ZWEITER VORTRAG
Den
Haag, 21. März 1913
Es
stehen natürlich dem Anthroposophen viel näher die
Einwirkungen der Esoterik oder auch der Anthroposophie auf die
ätherische und die astralische Hülle und das Selbst
als gerade die Einwirkungen auf die physische Hülle.
Dennoch werden wir für die nächsten Tage, wo wir die
geistigeren Glieder der menschlichen Natur von diesem
Gesichtspunkt aus zu betrachten haben, eine Grundlage gewinnen,
wenn wir auch das ins Auge fassen, was über die
Veränderung der physischen Hüllen angeführt
werden kann. Ausdrücklich aber soll bemerkt werden,
daß die Veränderungen, die ich hier angebe, sich
nicht beziehen auf die höchsten Stufen etwa der
Initiation, sondern daß sie sich beziehen mehr auf das
anfängliche esoterische Leben und daß sie daher von
einer gewissen allgemeinen Wichtigkeit schon sind.
Sie
werden gesehen haben aus dem Gestrigen, daß unter den
charakterisierten Einflüssen der physische Leib des
Menschen gewissermaßen lebendiger, in sich beweglicher
wird; daß er daher in einer gewissen Weise auch
unbehaglicher werden kann. Man erlebt ihn in einer gewissen
Weise mehr mit, als man ihn bei dem äußeren,
exoterischen, sogenannten normalen Leben des Menschen
miterlebt. Wir werden auch noch bei den anderen Hüllen von
dem Unterschied der vegetabilischen von der tierischen Nahrung
zu sprechen haben; aber für die Gestaltung und
Organisation des physischen Leibes ist denn doch der
Unterschied zwischen vegetabilischer und tierischer Nahrung ein
außerordentlich großer. Immer muß natürlich
betont werden, daß es nicht unsere Aufgabe sein kann,
für die eine oder andere Ernährungsweise Propaganda
zu machen, sondern nur das zu sagen, was richtig, was wahr ist
auf diesem Gebiete; und die Tatsachen, die in Betracht kommen,
sie werden durch die Entwicklung der Seele
Erfahrungstatsache.
Eine Erfahrungstatsache wird vor allen Dingen diejenige,
daß unsere physische Hülle an der tierischen
Ernährung mehr zu tragen, mehr gleichsam mitzuschleppen
hat als an der vegetabilischen Ernährung. Wir haben ja
gestern betont, daß der physische Leib gleichsam
schrumpft, sich herauslöst aus den höheren geistigen
Gliedern durch die Entwicklung.
Wenn ihm nun tierische Nahrung zugeführt wird, so zeigt
sich diese tierische Nahrung, wie gestern charakterisiert
worden ist, auch noch dadurch, daß sie erlebt wird wie
etwas, was sich als ein starker Fremdstoff in den menschlichen
Organismus eingliedert, was man fühlen lernt, wenn ein
radikaler Ausdruck gebraucht werden darf, wie einen Pfahl, den
man sich ins Fleisch hineingefügt hat.
In
dieser Beziehung erlebt man bei einer esoterischen Entwicklung
sozusagen die Erdenschwere der tierischen Nahrung mehr, als man
sie sonst erlebt, und man erlebt vor allen Dingen die Tatsache,
daß die tierische Nahrung das instinktive Willensleben
anfeuert. Das Willensleben, das mehr unbewußt
verläuft, das mehr in Affekten und Leidenschaften
verläuft, das feuert die tierische Nahrung an. Es ist
daher eine durchaus richtige äußere Beobachtung, wenn
gesagt wird, daß kriegerische Völkerschaften mehr der
tierischen Nahrung zuneigen als friedfertige
Völkerschaften. Das aber braucht durchaus nicht etwa zu
dem Glauben zu verleiten, als ob die vegetabilische Nahrung
allen Mut und alle Tatkraft aus dem Menschen heraustreiben
müsse. Wir werden ja sehen, wie das, was der Mensch in
einer gewissen Weise durch Entziehung der tierischen Nahrung an
Instinkten, an aggressiven Leidenschaften und Affekten verliert
— es wird sich ja das alles erst besprechen lassen bei
der Darstellung des astralischen Leibes —, daß alles
das ersetzt wird von innen heraus von dem Seelischen. Aber alle
diese Dinge hängen zusammen mit der ganzen Stellung des
Menschen und unserer übrigen Naturreiche zum Kosmos, und
man erlangt nach und nach, wenn man das auch noch nicht durch
höheres Hellsehen erreicht, eine Art Beweis, eine Art
Bestätigung dessen, was der Okkultist konstatiert
über Zusammenhänge des menschlichen Lebens mit dem
Kosmos. Man erlangt eine Art Beweis dafür, wenn man durch
dieses Miterleben der beweglicher, lebendiger gewordenen
Vorgänge des physischen Leibes gewissermaßen am
eigenen Leibe die Natur und Eigentümlichkeit der als
Nahrungsmittel verwendeten Substanzen der Erde kennenlernt.
Sehen Sie, es ist zum Beispiel interessant, zu vergleichen
dreierlei Arten von Nahrungsmitteln in bezug auf ihre kosmische
Bedeutung: das ist die Milch und alles, was mit ihr
zusammenhängt, das ist die Pflanzenwelt und alles, was mit
ihr zusammenhängt, nämlich aus ihr bereitet wird, und
das ist die tierische Nahrung. Milch, Pflanzen, Tier als
Nahrungsmittel, man kann sie in einer gewissen Weise
vergleichen lernen, wenn man empfänglicher gemacht worden
ist durch die esoterische Entwicklung für das, was man an
diesen Nahrungsmitteln erlebt; und dann wird man auch leichter
überschauen lernen die Bestätigungen, die sich durch
eine vernünftige Betrachtung der Außenwelt ergeben.
Wenn Sie okkultistisch die Welt durchforschen würden,
würden Sie das, was Milchsubstanz ist, auf der Erde, aber
auf keinem anderen Planeten unseres Sonnensystems finden. Was
produziert wird innerhalb der Lebewesen in ähnlicher Weise
auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, würde sich
Ihnen als etwas ganz anderes, als die irdische Milch ist,
darstellen. Die Milch ist etwas spezifisch Irdisches. Und wenn
man das generalisieren wollte, was Milch ist, so
müßte man sagen: Die Lebewesen eines jeden
Planetensystems haben ihre eigene Milch.
