SECHSTER VORTRAG
Den
Haag, 25. März 1913
Wir
haben die Veränderungen am physischen und am
Ätherleibe des Menschen betrachtet, insofern sie der
Mensch erlebt im Laufe einer esoterischen Entwicklung, die er
zu nehmen versucht. Wenn wir den Grundcharakter dieser
Veränderungen ausdrücken wollen, so können wir
sagen: Der Mensch fühlt immer mehr und mehr seinen
physischen Leib und seinen ätherischen Leib im Verlaufe
der Entwicklung innerlich. Wir haben gegenüber dem
physischen Leib betonen können, daß die einzelnen
Organe immer selbständiger und selbständiger
gefühlt werden, je weiter man vordringt, daß sie
gewissermaßen unabhängiger voneinander werden.
Lebendiger in sich — möchte man sagen —
fühlt sich der physische Leib an. Vom ätherischen
Leib haben wir betont, daß er nicht nur sich lebendiger
fühlt, sondern daß er empfindlicher überhaupt
wird, daß er sich durchzieht mit einer Art von
Bewußtsein; denn er beginnt den Verlauf der
äußeren Ereignisse in feiner Weise mitzufühlen.
Wir haben betont, wie der Mensch im Verlaufe seiner
esoterischen Entwicklung immer empfindlicher wird
gegenüber dem Verlauf von Frühling, Sommer, Herbst
und Winter, wie dieser Verlauf für ihn etwas ganz
Ausgesprochenes wird, so daß sich die aufeinanderfolgenden
Zeittatsachen voneinander mehr trennen, als das im
gewöhnlichen Verlauf des Lebens der Fall ist; daß sie
sich sondern, daß sie sich differenzieren.
Wir
können also sagen, daß der Mensch beginnt, gleichsam
die Vorgänge des äußeren Äthers
mitzuerleben. Es ist dieses der erste Anfang eines wirklichen
Freiwerdens von seiner Leiblichkeit. Immer unabhängiger
und unabhängiger wird man damit von der eigenen
Leiblichkeit, daß man anfängt die Umgebung wirklich
mitzuerleben. Man wird gleichsam selber Frühling, Sommer,
Herbst und Winter innerlich erleben; dadurch aber, daß man
in dem Äußeren lebt, hört man auf, in dem, was
die eigene Leiblichkeit ist, zu leben. Nun haben wir ja gestern
betont, daß dieses alles verknüpft ist mit
einemEmpfindlicherwerden für diese eigene Leiblichkeit.
Man empfindet allmählich, indem man unabhängiger wird
von der eigenen Leiblichkeit, diese eigene Leiblichkeit
sozusagen wie eine Art Kalamität; man merkt, daß
einem alles das, was sich nur auf diese eigene Leiblichkeit
bezieht, zu einer Art von Vorwurf wird. Und damit ist für
eine Höherentwicklung schon außerordentlich viel
errungen, wenn man beginnt, in solchen Vorstellungen und
Empfindungen, wie sie gestern auseinandergesetzt wurden, nicht
mehr ganz einverstanden sein zu können mit seiner eigenen
menschlichen Persönlichkeit; und wenn man dies in immer
höherem Maße erlebt, dann ist schon sehr viel
gewonnen für das höhere, für das spirituelle
Erleben.
Nun
will ich heute versuchen, gewissermaßen durch einen Sprung
unsere Betrachtungen, die wir mehr von innen nach außen
bisher geführt haben, dadurch in ihrem Fortgang zu
unterstützen, daß ich zunächst versuchen werde,
den Standpunkt zu schildern, als ob der Mensch mit seinem
astralischen Leib und seinem Ich schon unabhängig geworden
wäre vom physischen und Ätherleib. Die
Zwischenzustände werden wir in den nächsten Tagen
noch besprechen. Also ich werde gewissermaßen zur
leichteren Verständigung die Hypothese hinstellen,
daß der Mensch mitten im Schlafe den Moment erlebt,
hellsichtig zu werden außer seinem Leibe, und daß er
auf seinen physischen und Ätherleib zurückschauen
kann.
Wir
haben nur ein paar Schritte nach diesem Zustand getan bisher,
sind so weit gekommen, daß wir gewissermaßen aus uns
herausgegangen sind und gelernt haben, so etwas wie Jahres- und
Tageszeiten mitzuerleben; jetzt wollen wir gleich den Zustand
ins Auge fassen, der eintreten würde, wenn wir auf der
einen Seite physischen und Ätherleib hätten, und
herausgehoben, wie es im Schlafe ist, Ich und astralischen
Leib; und wir nehmen an, wir könnten zurückschauen
auf den zurückgelassenen physischen und Ätherleib. Da
würde das, worauf wir da zurückblicken, uns in einem
ganz anderen Licht erscheinen, als es uns für das
gewöhnliche Leben bewußt erscheint. Für das
gewöhnliche Leben blicken wir durch die alltägliche
Beobachtung oder durch die äußere physische
Wissenschaftauf unseren materiellen Leib hin und sehen in ihm
mit einem gewissen Rechte in physischer Beziehung die Krone der
Erdenschöpfung. Wir gliedern diese Erdenschöpfung so,
daß wir sprechen von einem mineralischen Reich, von einem
pflanzlichen Reich, von einem tierischen Reich und von dem
Menschenreich; und wir sehen all die verschiedenen
Vorzüge, die ausgegossen sind auf die verschiedenen
Tiergruppen, vereinigt gleichsam in dieser physischen
Schöpfungskrone, in dem menschlichen Leib. Wir werden
schon sehen, daß für die äußere physische
Betrachtung dies eine gewisse Berechtigung hat. Es soll auch
nicht der Glaube erweckt werden durch den heutigen Vortrag, als
ob mit dem, was sich zunächst darbieten kann für die
rückschauende Betrachtung auf den physischen und
Ätherleib, wenn man plötzlich im Schlafe hellsichtig
würde, — es soll nicht der Glaube erweckt werden,
als ob mit dem eine endgültige Betrachtung über den
physischen Leib gegeben wäre; es soll nur gleichsam ein
Augenblick hellseherischer Rückschau festgehalten werden.
