IX
Die Idee der Freiheit
Der Begriff des Baumes ist
für das Erkennen durch die Wahrnehmung des Baumes
bedingt. Ich kann der bestimmten Wahrnehmung gegenüber
nur einen ganz bestimmten Begriff aus dem allgemeinen
Begriffssystem herausheben. Der Zusammenhang von Begriff und
Wahrnehmung wird durch das Denken an der Wahrnehmung
mittelbar und objektiv bestimmt. Die Verbindung der
Wahrnehmung mit ihrem Begriffe wird nach dem Wahrnehmungsakte
erkannt; die Zusammengehörigkeit ist aber in der Sache
selbst bestimmt.
Anders stellt sich der Vorgang dar, wenn die
Erkenntnis, wenn das in ihr auftretende Verhältnis des
Menschen zur Welt betrachtet wird. In den vorangehenden
Ausführungen ist der Versuch gemacht worden, zu zeigen,
daß die Aufhellung dieses Verhältnisses durch eine
auf dasselbe gehende unbefangene Beobachtung möglich
ist. Ein richtiges Verständnis dieser Beobachtung kommt
zu der Einsicht, daß das Denken als eine in sich
beschlossene Wesenheit unmittelbar angeschaut werden kann.
Wer nötig findet, zur Erklärung des Denkens als
solchem etwas anderes herbeizuziehen, wie etwa physische
Gehirnvorgänge, oder hinter dem beobachteten
bewußten Denken liegende unbewußte geistige
Vorgänge, der verkennt, was ihm die unbefangene
Beobachtung des Denkens gibt. Wer das Denken beobachtet, lebt
während der Beobachtung unmittelbar in einem geistigen,
sich selbst tragenden Wesensweben darinnen. Ja, man kann
sagen, wer die Wesenheit des Geistigen in der Gestalt, in der
sie sich dem Menschen zunächst darbietet,
erfassen will, kann dies in dem auf sich selbst beruhenden
Denken.
Im Betrachten des Denkens selbst fallen in eines
zusammen, was sonst immer getrennt auftreten
muß: Begriff und Wahrnehmung. Wer dies nicht
durchschaut, der wird in an Wahrnehmungen erarbeiteten
Begriffen nur schattenhafte Nachbildungen dieser
Wahrnehmungen sehen können, und die Wahrnehmungen werden
ihm die wahre Wirklichkeit vergegenwärtigen. Er wird
auch eine metaphysische Welt nach dem Muster der
wahrgenommenen Welt sich auf-erbauen; er wird diese Welt
Atomenwelt, Willenswelt, unbewußte Geistwelt und so
weiter nennen, je nach seiner Vorstellungsart. Und es wird
ihm entgehen, daß er sich mit alledem nur eine
metaphysische Welt hypothetisch nach dem Muster seiner
Wahrnehmungswelt auferbaut hat. Wer aber durchschaut, was
bezüglich des Denkens vorliegt, der wird erkennen,
daß in der Wahrnehmung nur ein Teil der Wirklichkeit
vorliegt und daß der andere zu ihr gehörige Teil,
der sie erst als volle Wirklichkeit erscheinen
läßt, in der denkenden Durchsetzung der Wahrnehmung
erlebt wird. Er wird in demjenigen, das als Denken
im Bewußtsein auftritt, nicht ein schattenhaftes
Nachbild einer Wirklichkeit sehen, sondern eine auf sich
ruhende geistige Wesenhaftigkeit. Und von dieser kann er
sagen, daß sie ihm durch Intuition im
Bewußtsein gegenwärtig wird. Intuition ist
das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines
rein geistigen Inhaltes. Nur durch eine Intuition kann die
Wesenheit des Denkens erfaßt werden.
Nur wenn man sich zu der in der unbefangenen
Beobachtung gewonnenen Anerkennung dieser Wahrheit über
die intuitive Wesenheit des Denkens hindurchgerungen hat,
gelingt es, den Weg frei zu bekommen für eine Anschauung
der menschlichen leiblich-seelischen Organisation. Man
erkennt, daß diese Organisation an dem Wesen
des Denkens nichts bewirken kann. Dem scheint
zunächst der ganz offenbare Tatbestand zu widersprechen.
