ZWEITER VORTRAG
Kristiania, 8. Juni 1910
Es ist gestern
gesagt worden, daß diejenigen Wesenheiten, welche als Volksgeister zu
betrachten sind, auf einer solchen Stufe stehen, daß sie in
ihrem gegenwärtigen Dasein von ihrer Ichheft aus an ihrem
Äther- oder Lebensleib arbeiten, daß sie also diesen
Äther- oder Lebensleib von dem innersten Wesen ihres Seelischen
heraus bearbeiten.
Nun wird ja
natürlich jeder von Ihnen sich sagen können: Gewiß
muß es zugegeben werden, daß die Arbeit an diesem
Äther- oder Lebensleib nicht unmittelbar mit
äußeren Wahrnehmungsorganen, mit physischen Augen gesehen
werden kann, sondern daß dies sozusagen eine Angelegenheit des
hellseherischen Bewußtseins ist. Wenn aber die Tätigkeit
dieser Wesenheiten, also dieser Volksgeister, in das
Menschenleben hineinragt, so muß doch auf der anderen
Seite irgend etwas aufzuzeigen sein, irgend etwas anzuführen
sein, was in einer gewissen Weise im Äußerlichen sichtbar,
eine Art Abdruck, eine Art Abglanz dieser Arbeit jener Volksgeister
oder Erzengelwesen ist. Außerdem müssen ja diese
Wesenheiten gewissermaßen auch einen physischen Leib haben. Es
muß sich ihre Leiblichkeit in irgend einer Form zum
Ausdruck bringen. Und diese physische Form, in der sie sich zum
Ausdruck bringen, die Arbeit, die Wirksamkeit dieser Wesenheiten, die
müßten sich auch in irgend einer Weise in der Welt
andeuten, in der der Mensch ist, denn schließlich muß ja
der Menschenleib etwas mit der Arbeit dieser geistigen Wesenheiten zu
tun haben.
Wir werden
ausgehen von dem Äther- oder Lebensleib dieser Wesenheiten und von
der Arbeit, welche sie in diesem Äther- oder Lebensleib
verrichten. Da also werden wir uns zunächst an die Forschungen
des hellseherischen Bewußtseins wenden müssen. Wo findet
nun die hellseherische Forschung etwas, was bezeichnet werden
kann als ein solcher Xtherleib dieser Erzengelwesen, dieser
Archangeloi, und wie haben wir diese Arbeit aufzufassen? — Sie
alle wissen, daß das Antlitz, die Oberfläche unserer
Erde an den verschiedenen Stellen verschieden ist, und daß an
den verschiedenen Stellen unserer Erde in der allerverschiedensten
Art die Bedingungen gegeben sind zur Entfaltung von
Volkseigentümlichkeiten, von
Volkseigenschaften.
Das äußere materialistische Bewußtsein wird davon
sprechen, daß Klima, Pflanzenwuchs, vielleicht das Wasser
irgend eines Landes oder einer Gegend unserer Erde maßgebend
seien neben mancherlei anderem für das, was sich an
Volkseigentümlichkeiten, Volkseigenschaften kundgibt.
Daß das materielle Bewußtsein, das Bewußtsein des
physischen Planes so spricht, ist weiter nicht verwunderlich, denn
dieses Bewußtsein des physischen Planes kennt eben nur das, was
mit Augen gesehen werden kann. Für das hellseherische
Bewußtsein ist aber die Sache noch ganz anders. Wer mit
hellseherischem Bewußtsein die verschiedenen Gebiete unserer
Erde durchwandert, wer mit diesem Bewußtsein den einen oder
anderen Boden unserer Erde betritt, der weiß, daß in dem
eigentümlichen physischen Pflanzenbild, in der
eigentümlichen Konfiguration der Gesteine sich nicht alles
dasjenige erschöpft, was er von diesem Boden, von diesem
Bilde irgend eines Erdengebietes weiß. Wenn aber für das
materialistische Bewußtsein nur von einem Abstraktum
gesprochen wird, wenn wir von einem eigentümlichen Aroma, ja,
von einer Aura eines bestimmten Gebietes unserer Erde sprechen,
ist das wiederum begreiflich. Für das hellseherische
Bewußtsein erhebt sich in der Tat über jedem Fleck unserer
Erde dieses eigentümliche geistige Wolkengebilde, das man
bezeichnen muß als die Äther-Aura eines besonderen
Erdengebietes. Diese Äther-Aura ist anders, ganz anders
über den Gefilden der Schweiz als über den Gefilden
Italiens und wieder anders über den Gefilden Norwegens,
Dänemarks oder Deutschlands. So wahr jeder Mensch seinen eigenen
Ätherleib hat, so wahr ist über jedem Gebiete unserer
Erdoberfläche eine Art Äther-Aura
aufgetürmt.
Diese
Äther-Aura nun unterscheidet sich sehr wesentlich von anderen
ätherischen Auren, sagen wir von den ätherischen Auren der
Menschen. Wenn wir einen Menschen betrachten, der im Leben steht, dann
finden wir, daß die Äther-Aura des Menschen an diesen Menschen
gebunden ist, so lange er lebt, das heißt von der Geburt bis zum Tode.