Einem solchen Augenblick kann sich folgendes ergeben: Wir
blicken zurück zunächst, schauen sozusagen unseren
Ätherleib, der uns erscheint wie ein in sich gegliedertes
Nebelgebilde, ein Nebelgebilde mit mancherlei Strömungen,
die wir später genauer beschreiben wollen, — ein
kunstvolles Gebilde, das aber in fortdauernder Beweglichkeit
ist, das an keinem Ort Stille, Ruhe hat; und dann blicken wir
hin auf das, was eingebettet ist in diesen Ätherleib, auf
unseren physischen Leib.
Nun
erinnern Sie sich, daß wir ja gesagt haben: das eigene
Denken, das muß ausgeschaltet sein. Also, eigene Gedanken
machen wir uns nicht über das, was wir sehen. Das ist vor
allen Dingen eine Grundforderung für diesen
hellseherischen Blick, daß wir uns ganz und gar sozusagen
durch die Weltengedanken, die in uns einströmen, daß
wir uns durch sie inspirieren lassen. Was wir also da sehen,
das schauen wir an, aber es wirkt vor allen Dingen auf unser
Gefühl; auf Gefühl und Wille wirkt es. Unser Denken,
das erscheint uns so, wenn wir wirklich das erreicht haben,
wovon gesprochen worden ist, als wenn wir es verloren
hätten; unser eigenes Denken meine ich. Und so schauen wir
mit dem Gefühl, das uns eigengeblieben ist, zurück
auf das, was da eingebettet ist in das Nebelgebilde, in das
immer bewegliche Nebelgebilde unseres Ätherleibes als
unser physisches Organ.
Da
bekommen wir zunächst einen Totaleindruck. Dieser
Totaleindruck ist so, daß uns das, was wir da erblicken,
zu unendlicher Traurigkeit, zu furchtbarer Traurigkeit stimmt.
Und man muß sagen, meine lieben Freunde, diese Stimmung
der Seele, diese furchtbare Traurigkeit, die ist nicht etwa
abhängig von der einen oder anderen menschlichen
Individualität, sondern sie ist ganz allgemein. Den
Menschen kann es nicht geben, der so, wie es geschildert worden
ist, von außen zurückblickt auf seinen physischen
Leib, wie er eingebettet ist im Ätherleib, und der nicht
ganz, ganz durchdrungen würde von maßloser
Traurigkeit. Alles das, was ich an Eindrücken jetzt
schildere, prägt sich zunächst im Gefühl aus,
nicht im Gedanken. Maßlose Traurigkeit, eine ganz
melancholische Stimmung überkommt uns, wenn wir nun
aufblicken zu den Weltgedanken, die in uns einströmen.
Diese Gedanken, die nicht unsere eigenen, sondern die
schöpferisch durch die Welt webende und wirkende Gedanken
sind, die beleuchten sozusagen dieses Gebilde unseres
physischen Leibes, und sie sagen uns durch die Art und Weise,
wie sie das beleuchten, sie sagen uns, was das eigentlich ist,
was wir da sehen.
Sie
sagen uns: das alles, was wir da sehen, das ist das letzte
Dekadenzprodukt einer einstmals bestehenden Herrlichkeit. Und
wir bekommen durch das, was uns diese Gedanken sagen, den
Eindruck: Was wir da als unseren physischen Leib vor uns haben,
das ist wie etwas, was einstmals gewaltig und herrlich war und
verdorrt und zusammengeschrumpft ist und jetzt in ein kleines
Gebilde zusammengeschrumpft eine einstmalige ausgebreitete
Herrlichkeit uns zeigt. Wie eine letzte ins Physische
verhärtete Erinnerung urferner Herrlichkeit erscheint uns
das, was da eingebettet ist in unseren Ätherleib. Da
erscheinen uns unsere einzelnen physischen Organe, die heute
sozusagen zu unserem Ernährungs-, zu unserem
Blutzirkulations-, zu unserem Atmungssystem gehören; wir
blicken sie von außen an, sie geistig anschauend, und
siehe da, sie erscheinen uns so, daß wir uns sagen: Das
alles, was wir da im physischenLeibe vor uns haben, das sind
Schrumpfprodukte, verdorrte Produkte von einstmals
existierenden Lebewesen; von Lebewesen, die in einer herrlichen
Umgebung gelebt haben und die jetzt zusammengeschrumpft und
verdorrt sind. Und in dem Leben, das sie heute in sich haben,
diese Lunge, dieses Herz, diese Leber und die anderen Organe,
in dem ist nur das letzte Dekadenzleben eines
ursprünglichen gewaltigen innerlichen Lebens.
