VIERTER VORTRAG
Kristiania, 10. Juni 1910
Will man zu dem
Verhältnis der Menschenrassen zu einander vordringen,
welche ja die Grundlage sind, aus welcher sich die einzelnen
Volksgemeinschaften herausheben, dann muß man
berücksichtigen, daß der Mensch, den wir vor uns haben, der
wir selber sind, eigentlich ein recht kompliziertes Wesen ist und nur
durch das Zusammenwirken vieler, vieler Wesenheiten des Weltalls in
seiner heutigen Form und Wesenheit hat entstehen können. Wir
wissen ja aus der Betrachtung der «AkashaChronik» und
aus anderen Betrachtungen, die über die Entwickelung des
Menschen gepflogen worden sind, daß unsere Erde selbst
früher — bevor sie den jetzigen Zustand erreicht hat
— drei Zustände hat durchmachen müssen. lm
Verlaufe dieser drei Zustände sind nach und nach veranlagt und
bis zu ihrem heutigen Grade ausgebildet worden die drei sogenannten
Glieder des Menschen: der physische Leib, der Äther- oder
Lebensleib und der Astralleib. Während der jetzigen
Erdenverkörperung ist erst der Mensch fähig geworden,
ein viertes Glied, ein Ich in sich aufzunehmen. Diese vier Glieder
seiner Wesenheit zeigen uns alles das, was durch die drei oder vier
Verkörperungen unserer Erde hindurch geschehen ist, durch
die Verkörperung als Saturn, Sonne, Mond und durch die Erdenzeit
selbst, soweit sie bis jetzt verlaufen ist. Wenn Sie
vorüberziehen lassen vor ihrem Blick alle die Wesenheiten, die
da zusammengewirkt haben, diese Geister des Willens oder Throne, die
Geister der Weisheit, Geister der Bewegung, Geister der Form, Geister
der Persönlichkeit, Erzenget, bis herunter zu den Engeln, und
über den Geistern des Willens oder Thronen die Cherubime und
Seraphirne, so werden Sie sich sagen können, daß aus einem
ganz komplizierten Zusarnmenwirken erst hervorgehen konnte, was
des Menschen heutige Organisation möglich macht. Wir haben
gesehen, daß nicht nur notwendig war, daß so viele
Wesenheiten und Naturkräfte zusammenwirkten im Kosmos,
sondern daß zum Zustandekommen des Menschen auch noch nötig
war, daß zu gewissen Epochen gewisse Wesenheiten auf den
normalen Gang ihrer Entwickelung verzichteten, zurückgeblieben
sind, so daß sie in anderer Weise, als es bei ihrem normalen
Entwickelungsgange möglich gewesen wäre, in die menschliche
Organisation eingreifen konnten.
Also wir sehen
in ein wunderbar vielgestaltiges und. mannigfaltiges Gewebe hinein, wenn
wir den Menschen, so wie er uns heute vor Augen tritt, eigentlich
verstehen wollen. Wir müssen uns auch klar sein
darüber, daß wir nur dann, wenn wir
gewissermaßen dieses Gewebe auseinanderhalten und die
einzelnen Wesen in ihrer Tätigkeit belauschen, verstehen lernen,
wie durch das Zusammenwirken dieser Wesenheiten der Mensch erst
zustande gekommen ist. Da können wir nun sagen: Die
hauptsächlichste Wesenheit, welche für den heutigen
Menschen in Betracht kommt, ist diejenige, welche ihm die
Möglichkeit gegeben hat, zu sich «Ich» zu sagen, nach
und nach zu dem Bewußtsein des Ich zu kommen. Und wir wissen,
daß diese Möglichkeit zuerst von den Geistern der
Form, von denjenigen Wesenheiten gegeben worden ist, die wir
Gewalten, Exusiai nennen. Wenn wir gerade diese Wesenheiten bei ihrer
Tätigkeit, welche sie dem Menschen zuwenden, belauschen und uns
gewissermaßen fragen: Wie würde es mit dem Menschen werden,
wenn bloß diese Wesenheiten, und zwar nur diejenige Art dieser
Wesenheiten, die in normaler Entwickelung sich befindet, in der
Hauptsache im Menschen tätig wäre? — so werden wir
finden: Sie sind die Verleiher der Ich-Organisation. Damit ist aber
schon gesagt, daß sie eigentlich, wenn wir sie ihrer eigenen
Natur nach betrachten, ihr Hauptinteresse daran haben, den Menschen
zu seinem Ich zu bringen. Nun aber ist das, was diese Wesenheiten
eigentlich im Menschen zu verrichten haben, im heutigen Menschenleben
erst in einem bestimmten Lebensalter aktuell, tritt erst in einem
bestimmten Lebensalter zutage.