Wenn man das Pflanzensystem unserer Erde untersucht und es
okkultistisch vergleicht mit den Pflanzensystemen anderer
Planeten, mit dem, was damit verglichen werden kann, so
muß man sagen: Zwar sind die Formen verschieden der
Pflanzenwesenheit auf der Erde und der Pflanzenwesenheit auf
anderen Planeten unseres Sonnensystems, aber das innere Wesen
der Pflanze auf der Erde ist doch nicht bloß ein
irdisches, sondern ein zum Sonnensystem gehöriges; das
heißt, die Pflanzenwesenheit unserer Erde ist verwandt mit
der Pflanzenwesenheit der anderen Planeten unseres
Sonnensystems, so daß wir in den Pflanzen gleichsam
hereinragen haben etwas, was sich finden ließe auch auf
anderen Planeten unseres Systems. Was die Tierwelt betrifft, so
folgt es ja schon aus dem, was über die Milch gesagt
worden und außerdem sonst okkultistisch sehr leichtzu
konstatieren ist, daß sie radikal verschieden ist als
irdische Tierwelt von all dem, was Ähnliches auf anderen
Planeten gefunden werden könnte. Wenn man nun das Erlebnis
sozusagen der Milchnahrung nimmt, so zeigt sich die
Milchnahrung vor dem Blick, vor dem Erlebnis des Okkultisten
so, daß sie für den Menschenleib — wir wollen
bei dem Menschen bleiben — dasjenige bedeutet, was ihn
sozusagen an die Erde, an unseren Planeten fesselt, was ihn
zusammenbringt mit dem Menschengeschlecht auf der Erde als zu
einer gemeinsamen Gattung mit diesem Menschengeschlecht
gehörig. Daß die Menschen ein Ganzes ausmachen auch
in bezug auf das physische Hüllensystem, das wird mit
befördert dadurch, daß Lebendiges Nahrung für
Lebendiges im tierischen Sinn bereitet. Und man kann sagen:
Alles das, was durch die Milchnahrung dem menschlichen
Organismus zugeführt wird, das bereitet ihn dazu, ein
menschliches Erdengeschöpf zu sein, bringt ihn zusammen
mit den Verhältnissen der Erde, aber es fesselt ihn nicht
eigentlich an die Erde. Es macht ihn zum Erdenbürger und
hindert ihn nicht, ein Bürger des ganzen Sonnensystems zu
sein.
Anders ist es bei der Fleischnahrung. Die Fleischnahrung, die
entnommen ist dem Reich, das spezifisch irdisch ist, und die
entnommen ist nicht so wie die Milch dem unmittelbaren
Lebensprozeß des menschlichen oder tierischen Lebewesens,
sondern die entnommen ist demjenigen Teil der tierischen
Substanz, die schon zubereitet ist für das Tier, diese
Fleischnahrung fesselt den Menschen speziell an die Erde, macht
ihn zum Erdengeschöpf so, daß man sagen muß: So
viel der Mensch seinen eigenen Organismus durchdringt mit den
Wirkungen der Fleischnahrung, so viel entzieht er sich an
Kräften, um überhaupt von der Erde loszukommen. Er
verbindet sich durch die Fleischnahrung im eminentesten Sinn
mit dem Erdenplaneten. Während ihn die Milchnahrung
fähig macht, sozusagen der Erde anzugehören wie einem
Durchgangsorte seiner Entwicklung, verurteilt den Menschen die
Fleischnahrung dazu, wenn er nicht durch anderes erhoben wird,
den Erdenaufenthalt wie zu einem dauernden zu gestalten, zu
einem solchen, an den er sich völlig anpaßt. Und der
Entschluß, Milchnahrungzu sich zu nehmen, bedeutet
gleichsam: Ich will mich auf der Erde aufhalten, auf der Erde
meine Mission erfüllen können, aber nicht
ausschließlich für die Erde da sein. Der Wille zur
Fleischnahrung bedeutet: Mir sagt das Erdendasein so zu,
daß ich auf alle Himmel verzichte und am liebsten ganz und
gar aufgehen würde in den Verhältnissen des
Erdendaseins.
Die
Pflanzennahrung ist eine solche, daß sie in dem Organismus
jene Kräfte rege macht, welche den Menschen in eine Art
kosmische Verbindung bringen mit dem ganzen planetarischen
System. Das, was der Mensch zu vollbringen hat, wenn er die
Pflanzennahrung in seinem eigenen Organismus weiterverarbeitet,
das regt Kräfte an, die im ganzen Sonnensystem enthalten
sind, so daß der Mensch in seiner physischen Hülle
ein Anteilnehmer an den Kräften des ganzen Sonnensystems
wird, also sich ihnen nicht fremd macht, sich aus ihnen nicht
herausreißt. Das ist etwas, was in gewisser Beziehung
wirklich nach und nach die Seele, die sich anthroposophisch
oder esoterisch entwickelt, an sich erleben kann, daß sie
in gewisser Beziehung mit der Pflanzennahrung etwas nicht
Erdenschweres, sondern etwas der Sonne, das heißt dem
Zentralkörper des ganzen Planetensystems Eigenes in sich
aufnimmt. Die Leichtigkeit des Organismus, die er erhält
durch die Pflanzennahrung, die hebt über die Erdenschwere
hinweg, die macht eine gewisse innere — man möchte
sagen — nach und nach wie zur Geschmacksempfindung sich
ausbildende Erlebnisfähigkeit im menschlichen Organismus
möglich: daß es ihm ist, diesem Organismus, wie wenn
er mit den Pflanzen in der Tat in einer gewissen Weise das
Sonnenlicht, das in den Pflanzen ja so viel Arbeit leistet,
wirklich mitgenießen würde.