Und
es formen sich uns in diesem hellseherischen Anschauen
allmählich diese Organe zu dem, was sie einstmals waren.
So wie ein Gedanke, an den wir uns nur ganz von ferne erinnern,
wenn wir uns Mühe geben, ihn aus dem Gedächtnis
heraufzuholen, sich auswächst zu dem, was er einst war, so
wächst an dasjenige, was wir zum Beispiel als Lunge in uns
tragen und das zunächst sich darstellt wie die letzte
Erinnerung an eine urferne Pracht und Herrlichkeit, — so
wächst das an. Aber wir fühlen: es geht zurück
wie ein jetziger Gedanke an eine ferne Erinnerung, der sich
dann ausbildet zu dem, was er einstmals war. Es wächst
sich in unserer Anschauung die Lunge aus zu der Imagination
dessen, was einstmals als ein ständiges Symbolum der
Okkultist gekannt hat und auch heute noch als Symbolum der
Menschengestalt kennt: zur Imagination des Adlers. Und wir
bekommen das Gefühl: Diese Lunge war einstmals eine
Wesenheit, — nicht zu vergleichen mit einer heutigen
tierischen Adlerwesenheit, denn die stellt auch nur anderseits
ein Dekadenzprodukt eines einstmaligen gewaltigen Wesens dar,
das man im Okkultismus als Adler bezeichnet; der Okkultist wird
wie in einer kosmischen Erinnerung geführt zum Adler, der
einstmals dagewesen ist. — Und wenn wir uns
rückblickend an unser Herz wenden, dann fühlen wir,
wie das sich ebenfalls ausnimmt wie das Schrumpfprodukt, das
verdorrte, zusammengezogene Produkt, wie eine Erinnerung an
eine alte Herrlichkeit —: dann fühlen wir, wie wir
zurückgeführt werden in uralte Zeiten, in urferne
Vergangenheiten zu einem Wesen, das der Okkultist als den
Löwen bezeichnet. — Und dann, die unteren
Leibesorgane, sie stellen sich uns dar wie eine Erinnerung an
das, was im Okkultismus Stier genannt wird, ein uraltes
Lebewesen, welches in herrlicher Umgebunglebendig einstmals da
war, das verdorrt ist in der Evolution, zusammengeschrumpft,
und das sich heute als die unteren Leibesorgane darstellt.
So
möchte ich schematisch zeichnen das, was einstmals war und
wozu wir kommen, wenn wir diese unsere körperlichen Organe
von außen hellseherisch betrachten: Es soll nur
schematisch gezeichnet werden Stier, Löwe, Adler
übereinander. So erblicken wir etwas, was gelebt hat als
drei herrliche Lebewesen in uralter Vergangenheit. Ich will nun
dieses etwas verkleinern und nur schematisch zeichnen. Um diese
Grundorgane herum können wir auch die anderen Organe in
demjenigen schauen, was sie früher waren in urferner
Vergangenheit; und wir bekommen auf diese Weise etwas vor
unseren hellseherischen Blick, was sich vergleichen
läßt mit fast allen Formen des Erdentierreiches.
Wenn wir nun den Blick nochmals zurückwenden auf diesen in
unseren Ätherleib eingebetteten physischen Leib und auf
das blicken, was man in der Anatomie das Nervensystem nennt,
ja, dann erscheint dieses Nervensystem auch wie ein
Schrumpfprodukt, wie verdorrte Produkte. Aber das, was heute
als Nervensystem da in unserem physischen Leib eingebettet ist,
das erscheint in unserem Ätherleib eingebettet für
den rückschauenden hellseherischen Blick wie die Summe von
wunderbaren pflanzlichen Wesenheiten, die sich in der
mannigfaltigsten Weise hindurchschlängeln durch diese
tierisch zu nennenden Wesenheiten, so daß wir Anordnungen
von pflanzlichen Wesenheiten sehen, die durchgehen nach allen
Seiten. Das ganze Nervensystem löst sich auf in eine Summe
von uraltenpflanzlichen Wesenheiten, so daß sich uns
wirklich etwas darstellt wie eine mächtig sich
ausbreitende Pflanzenwesenheit, darin wohnend die tierischen
Wesenheiten, von denen wir eben gesprochen haben. Wie gesagt,
ich schildere das, was sich dem hellseherischen Blick ergibt,
der eben charakterisiert worden ist als zustandekommend wie im
Schlaf, das heißt den im Ätherleib eingebetteten
physischen Leib von außen ansehend.