Das menschliche Denken tritt für die gewöhnliche
Erfahrung nur an und durch diese Organisation auf. Dieses
Auftreten macht sich so stark geltend, daß es in seiner
wahren Bedeutung nur von demjenigen durchschaut werden kann,
der erkannt hat, wie im Wesenhaften des Denkens nichts von
dieser Organisation mitspielt. Einem solchen wird es dann
aber auch nicht mehr entgehen können, wie
eigentümlich geartet das Verhältnis der
menschlichen Organisation zum Denken ist. Diese bewirkt
nämlich nichts an dem Wesenhaften des Denkens, sondern
sie weicht, wenn die Tätigkeit des Denkens auftritt,
zurück; sie hebt ihre eigene Tätigkeit auf, sie
macht einen Platz frei; und an dem freigewordenen Platz tritt
das Denken auf. Dem Wesenhaften, das im Denken wirkt, obliegt
ein Doppeltes: Erstens drängt es die menschliche
Organisation in deren eigener Tätigkeit zurück, und
zweitens setzt es sich selbst an deren Stelle. Denn auch das
erste, die Zurückdrängung der Leibesorganisation,
ist Folge der Denktätigkeit. Und zwar desjenigen Teiles
derselben, der das Erscheinen des Denkens
vorbereitet. Man ersieht aus diesem, in welchem Sinne das
Denken in der Leibesorganisation sein Gegenbild findet. Und
wenn man dieses ersieht, wird man nicht mehr die Bedeutung
dieses Gegenbildes für das Denken selbst verkennen
können. Wer über einen erweichten Boden geht,
dessen Fußspuren graben sich in dem Boden ein. Man wird
nicht versucht sein, zu sagen, die Fußspurenformen seien
von Kräften des Bodens, von unten herauf, getrieben
worden. Man wird diesen Kräften keinen Anteil
an dem Zustandekommen der Spurenformen zuschreiben.
Ebensowenig wird, wer die Wesenheit des Denkens unbefangen
beobachtet, den Spuren im Leibesorganismus an dieser
Wesenheit einen Anteil zuschreiben, die dadurch entstehen,
daß das Denken sein Erscheinen durch den Leib
vorbereitet[1].
Aber eine bedeutungsvolle Frage taucht hier auf.
Wenn an dem Wesen des Denkens der menschlichen
Organisation kein Anteil zukommt, welche Bedeutung hat diese
Organisation innerhalb der Gesamtwesenheit des Menschen? Nun,
was in dieser Organisation durch das Denken geschieht, hat
wohl mit der Wesenheit des Denkens nichts zu tun, wohl aber
mit der Entstehung des Ich-Bewußtseins aus diesem Denken
heraus. Innerhalb des Eigenwesens des Denkens liegt wohl das
wirkliche «Ich», nicht aber das
Ich-Bewußtsein. Dies durchschaut derjenige, der eben
unbefangen das Denken beobachtet. Das «Ich» ist
innerhalb des Denkens zu finden; das
«Ich-Bewußtsein» tritt dadurch auf, daß
im allgemeinen Bewußtsein sich die Spuren der
Denktätigkeit in dem oben gekennzeichneten Sinne
eingraben. (Durch die Leibesorganisation entsteht also das
Ich-Bewußtsein. Man verwechsele das aber nicht etwa mit
der Behauptung, daß das einmal entstandene
Ich-Bewußtsein von der Leibesorganisation abhängig
bleibe. Einmal entstanden, wird es in das Denken aufgenommen
und teilt fortan dessen geistige Wesenheit.)
Das «Ich-Bewußtsein» ist auf die
menschliche Organisation gebaut. Aus dieser erfließen
die Willenshandlungen. In der Richtung der vorangegangenen
Darlegungen wird ein Einblick in den Zusammenhang zwischen
Denken, bewußtem Ich und Willenshandlung nur zu gewinnen
sein, wenn erst beobachtet wird, wie die Willenshandlung aus
der menschlichen Organisation hervorgeht[2].
Für den einzelnen Willensakt kommt in
Betracht: das Motiv und die Trieb feder. Das Motiv ist ein
begrifflicher oder vorstellungsgemäßer Faktor; die
Triebfeder ist der in der menschlichen Organisation
unmittelbar bedingte Faktor des Wollens. Der begriffliche
Faktor oder das Motiv ist der augenblickliche
Bestimmungsgrund des Wollens; die Triebfeder der bleibende
Bestimmungsgrund des Individuums. Motiv des Wollens kann ein
reiner Begriff oder ein Begriff mit einem bestimmten Bezug
auf das Wahrnehmen sein, das ist eine Vorstellung. Allgemeine
und individuelle Begriffe (Vorstellungen) werden dadurch zu
Motiven des Wollens, daß sie auf das menschliche
Individuum wirken und dasselbe in einer gewissen Richtung zum
Handeln bestimmen. Ein und derselbe Begriff, beziehungsweise
eine und dieselbe Vorstellung wirkt aber auf verschiedene
Individuen verschieden. Sie veranlassen verschiedene Menschen
zu verschiedenen Handlungen. Das Wollen ist also nicht
bloß ein Ergebnis des Begriffes oder der Vorstellung,
sondern auch der individuellen Beschaffenheit des Menschen.
