AUSFÜHRLICHE INHALTSANGABEN
ERSTER
VORTRAG, Dornach, 9. August 1919 9
Die
Bewältigung der sozialen Probleme der Gegenwart durch
geistige Erkenntnis. Der fundamentale Gegensatz zwischen Orient
und Okzident: Die Betrachtung der äußeren Sinneswelt
als Maja (Orient), des Seelisch-Geistigen als Ideologie
(Okzident). Die dreifache Bedrohung des Menschen seit dem 15.
Jahrhundert durch Naturwissenschaft und Maschine:
Mechanisierung des Geistes, Vegetarisierung der Seele,
Animalisierung des Leibes. Über den Begriff
«Sozialdemokratie». Die historische Forderung nach
einem dreigegliederten sozialen Organismus: Sozialismus
für das Wirtschaftsleben, Demokratie für das
Staatsleben, Freiheit für das Geistesleben. Die
Erziehungsfrage als zentrale soziale Frage; die Bedeutung
verschiedener Erziehungsprinzipien in den drei Phasen der
Kindheits- und Jugendentwicklung: 1. Nachahmung bis zum 7. Jahr
als Grundlage für soziale Freiheit — 2.
Autorität bis zum 14. Jahr als Grundlage für das
Rechtsempfinden — 3. Allgemeine Menschenliebe nach der
Geschlechtsreife als Grundlage der Brüderlichkeit im
Wirtschaftsleben. Der Fatalismus als Seelenstimmung in Ost und
West. Der heutige soziale Organismus: Griechische
Geistesstruktur, römische Rechtsstruktur,
europäisches Zivilisations-Wirtschaftsleben.
Dreigliederung des sozialen Organismus zur Überwindung des
chaotischen Wirtschaftslebens, des Rechtslebens als
Machtlebens, des zur Phrase entarteten Geisteslebens. Die Lehre
Lujo Brentanos als Beispiel für heutige ökonomische
Wissenschaft. Ware, Arbeit, Kapital: Das Erfassen dieser
Begriffe durch Imagination, Inspiration und Intuition.
ZWEITER VORTRAG, 10. August 1919 34
Nachklänge griechischer und römischer
Seelenverfassung in der Gegenwart. Der Wandel der Begriffe vom
Bildhaften zum Abstrakten seit dem 15. Jahrhundert; die
Begriffskräfte als Nachklänge vorgeburtlicher
geistiger Erlebnisse, Das Sich-als-Geist-Begreifen als Aufgabe
des Denkens in der heutigen Zeit. Das Sinnlos-Werden des
menschlichen Willens in der industriellen Tätigkeit; die
Notwendigkeit des Gegenüberstellens eines
sinnerfüllten Aus-dem-Geiste-heraus-Wollen und die
Ausbildung eines inneren Wahrheitsgefühls gegenüber
den Aufgaben der Zeit. Die Bewußtseinsumwandlung der
Menschen am Beispiel des Empfindens gegenüber den
Malereien Raffaels und Michelangelos damals und heute; der
Zusammenhang mit der Beschränkung des religiösen
Bewußtseins auf ein Erdenleben in der vierten Kulturepoche
und seine notwendige Ausdehnung auf die wiederholten Erdenleben
heute. Die Zerrissenheit der heutigen Menschenseelen als Folge
der Mängel im Erziehungswesen, Förderung der
Konzentration durch Ökonomie der Erziehung am Beispiel des
Stundenplanes. Die Aufgaben der geplanten Schule der
Waldorf-Astoria in Stuttgart.
DRITTER VORTRAG, 11. August 1919 54
Ware, Arbeit, Kapital — drei Begriffe zum
Verständnis des äußeren sozialen Lebens. Die
moderne Nationalökonomie: Praxis ohne Theorie; die
Sozialdemokratie: Theorie ohne Praxis. Die Notwendigkeit eines
imaginativen Verständnisses der Welt für das soziale
Leben der Zukunft. Imaginative Begriffe als Vorbedingung
rechter Sozialisierung. Die Notwendigkeit der Durchdringung der
Gesellschaft: 1. mit imaginativen Begriffen für das
fühlende Verständnis der Ware — 2. mit
inspirativen Begriffen für ein neues
Arbeitsverständnis — 3. mit intuitiven Begriffen
für die richtige Stellung des Kapitals im sozialen
Organismus. Die Beziehungen zwischen Ware, Arbeit, Kapital.
Voraussetzungen zum Erkennen der Bedeutung: 1. der Imagination
für die Ware durch Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben
— 2. der Inspiration für die Arbeit durch Gleichheit
im Rechtsleben — 3. der Intuition für das Kapital
durch Freiheit im Geistesleben. Die Bedeutung der Neufindung
des Zusammenhanges zwischen Wort und Geistigkeit.
VIERTER VORTRAG, 15. August 1919 67
Die
Durchsetzung der pädagogisch-didaktischen Anschauung mit
materialistischer Gesinnung durch die heutige Lehrerbildung.