Wenn man dieses alles vor sich hat, dann sagt man sich —
das heißt man sagt es sich aus dem Grunde, weil einem die
Weltengedanken gewissermaßen Auskunft darüber geben
und einem das interpretieren, was man vor sich hat —, man
sagt sich dann: Alles das, was du als Mensch in dir
trägst, das ist das Zusammengewelkte, das
Zusammengeschrumpfte von dem, was dir jetzt wie in einer
kosmischen Erinnerung hellseherisch aufgeht. — Und nun
handelt es sich darum, bis zu diesem Punkte die Entwicklung so
zu betreiben, daß man fortwährende Selbstkontrolle,
fortwährende Selbsterkenntnis übt. Die
Selbsterkenntnis bringt einen dahin, nun sich
gefühlsmäßig besinnen zu können: Du bist
außerhalb deines physischen Leibes. Dasjenige, was dir als
physischer Leib im Ätherleib eingebettet erschienen ist,
hat sich vor deinem Blick in das verwandelt, wovon eben jetzt
gesprochen worden ist. Und das, was du jetzt siehst, das ist
nicht in der Gegenwart vorhanden, das mußte in einer
Urvergangenheit vorhanden sein, damit das, was dein physischer
Leib da unten ist, hat entstehen können. Damit dieses
Schrumpfprodukt hat entstehen können, mußte einstmals
das vorhanden sein, was du jetzt mit hellseherischem Blick vor
dir siehst. — Deshalb macht der physische Leib
zunächst diesen traurigen Eindruck, weil man ihn als etwas
erkennt, was sich ergeben hat wie das letzte Welkprodukt einer
einstmaligen Herrlichkeit, die jetzt aufgegangen ist dem
hellseherischen Blick.
Hat
man nun die Selbstbesinnung genügend weit gebracht, bis zu
diesem Grad der Entwicklung, dann wird man gewahr, daß man
in diesem astralischen Leib, den man jetzt außer dem
physischen und Ätherleibe hat, gar nicht anders kann als
— bitte, mißverstehen Sie das nicht, ich schildere
Tatsachen und Sie werden schonsehen, wie sich diese Tatsachen
auflösen; immerhin — wenn man so sagen wollte zur
Ehre der weisheitsvollen Weltenlenker — man muß eben
die Tatsachen erst kennenlernen, und es wird sich schon in den
nächsten Tagen aufklären, um was es sich da handelt
—, man kann also gar nicht anders, als sich, wie man da
ist in seinem astralischen Leib, als einen absoluten Egoisten
erkennen, als ein Wesen, das nichts anderes kennt als nur sich
selber, und man lernt erkennen, daß man Gründe genug
hat, traurig zu sein. Denn es drängt jetzt das
Gefühl, zu wissen, warum das geschehen ist, warum das
alles zusammengeschrumpft ist.
Und
nun handelt es sich darum: Ja, wer hat die Schuld an diesem
Zusammenschrumpfen? Wer hat die Gestalt, die du hellseherisch
vor dir hast, dieses wunderbare Pflanzenwesen mit den
tierischen, vollkommenen Gebilden innerhalb seines Selbst, wer
hat das zu dem heutigen Schrumpfprodukt des physischen Leibes
gemacht? — Jetzt ertönt es wie eine innere
Inspiration aus einem selbst heraus: Du selbst hast das dazu
gemacht, du selbst. Und daß du überhaupt das geworden
bist, was du heute bist, das verdankst du dem Umstand, daß
du die Kraft gehabt hast, diese ganze Herrlichkeit zu
durchtränken mit deinem Wesen. Daß dein Wesen wie
Gift hineingeträufelt ist in diese alte Herrlichkeit, das
hat diese alte Herrlichkeit so zum Schrumpfen gebracht, wie sie
jetzt ist!
Also, man ist es selbst und man verdankt die Möglichkeit,
so ein Selbst zu sein, wie man es ist, dem Umstand, daß
man mit seinem eigenen Wesen den Todeskeim in all diese
Herrlichkeit hineinversenkt, imprägniert hat, so daß
sie schrumpfte. Wie wenn Sie einen mächtigen Baum, der in
Herrlichkeit wächst und der in sich mannigfaltige Tiere
ernährt, die nur von diesem Baum ernährt werden
können, wie wenn Sie den an einem Punkt anstechen, so
daß er von diesem Punkt aus verdorrt, daß er welkt
und zusammenschrumpft ins Kleine und mit ihm all die Wesen
ersterben, die von ihm ernährt werden, so kommt Ihnen das
vor, was geschehen ist mit dem, was sich da hellseherisch
ausbreitet und was da zusammengeschrumpft ist zum menschlichen
physischen Leibe. Es ist dieses ein ungeheurer Eindruck, der
hervorgerufen wird durch diesenMoment hellsichtiger
Betrachtungsweise. — Und immer mehr und mehr drängt
der Mensch in seinem astralischen Leibe dazu, zu wissen, wie
das gekommen ist. In diesem Moment erscheint ihm unter den
tierischen Urwesen, die er hier wahrnimmt, sozusagen an der
Hinterwand des Gartens, wie sich windend, in einer
wunderschönen Gestalt tatsächlich Luzifer!
Hier macht man zuerst Bekanntschaft durch hellseherische
Betrachtung mit Luzifer und weiß jetzt: O ja, so war es
mit den Kräften, die heute im physischen Menschenleibe
verschrumpft sind, zur Zeit, als Luzifer innerhalb dieses
ganzen Wesens, das sich dir jetzt hellseherisch darbietet,
erschien.