Aus
dem, was gesagt worden ist, können Sie entnehmen, daß
es gerade bei der okkultistischen, bei der esoterischen
Entwicklung eine ungeheure Bedeutung hat, nicht sich sozusagen
an die Erde zu fesseln, mit aller Erdenschwere sich
auszustatten durch den Fleischgenuß, wenn er entbehrt
werden kann nach den individuellen und
Vererbungsverhältnissen; die eigentliche Entscheidung kann
ja immer nur nach den persönlichen Verhältnissen des
einzelnen Mensehen ausfallen. Eine wirkliche Erleichterung also
der ganzen Entwicklung des Menschenlebens wird es bedeuten,
wenn der Mensch sich von dem Fleischgenuß enthalten kann.
Dagegen beginnen schon gewisse Bedenklichkeiten, wenn der
Mensch fanatischer Vegetarier in dem Sinn sein wollte, daß
er alle Milch und alle Milchprodukte meiden wollte. Gerade bei
der Entwicklung der Seele nach dem Geistigen hin kann das
gewisse Gefahren einschließen, und zwar aus dem Grunde,
weil der Mensch sehr leicht dadurch, daß er allen
Milchgenuß und allen Genuß dessen, was damit
zusammenhängt, meidet, leicht zu einem gewissen
bloßen Lieben des von der Erde Wegstrebenden kommt und die
Fäden leicht verliert, die ihn mit dem verbinden, was auf
der Erde an Menschlichem getrieben wird.
Es
ist daher wohl zu beachten, daß es in einem gewissen Sinn
gut ist, wenn gerade der anthroposophisch Strebende sich nicht
zum fanatischen spirituellen Schwärmer dadurch macht,
daß er sich die Schwierigkeit in der physischen Hülle
schafft, die schon diese physische Hülle wegbringen will
von aller Verwandtschaft mit dem Irdisch-Menschlichen. Damit
wir nicht gar zu sehr seelische Entwicklung anstrebende
Sonderlinge werden, damit wir nicht entfremdet werden
menschlichem Fühlen, menschlichem Treiben auf der Erde,
ist es gut, wenn wir uns als Wanderer auf der Erde in einer
gewissen Weise beschweren lassen durch den Milchgenuß und
durch den Genuß von Milchprodukten. Und es kann sogar eine
ganz systematische Trainierung sein für einen Menschen,
nicht nur immer sozusagen in den spirituellen Welten zu leben
und dadurch erdenfremd zu werden, sondern daneben Aufgaben auf
der Erde zu erfüllen, es kann eine systematische
Trainierung sein, nicht bloßer Vegetarier zu sein, sondern
Milch und Milchprodukte daneben zu genießen. Dadurch wird
er seinen Organismus, seine physische Hülle erdenverwandt,
menschheitsverwandt machen, aber nicht so an die Erde fesseln,
mit Erdensein beschweren, wie das der Fall ist durch den
Fleischgenuß.
Es
ist also in jeder Weise interessant, zu sehen, wie diese Dinge
mit kosmischen Geheimnissen zusammenhängen und wie
mandurch die Kenntnis dieser kosmischen Geheimnisse die
eigentliche Wirkung der Nahrungsstoffe im menschlichen
Organismus verfolgen kann. Sie müssen ja durchaus als
Menschen, die sich interessieren für okkulte Wahrheiten,
meine lieben Freunde, immer mehr und mehr sich durchdringen
davon, daß dasjenige, was auf unserer Erde auftritt
— und zu unserem Erdensein gehört ja zunächst
auch unser physischer Leib —, nicht etwa bloß von
irdischen Kräften und Verhältnissen abhängig
ist, sondern auch abhängig ist von den Kräften und
Verhältnissen außerirdischer Wesenhaftigkeit,
kosmischer Wesenhaftigkeit.
Das
ist aber in ganz verschiedener Weise der Fall. So zum Beispiel
müssen wir, wenn wir tierisches Eiweiß ins Augen
fassen, wie es, sagen wir, im Hühnerei vorhanden ist, uns
klar sein darüber, daß solches tierisches Eiweiß
nicht etwa bloß das ist, was der Chemiker in seiner
Analyse findet, sondern daß es in seinem Aufbau ein
Ergebnis kosmischer Kräfte ist, und zwar wirken auf dieses
Eiweiß die kosmischen Kräfte im wesentlichen nur,
nachdem sie zuerst gewirkt haben auf die Erde selber und
höchstens noch auf den die Erde begleitenden Mond. Es ist
also der kosmische Einfluß auf das tierische Eiweiß
ein indirekter. Nicht direkt wirken die Kräfte des Kosmos
auf das Eiweiß, sondern indirekt; sie wirken zuerst auf
die Erde und die Erde wirkt wiederum mit ihren Kräften,
die sie aus dem Kosmos empfängt, zurück auf die
Zusammensetzung des tierischen Eiweißes. Höchstens
ist der Mond daran beteiligt, aber nur so, daß er zuerst
die Kräfte von dem Kosmos empfängt und dann erst mit
diesen Kräften, die er von sich ausstrahlt,
zurückwirkt auf das tierische Eiweiß. In der
kleinsten Zelle des Tierischen, also auch im Eiweiß, kann
derjenige, der mit okkultem Blick die Dinge zu durchschauen in
der Lage ist, sehen, wie etwa nicht bloß die auf der Erde
vorhandenen physikalischen und chemischen Kräfte vorhanden
sind, sondern wie die kleinste Zelle, sagen wir des
Hühnereis, aufgebaut ist aus den Kräften, die die
Erde erst bekommt aus dem Kosmos.
Indirekt hängt also das, was wir Eiweiß nennen, mit
dem Kosmos zusammen, aber es würde diese tierische
Eiweißsubstanz so, wie sie auf der Erde ist, niemals
entstehen, wenn die Erde nicht da wäre. Direkt aus dem
Kosmos könnte sie nicht entstehen; sie ist durchaus ein
Produkt desjenigen, was die Erde erst aus dem Kosmos empfangen
muß.