Wenn Sie sich
an das erinnern,
was über die Erziehung des Kindes vom Standpunkte der Geisteswissenschaft gesagt worden ist,
so werden Sie sich sagen: Der
Mensch entwickelt hauptsächlich zwischen seiner physischen
Geburt und dem Zahnwechsel, also bis zum siebenten Jahre hin, den
physischen Leib. An der Entwickelung dieses physischen Leibes haben
diese Geister der Form gar kein besonderes Interesse, denn diese ist
im Grunde genommen eine Wiederholung dessen, was auf dem alten Saturn
mit dem Menschen geschah, was sich schon oftmals wiederholt hat, und
was sich nach der letzten physischen Geburt bis zum siebenten
Lebensjahre vorläufig zum letzten Male in einer besonderen Art
wiederholt hat. Dann kommt die Zeit vom siebenten bis zum
vierzehnten Jahre, also bis zur Geschlechtsreife. Auch das ist eine
Zeit, an der die Geister der Form kein besonderes Interesse haben; es
ist eine Wiederholung der alten Sonnenzeit, und die Geister der
Form wollten eigentlich mit ihrer Haupttätigkeit, mit der
Verleihung des Ich, erst im Zustande des Erdenlebens eingreifen. Wir
kommen dann zu dem dritten Lebensalter, das zwischen dem
fünfzehnten und dem ein- oder zweiundzwanzigsten
Lebensjahre abläuft. In dieser Zeit wird der Astralleib, der in
normaler Weise der Mondentwickelung zugehört,
wiederholentlieb entwickelt im Menschen. Da haben die Geister
der Form, die sich normal entwickeln, noch immer kein Interesse am
Menschen, so daß wir sagen müssen: Die drei Lebensalter des
Menschen, die der eigentlichen Geburt des Ich vorangehen, die
erst um das zwanzigste Jahr herum eintritt, bieten kein unmittelbares
Interesse für die Geister der Form. Sie greifen —man
möchte sagen, aus ihrer eigenen Natur heraus — erst uni
das zwanzigste Lebensjahr herum ein, so daß, wenn Sie das
bedenken, Sie es nicht mehr so ganz sonderbar finden werden, wenn
gesagt wird: Nach der eigentlichen Intention der Geister der Form
würde der Mensch erst in dem Zustande, in weichem er sich um das
zwanzigste Lebensjahr herum befindet, da zu sein brauchen. Das, was
sich im Menschen bis dahin entwickelt, ist im Grunde genommen
für diese Geister der Form eine Art Embryonal-, eine Art
Keimzustand. Und wenn ich etwas bildlich sprechen darf, so
möchte ich sagen: Den Geistern der Form, welche sich normal
entwickelt haben, wäre es am liebsten, wenn alles mit einer
gewissen Regelmäßigkeit herginge, wenn ihnen bis dahin
niemand ins Handwerk pfuschte. Wenn niemand diesen Geistern der Form
bis zum zwanzigsten Jahre dazwischen käme, so würde der
Mensch während der ersten sieben Jahre der Entwickelung das
Bewußtsein haben, das dem physischen Leibe zukommt; das ist
nämlich ein sehr dumpfes Bewußtsein, wie es die Mineralwelt
hat. Im zweiten Stadium — in der Zeit vom siebenten bis zum
vierzehnten Jahre — würde er ein Schlafbewußtsein
haben. Vom vierzehnten bis zwanzigsten Jahre würde er in
intensiver Weise im Inneren wirksam sein, aber eine Art von
Traumdasein führen. Nach diesem Bewußtsein als
Mondenwesenheit, etwa im einundzwanzigsten Jahre, würde der
Mensch erst eigentlich erwachen. Da würde er erst zu dem
Ichbewußtsein kommen. Wenn es nach der normalen Entwickelung
ginge, dann würde er da erst aus sich herausgehen und die
Außenwelt in dem Weltbilde überblicken, das heute
unser bekanntes Weltbild ist.
So also sehen
Sie, daß im Grunde genommen, wenn wir nur die Tätigkeit der
Geister der Form in Betracht ziehen, der Mensch sehr verfrüht zu
seinem Bewußtsein kommt, wie er es heute hat, denn Sie wissen,
daß dieses Bewußtsein beim heutigen Menschen in gewissem
Grade bald nach der physischen Geburt erwacht. Es würde nicht in
der Form erwachen, daß es klar und deutlich die physische
Außenwelt sieht, wenn nicht andere Geister, die eigentlich
Geister der Bewegung sind, zurückgeblieben wären und
verzichtet hätten auf die Entwickelung gewisser
Fähigkeiten, die sie bis zur Erdenentwickelung hätten
erlangen können, wenn sie nicht stehengeblieben wären in
ihrer Entwickelung, so daß sie jetzt während der
Erdenentwickelung in die Entwickelung des Menschen in besonderer
Weise eingreifen können. Weil sie ihre Entwickelung in einer
anderen Weise durchgemacht haben> sind sie in der Lage, dem
Menschen schon früher das beizubringen, was er erst um das
zwanzigste Jahr herum erringen sollte. So also sind das. geistige
Wesenheiten, welche verzichtet haben auf die Möglichkeit, ihre
Entwickelung bis zur Erdenentwickelung in normaler Weise
weiterzutreiben, geistige Wesenheiten, die während der
Erdenentwickelung Geister der Bewegung hätten sein können,
die aber stehen geblieben sind auf der Stufe der Geister der Form und
die nun in der Erdenentwickelung als Geister der Form wirken.
So können sie während der Erdenentwickelung dem Menschen,
der eigentlich noch gar nicht reif ist dazu und der manches aus der
früheren Zeit noch nachzuholen hat, das verleihen, was die
normale Entwickelungsform erst um das zwanzigste Jahr herum
verleihen würde. So tritt der Mensch in das Dasein und
erhält von den abnormen Geistern der Form Fähigkeiten, die
er sonst erst um das zwanzigste Jahr herum erhalten
würde.
Das alles hat
ganz bedeutsame Folgen. Denken Sie sich einmal, es wäre nicht so.
Wenn es nicht so wäre, wenn diese Geister mit abnormer
Entwickelung nicht eingreifen würden, dann würde der Mensch
überhaupt erst für die physische Welt in Betracht
kommen in dem Zustande, den er um das zwanzigste Jahr herum hat, das
heißt, er müßte in diesem Zustande als physisches
Wesen geboren werden, er müßte ganz andere
Keimzustände durchmachen. In der Tat wird durch diese abnormen
Geister der Form die menschliche Entwickelung schon von der
Geburt an bis zum zwanzigsten Jahre in die physische Welt
hinausgestellt; das ist ungefähr das erste Drittel unseres
Erdenlebens. Wir müssen also sagen: Das erste Drittel unseres
Erdenlebens wird nicht durch die den Erdenzustand beherrschenden
geistigen Wesenheiten, sondern durch andere, abnorme geistige
Wesenheiten regiert, und weil diese teilnehmen an der Entwickelung,
so haben wir Menschen auch nicht die Gestalt, die wir hätten,
wenn wir in dem Zustande geboren würden, den wir um das
zwanzigste Jahr herum haben. Das muß der Mensch damit bezahlen,
daß er ein Drittel seines Lebens — die Zeit bis zu seinem
zwanzigsten Jahre hin — so zubringt, daß er dem
großen Einfluß dieser abnormen Wesenheiten hingegeben ist.