Sie war also sozusagen verbunden mit seinem physischen Leibe und
ändert sich eigentlich nur insoweit, als der Mensch im Leben
eine Entwickelung durchmacht, wenn er in bezug auf Intelligenz, Moral
und so weiter höher steigt. Dann aber sehen wir immer, daß
diese Äther-Aura des Menschen sozusagen von innen heraus sich
ändert, gewisse Einschlüsse bekommt, die von innen
aufglänzen, aufleuchten. Anders ist das bei jenen
Äther-Auren, welche über den verschiedenen
Ländergebieten wahrzunehmen sind. Gewiß, sie haben durch
lange Zeiten hindurch einen gewissen Grundton, und sie haben etwas,
was durch lange Zeiten hindurch bleibt. Aber es gibt in diesen
Äther-Auren auch rasch sich vollziehende Änderungen, und
diese rasch sich vollziehenden Binderungen sind das, was diese
Auren von den menschlichen Auren unterscheidet, die sich
langsam und allmählich ändern und, wenn sie sich
ändern, diese Anderung nur von innen heraus vollziehen. Diese
Auren über den verschiedenen Ländergebieten ändern
sich nämlich im Laufe der Entwickelung der Erdenmenschheit
dann, wenn ein Volk seinen Wohnsitz verläßt und von einem
anderen Erdengebiete Besitz ergreift. Das ist das Eigentümliche,
daß in der Tat die Äther-Aura, die über einem
bestimmten Erdengebiete ist, nicht allein abhängt von dem, was
sozusagen aus dem Boden aufsteigt, sondern daß sie davon
abhängt, welches Volk zuletzt seinen Wohnsitz auf diesem
Erdengebiete aufgeschlagen hatte.
So suchen
diejenigen, welche die Geschicke unseres Menschengeschlechtes in ihrer
wahren Gestaltung auf der Erde verfolgen wollen, das
ineinandergreifen gerade dieses Teiles der Äther-Auren unserer
Erdengebiete zu verfolgen. Sehr, sehr änderten sich die
verschiedenen Äther-Auren Europas in der Zeit, die man als die
Zeit der
Völkerwanderung
bezeichnet. Daraus sehen Sie
schon, daß in dieser Äther-Aura über einem
Erdengebiete etwas veränderlich ist, das in der Tat
plötzlich sich umändern kann, und diese Umänderung
kann in gewisser Beziehung sogar von außen gebracht
werden. So ist eine jede solche Äther-Aura in gewisser
Beziehung ein Zusammenfluß von dem, was aus dem Boden stammt und
von dem, was sozusagen durch die Wanderungen der Völker
hineingetragen wird.
Wenn wir diese
Aura betrachten, dann müssen wir uns klar sein darüber,
daß in gewisser Beziehung der Satz, der so leicht in der
Geisteswissenschaft angeführt wird, aber eigentlich im
Grunde genommen niemals so recht verstanden wird oder wenigstens
niemals so recht in seiner tiefen Tragweite betrachtet wird, die
denkbar weiteste Gültigkeit hat, der Satz: daß alles, was
das physische Bewußtsein draußen in der Welt sieht, doch
nur Maja oder Illusion ist. Der Satz wird oftmals auf dem Gebiete der
theosophischen Weltanschauung ausgesprochen, aber beachtet im
einzelnen, so daß man ihn wirklich ins Leben einführt, wird
er doch im Grunde genommen recht wenig. Man spricht ihn mehr als
abstrakte Wahrheit aus. Will man aber die konkreten Verhältnisse
betrachten, dann vergißt man ihn und bleibt beim
materiellen Bewußtsein stehen. In Wahrheit ist dasjenige, was in
geheimnisvoller Weise uns entgegentritt von dem Stück Erde, das
von einem Volke bewohnt ist, die Äther-Aura des betreffenden
Erdengebietes. Das, was den physischen Augen entgegentritt in
der grünen Pflanzendecke der Erde, der eigentümlichen
Konfiguration des Bodens und so weiter, das ist im Grunde genommen
nur Maja oder äußerliche Illusion, das ist gleichsam eine
Verdichtung dessen, was in der Äther-Aura wirkt. Allerdings ist
nur dasjenige von dein Äußerlichen von dieser
Äther-Aura abhängig, worauf die Äther-Aura, das
heißt ein sich lebendig organisierendes Prinzip
Einfluß haben kann. Die Erzengel, die die geistigen Gesetze inne
haben, können nicht in die physischen Gesetze eingreifen. Da
hinein, wo also bloß die physischen Gesetze wirken und in
Betracht kommen, wie bei den Gebirgsverhältnissen, der
Wölbung des Bodens und so weiter, wo das, was die
großen Änderungen des Volkes bedingt, abhängig ist von
den physischen Verhältnissen, da hinein reicht der Einfluß
der Erzengel nicht; so weit sind die Erzengel in ihrer Entwickelung
noch nicht, daß sie in die physischen Verhältnisse
eingreifen könnten. Weil sie das nicht können, weil sie da
abhängig sind, deshalb müssen sie zu gewissen Zeiten
über die Erde wandern, deshalb verkörpern sie sich in dem,
was die Konfiguration des Bodens bedeutet, gleichsam als in dem
physischen Leib, also in dem, was von den physischen Gesetzen
beherrscht ist. Da kann der Ätherleib des Volkes noch
nicht hinein, da kann er sich noch nicht organisierend hinein
erstrecken. Deshalb wird der Boden aufgesucht, wenn er sich als
geeignet erweisen soll, und aus dieser Ehe zwischen dem
Ätherleibe, der aber jetzt von geistig-seelischen
Kräften durcharbeitet wird, und dem physischen Stück Erde
entsteht dasjenige, was uns als der Zauberhauch im Äußern
eines Volkstums entgegentritt, das, was der Mensch, der nicht
Hellseher ist, in einem Lande bloß fühlen kann, was der
Mensch aber, der mit hellseherischem Bewußtsein Land und
Volk durchschaut, erschauen kann.