Anders zum Beispiel ist es wiederum mit dem, was wir als
Fettsubstanz kennen, was wir als irdische Fettsubstanz der
Lebewesen kennen, die ja auch einen Teil der Nahrung bildet,
namentlich bei denjenigen Menschen, welche tierische Nahrung
genießen. Es sei also die Rede von diesen tierischen
Fetten. Dasjenige, was wir Fettsubstanz nennen,
gleichgültig ob es der Mensch von außen genießt
oder in seinem eigenen Organismus selber bildet, ist nach ganz
anderen kosmischen Gesetzen aufgebaut als die
Eiweißsubstanz. Während an dieser beteiligt sind jene
kosmischen Kräfte, welche ausgehen von Wesenheiten der
Hierarchien der Form, sind beteiligt an dem Aufbau der
Fettsubstanz vorzugsweise jene Wesenheiten, die wir nennen die
Geister der Bewegung. Sehen Sie, es ist wichtig, solche Dinge
zu erwähnen, weil man dadurch erst den Begriff bekommt,
wie kompliziert eigentlich so etwas ist, was sich die
äußere Wissenschaft so unendlich einfach vorstellt.
Kein Lebewesen könnte auf der einen Seite mit
Eiweißsubstanz, auf der anderen mit Fettsubstanz
durchdrungen sein, wenn nicht zusammenwirkten aus dem Kosmos
herein — wenn auch indirekt — der Geist der Form
und der Geist der Bewegung. Also wir können die geistigen
Wirkungen, die wir kennen als ausgehend von den Wesen der
verschiedenen Hierarchien, verfolgen bis in die Substanz
herein, die unsere physische Hülle zusammensetzt. Daher
wird beim Erleben, das dann eintritt, wenn die Seele eine
anthroposophische Entwicklung durchgemacht hat, auch dieses
Erleben in sich differenzierter, in sich beweglicher, das man
hat gegenüber dem, was man als Eiweiß in sich
trägt, und dem, was man als Fett in sich trägt in der
physischen Hülle. Es ist das ein zweifaches Empfinden. Was
bei dem im äußeren normalen Dasein lebenden Menschen
in ein einziges Empfinden zusammenrinnt, das empfindet man
durcheinander: das, was im Organismus die Fette machen und was
die Eiweißsubstanzen machen. Indem der ganze physische
Organismusbeweglicher wird, lernt die sich entwickelnde Seele
unterscheiden zweierlei Empfindungen am eigenen Leib. Eine
Empfindung, welche gleichsam uns innerlich so durchdringt,
daß wir fühlen: das setzt uns zusammen, gibt uns die
Statur, - da empfinden wir die Eiweißsubstanzen in uns.
Wenn wir empfinden: das macht uns gleichgültig gegen
unsere innere Abgeschlossenheit, das hebt uns gleichsam hinaus
über unsere Form, das macht uns gegenüber unserem
inneren menschlichen Fühlen phlegmatischer, wenn sich also
zu der eigenen Empfindung etwas Phlegma zusetzt gegenüber
dieser eigenen Empfindung — diese Empfindungen
differenzieren sich sehr stark bei einer anthroposophischen
Entwicklung —, so rührt diese letzte Empfindung her
von dem Erleben der Fettsubstanz in der physischen Hülle.
Es wird also das innere Erleben auch in bezug auf die physische
Hülle komplizierter.
Das
wird ja insbesondere stark dann wahrgenommen, wenn es sich
handelt um das Erleben der Stärkesubstanz oder der
Zuckersubstanz. Zucker ist besonders charakteristisch. Zucker
differenziert sich ja zunächst im Geschmacksurteil sehr
stark von anderen Substanzen. Diese Differenzierung kann man im
gewöhnlichen Leben sehr gut bemerken, nicht nur an den
Kindern, sondern auch manchmal an älteren Leuten an der
Vorliebe, die da für Zuckersubstanz vorhanden ist; aber es
geht gewöhnlich die Differenzierung nicht weiter als eben
bis zu dem Geschmack. Wenn die Seele eine Entwicklung
durchmacht, dann erlebt sie alles das, was sie an
Zuckersubstanz aufnimmt oder in sich hat wie etwas, was ihr
innerliche Festigkeit gibt, was sie innerlich stützt, was
sie gewissermaßen mit einer Art natürlicher
Egoität durchzieht. Und in dieser Beziehung darf sogar dem
Zucker in einer gewissen Beziehung eine Art Lobrede gehalten
werden. Gerade derjenige, der eine Seelenentwicklung
durchmacht, kann oftmals bemerken, daß er es sogar oft
nötig hat, etwas Zucker aufzunehmen, weil ja die seelische
Entwicklung dahin gehen muß, immer selbstloser und
selbstloser zu werden. Die Seele wird von selber selbstloser
durch eine ordentliche anthroposophische Entwicklung. Damit nun
der Mensch, der ja vermöge seiner physischen Hülle
schon einmal eine Erdenmissionhat, nicht sozusagen den
Zusammenhang seines Ich-Organismus mit der Erde verliere, ist
es geradezu gut, ein Gegengewicht im Physischen zu schaffen, wo
ja die Egoität nicht eine so große Bedeutung hat wie
im Moralischen. Durch den Zuckergenuß wird — man
möchte sagen — eine Art unschuldiger Egoität
geschaffen, die ein Gegengewicht bilden kann gegen die
notwendige Selbstlosigkeit auf moralisch-geistigem Gebiete. Es
würde sonst doch zu leicht die Versuchung da sein,
daß der Mensch nicht nur selbstlos würde, sondern
daß er auch träumerisch würde, phantastisch
würde, den Zusammenhang verlieren würde mit einer
gesunden Beurteilungsfähigkeit der irdischen
Verhältnisse. Dazu trägt ein gewisser Zusatz von
Zucker zu der Nahrung bei, einem die Möglichkeit zu geben,
trotz allen Hinaufsteigens in die geistigen Welten mit beiden
Beinen auf der Erde stehenzubleiben, eine gewisse gesunde
Erdenansicht sich mit heranzukultivieren.
