend etwas zu wissen, und wir haben es
vergessen, so ist unser Ich weniger wert; wenn wir uns aber
bemühen, können wir es wieder in die Erinnerung
bringen. Das Ich hat vorher weniger Wert; wenn wir es wieder in
die Erinnerung gebracht haben, dann haben wir den Schaden
ausgeglichen. Also: Wir können dieses Ich weniger wertvoll
machen; wir können es aber auch wiederum immer wertvoller
machen. — Sehen Sie, diese Fähigkeit, sozusagen zu
revidieren ein Lebensglied, ein Menschheitsglied von uns,
daß wir seine Fehler korrigieren, daß wir es
vorwärts bringen, diese Fähigkeit haben wir in bezug
auf das Ich. Das Bewußtsein des Menschen erstreckt sich
aber nicht unmittelbar auf das astralische Sein, auf das
ätherische und noch viel weniger auf das physische Sein.
Dennoch ist das ganze Leben ein fortwährendes
Zerstören dieser drei Glieder, aber wir haben kein Wissen,
wie man das immer wieder ausbessert. Darüber ist der
Mensch Herr, wie man das Ich ausbessert, wie man ausgleicht
einen moralischen, einen Gedächtnisdefekt; über
dasjenige aber, was da der Mensch fortwährend
zerstört in seinem astralischen, ätherischen und
physischen Leib, darüber ist er nicht Herr. Trotzdem wird
fortwährend diese Dreiheit verschlechtert, und wenn wir so
hinleben, führen wir fortwährend Attacken aus gegen
unsere drei Menschheitsglieder, astralischer Leib,
ätherischer Leib und physischer Leib. An dem Ich arbeiten
wir. Ja, wenn wir an unserem Ich nicht arbeiten würden
unser ganzes Leben lang zwischen Geburt und Tod, so würde
es eben nicht weiterkommen. Nun aber, an dem astralischen Leib,
an dem Ätherleib und an dem physischen Leib kann der
Mensch nicht so bewußt arbeiten wie an seinem Ich. Dennoch
muß dasjenige, was der Mensch da fortwährend
zerstört, wieder ersetzt werden. Der Mensch muß in
der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in der
richtigen Art wiederum zusammengestellt bekommen als
astralischen Leib, Ätherleib und physischen Leib, was er
zerstört hat; es muß möglich sein, daß wir
in dieser Zeit hergestellt bekommen das, was wir vorher im
Leben zerstört haben: den astralischen Leib, den
Ätherleib und den physischen Leib. Das kann aber nur
dadurch geschehen, daß etwas an uns arbeitet, was nicht in
unserer Hand liegt. Das ist ja ganz offenbar, daß Sie es,
wenn Sie nicht besondere magische Kräfte zur
Verfügung haben, nicht in Ihrer Gewalt haben, sich einen
astralischen Leib zu verschaffen, wenn Sie verstorben sind. Das
muß dem Menschen aus der großen Welt, aus dem
Makrokosmos geschaffen werden.
Da
begreifen Sie jetzt die Frage: Ja, woher wird denn das wiederum
hergestellt, was wir zum Beispiel an unserem astralischen Leib
zerstört haben? Wir müssen ja einen richtigen Leib
haben, wenn wir wiedergeboren werden zu einem neuen leiblichen
Dasein. Wo sind die Kräfte zu finden im Weltenall, die den
astralischen Leib wieder herstellen? Sehen Sie, diese
Kräfte können Sie suchen mit allen möglichen
hellseherischen Künsten auf der Erde, Sie finden sie auf
der Erde nicht. Und wenn es bloß auf die Erde ankäme,
so könnte dem Menschen nie wieder sein astralischer Leib
hergestellt werden. Die materialistische Weltanschauung, die da
glaubt, alle Menschheitsbedingungen seien auf der Erde zu
finden, irrt ganz gewaltig. Der Mensch hat seine Heimat nicht
bloß auf der Erde. Das zeigt uns die wirkliche Betrachtung
des Lebens zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, daß
die Kräfte, die der Mensch braucht, um seinen astralischen
Leib wieder herzustellen, bei Merkur, Venus, Mars, Jupiter,
Saturn liegen, bei den Sternen unseres Planetensystems liegen.
Was von diesen Sternen ausgeht an Kräften, das muß
alles arbeiten an der Wiederherstellung unseres astralischen
Leibes; und wenn wir von da nicht herbekommen die Kräfte,
so können wir einen astralischen Leib nicht erhalten. Was
heißt denn das aber? Das heißt nichts anderes, als
daß wir nach dem Tode oder auch bei einer Initiation mit
den Kräften unseres astralischen Leibes herausdringen
müssen aus dem physischen Leib. Und dieser astralische
Leib dehnt sich hinaus ins Weltenall. Während wir sonst
nur an einer Stelle dieses Weltenalls auf einen kleinen Punkt
zusammengedrängt sind, dehnt sich unser ganzes Wesen nach
dem Tode hinaus in den ganzen Kosmos. Tatsächlich ist
unser Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt nichts
anderes als ein Aus-den-Sternen-Heraussaugen derjenigen
Kräfte, die wir brauchen, damit diejenigen Glieder, die
wir zerstört haben während des Lebens, wieder
hergestellt werden können. Also aus den Sternen empfangen
wir wirklich dasjenige, was uns unseren astralischen Leib
wieder herstellt.