Und
nun weiß der Mensch, daß in jener urfernen
vergangenen Zeit, in welcher das alles Wirklichkeit war, was da
dem hellseherischen Blick erscheint, daß er sich da
lebendig fühlte innerhalb von alledem: da war er drinnen,
das war sein Reich. Und in diesem Reich zog ihn Luzifer an
sich, der Mensch verband sich mit Luzifer, und die Folge davon
war, daß ihm in Kraftströmungen, die etwa in solcher
Linie gezeichnet werden könnten, die Wesenheiten der
höheren Hierarchien nachdrängten und denMenschen, der
sich mit Luzifer verband — das zeigt sich alles der
hellseherischen Betrachtung — in diese Regionen und nach
vorne herausdrängten. Es bekam das Gebiet hier (oben
rechts) Öffnungen; diese Öffnungen sind im
Zusammenschrumpfen unsere heutigen Sinnesorgane geworden. Durch
diese Öffnungen ist der Mensch, der früher in diesem
Gebiet gelebt hat, herausgedrängt worden, weil er sich mit
Luzifer verbunden hat. Und indem der Mensch herausgedrängt
worden ist, lebt er nun in der Welt außerhalb dieses
Gebildes, und dieses Gebilde schrumpfte zusammen und ist sein
physischer Leib.
Also stellen Sie sich vor, damit Sie eine schematische
Anschauung haben, den heutigen physischen Leib immer
größer und größer werdend, alle Organe sich
vergrößernd, alle Verdauungs-, Blut-zirkulations-,
Atmungsorgane wie zu mächtigen tierischen Lebewesen in der
Vergrößerung werdend, die Nervenorgane zu
Pflanzenwesen werdend; in diesem mächtigen Gebilde denken
Sie sich den Menschen herrschend. Auf der einen Seite erscheint
nun Luzifer; der Mensch wird angezogen von Luzifer, dadurch
drängen dann Wesenheiten der höheren Hierarchien nach
und drängen den -Menschen hinaus. Dadurch, daß der
Mensch hinausgedrängt ist, schrumpft nach und nach das
ganze Gebilde zusammen zu dem engen Raum, den heute ein
Menschenleib einnimmt, und der Mensch ist mit seinem
Bewußtsein, mit seinem ganzen Tagesbewußtsein,
außerhalb seines Leibes. Denn das hat bewirkt, daß
der Mensch nicht das weiß, was da drinnen ist, wovon er
früher wußte, sondern daß er von dem weiß,
was außerhalb ist. Er ist herausgejagt worden durch die
Öffnungen, die heute die Sinne sind, und ist heute in der
Sinneswelt, und das, worin er war in urferner Vergangenheit,
ist heute zusammengeschrumpft, das stellt sein Inneres dar.
Jetzt habe ich Ihnen eine Vorstellung gegeben, wie der Mensch
durch hellseherische Betrachtung zu dem kommt, was man das
Paradies nennt. So wurde in der Tat geleitet in den
Mysterienschulen die menschliche Vorstellung hin zum Paradiese.
Wo war das Paradies? fragen die Menschen. Das Paradies war in
einer Welt, die allerdings heute in der Sinneswelt nicht mehr
vorhanden ist.Das Paradies hat sich zusammengeschrumpft, hat
sich nur vervielfältigt; das Paradies hat als seinen
letzten Erinnerungsrest zurückgelassen das physische
Innere des Menschenleibes, nur ist der Mensch herausgejagt
worden, er lebt nicht in seinem Inneren. Dieses Innere kann er
erst auf die Art durch hellseherische Weise kennenlernen, wie
wir es gesehen haben. Der Mensch weiß von den Dingen
außerhalb, er weiß von dem, was vor seinen Augen
steht, um seine Ohren herum ist; sonst wußte er, was
drinnen ist, aber dieses Drinnen war groß, war das
Paradies.
Versuchen Sie jetzt eine Vorstellung davon zu bekommen,
daß tatsächlich der Mensch dadurch, daß er ein
Wesen ist, welches das Bewußtsein über die
äußere Sinneswelt verbreitet, die Welt, in der er
wohnte, bevor er in die Sinneswelt eingetreten ist,
zusammengedrängt hat zu den Welk- oder Schrumpfprodukten
seines inneren Leibes. Dann bedienten sich die hier (siehe
Zeichnung, Seite 107) den Menschen zuerst hinausstoßenden
und dann nachwirkenden Wesenheiten des Ahriman und anderer
Geister, deren Tätigkeit sie ins Gute verkehrten, und
setzten die Gliedmaßen, Hände und Füße an,
und hier das Antlitz, das sie formten, indem sie die
Möglichkeit gaben, daß der Mensch sich durch
Hände und Füße und durch das, was durch seine
Sinnesorgane nach dem Inneren geht, bediente des
zusammengeschrumpften Paradieses.