Sie
sehen, die Dinge sind kompliziert; aber es wird alles
kompliziert, wenn man in die wirklichen Geheimnisse des Lebens
eindringen will. So fühlt zuweilen gerade der, welcher
anthroposophisch in seiner Seele weiterkommt, daß ihm,
damit er nicht einer falschen Selbstlosigkeit, nämlich
einem Verlieren seiner Persönlichkeit ausgesetzt ist, ein
Zuckergenuß zuweilen nottut. Und er erlebt dann den
Zuckergenuß so, daß er sagt: Nun, so füge ich
mir etwas bei, was mir, ohne daß ich mich moralisch
herabstimme, wie unwillkürlich, wie in einem höheren
Instinkte eine gewisse Festigkeit, eine gewisse Egoität
gibt. Im ganzen kann man sagen, daß der Zuckergenuß
physisch den Persönlichkeitscharakter des Menschen
erhöht. Man kann das so stark behaupten, daß man wird
sagen können, daß die Menschen —
selbstverständlich darf das alles nur in gesunden Grenzen
gehalten werden —, daß die Menschen, welche in einer
gewissen Weise dem Zuckergenuß huldigen, es leichter
haben, schon in ihrem physischen Leib ihren
Persönlichkeitscharakter auszuprägen, als diejenigen,
die es nicht tun. Diese Dinge können sogar zum
Verständnis dessen führen, was man auch
äußerlich beobachten kann. In Ländern, wo nach
der Statistik wenig Zucker genossen wird, sind die Menschen
weniger mit Persönlichkeitscharakter ausgestattet als in
Ländern, wo mehr Zucker genossen wird. Gehen Sie in die
Länder, wo die Menschen mehr persönlich auftreten, wo
jeder sozusagen sich in sich fühlt, und dann von da in
Länder, wo die Menschen, man möchte sagen, mehr den
allgemeinen Volkstypus haben, unpersönlicher sind schon in
der äußeren physischen Natur, so werden Sie finden,
daß in ersteren Ländern viel und in den letzteren
wenig Zucker konsumiert wird.
Wenn wir von diesem Erleben sozusagen der Nahrungssubstanzen
noch mehr in die Augen springende Begriffe haben wollen, so
können wir es an den sogenannten Genußmitteln haben.
Diese Genußmittel, die werden ja besonders lebhaft schon
erlebt auch im äußeren Leben — Kaffee, Tee in
einem erhöhten Maße; aber das, was schon der normale
Mensch erlebt an Kaffee und Tee, das erlebt derjenige, der eine
anthroposophische Entwicklung durchmacht, in einem viel
höheren Maße. Wie gesagt, das alles ist weder ein
agita-tives Für oder Gegen den Kaffee, sondern eine
Darstellung der Dinge, wie sie sind, und ich bitte, das auch
nur in diesem Sinne hinzunehmen. Der Kaffee wirkt ja schon im
ganz normalen menschlichen Leben erregend auf die menschliche
Natur, ebenso der Tee; nur daß diese Erregungen, die
ausgeübt werden durch Kaffee und Tee auf den Organismus,
von der Seele, die eine anthroposophische Entwicklung
durchmacht, lebendiger empfunden werden. Vom Kaffee kann zum
Beispiel gesagt werden, daß er so auf den menschlichen
Organismus wirkt, daß dieser menschliche Organismus
dadurch in einer gewissen Weise seinen Ätherleib von dem
physischen Leib heraushebt, aber so, daß der physische
Leib gefühlt wird wie eine solide Grundlage des
Ätherleibes. Das ist die spezifische Wirkung des Kaffees.
Also, es wird etwas differenziert physischer Leib und
Ätherleib beim Kaffeegenuß, aber so, daß der
physische Leib namentlich in seinen Formeigenschaften gerade
unter dem Einfluß des Kaffees wie hineinstrahlend in den
Ätherleib gefühlt wird, wie eine Art solider
Grundlage für das, was dann durch den Ätherleib
erlebt wird. Das soll wahrhaftig nicht eine Agitation für
den Kaffeegenuß sein; denn das bewegt sich ja alles auf
physischer Grundlage, und der Mensch würde sich zu einem
ganz unselbständigen Wesenmachen, wenn er sich herrichten
wollte durch den Genuß dieser Nahrungs- oder
Genußmittel; es soll nur der Einfluß dieser Nahrungs-
und Genußmittel charakterisiert werden. Aber weil
namentlich das logische, das folgerichtige Denken sehr
abhängt von der Struktur, von der Form des physischen
Leibes, so wird durch die eigentümliche Wirkung des
Kaffees, der gleichsam schärfer herausschattiert die
physische Struktur des physischen Leibes, physisch die logische
Folgerichtigkeit befördert, — es wird durch den
Kaffeegenuß der Mensch sozusagen auf physischem Wege in
seiner logischen Folgerichtigkeit gefördert, in einem
folgerichtig den Tatsachen sich anschließenden Denken. Und
man kann sagen, wenn es auch gesundheitliche Bedenken haben
mag, viel Kaffee zu trinken, daß es gerade für
Menschen, welche in höhere Regionen des geistigen Lebens
hinaufsteigen wollen, gar nicht so uneben ist, daß es ganz
gut sein kann, die logische Folgerichtigkeit aus der Anregung
durch den Kaffee zuweilen zu ziehen. Man möchte sagen, es
erschiene einem ganz natürlich, daß der, der
berufsmäßig zum Beispiel zu schreiben hat und nicht
recht die logische Folge von einem Satz zum anderen findet und
so alles aus der Feder herauskauen möchte, daß der
sich anregt durch den Kaffeegenuß. Das scheint demjenigen
ganz begreiflich, der diese Dinge bis zu ihrer okkulten
geheimnisvollen Grundlage zu beobachten versteht. Wenn schon
solcher Genuß, da wir einmal Erdenbürger sind,
zuweilen notwendig ist nach den persönlichen individuellen
Verhältnissen, so muß eben betont werden, daß
der Kaffeegenuß bei allen seinen Schäden viel dazu
beitragen kann, die Solidität zu heben. Nicht als ob er
anempfohlen werden sollte als Mittel zur Solidität, aber
es muß gesagt werden, daß er es vermag, die
Solidität zu heben, und daß man zum Beispiel bei
demjenigen, der sich anthroposophisch entwickelt, wenn er die
Neigung hat, etwas ins Unrichtige zu schweifen mit seinen
Gedanken, daß man es da nicht gerade übel zu
vermerken braucht, wenn er sich etwas solider macht durch
Kaffee.
