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Aus der Akasha-Forschung. Das Fuenfte Evangelium

Schmidt-Nummer: S-2843

Online seit: 6th November, 2007

Stuttgart, 23. November 1913
Zweiter Vortrag (Notizen)

Wir haben heute zunächst zu reden von dem Gespräch Jesu mit seiner Ziehmutter, die sich nach und nach zu einem Verständnis ihres Sohnes durchgerungen hatte. Es war mit ihr eine gewaltige Veränderung vorgegangen. In sie hatte sich hereingesenkt der Geist der anderen Maria, der leiblichen Mutter Jesu aus den geistigen Welten. Den trug sie nun in sich. Von tiefer Bedeutung erweist sich das Gespräch Jesu mit seiner Mutter für das wirkliche Verständnis des Mysteriums von Golgatha vom Standpunkt der geisteswissenschaftlichen Forschung. Immer besser und besser verstand die Mutter Jesus. Eine Art von Empfindungsverständnis war es. Nun konnte Jesus sprechen über den dreifachen Schmerz, den er erfahren hatte. Was er sprach, war wie eine Art Zusammenfassung dessen, was seit dem zwölften Jahre in seiner Seele vorgegangen war. Er sprach zu seiner Mutter von seinen Erlebnissen vom zwölften bis achtzehnten Jahre. Er sprach von den großen Lehren der Bath-Kol. Er sprach davon, wie niemand ihn hatte verstehen können, wie er nicht sprechen konnte von dem, was ihn drängte, es jemand mitzuteilen. Er sagte der Mutter, wenn die alten Lehren auch dagewesen wären, die Menschen hätten gefehlt, sie zu verstehen.

Dann sprach er von der zweiten Art der schmerzlichen Erlebnisse. Er sprach von jenen Ereignissen vor dem verfallenen Opferaltar, er sprach davon, wie er eingedrungen war in die alten Mysterien, bei denen die göttlich-geistigen Wesenheiten unmittelbar herniedergestiegen waren, wie auch in dieser Beziehung ein Herabstieg stattgefunden hatte. Statt der guten alten Heidengötter waren es Dämonen, die teilnahmen an den Opferfesten. Er sprach von den großen kosmischen Ereignissen, von dem gewissermaßen umgekehrten Vaterunser. Es war ein außerordentliches Gespräch, das er da führte mit seiner Mutter. Er sprach davon, wie er hatte erkennen müssen, wie Luzifer und Ahriman flohen vor den Toren der Essäer und zu den anderen Mensehen kamen, die die strengen Ordensregeln nicht mitmachen konnten. Von alldem sprach er. Es war wie ein Aufrollen seines bisherigen Lebens. Es war ein Gespräch, das dadurch seine Prägung bekam, daß die Worte nicht bloß Worte der Erzählung, daß in den Worten nicht bloß lag, was sonst in Worten liegt, sondern was er sagte, war in Worte geprägtes innerstes Erlebnis, in Worte gedrückter Schmerz und Leid, umgewandelt in unendliche Liebe, Schmerz, der sich in Liebe und Wohlwollen verwandelt hatte. Wie Realitäten strömten diese Worte hinüber zu der Mutter. Wie ein Stück Seele selbst erschien es, was da von Jesus weg und zur Mutter überging. In wenigen Stunden drängte sich zusammen alles das, was mehr war als ein bloßes Erlebnis. Ein kosmisches Erlebnis war es im wahrsten Sinne des Wortes. Es konnte Jesus von Nazareth nur Worte reden, aber es lag ein Teil seiner Seele in diesen Worten. Und vieles müßte man erzählen, wenn man charakterisieren wollte, was die Akasha-Chronik gibt. So kam es im Verlaufe dieses Gesprächs, daß es klar vor Jesus' Seele stand, an welchem Punkte die Menschheitsentwickelung angelangt war. Jetzt dämmerte in ihm auf ein immer deutlicheres Bewußtsein, daß die Zarathustra-Seele in ihm war. So fühlte er, wie er als Zarathustra die damalige Menschheitsentwickelung mitgemacht hatte. Was ich jetzt zu Ihnen spreche, waren nicht die Worte, die Jesus zu seiner Mutter sprach, sondern er drückte sich so aus, wie es für sie verständlich war. Was er da fühlte, machte ihm das Geheimnis der Menschheitsentwickelung klar. Unvergleichlich ist der Eindruck, wie Jesus das innerlich empfindet und erlebt, während er mit seiner Mutter spricht. Er redet der Mutter davon, wie jedes Menschenalter seine bestimmten Kräfte hat und daß dies von großer Bedeutung ist. Es gab einmal ein Menschheitszeitalter, die uralt indische Kultur, wo die Menschen ganz besonders groß waren dadurch, daß das ganze Leben durchglüht war von den kindlich sonnenhaften Kräften des ersten Kindheitsalters. Etwas von diesen Kräften ist heute noch in uns von unserem ersten bis siebenten Lebensjahr.