Auf
dem Gebiete, das man im wahren Sinne des Wortes Okkultismus
nennt, auf diesem Gebiete ist die Forschung eine sehr
schwierige, eine komplizierte. Nicht wahr, es ist schon so,
daß derjenige, der ganz gesunde Augen hat, wenn Sie ihn,
sagen wir, in eine Gegend schicken in die Schweiz, und er
stellt sich dann auf einen sehr hohen Berg hinauf und er kommt
zurück, so wird er Ihnen eine Schilderung geben, die den
Tatsachen entspricht. Aber Sie können sich ganz gut
vorstellen, wenn er ein zweites Mal nach dieser Gegend geht und
wiederum auf denselben Berg steigt, vielleicht etwas
höher, so wird er das, was er so sieht, von einem anderen
Gesichtspunkte aus beschreiben. Und man wird durch die
Beschreibung von verschiedenen Gesichtspunkten aus einen immer
vollständigeren, einen immer richtigeren Begriff von der
Berglandschaft bekommen. Man glaubt nun, wenn einer einmal
hellsichtig geworden ist, dann wisse er alles. So einfach ist
die Sache nicht. Hier, in der geistigen Welt, handelt es sich
auch immer um ein Forschen von Stück zu Stück. Und
auch bei Dingen, die genau untersucht worden sind, findet man
immer Neues und Neues. Nun war es gerade meine Aufgabe in den
letzten zwei Jahren, das Kapitel des Lebens zwischen dem Tode
und einer neuen Geburt wiederum genauer zu untersuchen und
nachzuprüfen, und von diesen neuerlichen Prüfungen
möchte ich Ihnen hier einiges erzählen. [Siehe
Hinweis]
Natürlich müssen Sie bei einer solchen Sache sich
klar sein, daß richtiges Verständnis dafür nur
derjenige haben kann, der etwas tiefer sich hineinfühlen
kann in eine solche Sache, der überhaupt Herz und Sinn hat
für solche Betrachtung. Man kann nicht verlangen, daß
alles an einem Abend belegt und bewiesen wird. Aber wenn man
wirklich in Geduld alles vergleicht und zusammenhält, was
gesagt worden ist im Laufe der Zeit, so wird man finden,
daß nirgends ein Stück ist in unserem Okkultismus,
das sich nicht mit den anderen zu einem wohlabgerundeten Ganzen
geschlossen in sich zusammenfügt. Gerade diese Zeit
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu untersuchen, oblag
mir in der letzten Zeit, Und das trat so ganz besonders zutage
in diesen Forschungen, die mir in der neueren Zeit aufgetragen
waren, das lag so ganz im Sinne dieser Forschung, die
Bedingungen, die bestehen für dieses ganze Leben zwischen
einem Tode und einer neuen Geburt, ins geistige Auge zu fassen.
Da zeigt sich eben wirklich, daß der Mensch, so wie er auf
der Erde zwischen Geburt und Tod gleichsam auf seinen kleinsten
Raum zusammengezogen ist, sozusagen immer mehr über diesen
kleinsten Raum hinaustritt, wenn er diesen physischen Leib
ablegt. Indem er durch die Pforte des Todes tritt, dehnt er
sich immer weiter und weiter hinaus, er wächst und
wächst. Er wächst stückweise in das
Planetensystem hinein. Er wächst wirklich erst bis zu der
Stelle in unserem Planetensystem, wo der Mond kreist. Und der
Mensch wird so groß, daß seine äußersten
Grenzen zusammenfallen mit der Sphäre, die durch die
Stellung des Mondes markiert ist. Da hört das Kamaloka
auf. Wenn der Mensch dann weiter wächst, so wächst er
zunächst hinein in die Sphäre, die gebildet ist durch
den Merkur, dann in die der Venus. Da wird tatsächlich der
Mensch, indem er sich immer weiter und weiter ausdehnt, immer
mehr und mehr wächst, da wird er so groß, daß
sein Äußerstes durch die Sonnenbahn begrenzt ist, das
heißt, wo man sagt, daß die scheinbare Sonnenbahn
ist. Wir brauchen uns dabei nicht um das Kopernikanische
Weltensystem zu kümmern; wir brauchen uns nur vorzustellen
die Umkreise so, wie das ausgesprochen ist im Düsseldorfer
Zyklus über die geistigen Hierarchien und ihre
Widerspiegelung in der physischen Welt. Also der Mensch
wächst in das Planetensystem hinein bei seinem Aufstieg in
die geistigen Welten, in die Sphäre des Mondes und so
weiter bis in die äußerste Sphäre, in die des
Saturn hinein. Und das alles ist notwendig, damit der Mensch in
der richtigen Weise zusammenkommt mit den Kräften, die er
für seinen astralischen Leib nur aus den Kräften des
Planetensystems erhalten kann.
Aber nun stellt sich eine Verschiedenheit heraus, wenn man
verschiedene Menschen beobachtet. Die Verschiedenheit ergibt
sich, wenn man zum Beispiel einen Menschen beobachtet nach dem
Tode, der sein Leben hindurch in seinem Gemüte eine
moralische, gute Stimmung hervorgerufen hat, der eine
moralische Seelenverfassung durch den Tod hindurchträgt.