Wie aber wirkt
jetzt dasjenige herein, was sozusagen die Arbeit des Erzengels, des
Volksgeistes in dem Ätherleib, der über den Boden sich
erhebt, ist? Was ist die Arbeit des Erzengels, wie wirkt er herein in
das Menschliche, das auf diesem Boden sich bewegt, das in dieser
Wolke des Volksgeistes darinnen lebt? Er wirkt so hinein, daß
diese Kraft in drei Arten beim Menschen sich zum Ausdruck bringt. Die
Äther-Aura des Volkes ist es, die in den Menschen hineinwirkt,
den Menschen durchsetzt, durchwebt, und zwar wirkt diese
Äther-Aura so in die menschliche Wesenheit hinein,
daß ein Dreifaches in der menschlichen Wesenheit davon
ergriffen wird. Durch die Mischung dieses Dreifachen entsteht
dann der eigentümliche Charakter, den ein Mensch trägt, der
in dieser Äther-Aura des Volkes darinnen lebt. Diese
Äther-Aura, worauf wirkt sie beim Menschen? Sie wirkt auf ein
Dreifaches in den Temperamenten, Sie wirkt auf die
Temperamente, die selber in das Emotionsleben des Menschen
versenkt sind, die im Ätherleibe des Menschen darinnen wirken,
nur nicht auf das sogenannte melancholische Temperament. Die
Äther-Aura des Volkes wirkt auf das cholerische,
phlegmatische und sanguinische Temperament. Im allgemeinen also
fließt das, was die Kraft der Äther-Aura des Volkes ist, in
diese drei Temperamente hinein. Nun können diese drei
Temperamente in der einzelnen menschlichen Individualität in der
verschiedensten Weise gemischt sein und zusammenwirken. Unendliche
Mannigfaltigkeit können Sie sich da denken, wenn die drei
Kräfte zusammenwirken, wenn die eine die andere beeinflußt,
besiegt und so weiter. Dadurch entsteht die mannigfaltigste
Konfiguration, die uns zum Beispiel in Rußland, Norwegen,
Deutschland verschiedenartig entgegentritt. Das macht den
Volkscharakter des Menschen aus, was in die Temperamente
hineinwirkt. Der Unterschied, der hier bei den einzelnen Individuen
besteht, wird nur durch den Grad der Mischung bewirkt. Die
Volkstemperamente
sind also nach den Einwirkungen der Volksaura gemischt.
So also haben wir
über die Erde hin wirksam die Volksgeister. Die haben aber auch
ihre eigenen Wege; denn das ist für ihre eigenen Angelegenheiten
nicht das Wesentliche, daß sie in die Temperamente
hineinwirken. Das tun sie nur deshalb, weil die Kräfte in
der Welt in Wechselwirkung miteinander treten. Das tun sie
zunächst als ihre gewollten Taten, als das, was ihre Mission
ist. Daneben kommen aber auch die eigenen Angelegenheiten ihres Ichs
in Betracht. Die bestehen darin, daß sie selber weiterkommen in
ihrer Entwickelung, daß sie selber über die Erde schreiten
und sich auf diesem oder jenem Gebiet der Erde verkörpern.
Das sind aber ihre eigenen Angelegenheiten. Das andere, was sie in
den Temperamenten der Menschen tun, das ist etwas, was sie
nebenbei arbeiten, was ihr Beruf ist. Natürlich kommt der
Mensch auch wieder durch ihre Arbeit vorwärts, sie wirkt auf ihn
zurück. Daher wirkt auch die menschliche Arbeit auf den
Volksgeist zurück. Welche Bedeutung die einzelnen Menschen
für den Volksgeist haben, das werden wir noch sehen. Das
ist wichtig. Das Wesentliche ist aber, daß wir einen solchen
Volksgeist verfolgen können, wie er sich in der Welt
verkörpert, dann wieder eine Zeitlang in der geistigen Welt lebt
und sich sodann wieder wo anders verkörpert und so weiter. Wenn
wir diese Vorgänge betrachten, so haben wir immer nur
Ich-Angelegenheiten dieser Wesen vor uns. Denken Sie sich also nun
— damit Sie sich das recht konkret vorstellen — den
menschlichen Ätherleib in den Volksätherleib
eingebettet; denken Sie sich dann das Ineinanderwirken vom
menschlichen Ätherleib und Volksätherleib, und denken Sie
sich darauf, daß sich der Volksätherleih in den
Volkstemperamenten spiegelt, spiegelt in der Mischung der
Temperamente der einzelnen Menschen, dann haben Sie das Geheimnis,
wie uns der Volksgeist in seiner Art innerhalb eines Volkes
entgegentritt.
Nun haben wir,
nachdem wir dieses gesagt haben, im Grunde genommen die wichtigste
Arbeit der eigentlichen Erzengel oder Volksgeister erschöpft.
Wir würden aber noch lange nicht die Eigentümlichkeiten
eines Volkes erschöpft haben, wenn wir nur die Art des
Charakters, wie ein Mensch ihn innerhalb dieses Volkes besitzt, in
Betracht ziehen wollten. Aber die Erzengelwesenheiten, die die
eigentlichen Geister der Volksstämme sind, die haben diese
Aufgabe.
Nun eignet
aber einem Volke, wie Sie leicht ahnen können, noch manches andere.