Anders stehen die Dinge beim Tee. Der Tee bringt eine
ähnliche Wirkung hervor, eine Art Differenzierung
physischer Natur und ätherischer Natur. Aber es wird in
einer gewissen Weise ausgeschaltet die Struktur des physischen
Leibes. Der Ätherleib tritt mehr in seine fluktuierenden
Rechte. Daher werden die Gedanken durch den Teegenuß
auseinanderflatternd gemacht, werden in einer gewissen Weise
weniger dazu geeignet gemacht, sich an die Tatsachen
anzuschließen. Es wird zwar die Phantasie, manchmal nicht
in sehr sympathischem Sinn, durch den Teegenuß angeregt,
nicht aber die Anpassung an die Wahrheit und die Anpassung an
die Solidität der Verhältnisse. Daher kann man sagen,
daß es begreiflich ist, wenn in Gesellschaften, wo viel
darauf ankommt, daß man Gedankenblitze losläßt,
daß man sprühende Geistigkeit entwickelt, wenn da die
Anregung gerne gegeben wird durch Tee; und es ist auch auf der
anderen Seite begreiflich, daß, wenn der Teegenuß
überhand nimmt, er in einer gewissen Weise eine
Gleichgültigkeit erzeugt gegen die Anforderungen, die in
den Menschen durch die gesunde Struktur seines physischen
Erdenleibes kommen können. So daß träumerische
Phantastik und ein gewisses unbekümmertes nonchalantes
Wesen, ein Wesen, das gerne hinwegsieht über die
Anforderungen des äußeren soliden Lebens, leicht
gefördert werden durch den Teegenuß. Und bei einer
Seele, die sich in anthroposophi-schem Sinn entwickelt, sieht
man es nicht so gerne, wenn sie Tee genießt, weil
Teegenuß leichter zur Scharlatanerie führt als der
Kaffeegenuß. Letzterer macht solider, ersterer
scharlatanhafter, wenn auch das Wort für diese Dinge viel
zu scharf gebraucht wird. Dies alles sind Dinge, die sich
— wie gesagt — erleben lassen durch die
Beweglichkeit, in die die physische Hülle kommt, wenn der
Mensch eine anthroposophische Entwicklung durchmacht.
Ich
möchte nur hinzufügen, daß — Sie
können ja darüber weiter nachmeditieren oder
versuchen, solche Dinge wirklich zu erleben —, daß
wenn der Kaffeegenuß etwas wie Solidität
befördert in der physischen Hülle, der Teegenuß
mehr die Scharlatanerie begünstigt, so zum Beispiel die
Schokolade am meisten fördert die Philistrosität.
Schokolade ist als das eigentliche Philistergetränk zu
verspüren im unmittelbaren Erlebnis, wenn die physische
Hülle in sich beweglicher wird. Die Schokolade kann daher
gut empfohlen werden gerade bei Philisterfestlichkeiten, und
man kann es dann — verzeihenSie diese Einlage —,
man kann es ganz gut begreifen, daß man bei
Familienfesten, bei Geburtsfesten, Namensfesten, namentlich in
gewissen Kreisen, zu gewissen Festlichkeiten eben Schokolade
trinkt. Dann, wenn wir diese Dinge, die also Genußmittel
sind, ins Auge fassen, tritt uns das noch in einer
bedeutungsvolleren Weise entgegen, weil da dasjenige, was sonst
gegenüber den Nahrungsmitteln erlebt wird, schon seine
Strahlen hereinwirft in das gewöhnliche sogenannte
äußere normale Leben, aber nicht nur so, daß man
sozusagen das Substantielle nur bemerkt, aus dem der
Körper zusammengefügt ist und sich immer wieder
erneuert, sondern daß man auch bemerkt, wie schon gestern
erwähnt worden ist, das innerliche Auseinanderfallen, das
Sichsondern der Organe. Das ist wichtig, das ist
bedeutungsvoll.
Und
da muß insbesondere hervorgehoben werden, daß
für eine okkulte Betrachtung begreiflich wird das Erlebnis
in bezug auf die physische Hülle mit dem physischen
Herzen. Das physische Herz des Menschen ist ja für den
Okkultisten ein außerordentlich interessantes, ein
außerordentlich bedeutungsvolles Organ; denn dieses
physische Menschenherz kann nur verstanden werden, wenn man das
ganze gegenseitige Verhältnis, auch das geistige
Verhältnis, in dem die Sonne zur Erde steht, ins Auge
faßt. Schon als die alte Sonne nach der Saturnzeit eine
Art planetarischer Vorgänger der Erde war, schon da begann
sozusagen sich vorzubereiten jenes Verhältnis, das heute
da ist zwischen diesen beiden Himmelskörpern, zwischen der
Sonne und der Erde. Und zwar muß das Verhältnis
zwischen Sonne und Erde so ins Auge gefaßt werden,
daß man dabei die Erde, wie sie heute ist, ganz und gar so
auffaßt, wie sie gleichsam zuerst selber sich von den
Sonnenwirkungen nährt, wie sie diese Sonnenwirkungen in
sich aufnimmt und verarbeitet. Was die Erde in ihrer festen
Grundsubstanz an Sonnenkräften in sich aufnimmt, was sie
in ihrer Luft- und Wasserhülle, in den wechselnden
Wärmeverhältnissen aufnimmt, was sie in dem die Erde
umflutenden Licht aufnimmt, was sie selbst aufnimmt in
demjenigen, was nun nicht mehr physisch irgendwie wahrnehmbar
ist als Anteil der Erde an der Sphärenharmonie, was die
Erde aufnimmt an Lebenskräften, die sie direkt von der
Sonne empfängt, alles das steht in Verbindung mit den
inneren Kräften, die auf das menschliche Herz vom
Blutkreislauf aus wirken. Im Grunde genommen wirken alle diese
Kräfte auf den Blutkreislauf und von diesem auf das Herz.
Alles, was äußere Theorie in dieser Beziehung ist,
ist grundfalsch. Diese äußere Theorie macht heute das
Herz zu einer Pumpe, welche das Blut durch den Körper
pumpt, so daß man im Herzen zu sehen hätte das Organ,
das den Blutkreislauf reguliert. Das Umgekehrte ist wahr. Der
Blutkreislauf ist das, was das Ursprüngliche ist, und das
Herz gibt in seinen Bewegungen einen Widerklang dessen, was in
der Blutzirkulation vor sich geht. Das Blut treibt das Herz,
nicht umgekehrt das Herz das Blut. Aber dieser ganze
Organismus, der da beschrieben ist und der sich in der
Herztätigkeit konzentriert, der ist nichts anderes als das
menschliche mikrokosmische Spiegelbild jener makrokosmischen
Wirkungen, die die Erde erst von der Sonne empfängt. Was
die Erde von der Sonne hat, spiegelt sich wider in dem, was das
Blut mit dem Herzen zu tun hat.