Man kann einen solchen vergleichen mit einem, der eine weniger
moralische Seelenverfassung durch die Pforte des Todes
trägt; das macht einen großen Unterschied und dieses
zeigt sich schon, indem der Mensch in die Kräfte des
Merkur eintritt. Wie zeigt sich das? Nun, wenn der Mensch durch
die Pforte des Todes gegangen ist, so nimmt er durch jene
Wahrnehmungsmittel, die wir dann haben nach der Kamalokazeit,
zum Beispiel die Wesenheiten wahr, die ihm im Leben
nahegestanden haben, die weggestorben sind, ehe er selbst die
Pforte des Todes durchschritten hat. Sind diese mit ihm
verbunden? Gewiß, wir kommen mit allen diesen Wesenheiten
zusammen, wir leben mit ihnen auch im Leben nach dem Tode. Aber
es ist ein Unterschied, wie wir leben mit den Wesenheiten, mit
denen wir gelebt haben auf der Erde. Es ist ein Unterschied, je
nachdem der Mensch eine moralische Seelenverfassung durch den
Tod bringt oder ob er eine unmoralische Seelenverfassung hat.
Wenn der Mensch unmoralisch gewesen ist im Leben, dann kommt er
zwar zusammen mit seinen Familienangehörigen und Freunden,
aber es ist immer durch seine eigene Wesenheit etwas geschaffen
wie eine Mauer, durch die er nicht hindurch kann bis zu den
anderen Wesen. Und es wird der Mensch mit einer unmoralischen
Seelenverfassung nach dem Tode ein Einsiedler, ein einsames
Wesen, das überall etwas wie eine Mauer um sich hat und
nicht hinüber kann zu den Wesen, in deren Sphäre er
versetzt ist. Die Seele aber mit einer moralischen
Seelenverfassung, die Seele mit solchen inneren Vorstellungen,
die wir haben, wenn wir unseren Willen läutern, die wird
sozusagen ein geselliger Geist und findet immer die
Brücken und Zusammenhänge mit den Wesen, in deren
Sphäre sie lebt. Ob wir einsame oder gesellige Geister
sind, das entscheidet sich nach unserer unmoralischen oder
moralischen Seelenverfassung. Diese Entscheidung hat etwas sehr
Wichtiges im Gefolge. Derjenige, der ein geselliger Geist ist
und nicht wie in die Schale seiner Wesenheit eingeschlossen
ist, sondern heran kann an die Wesen seiner Sphäre, dieser
Mensch arbeitet fruchtbar an der Fortentwickelung, an dem
Fortschritt der ganzen Welt; der unmoralische Mensch, der nach
dem Tode ein Einsiedler, ein einsamer Geist wird, der arbeitet
an der Zerstörung der ganzen Welt; der reißt
ebensogroße Löcher aus der ganzen Welt heraus, so
groß wie der Grad seiner Unmoralität, seiner
Abgeschlossenheit ist. Die Wirkung der unmoralischen Taten
eines solchen Menschen ist für ihn eine Qual, für die
Welt eine Zerstörung.
Die
moralische Seelenverfassung hat also eine große Bedeutung
schon nach den ersten Zeiten im Kamaloka; sie entscheidet unser
Schicksal auch für die nächste Zeit, die man die
Venus-Zeit nennt. Es kommen aber noch andere Vorstellungen in
Betracht, die der Mensch ausgebildet hat während des
Lebens und die ihn angehen, wenn er in die geistige Welt
eintritt. Diese anderen Vorstellungen sind die religiösen
Vorstellungen. Anders lebt die Seele in der Venus-Sphäre
nach dem Tode, wenn sie ein religiöses Band gehabt hat
zwischen dem Vergänglichen und dem Unvergänglichen,
und anders lebt sie, wenn sie dieses Band nicht gehabt hat.
Wiederum hängt es davon ab, ob wir gesellige Geister
werden oder einsame, einsiedlerische Geister, je nachdem wir
religiös gestimmt waren im Leben oder nicht. Das
Abschließen im Leben, das religiöse Abschließen
im Leben macht uns zu Einsiedlern, zu ungeselligen Geistern.
Wie wenn wir in eine Kapsel eingeschlossen wären, wie in
einem Gefängnis fühlt sich eine solche
unreligiöse Seele. Wir wissen zwar, daß außer
uns die Wesen sind, aber wir sind wie in einem Gefängnis,
in einer Kapsel, so daß wir nicht zu ihnen gelangen
können. So werden zum Beispiel die Mitglieder des
Monistenbundes, insofern sie in ihren öden
materialistischen Vorstellungen jedes religiöse
Gefühl ausgeschlossen haben, nicht nach dem Tode in einer
neuen Gesellschaft, in einem Bund vereinigt sein; sie werden
ein jeder in seinem eigenen Gefängnis eingesperrt sein.
Damit soll natürlich nichts gegen den Monistenbund gesagt
sein; es soll damit nur eine Tatsache begreiflich gemacht
werden.
Hier im Leben sind materialistische Vorstellungen ein Irrtum,
im Reiche des Geistes sind sie eine Tatsache, nämlich die
Tatsache, daß wir uns durch solche Vorstellungen, durch
die wir uns hier im Physischen nur irrtümlich
abschließen, uns dort im Geisterland einkerkern, uns zu
Gefangenen machen unserer eigenen Astralität. — Wir
entziehen uns die Anziehungskräfte in der
Merkursphäre durch unmoralische Lebensverfassung; wir
entziehen uns die Anziehungskräfte in der
Venus-Sphäre durch irreligiöse Seelenverfassung; wir
können die Kräfte, die wir brauchen, nicht
herausbekommen aus dieser Sphäre, das heißt, wir
bekommen dann in der nächsten Inkarnation einen in einer
gewissen Art unvollkommenen astralischen Leib.