Woher kommt das? Wenn der Erzengel, der leitende Volksgeist sich nicht mit
anderen Wesenheiten auf demselben Grund und Boden begegnen und nicht
mit ihnen zusammenarbeiten würde in diesem Ätherleib des
Menschen, dann würde manches von den Eigenschaften eines
Volkes gar nicht entstehen können. Der Mensch ist ein Schauplatz
für die Begegnung der Erzengel mit noch anderen
Wesenheiten, die mit den Erzengeln zusammenwirken und sozusagen
mit ihnen zusamn enarbeiten. Aus diesem Zusammenarbeiten entsteht
aber noch etwas ganz anderes. Das hellseherische Bewußtsein
findet, wenn es die Völker studiert, merkwürdigerweise
geheimnisvolle Wesenheiten außer den bereits charakterisierten
Erzengelwesen, die in gewisser Beziehung den Erzengeln
verwandt, aber doch wieder in anderer Beziehung
vollständig von ihnen verschieden sind, vor allen Dingen
dadurch, daß sie viel größere Kräfte anzuwenden
vermögen als die Volksgeister selber. Der Volksgeist wirkt in
einer außerordentlich feinen und intimen Weise auf die
einzelne menschliche Seele in diesem Hineinweben in die Temperamente.
Aber in einer viel stärkeren, kraftvolleren Weise wirken da noch
andere Wesenheiten hinein. Diese anderen Wesenheiten müssen wir
uns einmal aus unserer allgemeinen Kenntnis der Hierarchien
klar machen. Da werden wir sozusagen den Namen finden für diese
anderen Wesenheiten, die das hellseherische Bewußtsein
beobachtet. Stellen Sie sich einmal vor die Hierarchien der
Geister in folgender Weise:
-
-
1.
Menschen,
-
2.
Engel,
-
3.
Erzengel,
-
4. Urbeginne
oder Geister der Persönlichkeit,
-
5. Gewalten
oder Geister der Form.
Sodann
würden wir weiter zu anderen kommen, die wir aber heute nicht weiter
in Betracht ziehen wollen. Wenn Sie sich nun an dasjenige erinnern, wovon
wir gestern gesprochen haben — und was Sie auch genau
auseinandergesetzt finden in den
Mitteilungen aus der «Akasha-Chronik»
und
in meiner Schrift «Die Geheimwissenschaft»
—, so werden Sie sich sagen: Von
diesen Wesenheiten sind es die Erzengel, welche während der
alten Sonnenzeit ihre Menschheitsstufe durchgemacht haben. Da waren
diejenigen Wesenheiten, die wir Geister der Form oder Gewalten
nennen, die jetzt zwei Stufen höher sind als die Erzengel,
auf der Erzengelstufe; sie waren Archangeloi, solche
Wesenheiten, wie es die heute charakterisierten Volksgeister
sind. Das war damals ihre normale Entwickelungsstufe.
Nun gibt es
aber ein eigentümliches Geheimnis in der Entwickelung, das ist das
Gesetz von dem Zurückbleiben gewisser Wesenheiten, das Gesetz,
welches bewirkt, daß auf jeder Stufe gewisse Wesenheiten
zurückbleiben, die dann auf der folgenden Stufe nicht auf
der normalen Höhe stehen, sondern eigentlich den Charakter
haben, den sie auf den früheren Stufen haben sollten. Nun sind
während unserer Menschheitsevolution immer Wesenheiten
zurückgeblieben. Unter diesen Zurückgebliebenen sind
auch solche Geister der Form, solche Gewalten, und sie sind in einer
ganz eigenartigen Weise zurückgeblieben, nämlich so,
daß sie zwar in bezug auf gewisse Eigenschaften Geister der
Form, Gewalten sind, daß sie durch gewisse Eigenschaften das
können, was heute nur die Geister der Form können, die den
Menschen auf der Erdenstufe das Ich verliehen haben, daß sie das
aber nicht vollständig können, weil sie nicht alle dazu
notwendigen Eigenschaften besitzen. Sie sind so stehen geblieben,
daß sie nicht auf der Sonne, sondern jetzt während ihrer
Erdenzeit ihre Erzengelstufe durchmachen, so daß sie Wesenheiten
sind, die jetzt auf der Stufe der Volksgeister stehen, aber ganz
andere Eigenschaften haben. Während die Volksgeister intim
hineinwirken in das Menschenleben, weil sie zwei Stufen höher
stehen als der Mensch, also mit den Menschen immer noch verwandt
sind, sind diese Gewalten, diese Geister der Form vier Stufen
über die Menschheitsstufe erhaben. Sie haben daher ungeheuer
viele und große Kräfte, die nicht dazu taugen würden,
so intim in die Menschen hineinzuwirken. Sie würden
robuster wirken, aber kein anderes Gebiet haben für ihre
Wirksamkeit als dasjenige, auf dem die normalen Volksgeister, die
Erzengel, stehen.
Das ist das
Schwierige, daß man erst unterscheiden lernen muß in der
höheren Welt. Die, welche glauben, mit ein paar Begriffen in den
höheren Welten auskommen zu können, irren sich sehr. Der
Mensch, der mit oberflächlichen Begriffen in die höheren
Welten hinaufsteigt, der findet da wohl die Erzengel. Aber man
muß unterscheiden, ob es Wesen sind, die jetzt normalerweise auf
die Erzengelstufe gekommen sind oder solche, die während des
Sonnenzustandes der Erde auf dieser Stufe hätten stehen sollen.