Dann kam eine zweite Periode, die uralt persische Zeit, die beseelt war von den Kräften, die heute beim Menschen wirken zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahr.

Dann lenkte Jesus den Blick auf das dritte Zeitalter, die ägyptische Zeit, in welcher die Kräfte herrschten, die jetzt beim Menschen wirken vom vierzehnten bis einundzwanzigsten Jahre, da wo die Empfindungsseele eine große Rolle spielt in der einzelnen Entwickelung. In dieser ägyptischen Zeit wurden die astronomischen und mathematischen Wissenschaften gepflegt.

Und nun stieg in Jesu die Frage auf: In welchem Zeitalter leben wir jetzt, was kann der Mensch erleben zwischen dem einundzwanzigsten und achtundzwanzigsten Lebensjahr? Und er empfand, daß das, was das äußere Leben beherrschte, die Kräfte waren, die ausgegossen waren über die griechisch-lateinische Kultur, daß das aber auch die letzten Kräfte waren. Der Sinn des einzelnen menschlichen Lebens stand in seiner ganzen Wucht vor den Augen des Jesus von Nazareth. Vom achtundzwanzigsten bis fünfunddreißigsten Jahre überschreitet der Mensch dann die Mitte des Lebens und beginnt seinem Alter entgegenzuleben. Da sind keine neuen Lebenskräfte mehr vorhanden; die ererbten Kräfte der Götter sind erschöpft. Die aufsteigenden Kräfte sind bis hierher da, sie werden aufgezehrt bis zur Lebensmitte. Was nun? Es zeigte sich nirgends etwas Neues, woraus Kräfte für die Menschheit entstehen könnten. Die Menschheit müßte verdorren, wenn nichts Neues geschieht. Diese Krisis mußte Jesus eine gewisse Zeit durchleben, und dann löste sich das Zarathustra-Ich, dessen Besitz ihm kurz vorher erst aufgeblitzt war. Er hatte sich gleichsam so identifiziert mit der Menschheitsentwickelung, daß das Zarathustra-Ich während seiner Worte an die Mutter wegging. Zurück blieben nur die drei Hüllen, und Jesus wurde wieder das, was er mit zwölf Jahren gewesen war, aber mit alldem, was er durch die Erlebnisse des Zarathustra hatte hereinsenken können. Nun war es wie ein Impuls, der ihn hinzog an den Jordan zu Johannes dem Täufer. Und dort senkte sich in den Jesus von Nazareth dasjenige, was verjüngend in den Menschheitsprozeß einfließen mußte, damit die Menschheit nicht verdorre: die Christus-Wesenheit. Dieser Christus-Impuls zog ein zu einer Zeit, als die Menschen zu seiner Aufnahme am schlechtesten vorbereitet waren. Mit dem Gemüte konnten die Menschen sich hingezogen fühlen zu Christus, aber von den Weisheiten und Kräften der früheren Zeitalter war nichts mehr vorhanden. So wirkte Christus zunächst nur als Kraft, nicht als Lehrer. Aber auch heute noch ist die Menschheit nicht besonders weit im Verstehen des Christus-Impulses.