Hier sehen Sie, wie an dem Karma gebaut wird, hier sehen Sie
die Technik des Karma. Wenn man diese Tatsache der okkulten
Forschung nimmt, dann beleuchtet sich einem in einer
merkwürdigen Weise solch ein Ausspruch, der wie instinktiv
von Kant gemacht worden ist. Als er sagen wollte, welche
zwei Dinge ihm am meisten Bewunderung einflößen, da
sagte er: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische
Gesetz in mir. — Scheinbar sind es zwei Dinge, in
Wahrheit aber ist es eines und dasselbe. Ja, warum
überkommt uns ein solches Gefühl der Erhabenheit, des
göttlichen heiligen Ernstes, wenn wir in die Weiten des
Sternenhimmels hinaufschauen? Weil dann, ohne daß wir es
wissen, unser seelisches Heimatgefühl erwacht; weil dann
in der Seele erwacht das Gefühl: Bevor du
heruntergestiegen bist auf die Erde zu einer neuen Inkarnation,
da warst du selber in diesen Sternen, und aus diesen Sternen
hast du die besten Kräfte in dich hineinbekommen. Und dein
moralisches Gesetz, es ist dir verliehen worden, als du in
dieser Sternenwelt weiltest. Du kannst dasjenige, was der
Sternenhimmel zwischen dem Tode und einer neuen Geburt dir
gegeben hat, als die besten, schönsten Kräfte deiner
Seele erschauen, wenn du Selbsterkenntnis übst. —
Was wir im Sternenhimmel erblicken, ist das moralische Gesetz,
das uns aus geistigen Welten gegeben ist, denn wir leben mit
dem Sternenhimmel zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Wer
sich in die Möglichkeit versetzen will, eine Ahnung zu
bekommen, woher seine besten Kräfte stammen, der sollte
mit solchen Gefühlen den Sternenhimmel betrachten. Wer
überhaupt nicht fragen will, sondern stumpfsinnig in den
Tag hineinlebt, dem werden die Sterne nichts erzählen. Wer
sich aber die Frage aufwirft: Wie kommt dasjenige, was niemals
mit meinem Sinnenleib zusammenhängt, wie kommt es in mich?
Wenn er dann den Blick zum Sternenhimmel erhebt und ihn jenes
eigentümliche Gefühl überkommt; wenn er dann
spüren kann, wie er fromm werden kann, dann weiß er:
es ist die Erinnerung an unsere ewige Heimat. So wächst
man allmählich hinein in jenen Zustand, wo wir wirklich
zusammenleben mit dem Sternenhimmel zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt.
Wir
fragten, so wie wir bisher gefragt haben, nach unserem
astralischen Leib mit seinen Zusammenhängen, seinem
Wiederaufbau in der geistigen Welt. Dieselbe Frage können
wir in bezug auf unseren Ätherleib aufwerfen. Auch ihn
müssen wir unser ganzes Leben hindurch zerstören;
aber ebenso müssen wir von woanders her die Kräfte
holen, damit wir ihn wieder aufbauen können, damit wir ihn
in den Stand setzen, seine Arbeit während des Lebens
für den ganzen Menschen zu leisten.
Ja,
es gab lange Zeiträume in der menschlichen
Erdenentwickelung, da konnte der Mensch überhaupt gar
nichts tun, um irgend etwas dazu beizutragen, daß sein
Ätherleib in der nächsten Inkarnation mit guten
Kräften ausgestattet war. Aber es hatte der Mensch dazumal
noch eine Erbschaft aus den Zeiten, wo er auf der Erde
entstanden ist. Solange das alte Hellsehen dauerte, waren in
dem Menschen noch solche Kräfte, die beim Tode noch
unverbraucht vorhanden waren, gewissermaßen
Reservekräfte, durch die der Ätherleib wieder
aufgebaut werden konnte. Aber das ist der Sinn der
Menschenentwickelung, daß alle Kräfte schwinden und
durch neue ersetzt werden müssen. Und heute sind wir
wirklich in einem Entwickelungspunkte, wo der Mensch etwas dazu
tun muß, damit sein Ätherleib wieder aufgebaut werden
kann. Durch alles dasjenige, was wir mit den gewöhnlichen
moralischen Vorstellungen tun, was wir tun mit irgendeiner
Religion der Erde, mit einer Religion, die auf ein einzelnes
Volk der Erde beschränkt ist, gehen wir allerdings in das
Planetensystem und ziehen aus dem Planetensystem die
Kräfte, die wir zum Wiederaufbau des astralischen Leibes
brauchen; nur durch eines gehen wir durch, ohne daß wir
die richtigen Kräfte herausziehen: durch die Sonne selbst.
Denn aus der Sonne muß zugleich unser Ätherleib die
Kräfte ziehen; unser ätherischer Leib muß aus
der Sonne die Kräfte ziehen, die er zu seinem Wiederaufbau
braucht.
