Wie entstanden diese Karikaturen?
Es sind kleine Scherze, Spielereien, wie
sie in Augenblicken der Entspannung — etwa zur Teestunde oder
nach dem Mittagsmahl, anlässlich eines zufälligen
Gesprächs über manche Kulturverzerrungen unserer Zeit
— leicht hingeworfen wurden auf ein gerade zur Hand liegendes
unbeschriebenes Blatt oder gar auf eine Papierserviette.
Ein Liebhaber solcher Kostproben, der
Gelegenheit hatte, diese Karikaturen zu sehen, hatte den Einfall, sie
als Licht-bud auf die Leinwand zu bringen, and sie wirkten in ihrer
Vergrösserung so stark and so erheiternd auf die Zuschauer, Bass
das Verlangen laut wurde, sie in der eigenen Mappe nach Hause nehmen
zu können, als allfällige Arznei in einer Stunde des
Trübsinns. Entdeckte man doch auch in ihnen den genialischen
Funken, der in alles einschlug, was Rudolf Steiner sprach oder was
seine Hand formte.
So manches Heitere mag noch irgendwo
verborgen ruhen, denn die Lebensumstande gaben wenig Musse zum
Sammeln: häufiges Verreisen, unentwegte Inanspruchnahme,
Verlegungen des Wohnorts — machten ein liebevolles Verweilen
bei den kleinen Dingen des persönlichen Lebens nicht recht
möglich. Doch sind wohl schon diese witzigen Grotesken Belege
für des Zeichners scharfe Beobachtungsgabe und für sein
intuitives Erfassen des Innerlich-Wesentlichen selbst in der
Verzerrung. Das seelisch Ergriffene wird
Fingerspitzengefühl und geht spielend über in die Form. Wie
die Galgenlieder von Christian Morgenstern erzählen sie uns,
dass tiefster Ernst sich mit feinstem Humor verbinden kann und muss.
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Marie Steiner
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