Diese individuelle Beschaffenheit wollen wir — man kann in
bezug darauf Eduard von Hartmann folgen — die
charakterologische Anlage nennen. Die Art, wie Begriff und
Vorstellung auf die charakterologische Anlage des Menschen
wirken, gibt seinem Leben ein bestimmtes moralisches oder
ethisches Gepräge.
Die charakterologische Anlage wird gebildet durch
den mehr oder weniger bleibenden Lebensgehalt unseres
Subjektes, das ist durch unseren Vorstellungs, und
Gefühlsinhalt. Ob mich eine in mir gegenwärtig
auftretende Vorstellung zu einem Wollen anregt, das
hängt davon ab, wie sie sich zu meinem übrigen
Vorstellungsinhalte und auch zu meinen
Gefühlseigentümlichkeiten verhält. Mein
Vorstellungsinhalt ist aber wieder bedingt durch die Summe
derjenigen Begriffe, die im Verlaufe meines individuellen
Lebens mit Wahrnehmungen in Berührung gekommen, das
heißt zu Vorstellungen geworden sind. Diese hängt
wieder ab von meiner größeren oder geringeren
Fähigkeit der Intuition und von dem Umkreis meiner
Beobachtungen, das ist von dem subjektiven und dem objektiven
Faktor der Erfahrungen, von der inneren Bestimmtheit und dem
Lebensschauplatz. Ganz besonders ist meine charakterologische
Anlage durch mein Gefühlsleben bestimmt. Ob ich an einer
bestimmten Vorstellung oder einem Begriff Freude oder Schmerz
empfinde, davon wird es abhängen, ob ich sie zum Motiv
meines Handelns machen will oder nicht. — Dies sind die
Elemente, die bei einem Willensakte in Betracht kommen. Die
unmittelbar gegenwärtige Vorstellung oder der Begriff,
die zum Motiv werden, bestimmen das Ziel, den Zweck meines
Wollens; meine charakterologische Anlage bestimmt mich, auf
dieses Ziel meine Tätigkeit zu richten. Die Vorstellung,
in der nächsten halben Stunde einen Spaziergang zu
machen, bestimmt das Ziel meines Handelns. Diese Vorstellung
wird aber nur dann zum Motiv des Wollens erhoben, wenn sie
auf eine geeignete charakterologische Anlage auftrifft, das
ist, wenn sich durch mein bisheriges Leben in mir etwa die
Vorstellungen gebildet haben von der Zweckmäßigkeit
des Spazierengehens, von dem Wert der Gesundheit, und ferner,
wenn sich mit der Vorstellung des Spazierengehens in mir das
Gefühl der Lust verbindet.
Wir haben somit zu unterscheiden: 1. Die
möglichen subjektiven Anlagen, die geeignet sind,
bestimmte Vorstellungen und Begriffe zu Motiven zu machen;
und 2. die möglichen Vorstellungen und Begriffe, die
imstande sind, meine charakterologische Anlage so zu
beeinflussen, daß sich ein Wollen ergibt. Jene stellen
die Triebfedern, diese die Ziele der
Sittlichkeit dar.
Die Triebfedern der Sittlichkeit können wir
dadurch finden, daß wir nachsehen, aus welchen Elementen
sich das individuelle Leben zusammensetzt.
Die erste Stufe des individuellen Lebens ist das
Wahrnehmen, und zwar das Wahrnehmen der Sinne. Wir
stehen hier in jener Region unseres individuellen Lebens, wo
sich das Wahrnehmen unmittelbar, ohne Dazwischentreten eines
Gefühles oder Begriffes in Wollen umsetzt. Die
Triebfeder des Menschen, die hierbei in Betracht kommt, wird
als Trieb schlechthin bezeichnet. Die Befriedigung
unserer niederen, rein animalischen Bedürfnisse (Hunger,
Geschlechtsverkehr usw.) kommt auf diesem Wege zustande. Das
Charakteristische des Trieblebens besteht in der
Unmittelbarkeit, mit der die Einzelwahrnehmung das Wollen
auslöst. Diese Art der Bestimmung des Wollens, die
ursprünglich nur dem niedrigeren Sinnenleben eigen ist,
kann auch auf die Wahrnehmungen der höheren Sinne
ausgedehnt werden. Wir lassen auf die Wahrnehmung irgendeines
Geschehens in der Außen weit, ohne weiter nachzudenken
und ohne daß sich uns an die Wahrnehmung ein besonderes
Gefühl knüpft, eine Handlung folgen, wie das
namentlich im konventionellen Umgange mit Menschen geschieht.