In
den vorchristlichen Zeiten, da war es so, daß der Mensch,
indem er sich hinaufentwickelte in die geistige Welt, einen
Teil der Kräfte des Ätherleibes mitnahm, und diese
Reservekräfte ließen ihn aus der Sonne herausziehen
dasjenige, was er zum Wiederaufbau seines Ätherleibes in
einer neuen Inkarnation brauchte. Das ist jetzt anders: der
Mensch bleibt jetzt immer mehr und mehr unberührt von den
Kräften der Sonne. Wenn er nicht das Entsprechende dazu
tut, daß sein ätherischer Leib sich so vorbereitet,
daß er in die Seele das hineingießt, was aus der
Sonne herausziehen kann die Kräfte, die er braucht zum
Wiederaufbau seines Ätherleibes, so geht er unberührt
durch die Sonnensphäre hindurch.
Nun
kann uns das, was wir fühlen können aus einem
einzelnen Religionsbekenntnis der Erde, niemals in der Seele
das geben, was wir brauchen, um in der Sonnensphäre
bestehen zu können. Dasjenige, was wir in unseren
Ätherleib hineingießen können, dasjenige, was
wir dann brauchen in der Seele, damit sie fruchtbar durchlaufen
kann die Sonnensphäre, das kann uns nur werden aus dem
Gemeinsamen, das in allen menschlichen Religionen fließt.
Und was fließt darin? Nun, wenn Sie die verschiedenen
Religionen der Welt vergleichen — und dies ist ja eine
der bedeutsamsten Aufgaben der geisteswissenschaftlichen
Arbeit, den Wahrheitskern der verschiedenen Religionen wirklich
zu studieren —, wenn Sie sie alle miteinander
vergleichen, so werden Sie eines finden. Sie werden finden,
daß diese Religionen immer in ihrer Art vollkommen waren,
aber gerade auf ein bestimmtes Volk, auf eine bestimmte
Zeitepoche hin; daß sie diesem Volk, dieser Zeitepoche das
Bedeutsamste gegeben haben, was diese Zeit erhalten konnte. Und
wir wissen im Grunde genommen am meisten über eine
Religion da, wo diese Religionen gerade haben dienen
können ihrer Zeit und ihrem Volke dadurch, daß sie
sich abgeschlossen haben in einer gewissen egoistischen Weise
so, wie sie aus dem großen Urquell des Lebens gegeben
waren.
Wir
haben ja schon seit mehr als zehn Jahren die Religionen
studiert; aber es mußte einmal der Anfang gemacht werden
damit, der Menschheit etwas zu geben, das über die
einzelnen Religionen hinausgeht, das gleichsam alles das
enthält, worauf die einzelnen Religionen hingewiesen
haben. Wodurch kam das zustande? Das kam dadurch zustande,
daß einmal eine Religion auftrat, die eine unegoistische
Religion ist. Ihre Vollkommenheit beruht gerade darin, daß
sie sich nicht bloß auf ein Volk und auf eine Zeit
beschränkte. Eine im eminentesten Sinne egoistische
Religion ist zum Beispiel die Hindu-Religion. Denn wer kein
Hindu ist, kann nicht aufgenommen werden in diese Religion.
Diese Hindu-Religion ist also in besonderem Sinne zugeschnitten
auf das Hinduvolk. Ebenso ist es mit den anderen
Territorialreligionen. Darauf beruht die Größe der
einzelnen Religionsbekenntnisse, daß sie für die
einzelnen irdischen Verhältnisse zugeschnitten waren. Wer
das nicht ins Auge faßt, daß die Religionen gerade
darin ihre Vollkommenheit haben, daß sie auf einzelne
irdische Verhältnisse sich beschränken, wer nur immer
betont, daß alle Religionssysteme aus einer Einheitsquelle
gekommen sind, der kann nie zu einer Erkenntnis kommen.
Was
heißt es denn, nur immer von der Einheit zu sprechen? Das
heißt zum Beispiel, jemand sagt: Auf dem Tische stehen
Salz und Pfeffer und Paprika und Zucker, aber nicht was jedes
für sich bedeutet, wollen wir hervorheben, sondern die
Einheit suchen wir, die sich ausdrückt in den
verschiedenen Gewürzen, Pfeffer, Salz, Paprika und Zucker.
— Reden kann man so über diese Dinge, aber wenn es
sich darum handelt, von dem Reden zur Wirklichkeit
überzugehen, wenn es darauf ankommt, die verschiedenen
Gewürze jedes für sich in seiner Eigenart anzuwenden,
wird man den Unterschied schon gewahr werden. Da wird niemand,
wenn er die verschiedenen Gewürze anwendet, sagen,
daß sie alle ohne Unterschied Gewürz seien. Denn wenn
wirklich kein Unterschied ist, dann nehmen Sie einmal das Salz
oder den Pfeffer und tun diese statt Zucker in Ihren Kaffee
oder Tee; da werden Sie den Unterschied schon spüren.
Denselben logischen Schnitzer macht jemand, der nicht wirklich
die einzelnen Religionsbekenntnisse trennt, sondern sagt: sie
kommen alle aus derselben Quelle.