Sein ganzes Wachstum macht der Mensch eigentlich unter den
Einflüssen der abnormen Wesenheiten durch. Er muß es
dadurch bezahlen, daß, nachdem das mittlere Drittel abgelaufen
ist J das im Grunde nur den normalen Geistern der Form gehört
—, die absteigende Bahn, ein Zurückgehen beginnt, und
seine Äther- und Astralorganisation zerfallen, so daß das
Leben in drei Glieder oder Abteilungen zerfällt: in ein
aufsteigendes, ein mittleres und ein absteigendes Drittel. In
dem mittleren Teil wird der Mensch während seines Erdenlebens
eigentlich erst Mensch, und im letzten Drittel muß er das
zurückgeben, was er während des ersten, aufsteigenden
Drittels empfangen hat, muß er die entsprechende
Abschlagszahlung leisten.
Wäre der
Mensch in der Tat ausschließlich den Einflüssen der normalen
Geister der Form hingegeben gewesen, dann würde alles das, was
heute bis ins zwanzigste Jahr hinein geschieht, ein ganz anderes
Antlitz, eine ganz andere Gestalt haben. Es wäre alles ganz
anders verlaufen, so daß alles das, was mit des Menschen
heutiger Entwickelung zusammenhängt in der ersten der drei
Lebensepochen, im Grunde genommen ein Dasein ist, das vieles von den
späteren Lebensepochen vorausnimmt. Dadurch ist der Mensch bis
zu der zweiten Epoche seines Lebens ein materielleres Wesen geworden,
als er sonst geworden wäre. Der Mensch hätte sonst bis zu
diesem Momente seines Lebens nur geistige Zustände durchgemacht
und würde bis zur jetzigen materiellen Verdichtung erst
herabgestiegen sein in dem Zeitpunkte der Entwickelung, den er erst
im zwanzigsten oder einundzwanzigsten Lebensjahre durchmacht, wo er
sich selber an die Erde gebunden vorfände. Es sagt uns also die
Geisteswissenschaft, daß, wenn diese Entwickelung so
vorwärts gegangen wäre, der Mensch erst in dem
Zustande so recht eigentlich auf die Erde herabgestiegen wäre,
den er heute im zwanzigsten oder einundzwanzigsten Lebensjahre
erreicht; er würde die vorangehenden Zustände nicht
auf der Erde haben durchmachen können. Er hätte sie
erhöht über der Erde, im Umkreis der Erde durchmachen
müssen. Und jetzt begreifen Sie den ganzen Gang der menschlichen
Kindheit und Jugendentwickelung. Wir können sehen, wenn wir
diese gerade Linie
B—C als
Erdenweg bezeichnen, so wären es die Geister der Form, die den Menschen
dazu bestimmt hätten, herunterzusteigen erst in diesem Punkte,
(20/21 der Zeichnung). Hier würde der Mensch also erst die Erde
erreicht Haben, und er würde wieder hinaufsteigen nach dem
vierzigsten Jahre und das letzte Drittel seines Lebens in einem
vergeistigten Zustande durchmachen. Durch die abnormen
Wesenheiten wurde der Mensch gedrängt, schon hier (bei A der
Zeichnung) herabzusteigen und das Leben auf der Erde
aufzunehmen. Das ist das Geheimnis unseres Daseins. So sehen
wir, daß wir durch die uns eigentlich dirigierenden normalen
Wesenheiten nur in dem mittleren Drittel unseres Lebens ganz
beherrscht sind, während unsere Wachstums- und unsere
Niedergangsperiode unter dem Einfluß ganz anderer
Wesenheiten stehen, die in irgendeiner Weise auf ihre normale
Entwickelung verzichtet haben.
Wenn das alles
so geworden wäre, wie es nicht geworden ist, wenn der Mensch
erhöht im Umkreis der Erde das erste und dritte Drittel seines
Lebens durchgemacht und nur im mittleren Teile die Erde
berührt hätte, also im Grunde genommen ein ganz
anderes Wesen geworden wäre, dann würde der Mensch
nicht in dem Grade an die Erde gebunden sein, in dem er
tatsächlich heute an dieselbe gebunden ist. Wenn das eingetreten
wäre, dann würden alle Menschen, welche die Erde betreten,
von gleicher Gestalt und Wesenheit sein; dann würden alle
Menschen, die über die Erde hingegangen sind, gleichgestaltet
gewesen sein. Eine Menschheit gäbe es nur. Dasjenige, was
uns zu einem solchen Wesen macht, daß sich daraus die
spezifischen Eigenschaften der Rassen ergeben, die im Menschentum zum
Ausdruck kommen, das ist nicht im mittleren Drittel des Lebens
enthalten. Durch alles das, was in der Zeit vorher liegt, was im
ersten Drittel des Lebens sich vollzieht, sind wir mehr mit allen
unseren Kräften an die Erde gebunden, als es die normalen
Geister der Form für uns bestimmt haben. Dadurch aber ist der
Mensch mehr von der Erde, auf der er lebt, abhängig geworden,
als er es sonst geworden wäre. Er ist abhängig geworden von
dem Orte der Erde, auf dem er lebt. Dadurch, daß der Mensch
— sozusagen gegen die Intentionen der Geister der Form —
früher auf die Erde heruntersteigt, wird er abhängig
von dem Orte, weil er sich in einem Zustande mit der Erde verbindet,
der ihm gar nicht vorgezeichnet ist. Unabhängig wäre
der Mensch geworden davon, ob er im Norden oder Süden, im Osten
oder Westen die Erde betreten hätte, wenn er sie nur im
mittleren Drittel seines Lebens betreten hätte. Dadurch aber,
daß er abhängig wird von der Erde, dadurch, daß er
eine Jugend durchmacht in der Weise, wie wir es charakterisiert
haben, wird er erdgebunden, wird er ein mit dem Gebiete, auf dem er
geboren ist, zusammenhängendes, zu ihm gehörendes
Wesen. Dadurch wird er abhängig von all den Verhältnissen
der Erde, die diesem Orte zugehören, von dem Einfallen der
Sonnenstrahlen, von dem Umstand, ob die Gegend nahe dem
Äquator in der heißen Zone oder in einem mehr
gemäßigten Gebiete sich befindet, ob er auf einem niedrig
gelegenen Gebiet oder auf einem Hochplateau geboren ist. Man atmet ja
ganz verschiedenartig in der Ebene oder im Gebirge.