Wir
haben so vor unserem geistigen Blick auftreten sehen den ins
Riesenhafte vergrößerten physischen Menschenleib, der
in seinem heutigen Zustand also das Schrumpfprodukt des
einstigen Paradieses darstellt. Wenn wir dieses betrachten,
dann können wir ein wenig wiederum eine Vorstellung davon
bekommen, wie eigentlich hellseherische Betrachtung
vorrückt. Wir haben gesehen, wie der Mensch zunächst
immer sensitiver und sensitiver wird gegenüber seinem
physischen und Ätherleibe. Jetzt haben wir mit einem
gewissen Sprung über einen Abgrund gleichsam nachgesehen,
was sich für Eindrücke ergeben, wenn der Mensch von
ganz außerhalb zurückblickt auf seinen in den
Ätherleib eingebetteten physischen Leib. Ich habe gesagt,
daß der Ätherleib ein in sich Bewegliches ist; nichts
in diesem Ätherleib, wenn man von außen in ihn
zurücksieht, ist eigentlich stillstehend, nichts ist in
Ruhe, alles in ständiger Bewegung. Es geschieht
fortwährend etwas; aber je mehr man lernt, durch
Geistesschulung hinzublicken auf das, was da geschieht, desto
mehr vergrößert sich gleichsam auch das Tableau
dieses Geschehens, und alles wird sinnvoll. Wie
gewissermaßen der physische Leib zu dem sinnvollen Garten
des Paradieses wird, so wird auch das, was im Ätherleib
vorgeht, zu sinnvollen Vorgängen. Man könnte ja nun
einmal den Versuch anstellen, typisch zu erzählen, was man
da für Tatsachen und Vorgänge sieht, wenn man auf den
Ätherleib hinsieht und von dem physischen Leib dabei
absieht. Nun, den physischen Leib, so wie ich ihn Ihnen
beschrieben habe, könnte man wirklich hellseherisch nur
sehen, wenn man im allertiefsten Schlafe plötzlich
hellseherisch aufgeweckt würde; dann würde sich der
physische Leib also erweitern zu diesem Gebilde, wie es gezeigt
worden ist. Aber der Ätherleib ist gewissermaßen
schon leichter zu sehen; er ist schon dadurch zu sehen,
daß man versucht, in einer gewissen Beziehung den Moment
des Einschlafens zu erhäschen, so zu erhäschen,
daß man nicht ins Unbewußte gleich
hinüberschläft, sondern daß man bewußt eine
Zeit bleibt, nachdem man mit seinem astralischen Leib und dem
Ich den physischen und Ätherleib verlassen hat. Da sieht
man hauptsächlich dann auf diesen Ätherleib hin,
sieht förmlich wie ganz lebendige Träume diese
beweglichen Tatsachen des ätherischen Leibes. Dann sieht
man sich wie durch einen tiefen Abgrund getrennt von dem, was
da im ätherischen Leibe vorgeht; aber man sieht jetzt
alles in nicht räumlichem, sondern in zeitlichem
Geschehen. Man muß also, wenn man schon heraus ist aus
seinem Ätherleib, empfinden diese Erlebnisse, diese
bewegten Erlebnisse im Ätherleib, wie wenn man mit dem
Bewußtsein noch einmal hineinschlüpfte.
Also diese Empfindung muß man haben, wie wenn man durch
einen Abgrund, der gleichsam durch Äther ausgefüllt
ist, durch den allgemeinen Weltenäther, wie wenn man durch
einen solchen Abgrund getrennt wäre von seinem
ätherischen Leib; wie wenn man jenseits des Ufers des
ätherischen Leibes wäre und da mannigfaltige
Vorgänge sich abspielten. Man fühlt sich also, weil
man es hiermit Vorgängen zu tun hat, die alle in der Zeit
sich abspielen, gleichsam wie ein Wanderer, der zu seinem
eigenen Ätherleib hingeht. In Wirklichkeit
verläßt man ihn immer mehr und mehr, aber man geht in
hellseherischem Bewußtsein zu diesem Ätherleibe hin.
Man fühlt, wie wenn man im Annähern an diesen eigenen
Ätherleib etwas entgegenkommend hätte, was einen
zurückstößt. Wie an einem geistigen Fels kommt
man an. Dann ist es, wie wenn man in etwas hineingelassen
würde. Man war erst draußen, dann ist es, wie wenn
man in etwas hineingelassen würde, wie wenn man erst
draußen gewesen wäre und jetzt drinnen wäre,
aber nicht so, wie wenn man bei Tage drinnen wäre. Alles
hängt davon ab, daß man mit seinem astralischen Leib
und Ich draußen ist und nur hineinschaut, das heißt,
nur mit seinem Bewußtsein drinnen ist. Und jetzt merkt
man, was da drinnen vorgeht.
Es
ist auch in einer gewissen Weise alles verwandelt, wie sich der
physische Leib ins Paradies verwandelt hat; aber das, was da
geschieht, hängt doch noch viel inniger zusammen mit den
gegenwärtigen Vorgängen am Menschen. Bedenken wir
nur, was der Schlaf eigentlich bedeutet, was dieses
«außerhalb des physischen und Ätherleibes
sein» bedeutet. Denn wir haben angenommen, daß das
hellseherische Vermögen in diesem Augenblicke
hervorgerufen wurde dadurch, daß der Mensch plötzlich
im Schlafe hellseherisch würde oder im Einschlafen
hellseherisch bewußt bliebe. Bedenken wir, was der Schlaf
ist: Dasjenige, was mit Bewußtsein den physischen und
ätherischen Leib durchdringt, ist draußen; da drinnen
gehen jetzt nur sozusagen vegetative Vorgänge vor sich,
spielt sich alles ab, was die während des Tages
verbrauchten Kräfte wiederum ersetzt. Ja, das nehmen wir
wahr, nehmen wahr, wie da aus dem Physischen heraus die
Kräfte, die namentlich im Gehirn verbraucht worden sind,
ersetzt werden. Aber nicht so, daß wir das Gehirn sehen
würden wie der Anatom, sondern wir sehen, wie der Mensch
der physischen Welt, dessen wir uns während des Tagwachens
für unser Bewußtsein bedienen, wie dieser Mensch
— von uns verlassen zwar, aber deutlich zeigend, daß
er unser Werkzeug ist — gleichsam verzaubert in einer
Burg liegt.