So also wirken auf dem gleichen Gebiete mit den Geistern der
Volksstämme oder Erzengeln zusammen andere Wesenheiten,
die sozusagen in der Rangordnung der Erzengel stehen, die aber mit
ganz anderen, robusteren Eigenschaften begabt sind, mit solchen
Eigenschaften, wie sie die sonstigen Geister der Form haben, und die
dadurch tief eingreifen können in die menschliche Natur. Denn
was haben diese Geister der Form während des Erdendaseins aus
dem Menschen gemacht? Denken Sie sich, daß die Menschen zu
sich nicht Ich sagen könnten, wenn die Geister der Form nicht
das Gehirn geformt hätten zu dem, was der Mensch heute als
solches besitzt. Also bis in die physische Gestaltung hinein
können solche Wesenheiten wirken, trotzdem sie nur auf der
Stufe der Erzengel stehen. Sie treten in eine Art von Wettkampf mit
den Volksgeistern auf dem Terrain, wo die Volksgeister
wirken.
Das erste, was
sie hauptsächlich bewirken, indem diese Geister von der einen Seite
und die anderen von der anderen Seite zusammenstoßen, ist die
Sprache, das, was nicht entstehen könnte ohne den ganzen Bau und
die Form des menschlichen Leibes. In dem Bau des Menschen haben Sie
die Wirksamkeit dieser anderen Volksgeister, die mit den
Naturgewalten und mit den Menschen verbunden werden. Also die
Sprache dürfen wir nicht einfach denselben Wesenheiten
zuschreiben, die in intimer Weise in das Volkstemperament
hineinwirken und dem Volke als um zwei Stufen über dem Menschen
stehende Wesen ihre Konfiguration aufprägen. Die Wesen,
welche die Sprache geben, haben große Kraft, sie sind eigentlich
Gewalten; sie wirken auf die Erde, weil sie auf der Erde geblieben
sind, während ihre anderen Genossen im Ich wirken von der Sonne
aus in den Weltenraum hinein. Von den Menschen wurde vor dem
Erscheinen des Christus Jesus das Jahve- oder Jehova-Wesen verehrt,
und sie verehrten nachher als vom Weltenraum hereinwirkend das
Christuswesen. In bezug auf die Sprachgeister müssen wir
sagen, daß in der Sprache gerade das vom Menschen geliebt wird,
was bei der Erde verblieben ist. Wir müssen uns ganz andere
Anschauungen angewöhnen. Der Mensch ist gewohnt, seine eigenen
Begriffe auf das ganze Weltall anzuwenden. Er tut natürlich sehr
Unrecht, wenn er die Tatsache, daß diese hohen Wesenheiten
zurückbleiben in der Entwickelung, ungefähr so
betrachtet, wie wenn ein Schulmädchen in einer Klasse
sitzen bleibt. Sie bleiben nicht sitzen, weil sie nicht gelernt
haben, sondern aus Gründen großer Weisheit, die in der Welt
waltet. Würden nicht gewisse Wesenheiten auf ihre normale
Weiterentwickelung verzichten und, statt mit der Sonne weiterzugehen,
ihre Weiterentwickelung auf der Erde durchmachen, so würde das
nicht auf der Erde haben entstehen können, was wir Sprache
nennen. In gewisser Beziehung hat der Mensch seine Sprache innig zu
lieben, und zwar aus dem Grunde, weil sozusagen aus Liebe bei ihm
geblieben sind hohe Wesenheiten, die verzichtet haben auf gewisse
Eigenschaften, damit der Mensch sich so entwickeln kann, wie das der
Weisheit entspricht. Gerade so wie wir das Vorauseilen als eine
Art von Opfer ansehen müssen, so müssen wir auch das
Zurückbleiben in früheren Entwickelungsepochen als eine Art
von Opfer ansehen, und wir müssen uns durchaus klar sein,
daß die Menschen zu gewissen Eigenschaften gar nicht hätten
kommen können, wenn nicht solche Opfer gebracht worden
wären.
So also sehen
wir, wie in dem Ätherleibe des Menschen und in dem Ätherleibe des
Volksgeistes, der in Betracht kommt, zweierlei Wesenheiten ihre
Arbeit austauschen: die normal entwickelten Erzengel und die auf der
Erzengelstufe stehengebliebenen Geister der Form, die
verzichtet haben auf ihre eigene Entwickelung, um den Menschen
während ihres Erdendaseins die Volkssprache einzuverleiben. Sie
mußten die Kraft haben, den Kehlkopf, die ganzen Sprachwerkzeuge
so umzubilden, daß das Ergebnis dieser Sprachwerkzeuge
eine physische Manifestation, nämlich gerade die Sprache
ist. Wir müssen also als Ergebnis dieses Zusammenwirkens gerade
dasjenige ansehen, was als Volksgemüt, als
Volkstemperament mit der Sprache im Bunde uns entgegentritt.
Was der Mensch auszusprechen vermag, wodurch er sich als
Angehöriger seines Volkes kundgibt, was er hinaustönen
läßt in die Luft, das ist dasjenige, was die mit den
Volksgeistern verbündeten Geister der Form nur deshalb bewirken
können, weil sie mit ihren großen Kräften und Gewalten
auf der Stufe der Volksgeister stehen geblieben sind. So findet also
ein solches Zusammenwirken statt innerhalb derjenigen Terrains,
derjenigen Gebiete, wo die Volksgeister wirken. Ein
ähnliches Zusammenwirken findet aber auch noch auf einem anderen
Gebiete statt.
Ich habe gestern
angeführt, daß noch andere Kräfte, die Urbeginne oder
die Geister der Persönlichkeit, die während des
Erdendaseins das darstellen, was man Zeitgeist nennt, wirksam sind.