Die Triebfeder dieses Handelns bezeichnet man als
Takt oder sittlichen Geschmack. Je
öfter sich ein solches unmittelbares Auslösen einer
Handlung durch eine Wahrnehmung vollzieht, desto geeigneter
wird sich der betreffende Mensch erweisen, rein unter dem
Einfluß des Taktes zu handeln, das ist: der
Takt wird zu seiner charakterologischen Anlage.
Die zweite Sphäre des menschlichen Lebens ist
das Fühlen. An die Wahrnehmungen der
Außenwelt knüpfen sich bestimmte Gefühle.
Diese Gefühle können zu Triebfedern des Handelns
werden. Wenn ich einen hungernden Menschen sehe, so kann mein
Mitgefühl mit demselben die Triebfeder meines Handelns
bilden. Solche Gefühle sind etwa: das Schamgefühl,
der Stolz, das Ehrgefühl, die Demut, die Reue, das
Mitgefühl, das Rache, und Dankbarkeitsgefühl, die
Pietät, die Treue, das Liebes, und
Pflichtgefühl[3].
Die dritte Stufe des Lebens endlich ist das
Denken und Vorstellen. Durch bloße
Überlegung kann eine Vorstellung oder ein Begriff zum
Motiv einer Handlung werden. Vorstellungen werden dadurch
Motive, daß wir im Laufe des Lebens fortwährend
gewisse Ziele des Wollens an Wahrnehmungen knüpfen, die
in mehr oder weniger modifizierter Gestalt immer
wiederkehren. Daher kommt es, daß bei Menschen, die
nicht ganz ohne Erfahrung sind, stets mit bestimmten
Wahrnehmungen auch die Vorstellungen von Handlungen ins
Bewußtsein treten, die sie in einem ähnlichen Fall
ausgeführt oder ausführen gesehen haben. Diese
Vorstellungen schweben ihnen als bestimmende Muster bei allen
späteren Entschließungen vor, sie werden Glieder
ihrer charakterologischen Anlage. Wir können die damit
bezeichnete Triebfeder des Wollens die praktische
Erfahrung nennen. Die praktische Erfahrung geht
allmählich in das rein taktvolle Handeln über. Wenn
sich bestimmte typische Bilder von Handlungen mit
Vorstellungen von gewissen Situationen des Lebens in unserem
Bewußtsein so fest verbunden haben, daß wir
gegebenen Falles mit Überspringung aller auf Erfahrung
sich gründenden Überlegung unmittelbar auf die
Wahrnehmung hin ins Wollen übergehen, dann ist dies der
Fall.
Die höchste Stufe des individuellen Lebens ist
das begriffliche Denken ohne Rücksicht auf einen
bestimmten Wahrnehmungsgehalt. Wir bestimmen den Inhalt eines
Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre
heraus. Ein solcher Begriff enthält dann zunächst
keinen Bezug auf bestimmte Wahrnehmungen. Wenn wir unter dem
Einflusse eines auf eine Wahrnehmung deutenden Begriffes, das
ist einer Vorstellung, in das Wollen eintreten, so ist es
diese Wahrnehmung, die uns auf dem Umwege durch das
begriffliche Denken bestimmt. Wenn wir unter dem Einflusse
von Intuitionen handeln, so ist die Triebfeder unseres
Handelns das reine Denken. Da man gewohnt ist, das
reine Denkvermögen in der Philosophie als Vernunft zu
bezeichnen, so ist es wohl auch berechtigt, die auf dieser
Stufe gekennzeichnete moralische Triebfeder die
praktischeVernunft zu nennen. Am klarsten hat von
dieser Triebfeder des Wollens Kreyenbühl
(Philosophische Monatshefte, Bd. XVIII, Heft 3) gehandelt.
Ich rechne seinen darüber geschriebenen Aufsatz zu den
bedeutsamsten Erzeugnissen der gegenwärtigen
Philosophie, namentlich der Ethik. Kreyenbühl bezeichnet
die in Rede stehende Triebfeder als praktisches
Apriori, das heißt unmittelbar aus meiner Intuition
fließenden Antrieb zum Handeln.