Anders steht das zum Beispiel mit dem Gehirn. Einzelne von den
Gehirnentsprechungen sind schon gestern erwähnt worden.
Das Gehirn des Menschen hat unmittelbar sehr wenig zu tun mit
dem, was Sonnenwirkungen auf der Erde sind. Unmittelbar, sage
ich. Mittelbar als Wahrnehmungsorgan sehr wohl, indem es zum
Beispiel das äußere Licht, die Farben wahrnimmt; aber
das ist eben Wahrnehmung. Aber unmittelbar in seinem Bau, in
seiner inneren Beweglichkeit, in seinem ganzen Innenleben hat
das Gehirn wenig, kaum irgend etwas mit den Sonnenwirkungen auf
die Erde zu tun; es hat zu tun viel mehr mit all dem, was auf
unsere Erde einstrahlt von dem, was außerhalb unseres
Sonnensystems ist; dieses Gehirn hat zu tun mit den kosmischen
Verhältnissen des ganzen Sternenhimmels, aber nicht mit
den engeren Verhältnissen unseres Sonnensystems. In einer
engeren Beziehung steht allerdings das, was wir als
Gehirnsubstanz zu bezeichnen haben, mit dem Mond, aber nur
insoweit der Mond nicht von der Sonne abhängig ist,
insofern er seine Unabhängigkeit von der Sonne bewahrt
hat. So daß also das, was in unserem Gehirn vorgeht,
Wirkungen entspricht, die außerhalb derjenigen Kräfte
liegen, die in unserem Herzen ihr menschliches mikrokosmisches
Abbild finden. Sonne lebt im menschlichen Herzen; was
außerhalb der Sonne im Kosmos vorhanden ist, lebt im
menschlichen Gehirn.
So
ist der Mensch in bezug auf beide Organe ein Mikrokosmos, indem
er mit seinem Herzen der auf die Erde ausgeübten
Sonnenwirkung hingegeben ist und diese gleichsam widerspiegelt,
mit seinem Gehirn aber inneres Leben hat, das unmittelbar mit
dem außer der Sonne sich befindenden Kosmos
zusammenhängt. Das ist ein außerordentlich
interessanter und bedeutungsvoller Zusammenhang. Das Gehirn
hängt mit dem, was die Sonne auf der Erde bewirkt, nur
durch die äußere Wahrnehmung zusammen. Die wird aber
gerade in der anthroposophischen Entwicklung überwunden.
Die an-throposophische Entwicklung überwindet die
äußere Sinneswelt. Daher wird das Gehirn zu einem
Innenleben entfesselt, das so kosmisch ist, daß selbst die
Sonne etwas viel zu Spezielles ist, als daß sich da
drinnen etwas von Sonnenwirkung abspielen würde. Wenn der
Mensch in der Meditation hingegeben ist irgendwelchen
Imaginationen, so spielen sich in seinem Gehirn Prozesse ab,
die gar nichts zu tun haben mit dem Sonnensystem, sondern die
Prozessen außerhalb unseres Sonnensystems entsprechen.
Daher besteht in der Tat ein gewisses Verhältnis zwischen
dem Herzen und dem Hirn wie zwischen der Sonne und dem
Sternenhimmel, und in einer gewissen Beziehung zeigt sich
dieses im Erleben der anthroposophisch sich entwickelnden Seele
dadurch, daß, indem diese Seele innerlich ernst und
abgezogen hingegeben ist rein anthroposophischen Gedanken, das
Herz wirklich etwas wie eine Art von Gegenpol bildet, in eine
Art Opposition tritt zu dem — man möchte sagen
— Sternenhirn. Diese Opposition drückt sich dadurch
aus, daß der Mensch fühlen lernt, wie Herz und Hirn
beginnen, verschiedene Wege zu gehen, und wie er, während
er vorher nicht nötig hatte, auf beide gesondert
achtzugeben, sondern sich alles zusammenmischte, er nun
beginnen muß, wenn er sich anthroposophisch entwickelt,
auf beide gesondert zu achten.
Es
gibt einen eigentümlichen Begriff von der ganzen
kosmischen Stellung des Menschen, wenn wir so die physische
Hülle betrachten, und ins Auge fassen, wie der Mensch hier
auf der Erde steht. Da lebt in ihm durch sein Blutsystem und
Herz alles das, was die Sonne mit der Erde auszumachen hat. Und
wenn er lediglich innerlich hingegeben ist an das, wozu er auf
der Erde als Instrument sein physisches Gehirn braucht, dann
leben da drinnen Weltenprozesse, die sich abspielen
außerhalb unseres Sonnensystems. Wir werden begreiflich
machen müssen, daß der Mensch ein ganz neues Erleben
hat gegenüber Herz und Hirn. Es differenzieren sich
wirklich seine Empfindungen, so daß er fühlen lernt
alles das, was Gehirnprozesse sind, man möchte sagen, in
jenem ruhigen Gang, den der Nachthimmel zeigt mit seinen
Sternen, und daß er fühlt die Beweglichkeit des
Sonnensystems in seinem Herzen. Sie sehen daraus zugleich einen
Weg, der bei einer höheren Initiationsstufe ein wichtiger
Weg wird, denn Sie sehen gleichsam die Tore, die sich
öffnen vom Menschen aus in den Kosmos. Der Mensch, der aus
sich heraustritt durch eine höhere Entwicklung — wie
es selbst in den exoterischen Vorträgen geschildert worden
ist —, der zurückblickt auf seinen eigenen Leib, der
die Prozesse seines physischen Leibes vollständig erkennen
lernt, der lernt in der Tat in der Blutzirkulation mit der
Herztätigkeit ein Spiegelbild der geheimnisvollen
Kräfte des Sonnensystems kennen, und er lernt in den
Vorgängen des Gehirns, die er dann geistig von außen
anschaut, den Kosmos in seinen Geheimnissen kennen.