Seelische Ausdörrung als Folge des heute üblichen
Anschauungsunterrichtes. Das Durchdrungensein vom Zusammenhang
des Menschen mit den übersinnlichen Welten als
Vorbedingung für das Lehrersein. Das Kind als Frage der
übersinnlichen Welt an die sinnliche. Anthroposophische
Anthropologie als Grundlage der Zukunftspädagogik: Die
innerliche Erfassung der Dreigliederung des Menschen; Kopf-
oder Nerven-Sinnesmensch, Brust- oder rhythmischer Mensch,
Gliedmaßen- oder Stoffwechselmensch. Die Bedeutsamkeit der
Unsterblichkeitsfrage für die Entwicklung der
Geisteskultur: Das Richten der Aufmerksamkeit auf die
Offenbarung des Vorgeburtlichen statt des egoistischen
Hinschauens auf das Nachtodliche. Betrachtung der Formen der
drei Glieder der Menschennatur. Der Kopf als Bild für den
physischen, die Brust als Bild des ätherischen, der
Stoffwechsel als Bild des astralischen Leibes. Das Wahrnehmen
des Ich im Betrachten der Veränderung des Menschen in der
Zeit. Physiognomische Pädagogik; Beispiel Fichte. Das
gegenwärtige Streben nach Nivellierung, Beispiel von
Hermann Bahr, im Gegensatz zum Streben nach Individualisierung
als eigentliches innerstes Ziel des Menschen.
FÜNFTER VORTRAG, 16. August 1919 85
Die
Metamorphosen der menschlichen Intelligenz im Laufe der
Entwickelungsepochen: Die Intelligenz des
ägyptisch-chaldäischen Menschen als Wahrnehmung der
Verwandtschaft des Menschen mit dem Kosmos; die Intelligenz des
griechisch-lateinischen Menschen als Erkenntnis der
Gesetzmäßigkeit des Toten. Die zunehmende Neigung der
Intelligenz zum Bösen, zur Täuschung und zum Irrtum.
Die Bedeutung des Mysteriums von Golgatha in diesem
Zusammenhang. Christus-Begriff und allgemeiner Gottesbegriff;
Atheismus als Krankheit; Nicht-Anerkennen des Christus als
Unglück. Die notwendige Durchdringung der ins Ahrimanische
hineinsteuernden Intelligenz mit dem Christus-Prinzip. Die
Furcht der sich inkarnierenden Seelen vor dem Abstieg in die
vom Materialismus erfüllte Welt; der melancholische Zug in
den Gesichtern der heutigen Kinder. Die Aufgabe des Lehrers:
Vorbereitung des Kindes auf das Sich-Verbinden mit dem
Christus-Impuls. Auswüchse der gegenwärtigen
Zivilisation am Beispiel der sogenannten
«Flintenweiber» im Osten Europas. Das Ergriffenwerden
vom Ernst der Zeit und die daraus erwachsenden Aufgaben.
SECHSTER VORTRAG, 17. August 1919 98
Über die Bedeutung einer exakten Kenntnis der menschlichen
Wesenheit; die Veränderung des physischen Leibes von der
ägyptisch-chaldäischen Zeit (Pflanzenartigkeit) bis
heute (Leichnamhaftigkeit). Geschwürbildung als teilweises
Atavistisch-Werden des menschlichen Leibes. Die Beschaffenheit
des physischen Leibes im Zusammenhang mit der Art der
Erkenntnis. Die Beziehung des Menschen zu den Naturreichen im
Gang durch die nachatlantischen Kulturepochen: der Herabstieg
vom Menschlichen über das Tierische und Pflanzliche zum
Mineralischen; Wiederaufstieg zur Erkenntnis des Lebendigen,
Pflanzlichen als Aufgabe der heutigen fünften
Kulturepoche. Goethe als Repräsentant dieser Epoche. Der
Egoismus in den heutigen religiösen Anschauungen; die
Einengung des Gottesbegriffes auf den eigenen Engel. Das
Gleichgültigwerden gegenüber den allgemeinen
Schicksalen der Menschheit als Ausdruck des «intelligenten
Egoismus». Das Erkunden der Schicksalsziele der
Menschheit: im Westen auf medialem, im Osten auf mystischem
Wege (Beispiel: Rabindranath Tagore). Das Interesse für
das über das Persönliche hinausgehende Geschehen im
Erdenraume als Ausgangspunkt für das Erfassen des
Erzengelwesens; das Interesse für das Hereinragen
vergangener und zukünftiger Impulse in die Gegenwart als
Voraussetzung zur Bildung von Begriffen über die
Sphäre der Zeitgeister. Betrachtung der dem heutigen
Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben zugrundeliegenden
Impulse mit besonderer Berücksichtigung der Intentionen
der Frauenbewegung. Anthroposophische Erkenntnis als
Richtschnur für gegenwärtiges Wirken und Streben. Der
Dornacher Bau.
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