Der Mensch wird also ganz abhängig
von den irdischen Verhältnissen, von dem
Ort, an dem er geboren ist. So sehen wir, daß der Mensch
förmlich mit seiner Erdenmutter zusammengewachsen ist
dadurch, daß er so eng zusammenhängt mit dem Orte, mit dem
Gebiete der Erde, auf dem er jeweils geboren wird, und daß er
bestimmt wird durch diejenigen Eigenschaften, die er dadurch
erhält, daß diese Kräfte der Erde, die durch den
betreffenden Ort bestimmt sind, in ihm wirken. Das alles bestimmt
seinen Rassencharakter, und auf diesem Umwege sind die abnormen
Geister der Form — diejenigen Geister der Form oder
Gewalten, diezu einer anderen Zeit als zwischen dem einundzwanzigsten
bis dreiundvierzigsten Jahre dem Menschen das geben, was wir heutiges
Erdenbewußtsein nennen die Verursacher der Rassenverschiedenheit
des Menschen über die ganze Erde hin, die also von dem Orte auf
der Erde abhängt, auf dem der Mensch geboren wird.
Nun erlangt
der Mensch während dieser Zeit — die also im Grunde genommen
unter der Herrschaft der abnormen Geister der Form steht — auch die
Möglichkeit, die Fähigkeit, seinesgleichen hervorzubringen.
Auch diese Fähigkeit wird während der Zeit erworben, in
welcher der Mensch gar nicht rein von den normalen Geistern der Form
dirigiert wird. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, daß
der Mensch nicht nur in der geschilderten Weise abhängig wird
von dem Orte, auf dem er geboren ist, sondern daß die
Eigenschaften, die er dadurch erhält, auch auf seine Nachkommen
vererbt werden können, daß also die
Rassenzusammengehörigkeit nicht nur sich ausspricht in den
Einflüssen des Wohnplatzes, sondern auch in dem, was durch die
Rasse vererbt ist. Darin haben Sie die Erklärung dafür,
warum die Rasse dasjenige ist, was vererbbar ist, und wir werden
verstehen, was die Geisteswissenschaft zeigt: daß nur in
der Vergangenheit die Rassenmerkmale durch den Ort hervorgebracht
sind, an dem die Menschen geboren wurden. Das war in der letzten
lemurischen und in der ersten atlantischen Zeit der Fall, als der
Mensch direkt von der irdischen Umgebung abhängig war. In
späterer Zeit beginnt die Rasse den Charakter zu haben, daß
sie an die Vererbung gebunden ist und nicht mehr an den Ort. So sehen
wir in der Rasse etwas, was ursprünglich an einen bestimmten Ort
der Erde gebunden war und das sich dann in der Menschheit durch die
Vererbung fortpflanzte, aber vom Orte immer unabhängiger
wurde.
Aus dem, was
ich jetzt gesagt habe, werden Sie erkennen, in welchem Zeitraume der
Evolution es erst einen Sinn hat, von dem Rassenbegriff zu sprechen.
Es hat keinen Sinn — im eigentlichen Sinne des Wortes vor der
lernurisehen Zeit von einem Rassenbegriff zu sprechen, denn in dieser
Zeit steigt der Mensch erst auf die Erde herab. Vorher war er im
Umkreis der Erde; dann kam er auf die Erde, und es vererbten sich die
Rassenmerkmale in der atlantischen Zeit und bis herein in unsere
nachatlantische Epoche. Wir werden sehen, wie in unserer Zeit
die Volksmerkmale das sind, was die Rassencharaktere wieder
auseinander bringt, was sie wieder auszulöschen beginnt. Das
alles werden wir noch später sehen. Wir müssen uns jetzt
nur hüten, die Welt so zu betrachten, als ob die Evolution nur
wie ein Rad wäre, das anfang- und endlos um sich herumrollte;
die Vorstellung von dem rollenden Rad, die in mancher
mystischen Weltanschauung so breit ausgeführt wird, bringt eine
furchtbare Verwirrung in den Begriff der eigentlichen
Menschheitsevolution. Wenn man sich den Vorgang so vorstellt,
daß sich alles sozusagen wie um ein bleibendes Zentrum herum
bewegt, wobei es in so- und soviele Rassen gegliedert ist, dann hat
man eigentlich keinen Begriff davon, daß alles sich in
Entwickelung befindet, und daß auch die Rassen sich entwickeln.
Die Rassen sind entstanden und werden einmal vergehen, werden einmal nicht mehr da sein.
Sie wiederholen sich nicht etwa immer in der gleichen Art, wie es bei
Sinnett
falsch im «Esoterischen
Buddhismus» dargestellt wird. In der alten lemurischen Zeit
müssen wir das Aufgehen der Rassenmerkmale, der
Rasseneigentümlichkeiten suchen; wir müssen dann
deren Sich-Fortpflanzen bis in unsere Zeit verfolgen, müssen uns
dabei aber klar sein, daß, wenn unsere gegenwärtige
fünfte Entwickelungsepoche von der sechsten und siebenten
abgelöst wird, keine Rede mehr sein kann von einem
Zustande, den wir als Rasse werden bezeichnen können. Wenn
wir uns diese Entwickelung aber so vorstellen, als ob sie immer nur
gleichmäßig so fortrollte, dann haben wir nur eine Art
Mühlrad im Kopfe, sind aber weit entfernt von dem
Verständnisse dessen, was in der Welt wirklich vor sich
geht.