Aber wenn man kennen will, wie das lebendige Band sich durch
die verschiedenen Religionen hindurchzieht auf ein großes
Ziel hin, dann muß man dieses Band kennenlernen, dann
muß man die Religionen in ihrem Wert für die
einzelnen Sphären wirklich studieren. Das ist geschehen
seit mehr als zehn Jahren innerhalb unserer
mitteleuropäischen Sektion der Theosophischen
Gesellschaft; aber es ist dann einmal der Anfang gemacht
worden, eine Art von Religion zu gewinnen für etwas, was
nichts zu tun hat mit den menschlichen Unterschieden, was nur
mit dem Menschlichen etwas zu tun hat, das ohne Unterschied von
Farbe und Rasse und so weiter ist. Worin drückt sich das
aus? Haben wir in Wahrheit eine nationale Religion, wie sie die
Hindu oder die Juden haben? Wenn wir den Wotan verehren
würden, dann wären wir in der Lage, in der die Hindu
sind. Wir verehren aber nicht den Wotan. Das Abendland hat sich
zum Christus bekannt, der kein Abendländer ist, der ein
Auswärtiger ist in bezug auf seine Abstammung. Nicht eine
national-egoistische Art, sich an ein Bekenntnis zu binden, ist
die Art, wie das Abendland sich zum Christus gestellt hat. Wir
können das hier berührte Gebiet im Rahmen eines
einzelnen Vortrages natürlich nicht erschöpfend
behandeln; immer können nur einzelne Gesichtspunkte
angeführt werden. Angeführt werden sollte, daß
die Art, wie sich das Abendland sein Religionsbekenntnis
angeeignet hat, eine absolut unegoistische gewesen ist. Auch in
einer anderen Art zeigt sich das Überwiegende des
ChristusPrinzipes. Rufen Sie zusammen einen ernsten
Kongreß, zusammengesetzt von Religionsgelehrten der
verschiedenen Religionsbekenntnisse, die sich bemühen
sollen, die einzelnen Religionssysteme unparteiisch miteinander
zu vergleichen. Die Frage möchte ich ihnen stellen, ob es
in demselben Sinne in irgendeiner Religion etwas gibt, was
über die ganze Erde hin Gültigkeit hat wie das
Folgende: daß wir eine und dieselbe Bemerkung haben, die
von zwei Seiten herkommend etwas ganz Verschiedenes bedeutet,
wie im Christentum. Es ist eine tiefe Bemerkung im Evangelium,
die da der Christus Jesus macht, indem er sagt zu denen, die er
lehrte: In euch allen lebt ein Göttliches; seid ihr denn
nicht Götter? Er sagt es mit aller Gewalt: «Ihr seid
Götter» (Joh. 10, 34). Damit meint der Christus
Jesus: Ein Funke liegt in jeder Menschenbrust, der
göttlich ist, der angefacht werden muß, so daß
man sagen kann: Seid wie die Götter! Zu einer anderen, und
zwar gerade entgegengesetzten Wirkung führt ein Wort von
Luzifer, als er an den Menschen herantritt, um ihn
herabzuziehen aus dem Götterbereiche, indem er zu den
Menschen sagt: «Ihr werdet sein wie Gott» (I. Mose,
3, 5). Da war der Sinn ganz anders. Der gleiche Ausspruch, der
Menschheit zum Verderben, beim Beginn des Herabgehens in den
Abgrund; derselbe Ausspruch, ein Hinweis auf unser
höchstes Ziel! Das soll man in irgendeinem
Religionsbekenntnis in der gleichen Art suchen! Entweder ist
das eine oder das andere da; aber es ist nicht beides da. Man
forsche — aber man forsche nur genau — und man wird
sehen, wie vieles darin liegt in den wenigen Worten, die jetzt
gesagt worden sind. Warum hat das Christentum diese wichtige
Sache in sich aufgenommen? Damit sich zeigt, daß es auf
den bloßen Inhalt nicht ankommt, sondern darauf, aus
welcher Wesenheit er herkommt. Warum? Weil das Christentum
begann, in richtigem Sinne darauf hinzuweisen und hinzuwirken,
was sein Wesenskern verkündet: Nicht bloß
Stammesverwandtschaft ist da, sondern Menschheitsverwandtschaft
ist da, etwas, was ohne Unterschied von Rasse,
Nationalität und Bekenntnis gilt, etwas, was über
alle Rassen und über alle Zeiten herübergreift. Darum
ist das Christentum zugleich so intim verwandt mit der
menschlichen Seele, weil das, was das Christentum geben kann,
keiner menschlichen Seele fremd zu bleiben braucht.
Das
geben zwar noch nicht alle Menschen auf der Erde zu. Aber was
wahr ist, muß ja doch zuletzt sieghaft sich
durchsetzen.
Heute allerdings sind die Menschen noch nicht einmal so weit,
einsehen zu können, daß der Buddhist, der Hindu nicht
den Christus abzulehnen braucht. Denken Sie doch einmal, was es
heißen würde, wenn jemand denkend, tief denkend,
auftreten würde und wenn er sagen würde zu uns: Es
ist unrecht von euch Christus-Bekennern, wenn ihr besonders von
dem Christus sagt: alle Bekenntnisse können sich in ihm
vereinigen, können ihn gleichmäßig als ihr
höchstes Ziel anerkennen. Damit gebt ihr dem Christus den
Vorzug. Ihr dürft besonders nicht über den Christus
eine solche Behauptung aufstellen. — Warum denn nicht?