Wie
unser Gehirn innerhalb der Schädeldecke wie ein Sinnbild
liegt, so erscheint uns unser Menschenwesen auf Erden wie eine
verzauberte Wesenheit, in einer Burg lebend. Wir treten unserer
Menschenwesenheit entgegen wie einer Wesenheit, die wie
gefangen, umschlossen von Felsenmauern ist. Das Sinnbild, das
gleichsam wiederum zusammengezogene Sinnbild davon ist unsere
Schädeldecke. Von außen erscheint uns das als die
kleine Schädeldecke. Wenn wir aber auf die
ätherischen Kräfte blicken, die zugrunde liegen, so
erscheint uns in der Tat das, was Erdenmensch ist, wie da
drinnen in der Schädeldecke sich befindend und eingefangen
in dieser Burg. Und dann strömen herauf aus dem anderen
Organismus die Kräfte, die diesen Menschen unterhalten,
der eigentlich in der Schädeldecke drinnen ist wie in
einem mächtigen Schlosse. Da strömen die Kräfte
herauf. Zunächst strömt diejenige Kraft herauf, die
da kommt aus dem im Organismus verbreiteten Werkzeug des
astralischen Menschenleibes; es strömt herauf alles das,
was erglüht und mächtig den Menschen macht durch die
Nervenstränge; das alles strömt zusammen in den
irdischen Gehirnmenschen: das erscheint einem als das
«mächtige Schwert», das der Mensch sich auf der
Erde geschmiedet hat. — Dann dringen herauf die
Kräfte des Blutes; diese Kräfte des Blutes —
man fühlt allmählich, man lernt erkennen —
erscheinen einem als das, was eigentlich den bloß in dem
Zauberschloß der Schädeldecke liegenden
Gehirnmenschen verwundet: wie die «blutige Lanze»
sind die Kräfte, die im Ätherleibe nach dem irdischen
Menschen heraufströmen, der in dem Zauberschloß des
Gehirns liegt. — Und dann gewinnt man eine Erkenntnis.
Diese eine Erkenntnis ist, daß man beobachten kann, was da
alles heraufströmen darf nach den edelsten Teilen des
Gehirns. Davon hat man ja vorher gar keine Ahnung.
Ja,
sehen Sie, da komme ich von einem anderen Gesichtspunkt aus auf
das zurück, was ich schon in diesen Tagen berührt
habe. Der Mensch kann nämlich noch so viel aus dem
Tierreich essen: für einen gewissen Teil seines Gehirns
ist das alles nicht brauchbar, ist das alles nur Ballast.
Andere Organe mögen dadurch ernährt werden, aber im
Gehirn gibt es etwas, wovon der ätherische Leibsogleich
alles zurückstößt, was vom tierischen Reiche
kommt. Ja, sogar alles das stößt der ätherische
Leib zurück von einem Teil des Gehirnes, von einem kleinen
edlen Teil des Gehirnes, was vom pflanzlichen Reiche kommt, und
nur den mineralischen Extrakt läßt er gelten in einem
kleinen edlen Teil des Gehirns; und da bringt er zusammen
diesen mineralischen Extrakt mit den edelsten Einstrahlungen
durch die Sinnesorgane. Das Edelste des Lichtes, das Edelste
des Tones, das Edelste der Wärme berührt sich hier
mit den edelsten Produkten des mineralischen Reiches; denn von
der Verbindung der edelsten Sinneseindrücke mit den
edelsten mineralischen Produkten nährt sich der edelste
Teil des menschlichen Gehirns. Von diesem edelsten Teile des
menschlichen Gehirns sondert der Ätherleib alles aus, was
aus dem Pflanzen- oder Tierreich kommt. Dann dringen ja auch
alle die Dinge, die der Mensch als seine Nahrung bekommen hat,
herauf. Das Gehirn hat auch unedlere Teile, die halten Mahlzeit
von alledem, was da heraufströmt und wovon sich eben der
Organismus ernährt. Nur der edelste Teil des Gehirns
muß von dem schönsten Zusammenfluß von
Sinnesempfindungen und dem edelsten, gereinigten mineralischen
Extrakt genährt werden. Da lernt man erkennen einen
wunderbaren kosmischen Zusammenhang des Menschen mit dem ganzen
übrigen Kosmos. Da blickt man sozusagen an eine Stelle des
Menschen, wo sich vor einem abspielt, wie das Denken des
Menschen durch das Instrument des dem Astralleibe dienenden
Nervensystems das Schwert bereitet für die menschliche
Stärke auf Erden; da macht man Bekanntschaft mit dem, was
alles dem Blut beigemischt ist und was gewissermaßen zur
Tötung gerade des Edelsten im Gehirn beiträgt. Und
immerdar hält aufrecht dieses Edelste im Gehirn der
Zusammenfluß der feinsten Sinnesempfindungen mit den
edelsten Produkten des mineralischen Reiches. Und dann
strömen nach dem Gehirne zur schlafenden Zeit, wo sich das
Denken nicht mit dem Gehirne beschäftigt, die Produkte,
die sich weiter abwärts im Innern gebildet haben aus dem
Pflanzen- und dem Tierreich.