Wir sehen also,
wie die Rassenentwickelung erst beginnt in der lernurisehen Zeit
durch das Hineinwirken der abnormen Geister der Form, Da lassen diese
Geister die Kräfte unseres Erdenplaneten eingreifen an dem Orte,
wo der Mensch seine erste Lebenszeit zu verbringen hat, und das
überträgt sich in gewisser Weise auch wieder auf das
spätere Leben, weil der Mensch ein Gedächtnis hat, durch
das er sich erinnert an die eigentlich abnormerweise vor dem
einundzwanzigsten Jahre auf der Erde zugebrachte Zeit auch in dem
späteren Leben. Der Mensch würde ein ganz anderes Wesen
sein, wenn nur die normalen Geister der Form wirkten. Durch die
abnormen Geister der Form ist der Mensch abhängig von dem
Punkte der Erde, auf dem er lebt. Die Abweichung von den Gesetzen der
normalen Geister der Form ist auf die eben geschilderte Weise
entstanden, so daß bedeutsam wurde für den Menschen der
Punkt der Erde, auf dem er in einer bestimmten Verkörperung
lebt.
Wir werden diese
Verhältnisse noch genauer begreifen durch die folgende
Betrachtung. Da können wir in gewisser Weise angeben, wie der
Untergrund, der Bodengrund, sein Wesen nach oben strahlt und die
menschliche Organisation durchdringt, so daß der Mensch
abhängig wird von diesem Erdenuntergrund. In dieser Beziehung
können wir also bestimmte Punkte der Erde angeben, die mit der
menschlichen Wesenheit entwickelungsgcschichtlich
zusammenhängen. Wir werden auf diese Verhältnisse noch
genauer eingehen. Ich will sie jetzt in abstracto
charakterisieren.
Da haben Sie
zum Beispiel (siehe
Figur 1)
einen Punkt, der im Innern von Afrika
liegt. An diesem Punkte wirken gleichsam von der Erde ausstrahlend
alle diejenigen Kräfte, welche den Menschen namentlich
während seiner ersten Kindheitszeit ergreifen können.
Später wird der Einfluß solcher Kräfte auf den
Menschen geringer; er ist dann diesen Kräften weniger
ausgesetzt, aber sie prägen sich ihm mit dem, was aus ihnen
kommt, doch in der stärksten Weise auf. So also wirkt jener
Punkt auf der Erde, auf dem der Mensch lebt, am allerstärksten
in der ersten Kindheitszeit und bestimmt dadurch diejenigen Menschen,
die ganz abhängig sind von diesen Kräften, ihr ganzes Leben
hindurch so, daß jener Punkt ihnen die ersten Kindheitsmerkmale
bleibend aufprägt. Das ist ungefähr eine
Charakteristik aller derjenigen Menschen — in bezug auf ihren
Rassencharakter —, die sozusagen um diesen Erdenpunkt herum die
bestimmenden Kräfte aus der Erde heraus erhalten. Das, was wir
schwarze Rasse nennen, ist im wesentlichen durch diese Eigenschaften
bedingt.
Wenn Sie nun
weiter nach Asien hinübergehen, da haben Sie einen Punkt auf der
Erdoberfläche, wo die späteren Jugendmerkmale dem Menschen
aus den Erdenkräften heraus bleibend aufgedrückt werden, wo
das, was die besonderen Eigenschaften des späteren
Jugendzeitalters sind, aus der Erdenwesenheit heraus auf den Menschen
übertragen wird und ihm den Rassencharakter gibt. Die hier in
Betracht kommenden Rassen sind die gelben und bräunlichen Rassen
unserer Zeit.
Wenn wir dann
weiter von Osten nach Westen gehen, so finden wir einen Punkt, der von
Asien her gegen Europa zu liegt und der die spätesten Merkmale,
diejenigen Merkmale, welche gerade in dem späteren, auf die
erste Jugendzeit folgenden Lebensalter dem Menschen zukommen,
dem Menschen bleibend aufdrückt, den Punkt, wo der Mensch nicht
schon in der Kindheit von den Erdenkräften ergriffen wird,
sondern dann, wenn die Jugend in das spätere Lebensalter
übergeht.
In dieser Art
wird der Mensch von den Kräften ergriffen, die von der Erde aus
bestimmend für ihn sind, so daß wir, wenn wir diese
einzelnen Punkte ins Auge fassen, eine merkwürdig
verlaufende Linie erhalten. Diese Linie besteht auch für unsere
Zeit. Der afrikanische
Punkt entspricht
denjenigen Kräften der Erde, welche dem Menschen die ersten
Kindheitsmerkrnale aufdrücken, der asiatische Punkt
denjenigen, welche dem Menschen die Jugendmerkmale geben, und
die reifsten Merkmale drückt dem Menschen der entsprechende
Punkt im europäischen Gebiete auf. Das ist einfach eine
Gesetzmäßigkeit. Da alle Menschen in verschiedenen
Reinkarnationen durch die verschiedenen Rassen durchgehen, so
besteht, obgleich man uns entgegenhalten kann, daß der
Europäer gegen die schwarze und die gelbe Rasse einen Vorsprung
hat, doch keine eigentliche Benachteiligung. Hier ist die
Wahrheit zwar manchmal verschleiert, aber Sie sehen, man kommt
mit Hilfe der Geheimwissenschaft doch auf merkwürdige
Erkenntnisse.