Vielleicht, weil der Hindu verlangen könnte, wir sollten
auch seine Lehren allein verehren? Wir wollen nichts nehmen
diesen Lehren, die wir wahrhaftig so hoch verehren wie nur
irgendein Hindu. Darf der Buddhist sagen: Ich darf den Christus
nicht anerkennen, denn das steht nicht in meinen buddhistischen
Schriften? Kommt irgend etwas darauf an, wenn etwas, was wahr
ist, nicht in besonderen Schriften steht? Ist es
antibuddhistisch, daß man sich zu dem kopernikanischen
Weltsystem bekennt, obgleich davon nichts in buddhistischen
Schriften steht? Darf der Buddhist sagen: Es ist nicht recht,
es ist antibuddhistisch, daß man sich zu dem
kopernikanischen Weltsystem bekennt, denn in meinen
Büchern steht nichts von dem kopernikanischen Weltsystem?
— Geradeso wie das kopernikanische Weltsystem sind die
neueren geisteswissenschaftlichen Forschungsresultate über
die Christus-Wesenheit etwas, was von einem Hindu oder Bekenner
eines anderen Religionssystems angenommen werden kann; das hat
nichts zu tun mit einem Religionsbekenntnis. Wer es ablehnt,
was Geisteswissenschaft zu sagen hat über den
Christus-Impuls im Verhältnis zu den
Religionsbekenntnissen, der hat nicht das wahre
Verständnis für das, wie man sich zu einem
Religionsbekenntnis zu stellen hat. Vielleicht, meine lieben
Freunde, wird noch einmal die Zeit kommen, wo man sehen wird,
wie das, was wir über das Wesen des Christus-Impulses und
sein Verhältnis zu allen Religionsbekenntnissen und
Weltanschauungen zu sagen haben, ebenso tief zu unseren Herzen,
zu unseren Seelen spricht, wie es sich bemüht, mit einer
äußersten Konsequenz bis in die einzelnen Phasen zu
gehen. — Es ist nicht leicht für den einzelnen,
einzusehen, wie versucht wird, die Dinge zusammenzutragen, die
zu einem wahren Verständnis des Christus-Impulses
führen können. Und es braucht der Mensch in seinem
gegenwärtigen Zyklus ein Verständnis für das,
was wir die Christus-Wesenheit nennen. Das SichBekennen zum
Christus hat nichts zu tun mit einem einzelnen, sich
abschließenden Religionssystem; ein richtiger Christ ist
nur derjenige, der gewohnt ist, einen jeden Menschen anzusehen
als solchen, der das christliche Prinzip in sich selber
trägt; für einen richtigen Christen wird das
Christliche gesucht in einem Chinesen, einem Hindu und so
weiter. — Das wahre Verständnis eines jeden, der
sich zum Christus bekennt, beruht darin, daß er sich
bewußt wird, daß der Christus-Impuls sich nicht
beschränkt auf einen Teil der Erde — ein Irrtum
wäre dies. Die Realität ist so, daß seit dem
Mysterium von Golgatha wirklich wahr ist, was Paulus schon
sagte für die Gebiete, für die er zu sprechen hatte.
Paulus hat verkündet: Christus ist gestorben auch für
die Heiden. Verstehen aber muß die Menschheit, daß
der Christus gekommen ist nicht für ein bestimmtes Volk,
für eine bestimmte, beschränkte Zeit, sondern
für die gesamte Erdenbevölkerung, für alle. Und
dieser Christus, er hat seine Phantomkeime in jede Seele
gestreut, und der Fortschritt wird nur darin bestehen, daß
die Seelen sich ihrer bewußt werden. Wir arbeiten also
nicht nur eine Theorie aus, nicht bloß, daß unser
Verstand ein paar Begriffe mehr bekommt, wenn wir
geisteswissenschaftlich arbeiten, sondern wir kommen zusammen,
daß unsere Herzen und Seelen ergriffen werden. Wenn wir in
dieser Art ein Verständnis entgegenbringen dem
Christus-Impulse, so wird er es endlich machen, daß alle
Menschen auf der Erde zum tiefsten Christus-Verständnis
kommen, zum Verständnis des Christus-Wortes: «Wenn
zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, so bin ich mitten
unter ihnen.» Die in diesem Geiste zusammen arbeiten, sie
finden die Brücke von Seele zu Seele. Das aber wird der
ChristusImpuls über die ganze Erde hin machen. Der
richtige Christus-Impuls, das ist dasjenige, was das lebendige
Leben unserer Zweige sein soll. Da kommt dann der Okkultismus
und zeigt uns, wenn wir es uns angelegen sein lassen dadurch,
daß wir etwas fühlen die Realität des
Christus-Impulses: dann wird in unsere Seelen etwas
hineingesenkt, was sie geeignet macht, den Durchgang zu finden
durch die Sonnensphäre, so daß der Ätherleib uns
in der richtigen Weise wieder gegeben werden kann in der
nächsten Inkarnation. Richtig nehmen wir
Geisteswissenschaft erst auf, wenn wir ein tiefgehendes
Verständnis der Aufnahme des Christus-Impulses
entgegenbringen. Nur so wird unser Ätherleib beim Eintritt
in eine neue Inkarnation stark und kräftig sein. Die
Ätherleiber werden immer mehr und mehr verkommen, wenn die
Menschen nichts wissen von dem Christus und seiner Mission
für die ganze Erdenentwickelung. Durch Verständnis
der Christus-Wesenheit werden wir diesem Verkommen des
Ätherleibes entgehen, das macht uns sonnenfähig,
sonnenhaft, das macht uns geeignet, daß wir aus dem
Gebiete, aus dem der Christus gekommen ist, Kräfte
aufzunehmen fähig werden. Seit er da ist, der Christus,
kann der Mensch die Kräfte mitnehmen von der Erde, die ihn
in die Sonnensphäre führen. Dann können wir
zurückgehen auf die Erde und in der nächsten
Inkarnation leben die Kräfte, die unseren Ätherleib
stark machen. Wenn wir den Christus-Impuls nicht aufnehmen,
dann werden die Ätherleiber immer unfähiger und
unfähiger, sich ihre erhaltenden, aufbauenden Kräfte
aus der Sonnensphäre mitzunehmen, um hier auf der Erde
richtig wirken zu können. Klar sein müssen wir uns,
daß das Leben der Erde wirklich abhängt nicht von dem
bloßen theoretischen Auffassen, sondern von einem
gänzlichen Durchdrungensein von dem Ereignis von Golgatha.