Die
Dinge, die ich hier ausspreche mit dem letzten Satze,
hängen ja zusammen mit einer Bemerkung, die ich einmal in
Kopenhagen gemacht habe und die dann eingegangen ist in mein
Buch «Die geistige Führung des Menschen und der
Menschheit». Sie können daraus entnehmen, daß in
einer gewissen Beziehung sogar die Struktur des Gehirns eine
Art Spiegelbild der Stellung der Himmelskörper ist, die
bei der menschlichen Geburt vorhanden ist für denjenigen
Punkt auf der Erde, an dem der Mensch geboren wird. Es ist
nützlich, manchmal von einem anderen Gesichtspunkt
wiederum auf solche Dinge zu kommen; denn daraus können
Sie ein Gefühl bekommen von der Weite der okkulten
Wissenschaft und von der Engherzigkeit mancher Kritik, die
ausgeübt wird, wenn von demeinen oder anderen
Gesichtspunkte her eine solche Bemerkung gemacht wird.
Gewiß, man kann so wichtige Tatsachen wie diese von der
Widerspiegelung der Sternenwelt im menschlichen Gehirn von
einem bestimmten Gesichtspunkt her erklären, und es kann
das wie willkürlich erscheinen. Wenn dann andere
Gesichtspunkte dazukommen, dann stützen sich diese alle
gegenseitig. Und Sie werden noch manche — ich möchte
sagen — Ströme der okkulten Wissenschaft gewahr
werden, die zusammenfließen, und aus dem
Zusammenfließen wird Ihnen dann immer mehr und mehr auch
das sich ergeben, was Sie als einen vollen Beweis empfinden
werden, auch einen äußerlichen Vernunftbeweis
für die Dinge, die nur von dem einen Gesichtspunkt
auszusprechen manchmal gewagt erscheinen könnte. Daraus
ersehen Sie aber auch die Feinheit der ganzen menschlichen
Struktur. Und wenn Sie nun bedenken, daß der Mensch
dadurch, daß er Nahrung aufnimmt, in der Nahrungsaufnahme
gewissermaßen sich ganz an die Erde bindet, nur in manchen
Substanzen sich wiederum frei macht von der Erde, namentlich
bei der Pflanzennahrung, wenn Sie also bedenken, daß der
Mensch sich gerade durch die Nahrungsaufnahme zum
Erdenbürger machen muß, so werden Sie die dreifache
Gliederung des Menschen in bezug auf seine physische Hülle
nun begreifen. Er ist durch sein Hirn gleichsam ein
Angehöriger des ganzen Sternenhimmels, durch sein Herz mit
all dem, was dazugehört, ein Angehöriger der Sonne,
durch sein Verdauungssystem und alles, was dazugehört, im
anderen Sinn, ein Erdenwesen.
Auch das kann erlebt werden und wird erlebt, wenn in sich
beweglicher wird die äußere physische Hülle des
Menschen. Der Mensch kann nämlich gar sehr durch das, was
in ihn nur von der Erde her hineinkommt, sündigen gegen
das, was in ihm durch die reinen Kräfte des Kosmos sich
widerspiegelt. Der Mensch kann zum Beispiel dadurch, daß
er Störungen durch die äußere Ernährung
herbeiruft, die rein irdischen Gesetze, die ja wirken innerhalb
der Verdauung, die weiter wirken wie die Sonnengesetze in der
Herztätigkeit und wie die kosmischen Gesetze außer
dem Sonnensystem in der Gehirntätigkeit wirken — der
Mensch kann gewissermaßensehr stark sündigen durch
seine Ernährung gegen die kosmischen Tätigkeiten in
seinem Gehirn, und das kann erlebt werden von der
anthroposophisch sich entwickelnden Seele, namentlich im
Momente des Aufwachens. Innerhalb des Schlafes tritt ja auch
das ein, daß sich die Verdauungstätigkeit bis in das
Gehirn hineinerstreckt, hineinsprüht in das Gehirn. Beim
Wachen bearbeiten die Denkkräfte das Gehirn; da tritt die
Verdauungstätigkeit des Gehirns zurück. Wenn das
Denken stillsteht beim Schlaf, da wirkt die
Verdauungstätigkeit in das Bewußtsein hinein, und
wenn der Mensch aufwacht und einen Nachklang davon
verspürt, dann kann das Erleben sehr leicht ein richtiges
Barometer sein gerade bei der sich entwickelnden Seele für
das Gesunde oder Ungesunde der Ernährung. Oh, der Mensch
verspürt dieses gleichsam aus seinem Organismus in das
Gehirn Hineinziehen in dumpfmachenden, stechenden
Gefühlen, Gefühlen, die sich manchmal so ausnehmen
können, wenn er irgend etwas Unrechtes genossen hat, wie
— sagen wir — kleine Betäubungszentren im
Gehirn. Das alles wird in der feinsten Weise erlebt gerade von
der anthroposophisch sich entwickelnden Seele. Und der Moment
des Aufwachens ist von einer ungeheuren Wichtigkeit, ich meine
in bezug auf die Wahrnehmung der von der Verdauung
herrührenden Gesundheitsverhältnisse der physischen
Hülle. In immer feiner und feiner werdenden Empfindungen,
die sich lokalisieren innerhalb des Kopfes, nimmt der Mensch
wahr, ob er sich oppositionell benimmt in seiner Verdauung
gegen die kosmischen Gesetze außerhalb unseres
Sonnensystems oder ob er mit ihnen im Einklang steht. Hier
sehen Sie in der Tat diese physische Hülle in einem
wunderbaren Verhältnis zum ganzen Kosmos und den Moment
des Aufwachens wie ein Barometer für den sich gegen die
kosmischen Verhältnisse durch seine Verdauung
widersetzenden Menschen oder mit diesen kosmischen
Verhältnissen sich in Einklang versetzenden Menschen.
Diese Betrachtungen werden uns allmählich
hinüberleiten in die Veränderungen, die vorgehen
durch esoterische oder anthroposophische Entwicklung im
menschlichen Äther- oder astralischen Leibe.
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