Wenn wir dann
diese Linie weiterziehen, so kommen wir weiter nach Westen nach den
amerikanischen Gebieten hinüber, in jene Gebiete, wo diejenigen
Kräfte wirksam sind, die jenseits des mittleren Lebensdrittels
liegen. Und da kommen wir — ich bitte das nicht
mißzuverstehen, was eben gesagt wird; es bezieht sich nur auf
den Menschen, insofern er von den physisch-organisatorischen
Kräften abhängig ist, von den Kräften, die nicht sein
Wesen als Menschen ausmachen, sondern in denen er lebt —, da
kommen wir zu den Kräften, die sehr viel zu tun haben mit dem
Absterben des Menschen, mit demjenigen im Menschen, was dem letzten
Lebensdrittel angehört. Diese gesetzmäßig verlaufende
Linie gibt es durchaus; sie ist eine Wahrheit, eine reale Kurve, und
drückt die Gesetzmäßigkeit im Wirken unserer Erde auf
den Menschen aus. Diesen Gang nehmen die Kräfte, die auf den
Menschen rassebestimmend wirken. Nicht etwa deshalb, weil es
den Europäern gefallen hat, ist die indianische Bevölkerung
ausgestorben, sondern weil die indianische Bevölkerung die
Kräfte erwerben mußte, die sie zum Aussterben führten.
Von der Eigentümlichkeit dieser Linie hängt das ab, was auf
der Oberfläche unserer Erde mit den Rassen sich abspielt, was
von den Kräften, die nicht unter dem Einfluß der normalen
Geister der Form stehen, bewirkt wird. Wo Rassencharaktere in
Betracht kommen, da wirken sie in dieser Weise. In unserer Zeit wird
der Rassencharakter aber allmählich überwunden.
So recht
vorgebildet hat sich das schon in der allerfrühesten Erdenzeit.
Wenn wir bis in die alte lemurische Zeit zurückgehen würden,
so könnten wir die allerersten Ausgangspunkte der
Rassenentwickelung in der Gegend des heutigen Afrika und Asien
finden. Dann sehen wir später eine Herüberbewegung des
Menschen nach der westlichen Richtung, und in der Verfolgung
der rassebestimmenden Kräfte nach Westen können wir
dann das Absterben in den Indianern beobachten. Nach Westen
mußte die Menschheit gehen, um als Rasse zu sterben. Um
aufzufrischen die Menschheit mit neuer Jugendkraft, findet der Zug
nach Osten statt, der Zug, der von Atlantis herüber über
Europa nach Asien sich bewegt. Dann geschieht eine Wiederholung des
Zuges nach dem Westen. Es wiederholt sich aber jetzt nicht die
Bewegung der Kassen, sondern gleichsam eine höhere Stufe der
Rassenentwickelung, die Entwickelung der Kulturen. In gewisser Weise
kann man sehen, daß die Entwickelung der Kulturen durchaus den
Charakter annimmt, der im Sinne einer Fortsetzung der Rassenlinie
liegt. So haben wir zum Beispiel diejenige Kultur, welche wir auch
schon in dieser Betrachtung mit genügender Bewunderung
charakterisiert haben, die uralt-indische Kultur, die als erste
nachatlantische Kultur erschien, zu bezeichnen als die dem ersten
Kindesalter entsprechende Epoche, wo der Mensch in Beziehung auf die
Wertschätzung der physischen Natur noch schläft, und in
seine Seele wirken hinein die Offenbarungen einer geistigen Welt. In
der Tat ist die erste, indische Kultur eine Offenbarung von oben,
eine Offenbarung aus spirituellen Höhen, und sie konnte nur aus
dem Grunde in die Menschen hineinwirken, weil der Mensch unter den
Einfluß der indischen Erde kam, unter dem er in weit
zurückliegender Zeit schon gestanden hatte. Damals in urferner
Vergangenheit wurde der physische Rassecharakter aus der Erde heraus
bestimmt; jetzt bei wiederholter Anwesenheit an demselben Erdenorte
wurde mehr eine Seelenbeschaffenheit, die des altindischen Menschen
bestimmt. Durch den Zug von Westen nach Osten ist eine solche
Jugendfrische aufgetreten, daß durch diesen Vorgang die
eigentümliche Geisteskonfiguration hervorgehen konnte,
welche die ursprüngliche indische Kultur charakterisiert. Sie
werden sehen, daß eine sehr alte indische Kultur, die noch nicht
erforscht worden ist, und von der nur ein Abkömmling ist, was
heute die Wissenschaft indische Kultur nennt, in dieser Weise ihre
Erklärung findet, nämlich dadurch, daß die atlantische
Kultur sich in gewisser Beziehung in der uralt-indischen
wiederholt.
Wenn wir
nunmehr die Kulturen, die sich in der nachatlantischen Zeit gefolgt
sind, betrachten, so können wir sehen, daß sie die
aufeinanderfolgende Wiederholung früherer im physischen
Leibe durchgemachter, aber wieder durch Verjüngung ganz
anders gewordener Verhältnisse darstellen. So sehen wir in
der persischen Kultur eine solche, welche in gewisser Weise mit dem
zusammenhängt, was wir nennen können ein Sich-Durchringen
desjenigen Menschen, der vorzugsweise in der ersten menschlichen
Lebenskraft lebt, wo er noch den Einflüssen der abnormen Geister
der Form hingegeben ist, mit den Kräften, die von den normalen
Geistern der Form stammen. Dieser Gegensatz ist in der persischen
Kultur in dem Bewußtsein und in der Gestalt von Licht und
Finsternis, von Ormuzd und Ahriman enthalten.
Je weiter wir
herüber kommen nach Westen, desto mehr sehen wir, wie die
Eigenschaften eines reiferen Alters der Kultur aufgedrückt
werden. Wenn wir auch zugeben müssen, daß bis zur heutigen
Gegenwart die Schöpfungen der Menschen in höherem
Grade noch abhängig sind von den abnormen Kräften und
Wesenheiten des Weltalls, so werden wir es doch begreiflich finden,
wenn gesagt wird, daß nicht mehr ausschließlich mit
Eigenschaften der Rasse die Menschen nach Westen gehen. Auch
können wir verstehen, daß in gewisser Weise der Zug der
Kultur ein solcher ist, daß die volle Jugendfrische der Kultur,
das produktive Element derselben immer mehr erstirbt, je weiter sie
nach Westen kommt.