Die Wirksamkeit des Christus hing zunächst nicht ab von dem Verständnis, das ihm entgegengebracht wurde. Durch drei Jahre hindurch senkte sich in den Jesus von Nazareth die Christus-Wesenheit. Daß ein Gott in einen menschlichen Leib einzog, das war nicht nur eine Angelegenheit der Menschen, das war zugleich eine Angelegenheit der höheren Hierarchien. Inkarniert sein in einem menschlichen Leibe, das hatte bis dahin kein Gott erlebt. Das ist das Erschütternde: das Leben eines Gottes im Menschenleibe während dieser drei Jahre. Aber es war nötig, damit wieder ein Aufwärts kommen der Menschen möglich wurde.

Erst war die Christus-Wesenheit nur lose verbunden mit dem Jesus von Nazareth, aber immer dichter und dichter verband sie sich mit seinem Leibe bis zum Kreuzestode hin in fortwährender Entwickelung. An Verständnis in bezug auf geistige Dinge, hat die Menschheit seither nicht zugenommen. Unmöglich wäre sonst ein heutiges Vorkommnis, wie es das Buch Maeterlincks «Vom Tode» ist. Das ist ein dummes Buch. Darin wird gesagt: Wenn der Mensch entkörpert sein wird, dann sei er ja Geist, dann könne er nicht mehr leiden. — Das ist gerade das Gegenteil von dem, was wahr ist. Leiden muß immer der Geist, nicht der Leib. In dem Maße, als sich die Individualität steigert, steigern sich auch die Schmerzen, die Gefühle. Unmöglich ist daher auch für den heutigen Menschen das Verständnis für den erlittenen Schmerz des verkörperten Gottes.

Eine der Frauen wollte Jesus im Grabe suchen. Ein Geistleib war er. Nicht mit physischen Sinnen war Christus zu suchen. Wie eine Wiederholung dieses Suchens waren die Kreuzzüge im Mittelalter. Das war dasselbe vergebliche Suchen. Und gerade um diese Zeit der Kreuzzüge standen die deutschen Mystiker auf, welche wieder in der rechten Weise eine Verbindung mit Christus suchten. Christus wirkte auch da, wo seine Lehre nicht war; er wirkte als Kraft in der ganzen Menschheit.

Nach der Taufe am Jordan war der Christus noch lose gebunden an den Leib des Jesus. Der erste, der ihm begegnete, war Luzifer. Er ließ walten alle die Kräfte, die man in einer Wesenheit in bezug auf Hervorrufen des Hochmuts entfalten kann. «Wenn du mich anerkennst, will ich dir alle Reiche der Erde geben.» Rasch war diese Attacke zurückgeschlagen. Bei der zweiten Versuchung kamen Luzifer und Ahriman zusammen, indem sie in den Worten «Stürze dich hinab» bei Christus hervorrufen wollten Furcht und Angst.

Beim drittenmal erschien Ahriman allein mit seiner Aufforderung: « Sprich, daß diese Steine Brot werden.» Diese Frage des Ahriman ließ einen ungelösten Rest zurück; sie wurde nicht restlos beantwortet. Daß das nicht geschehen konnte, hängt zusammen mit den innersten Kräften der Erdentwickelung, insofern Menschen dazugehören.

Darin liegt etwas wie die Geldfrage. Diese hängt zusammen mit der ahrimanischen Frage. Ahriman behielt einen Teil seiner Gewalt über Christus Jesus. Das zeigte sich in dem Judas Ischariot. In dem Verrat des Judas wirkt diese ungelöste Frage nach.

Dann wurde noch davon gesprochen, daß es nur in der Finsternis möglich war, daß der Christus-Impuls sich beim Kreuzestod der Erde mitteilen konnte. Ob es eine Sonnenfinsternis war oder ob die Finsternis von etwas anderem herrührt, kann heute noch nicht bestimmt gesagt werden. Zuletzt sehr dringende Bitte um Geheimhaltung dieser Enthüllungen.




Zuletzt aktualisiert: 24-Mar-2024
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