Diese wirken so, daß sie von ihrem eigentlichen Ich aus, von
ihrer seelischen Organisation aus, in den physischen Leib
hineinarbeiten, daß sie also die Kräfte des physischen
Leibes in Bewegung bringen. Wir müssen also voraussetzen,
daß, wenn in einer bestimmten Zeit als Ergebnis der Wirkung des
Zeitgeistes irgend etwas eintritt, irgend etwas sich innerhalb eines
Zeitgeistes offenbart, wodurch die Menschheit einen Fortschritt
macht, daß das einer Arbeit mit physischen Kräften
innerhalb unseres Erdendaseins entspricht. Sie können das
sehr leicht einsehen, Sie brauchen es sich nur zu überlegen, um
zu begreifen, wie wirklich physische Voraussetzungen notwendig
sind, damit dieses oder jenes im Zeitgeiste entsteht. Oder
können Sie sich vorstellen, daß unter anderen
Voraussetzungen
Kepler
oder
Kopernikus
oder
Perikles
in einer anderen Zeit gelebt haben könnten? Die
Persönlichkeiten wachsen aus ganz bestimmten
Zeitverhältnissen heraus, aus denjenigen Verhältnissen, die
in einem bestimmten Zeitpunkte durch die physische Arbeit von
höheren Wesenheiten konfiguriert und organisiert werden.
Da sind es in der Tat die physischen Verhältnisse, freilich
physische Verhältnisse, die wir uns nicht als materielle
Klötze vorzustellen haben, sondern als gewisse Konfigurationen
in der physischen Gemeinsamkeit unserer Erde. Manchmal tritt diese
Konfiguration ganz gewaltig hervor; manchmal muß dabei, wenn der
Zeitgeist in irgendeiner Weise seinen Einfluß übt, eine
ganz bestimmte physische Konstellation zustande kommen. Denken
Sie nur daran, daß, als man einmal erst ganz bestimmt
geschliffene Gläser hatte, diese durch Kinderspiel in einer
Glasschleiferwerkstätte so zusammengefügt wurden, daß
man daran bemerken konnte die optische Wirkung als Fernglas, so
daß der Erfinder des Fernrohres nur die Beobachtung dieses
Gesetzes des Fernrohres zu realisieren brauchte.
Diese Sache
ist ein historisches Faktum. Denken Sie sich aber, welche physischen
Vorgänge notwendig waren, damit das alles hat stattfinden
können! Die Linsen mußten erst erfunden, geschliffen und in
der entsprechenden Weise zusammengesetzt werden. Sie
können da wohl das Wort «Zufall» gebrauchen, aber Sie
können es nur anwenden, wenn Sie darauf verzichten, die
Gesetzmäßigkeit auch in solchen Geschehnissen zu
begreifen. Diese physischen Verhältnisse führen zusammen
die Archai, die Urkräfte. Das Spiegelbild ihrer Arbeit ist das,
was an einem Punkte der Erde zusammenführend wirkt, was sonst
als Zeitgeist in mannigfaltiger Weise wirkt. Denken Sie sich, was in
neuerer Zeit mit vielen physischen Dingen nicht geworden wäre,
wenn diese Arbeit der Archai in Ihren physischen Leibern nicht
stattgefunden hätte. So ist es in der Tat die Arbeit der Archai,
welche in dieser Beziehung, in dieser Richtung wirkt.
Wenn nun diese
Archai in dieser Weise wirken und den Zeitgeist dirigieren, so können
wir uns wieder fragen: Wie intuieren eigentlich diese Zeitgeister den
Menschheitsfortschritt? Sie intuieren ihn dadurch, daß einen
Menschen das, was im Physischen geschieht, wie zufällig
anregt. Es sind nicht bloß Legenden, wenn auch das
manchmal zutrifft. Ich erinnere nur an die schwingende Kirchenlampe
im Dome zu Pisa, wo
Galilei
das Pendelgesetz entdeckt hat an
den regelmäßigen Schwingungen der Lampe im Dom, und
wie dann Kepler und
Newton
zu ihren Entdeckungen angeregt
wurden. Hunderte und Tausende von Fällen könnte man
erzählen, wo physisches Geschehen zusammengeführt wird mit
menschlichem Denken, woraus man ersehen könnte, wie da intuiert
wird von den Archai oder Urkräften das, was als Ideen, als
Zeitideen in die Welt hinausgeht, was die Menschen dann in ihrer
Entwickelung beeinflußt, was ihren Fortschritt regelt und
gesetzmäßig durchdringt. Aber auch auf diesem Gebiet wirken
zusammen die Wesenheiten, die normalerweise während unseres
Erdendaseins Geister der Persönlichkeit geworden sind, mit
anderen, die dadurch, daß sie auf dem Mond zurückgeblieben
sind, jetzt nicht Geister der Form oder Gewalten sind, wie sie auf
der Erde sein sollten, sondern auch jetzt erst wirken als
Geister der Persönlichkeit.
So sind diejenigen
Wesenheiten, die nicht schon von der Sonnenstufe, sondern erst von
der Mondenstufe aus verzichtet haben, jetzt Geister der
Persönlichkeit, aber nicht mit den Eigenschaften, die sie
normalerweise haben sollten, das heißt, sie intuieren
nicht in der Weise wie die normalen Geister der Persönlichkeit,
sondern als zurückgebliebene Geister der Form. Sie regen
nicht von außen an und überlassen es intim dem Menschen
selber, das zu beobachten, was im Physischen bewirkt wird, sondern
sie regen im Innern an, sie konfigurieren im Innern des Gehirns und
geben dem Denken eine gewisse Richtung. Daher ist das Denken des
Menschen in den verschiedenen Zeiträumen von innen angeregt, so
daß jedes Zeitalter eine bestimmte Art des Denkens hat. Das
hängt mit den feinen Konfigurationen des Denkens zusammen, mit
inneren Konstellationen. Da arbeiten die zurückgebliebenen
Geister der Form, die den Charakter der Geister der
Persönlichkeit haben, im Innern der Menschen und bringen eine
gewisse Denkart, eine ganz bestimmte Form der Begriffe hervor. Das
macht es, daß die Menschen von Epoche zu Epoche nicht nur
geführt werden im Sinne der intuierenden Geister der
Persönlichkeit, wo sie sich selber anregen lassen, das oder
jenes zu tun, sondern daß sie fortgetrieben werden wie durch
innere Kräfte, so daß das Denken von innen heraus sich
physisch kundgibt, wie sich in der Sprache kundgibt das, was
auf der anderen Seite als Geister der Form zurückgeblieben ist.