Wer objektiv
betrachtet, kann aus vielen Verhältnissen ersehen, daß auch
unsere Zeitkultur in dieser Weise gesetzmäßig bestimmt ist.
Man ist aber nicht geneigt, objektiv zu sehen. Wenn Sie aber das, was
sich ergibt, betrachten, das betrachten, daß in der Tat alle
Kultur im Flusse ist, da sehen Sie, daß, je weiter wir nach
Westen kommen, die Kultur immer unproduktiver wird. Sie nähert
sich also als Kultur dem Abster ben. Je weiter nach Westen, desto
mehr werden nur die äußeren Teile der Kultur blühen,
die, welche nicht Auffrischung durch Jugendkraft erleben, sondern
sich in gewisser Weise in das Greisenhafte hinein ausleben.
Daher wird der Mensch im Westen für die Menschheit noch
Großes und Gewaltiges leisten können in bezug auf
physikalische, chemische und astronomische Entdeckungen, für
alles, was unabhängig ist von der erfrischenden Jugendkraft. Das
aber, was produktive Kraft benötigt, das braucht in der Tat eine
andere Konfiguration der auf den Menschen wirkenden
Kräfte.
Nehmen wir an, der
Mensch wächst von der Kindheit bis zu einer gewissen Stufe; dann
erblüht eigentlich erst sein Geistiges. Zuerst ist der Mensch
ein physisch wachsendes Wesen. Es muß sich das, was bei einem
kleinen Knirps in einem engen Raume zusammengedrängt ist, erst
physisch ausdehnen. Dann wird die Menschenbildung in das innere
zusammengedrängt. — So ist es aber auch mit
derlvienschheit im großen. Wir sehen ein eigentümliches
Gesetz, wenn wir die charakterisierte Kurve verfolgen. Wir finden es
sogar in den Kontinenten ausgedrückt. Wir sehen, daß
zunächst eine Art ursprünglicher Anfangspunkt der
physischen Menschenentwickelung in Afrika vorliegt, daß dann der
Raum, auf dem sich die Menschheit ausbildet, sich ins Weite ausdehnt.
Das finden wir dann in den weiten Flächen der asiatischen
Bildung. Große, mächtige Flächen bewohnt der Mensch
da.
Schauen wir
nun auf die Wiederholung der Rassenbildung in den nachatlantischen Kulturen.
Wie der Mensch in der fugend gleichsam neugierig mit den Augen
hinschaut in die Umgebung, so blickt der Mensch der alten indischen
Kultur in die Welt. Das hängt durchaus mit den jugendfrischen
Kräften zusammen, die den Menschen ausdehnen und in seinem
Wachstum in die Weite organisieren. Dann muß das Geistige
beginnen und muß sich das Physische zusammendrängen; da
sehen wir, daß, indem die Kultur in Europa fortschreitet, in
merkwürdiger Weise der Raum, auf dem diese Menschheit
ausgebreitet ist, zusammengedrängt wird in kleinere
Dimensionen. Wir sehen, daß Europa der kleinste Erdteil ist, und
je weiter der Mensch nach Westen fortschreitet, desto mehr
strebt er nach einem Zusammendrängen. Er strebt in Halbinseln
hinaus ins Meer und schnürt sich immer mehr zusammen nach dem
Westen hin.
Dies hängt
alles mit dem geistigen Gang der Entwickelung zusammen. Sie sehen
hier in eigenartiger Weise in die Mysterien der geistigen
Entwickelung hinein. Aber mit dem Zusammendrängen nach Westen
hin ist eine Krisis gegeben. Da ist eine Krisis, durch welche ein
mehr unproduktives Element zu wirken beginnt. Die Produktivität
stirbt in den Halbinselgebieten nach dem Westen hin in einer gewissen
Weise ab. Diese Unproduktivität zeigt sich in dem, was vorhin
charakterisiert worden ist, daß nämlich sozusagen selbst
die Kultur, je weiter sie nach Westen geht, ein starres,
greisenhaftes, nach dem Absterben hin gehendes Element annimmt.
Das ist etwas, was in den Geheimschulen immer bekannt war. Sie werden
nun begreifen, daß ich sagte, das, was ich mitteilen werde,
könnte etwas gefährlich werden, weil die Menschen
entrüstet werden könnten. Und es darf noch lange nicht
alles gesagt werden, was dazu diente, den Menschen in bezug auf die
höheren Gebiete seines Wesens unabhängig zu machen,
damit er wahrnimmt, was aus der Erde rassehestimmend aufsteigt, was
später den Kulturcharakter bestimmt, und was in noch
späterer Zeit wieder unbedeutend werden wird, wenn der
Mensch zum Geistigen wieder zurückkehrt. Sie werden daher
begreifen, daß mit diesem ganzen Gang der
Menschheitsentwickelung der Gang der geistigen Entwicklung, den
diejenigen immer gekannt haben, die tiefer in die Geheimnisse des
Daseins eingeweiht waren, zusammenhängt. Die Richtigkeit
des Gesagten hängt nicht davon ab, ob man für das eine
mehr, für das andere weniger begeistert ist; die hängt von
der Notwendigkeit in der Entwickelung ab. Wer gegen die Notwendigkeit
sprechen würde, der könnte nichts erreichen. Gegen sie
sprechen, heißt ihr Hindernisse in den Weg schieben. Daher
ist es nur natürlich, daß in gewisser Weise die Menschen,
die in das Gebiet ziehen, das mehr nach Westen liegt, sich eine
Auffrischung wieder vom Osten holen müssen, einen Einschlag vom
Osten erhalten müssen, daß aber das mitteleuropäische
Gebiet sich auf die eigene Produktivität, wie sie vor der
Halbinselbildung bestanden hat, besinnen muß. Das ist der Grund,
warum in Europa gerade — ich meine in dem Strich, der unser
gemeinsames Gebiet umfaßt: Skandinavien und Deutschland —
die Menschen sich auf ihr eigenes Seelisches besinnen müssen,
und warum dagegen gerade im Westen aufgesucht werden muß der
Teil der Menschheit, der etwas von Osten übertragen erhalten
soll. Das ist tief durch den Gesamtcharakter der Erdenmenschheit
bedingt. Sie sehen, daß selbst in der theosophischen Entwicklung
das sich noch wiederholt. Auch tritt uns das entgegen in der vierten
nachatlantischen Kultur bei dem Römer- und Griechentum. Es
ist Tatsache, daß die Römer in gewisser Beziehung weiter
sind als die Griechen, daß sie aber von dem von ihnen eroberten
Volke, welches weiter östlich wohnt, das Geistesleben
nehmen.