So
ist es, wenn man in seinen eigenen Ätherleib hineindringt,
wie wenn man an einem Abgrunde ankommen würde und
überdiesen Abgrund hinweg in seinem Ätherleibe sehen
würde, was der da macht; und das erscheint alles in
mächtigen Bildern, die Vorgänge des geistigen
Menschen während des Schlafes darstellen. Dieses Ich und
der astralische Leib, dieser geistige Mensch, der untertaucht
in die Burg, die gebildet wird aus dem, was eben sich nur
symbolisch in der Schädeldecke darstellt, wo schlafend,
verwundet vom Blut, der Mensch liegt, dem man es ansieht, wie
Gedanken seine Stärke sind — das, was sich da
ernähren lassen muß von alledem, was aus den Reichen
der Natur heraufdringt, was in seinem edelsten Teile von jenem
Feinsten bedient werden muß, das da gekennzeichnet worden
ist —, dieses alles in Bilder gebracht, gab die
Gralssage. Und die Sage von dem Heiligen Gral kündet uns
von jener Wunderspeise, die zubereitet ist aus den feinsten
Wirkungen der Sinneseindrücke und aus den feinsten
Wirkungen der mineralischen Extrakte, die dazu berufen sind,
den edelsten Teil des Menschen zu ernähren sein Leben
hindurch, wie er es physisch zubringt auf der Erde; denn durch
alles andere würde er getötet. Diese Himmelsspeise
ist das, was in dem Heiligen Gral drinnen ist.
Und
das, was sonst geschieht, was aus den übrigen Reichen
hinaufdringt, finden wir genugsam dargestellt, wenn wir
zurückgehen auf die ursprünglich beschriebene
Gralssage, da wo wir vor eine Mahlzeit geführt werden, bei
der zuerst eine Hirschkuh aufgetischt wird. Das Hinaufdringen
in das Gehirn, wo immerdar schwebt der Gral — das
heißt das Gefäß für die edelste Nahrung des
durch alles übrige getöteten menschlichen Heros, der
in der Burg des Gehirns liegt —, das alles wird uns
dargestellt. Und am besten ist es nicht eigentlich bei Wolfram,
sondern am besten ist es äußerlich — exoterisch
noch dargestellt —, weil fast jeder erkennen kann, wenn
er darauf aufmerksam gemacht worden ist, wie diese Gralssage
ein okkultes Erlebnis ist, das jeder Mensch an jedem Abend neu
erleben kann —, am besten ist es dargestellt trotz der
Profanation, die auch da schon eingetreten ist, bei Christian
von Troyes. Und er hat hinlänglich durch mancherlei
Andeutungen darauf hingewiesen, daß er das, was er meint,
exoterisch gegeben hat; denn er beruft sich ja auf seinen
Lehrer und Freund, der imElsaß gelebt hat und der ihm das
eigentlich Esoterische gegeben hat, welches er in exoterische
Formen brachte. Dies geschah in der Zeit, in der es notwendig
war wegen jenes Überganges, auf den hingedeutet ist in
meiner Schrift «Die geistige Führung des Menschen und
der Menschheit». Kurz vorher ist die Gralssage exo-terisch
gemacht worden, 1180.
Derlei Dinge erscheinen der äußeren Welt heute noch
wie eine Phantasterei, weil ihr so vielfach als das Wirkliche
nur das erscheint, was außerhalb des Menschen liegt.
Daß der Mensch sich in einem noch viel höheren Sinne
als Krone der Schöpfung erweist, erkennt er gerade dann,
wenn er seinen physischen Leib in der ursprünglichen
herrlichen Größe sieht, und seinen Ätherleib so
sieht, wie er innerlich arbeitet: an dem physischen Leib, um
das wieder zum Leben zu erwecken, was durch jenen Stich, von
dem ich als vom Blute kommend gesprochen habe, getötet und
gelähmt worden ist. Daran arbeitet der ätherische
Leib, um es sofort, so gut es geht, wiederum zum Leben zu
erwecken; er erhält es durch seine menschliche Lebenszeit
hindurch, trotzdem es, wenn es geboren wird, schon zum Tode
verurteilt ist. Er erhält es dadurch, dieser
ätherische Leib, daß er von einem kleinen Teile der
menschlichen Organisation alles das hinauswirft, was aus dem
Tier- und Pflanzenreich kommt, nur den edelsten mineralischen
Extrakt nimmt und ihn zusammenbringt mit den edelsten
Eindrücken der äußeren Sinneswelt. Dieses
wirklich tief genug empfindend, läßt einem
tatsächlich diesen edelsten Teil im menschlichen
Organismus erscheinen wie den vervielfältigten Heiligen
Gral. Und ich wollte durch diese beiden Hindeutungen heute
zeigen, wie typisch Imaginationen auftreten, wie
allmählich übergeht für das wirkliche Hellsehen
das Anschauen des physischen Leibes in Imaginationen. Und zu
den größten Imaginationen, die man erleben kann,
gehört, wenigstens für die Erdenzeit, die Paradieses-
und die Grals-imagination.
|