So drückt die Denkart sich aus als eine Manifestation der
Geister der Form, die in unserer Zeit als Geister der
Persönlichkeit auftreten. Es sind also nicht so intim
wirkende Geister der Persönlichkeit, die es dem Menschen
überlassen, zu machen, was er will, sondern ihn ergreifen und
mit vorwärtsstürmender Gewalt drängen. Daher
können Sie immer diese zwei Typen in denjenigen Menschen
sehen, welche von dem Zeitgeist angeregt sind. In denjenigen,
welche von den wahren Zeitgeistern, von den auf normaler Stufe
stehenden, angeregt sind, können Sie sozusagen sehen die wahren
Vertreter ihrer Zeit. Wir können sie betrachten als Menschen,
die kommen mußten, und ihre Tätigkeit als etwas, was
nicht anders har geschehen können.
Es kommen
aber auch andere Menschen, in denen wirken diejenigen Geister der
Persönlichkeit, die eigentlich Geister der Form, sind. Das sind
die anderen Geister, die wir bezeichnet haben als die Denkgeister,
die während des Mondenzyklus auf ihren jetzigen Standpunkt
vorrückten. Der Mensch ist nun der Schauplatz, auf dem alles
dies zusammenwirkt. Dieses Zusammenwirken macht sich dadurch
geltend, daß Sprache und Denken in ein Wechselverhältnis
treten, dadurch, daß nicht bloß die Geister, die auf der
gleichen Stufe stehen, in ein Wechselverhältnis kommen,
sondern daß auch die normalen Erzengel, die Volksgemüt und
Volkstemperament regeln, in Wechselverhältnisse treten mit
dem, was eben charakterisiert worden ist, also nicht nur mit den auf
der Erzengelstufe stehenden Geistern der Form, sondern auch mit
denjenigen Geistern der Persönlichkeit, die eigentlich
zurückgebliebene Geister der Form sind.
Diese zwei Arten
treten in der menschlichen Natur und menschlichen Wesenheit auf.
Dieses Verhältnis ist im höchsten Grade interessant zu
studieren, wenn man mit okkulten Kenntnissen, mit okkultem
Sehvermögen von Volk zu Volk geht. Da kann man sehen, wie
die normalen Volksgeister wirken, und wie dann diese normalen
Volksgeister ihre Befehle von den Zeitgeistern bekommen; wie aber
diese Volksgeister zusammenwirken im Innern des Menschen mit den
Sprachgeistern und auch mit den Denkgeistern, die in die Gedanken der
Menschen hinein-, wirken. Da finden sich im Innern des Menschen nicht
nur normale Erzengel und abnorme Erzengel, sondern auch die Erzengel
im Gegensatz
mit den abnormen Geistern der Persönlichkeit,
die von innen heraus die Gedankenarbeit einer bestimmten Zeit regeln.
Da ist es nun im höchsten Grade interessant — ich habe
gesagt, es werden Zustände angedeutet werden, denen Sie
entgegenkommen müssen mit Ihrem spirituellen Verständnis,
die eingekleidet werden müssen in gewöhnliche Worte,
weil im Leben noch keine Sprache geschaffen ist, die alles das
glaubhaft und verständlich machen würde; man muß alles
ausdrücken in Worten, die den Tatbestand etwas bildhaft
geben, was aber einer bedeutungsvollen Tatsache der
Menschheitsentwickelung entspricht —, da ist es nun im
höchsten Grade interessant und wichtig, der
Menschheitscntwickelung in neuerer Zeit zu folgen, wichtig zu wissen,
daß einmal geradezu ein gegenseitiger Vertrag geschlossen worden
ist von einem der leitenden Geister der Völker, der ein normaler
Erzengel ist, mit einem solchen Geist, der als Geist der
Denkkräfte im Innern wirkt, also mit einem abnormen Geist der
Persönlichkeit, und es zeigt sich in einer gewissen
geschichtlichen Epoche das ernste, bedeutsame Ergebnis dieses
Vertrages. Um diesen Vertrag noch besonders voll zu machen, wurde ein
harmonisches Verhältnis hergestellt mit dem entsprechenden
abnormen Erzengel, der der leitende Geist der Sprache in jener Zeit
war, so daß es einen Punkt in der Menschheitsentwickelung gibt,
wo sozusagen zusammenwirkt normales und abnormes Erzengeltum, und wo
außerdem noch als Einschlag hineinwirkt die Denkungsart,
die von innen heraus durch einen abnormen Geist der
Persönlichkeit bewirkt wird. Dieser Vertrag zwischen
diesen drei Parteien spiegelt sich in einem bestimmten Volke wider.
Das ist das indische Volk, das Volk, das in der ersten
nachatlantischen Zeit die nachatlantische Kultur einleitete.