Das zeigt uns die wahre okkulte Forschung.
Und
diese okkulte Forschung zeigt uns weiter, wie wir empfangen
können, was uns für den physischen Leib vorbereitet.
Denn der physische Leib wird uns verliehen durch das, was man
nennt das Vater-Prinzip. Aber durch die Eigentümlichkeit,
die sich ausdrückt durch das Wort des Christus Jesus:
«Ich und der Vater sind Eins» (Joh. 10, 30), werden
wir durch den Christus-Impuls auch des Vater-Prinzips
teilhaftig; das heißt, es führt uns der
Christus-Impuls zugleich zu den göttlichen
Vaterkräften.
Was
ist das Beste, das wir gewinnen können aus unserer
spirituellen Vertiefung? Man könnte sich vorstellen,
daß eine Menschenseele möglich wäre unter Ihnen,
die nachher zur Türe hinausginge und sich sagen
würde: Jetzt habe ich eigentlich alles vergessen bis auf
alle einzelnen Worte. Es würde dies ein extremer Fall
sein, es würde der radikalste Fall sein. Das, meine lieben
Freunde, wäre noch nicht einmal der größte
Schaden. Denn ich könnte mir den Fall denken, daß so
einer, der da hinaustritt auf die Straße, trotzdem ein
Gefühl, eine Empfindung mittrüge, die das Ergebnis
ist dessen, was er hier gehört hat, wenn er auch sonst
alles vergessen hat. Und dieses Gefühl ist die Hauptsache.
Was wir in unserem Gemüt erleben, das ist die Hauptsache.
Aber wir können es nicht anders erleben, wenn wir die
Worte hören, als dadurch: wir müssen uns ihm hingeben
in allen Einzelheiten, damit unsere Gemüter mit dem
mächtigen Impulse ausgefüllt werden. Wenn alles
dasjenige, was Geist-Erkenntnis uns sein kann, zur Verbesserung
unserer Seele beiträgt, dann haben wir das Richtige
gewonnen. Und gar, wenn im rechten Sinne durch das, was sich in
seinem Gemüte niederschlägt durch die
Geisteswissenschaft, der Mensch fähig wird, nur um ein
weniges mehr seine Mitmenschen zu verstehen, dann hat sie an
ihm ihr Werk getan. Denn Geisteswissenschaft ist Leben,
unmittelbares Leben. Widerlegt oder bewiesen wird sie nicht
durch logische Disputationen. Sie wird durch das Leben bewiesen
und gewertet. Und sie wird sich bewähren dadurch, daß
sie Menschen finden kann, in deren Seelen sie Eingang findet.
Aber was könnte uns mehr erheben, als wenn wir imstande
sind zu wissen, daß wir kennenlernen die Quelle unseres
wahren Lebens zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, unsere
Verwandtschaft zu fühlen mit dem ganzen Universum! Was
könnte uns mehr bestärken in unseren Pflichten in
unserem Leben als das Wissen, daß wir in uns tragen die
Kräfte des Universums, zu deren Eingießung wir uns
vorbereiten müssen im Leben, damit sie wirksam in uns
werden können, wenn wir wiederum betreten die Welt der
Planeten und die Welt der Sonne zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt. Und der, der wirklich begreift die Dinge, die ihm
der Okkultismus enthüllen kann über des Menschen
Verhältnis zur Sternenwelt, bei dem ist ehrlich das Gebet,
das er dann verständnisvoll an die Welt richtet und das
etwa so lauten kann: «Je mehr ich mir bewußt werde,
wie ich herausgeboren bin aus dem Weltenall, je mehr ich die
Verantwortlichkeit fühle, die Kräfte in mir zu
entwickeln, die ein ganzes Weltenall mir gegeben hat, ein um so
besserer Mensch werde ich werden können.» Und wer
dieses Gebet aus der tief innersten Seele heraus zu beten
versteht, der darf auch hoffen, daß es bei ihm ein reales
Ideal wird, der darf auch hoffen, daß er durch die Kraft
eines solchen Gebetes ein immer besserer und vollkommenerer
Mensch werde. So arbeitet bis in die intimsten Tiefen hinein
das, was wir durch die wahre Geisteswissenschaft erhalten.
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