Das hier zutage
tretende Gesetz wird immer mehr und mehr sich bewahrheiten, je weiter
die Gebiete nach Westen gelegen sind. Diese großen Wahrheiten
kann man im Grunde genommen nur andeutungsweise sagen. Sie
geben uns dasjenige, was dem inneren Charakter unserer Mission
für jedes Stück der Erdoberfläche entspricht. Sie
sehen, daß wir begreifen müssen dasjenige, was wir zu tun
haben, um uns zu dem Gemeinsamkeitscharakter der Menschheit zu
erheben. Da liegt die große Verantwortlichkeit, die man hat,
wenn man eingreifen will in die große Bewegung der Menschheit.
Wo die große Bewegung der Menschheit in Betracht kommt, da
darf keine persönliche Sympathie und kein persönlicher
Enthusiasmus rnitspielen. Denn nicht darauf kommt es an, sondern
darauf, was in den großen Gesetzen des Menschenturms bedingt
ist. Das muß man aus den großen Gesetzen heraus erkennen
und sich nicht beeinflussen lassen durch Voreingenornrnenheit
für dieses oder jenes. So ist im Grunde genommen der Charakter
des ganzen Rosenkreuzertums. Rosenkreuzertum ist, zu wirken im
Sinne der ganzen Ivrenschheitsentwickelung. Wenn man den Boden, auf
dem man steht, erkennt bis zur Insel- und Halbinselbildung, dann wird
man fühlen, welche Empfindung einen überkommen muß,
wenn man im Sinne der Menschheitsentwickelung wirken will.
Einstmals wurde
der Mensch durch die abnormen Geister der Form heruntergeführt auf
die Erde, gebunden an die verschiedenen Punkte der
Erdoberfläche; dadurch wurde die Grundlage der
Rassenentwikkelung geschaffen. Dann aber sehen wir immer mehr
die Rassen sich vermischen. Wir sehen eingreifen in die
Rassenentwickelung, das heißt sich aus ihr erheben die
Volksentwickelung. Wir sehen sie hineingreifen bis in die
Entwickelung des einzelnen Menschen. Es ist ein großes
Mysterium damit ausgesprochen, wenn man etwa sagt: Wer war
Plato in bezug auf seine äußere Wesenheit, in bezug auf das
flineingeborensein in die Menschheit? Das war ein Mensch, der
hineingewachsen war in das Geschlecht der Soloniden, angehörte
dem Stamme der Ionier, dem Volke der Griechen, der ganzen
kaukasischen Rasse. — Das Verstehen, daß Plato ein
Solonide, ein Zonier, ein Grieche, ein Kaukasier war, das spricht,
wenn man es in seiner Gesetzmäßigkeit durchschaut, ein
tiefes Mysterium aus. Es spricht das Mysterium aus, das uns zeigt,
wie auf der weiten Basis des ganzen Erdenplaneten zusammenwirken die
normalen und abnormen Geister der Form, die eigentlich das
größte Interesse daran haben, den Menschen zum
Erdenmenschen zu machen. Es spricht sich darin aus, wie sich durch
dieses Zusammenwirken das Menschentum spezifiziert, wie dann die
anderen Wesenheiten eingreifen, von denen wir bei der Charakteristik
der einzelnen Völkerschaften schon gesprochen haben. Jeder
Mensch ist mit seiner Wesenheit an den Vorgängen
beteiligt, durch die alle die höheren Wesenheiten, diese
höheren Geister zusammenwirkend die Weltentwickelung
gestalten.
Man versteht den
einzelnen Menschen nicht, wenn man nicht sieht, wie er in seiner
Gesamtentwickelung dadurch, daß diese Wesenheiten
zusammenwirken, geworden ist. Dadurch, daß auf unserem
Erdenplaneten durch das geheimnisvolle Zusammenwirken der
Geister der Form, die die normale Entwickelung durchgemacht haben,
und der Geister der Form, die die abnorme Entwickelung durchgemacht
haben, einmal eine kaukasische Rasse geschaffen wurde, dadurch wurde
der Grund und Boden dafür geschaffen, daß ein
Plato
überhaupt werden konnte. Dadurch, daß wir die abnormen und
normalen Erzengel bis zu den Engeln eingreifen sehen, sehen wir den
Weg, der notwendig war, um einen Plato hervorzubringen, der uns als
menschliche Wesenheit, mit menschlichem Antlitz, mit ganz bestimmten
Verstandes-, Gefühls- und Willenseigenschaften entgegentreten
konnte. Zwischen der Rasse und der Individualität liegt das
Volkstum mitten darinnen.
Darum
mußten wir heute die Grundbedingungen der Rasse im allgemeinen
charakterisieren. Morgen wollen wir das Herauswachsen des Volkstumes
aus den Rassen, das Eingreifen anderer Geister der Hierarchien
und insbesondere deren Eingreifen in das Wirken der Geister der Form
betrachten.
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