Während dieser indischen Kultur trat jene Konstellation ein, wo
jene drei Wesenheiten am harmonischsten zusammenwirkten. Die Folge
davon ist alles dasjenige, was wir als die historische Rolle dieses
indischen Volkes bezeichnen können. Auch in den Zeiten, von
denen es schon geschichtliche Überlieferungen gibt, wirkt das
nach, was damals in dem Vertrag abgeschlossen wurde. Dies war
der Grund, warum mit einer solchen Gewalt die alte heilige Sprache
der Inder wirkte und jene gewaltigen historischen Kulturwirkungen
hatte, warum sie noch so gewaltig in der Folgezeit wirken konnte.
Diese Kraft brachten die abnormen Erzengel, die in der Sprache
wirkten. Diese Gewalt der Sanskritsprache beruht gerade auf dem
Vertrage, von dem ich eben gesprochen habe. Und wiederum beruht
darauf die eigenartige indische Philosophie, die als
Philosophie, als vom Innern des Menschen heraus schaffendes Denken
noch nicht erreicht ist von irgendeinem andern Volke der Welt; darauf
beruht die innere Geschlossenheit des Denkens der indischen Kultur.
Bei allen andern Gebieten haben wir andere Verhältnisse zu
beobachten. In ihr allein trat dazumal das zutage, was jetzt
charakterisiert worden ist. Daher ist es so unendlich reizvoll,
diesen Gedankengängen zu folgen, die dadurch eine besondere
Konfiguration haben, weil sie hervorgegangen sind nicht aus dem
Übergewichte des normalen Erzengels über den
abnormen, sondern als etwas, was in Harmonie mit jener
Geschlossenheit steht, weil tatsächlich jeder Gedanke vom
Volkstemperament absorbiert und mit Liebe ins einzelne hinein
fortgesponnen worden ist — damals, als das indische Volk als
erste Kulturblüte der nachatlantischen Zeit vorhanden war. Und
die Sprache wirkte so fort aus dem Grunde, weil da nicht ein Kampf
entstanden war, der sonst überall entstanden wäre,
sondern weil ein Zusammenwirken zwischen dem Erzengel der
normalen Entwickelung und dem Erzengel der abnormen Entwickelung
stattfand, so daß man sagen kann, daß die Sprache,
ausgegossen von dem reinsten Temperament, selber ein Produkt des
Temperamentes ist. Das ist das Geheimnis dieses ersten Kulturvolkes
der nachatlantischen Zeit.
Das aber ist
es, was betrachtet werden muß bei allen andern Völkern, daß
nämlich bei ihnen eine eigenartige Zusammenwirkung einsteht
zwischen diesen drei Kräften, zwischen dem normalen Volksgeist
oder Erzengel, dem abnormen Erzengel und zwischen dem, was innerlich
wirkt in dem abnormen Geist der Zeit, der nicht als Zeitgeist,
sondern von innen heraus wirkt, und endlich dem, was der wahre
Zeitgeist dem Volke innerlich übertragen hat. Darauf beruht die
wahre Erkenntnis eines Volkes, daß man diese Kräfte im
Innern belauscht, daß man den Anteil prüft, den ein jeder
Faktor an der Konstitution des Volkes hat. Daher ist es schwierig
geworden für die Menschen, welche nicht die okkulten Kräfte
der Menschheitsentwickelung in Frage ziehen, eigentlich das
Wort «Volk» zu definieren. Versuchen Sie einmal die
einzelnen Bücher herzunehmen, worin der Begriff des Volkes
irgendwo in der Welt definiert worden ist, und Sie werden sehen, was
da alles als Definition des Begriffes Volk existiert und wie
sehr sie voneinander abweichen. Sie müssen ja voneinander
abweichen, weil der eine mehr fühlt, was von der einen Seite,
von den normalen Erzengeln herkommt, der andere mehr fühlt, was
von dem abnormen Erzengel herrührt und der Dritte wieder das,
was von den einzelnen Persönlichkeiten des Volkes kommt. Ein
jeder fühlt etwas anderes und verwertet es in seiner
Definition. Das ist es gerade, was uns klar geworden ist durch
die Geisteswissenschaft, daß diese Definitionen nicht immer
falsch zu sein brauchen; sie sind nur immer in Maja, in Illusion
getaucht. An dem, was einer sagt, kann man sehen, ob er nur die Maja
betrachtet, und ob er die verschiedenen wirkenden Kräfte
unberücksichtigt läßt. Daher wird man
selbstverständlich immer einen ganz anderen Begriff bekommen,
wenn vom geisteswissenschaftlichen Standpunkte aus ein Volk wie das
schweizerische, das auf demselben Grund und Boden lebt und drei
Sprachen spricht, und dagegen Völker mit einheitlicher Sprache
betrachtet werden.
Warum
Völker mehr aus dem Geiste der Persönlichkeit heraus wirken,
also durch das Zusammenwirken der einzelnen Persönlichkeiten
namentlich ihr Dasein haben, darüber werden wir noch zu sprechen
haben. Solche Völker, die mehr ihr Dasein haben durch den
abnormen Geist der Persönlichkeit, werden wir auch auf der Erde
finden. Diese Geister der Persönlichkeit wirken nicht auf
Weiterentwickelung hin. Sie brauchen sich nur den
Charakter des nordamerikanischen Volkes
klar zu legen, so haben Sie ein Volk, das
vorderhand auf diesem Prinzip beruht. So werden Sie sehen, daß
wir die Weltgeschichte, insofern sie Völkergeschichte ist, erst
verstehen werden, wenn wir normale und abnorme Erzengel,
normale und abnorme Geister der Persönlichkeit in ihrem
gegenseitigen Rang und ihrem Zusammenwirken und gleichzeitig in der
Aufeinanderfolge der Völker im Verlaufe der Weltgeschichte
verfolgen werden.
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