Es ist klar, daß ein solcher Antrieb nicht
mehr im strengen Wortsinne zu dem Gebiete der
charakterologischen Anlagen gerechnet werden kann. Denn was
hier als Triebfeder wirkt, ist nicht mehr ein bloß
Individuelles in mir, sondern der ideelle und folglich
allgemeine Inhalt meiner Intuition. Sobald ich die
Berechtigung dieses Inhaltes als Grundlage und Ausgangspunkt
einer Handlung ansehe, trete ich in das Wollen ein,
gleichgültig ob der Begriff bereits zeitlich vorher in
mir da war, oder erst unmittelbar vor dem Handeln in mein
Bewußtsein eintritt, das ist: gleichgültig, ob er
bereits als Anlage in mir vorhanden war oder nicht.
Zu einem wirklichen Willensakt kommt es nur dann,
wenn ein augenblicklicher Antrieb des Handelns in Form eines
Begriffes oder einer Vorstellung auf die charakterologische
Anlage einwirkt. Ein solcher Antrieb wird dann zum Motiv des
Wollens.
Die Motive der Sittlichkeit sind Vorstellungen und
Begriffe. Es gibt Ethiker, die auch im Gefühle ein Motiv
der Sittlichkeit sehen; sie behaupten zum Beispiel, Ziel des
sittlichen Handelns sei die Beförderung des
größtmöglichen Quantums von Lust im handelnden
Individuum. Die Lust selbst aber kann nicht Motiv werden,
sondern nur eine vorgestellte Lust. Die
Vorstellung eines künftigen Gefühles,
nicht aber das Gefühl selbst kann auf meine
charakterologische Anlage einwirken. Denn das Gefühl
selbst ist im Augenblicke der Handlung noch nicht da, soll
vielmehr erst durch die Handlung hervorgebracht werden.
Die Vorstellung des eigenen oder fremden
Wohles wird aber mit Recht als ein Motiv des Wollens
angesehen. Das Prinzip, durch sein Handeln die
größte Summe eigener Lust zu bewirken, das ist: die
individuelle Glückseligkeit zu erreichen, heißt
Egoismus. Diese individuelle Glückseligkeit
wird entweder dadurch zu erreichen gesucht, daß man in
rücksichtsloser Weise nur auf das eigene Wohl bedacht
ist und dieses auch auf Kosten des Glückes fremder
Individualitäten erstrebt (reiner Egoismus), oder
dadurch, daß man das fremde Wohl aus dem Grunde
befördert, weil man sich dann mittelbar von den
glücklichen fremden Individualitäten einen
günstigen Einfluß auf die eigene Person verspricht,
oder weil man durch Schädigung fremder Individuen auch
eine Gefährdung des eigenen Interesses befürchtet
(Klugheitsmoral). Der besondere Inhalt der egoistischen
Sittlichkeitsprinzipien wird davon abhängen, welche
Vorstellung sich der Mensch von seiner eigenen oder der
fremden Glückseligkeit macht. Nach dem, was einer als
ein Gut des Lebens ansieht (Wohlleben, Hoffnung auf
Glückseligkeit, Erlösung von verschiedenen
Übeln usw.), wird er den Inhalt seines egoistischen
Strebens bestimmen.
Als ein weiteres Motiv ist dann der rein
begriffliche Inhalt einer Handlung anzusehen. Dieser Inhalt
bezieht sich nicht wie die Vorstellung der eigenen Lust auf
die einzelne Handlung allein, sondern auf die Begründung
einer Handlung aus einem Systeme sittlicher Prinzipien. Diese
Moralprinzipien können in Form abstrakter Begriffe das
sittliche Leben regeln, ohne daß der einzelne sich um
den Ursprung der Begriffe kümmert. Wir empfinden dann
einfach die Unterwerfung unter den sittlichen Begriff, der
als Gebot über unserem Handeln schwebt, als sittliche
Notwendigkeit. Die Begründung dieser Notwendigkeit
überlassen wir dem, der die sittliche Unterwerfung
fordert, das ist der sittlichen Autorität, die wir
anerkennen (Familienoberhaupt, Staat, gesellschaftliche
Sitte, kirchliche Autorität, göttliche
Offenbarung). Eine besondere Art dieser
Sittlichkeitsprinzipien ist die, wo das Gebot sich nicht
durch eine äußere Autorität für uns
kundgibt, sondern durch unser eigenes Innere (sittliche
Autonomie). Wir vernehmen dann die Stimme in unserem eigenen
Innern, der wir uns zu unterwerfen haben. Der Ausdruck dieser
Stimme ist das Gewissen.
Es bedeutet einen sittlichen Fortschritt, wenn der
Mensch zum Motiv seines Handelns nicht einfach das Gebot
einer äußeren oder der inneren Autorität
macht, sondern wenn er den Grund einzusehen bestrebt ist, aus
dem irgendeine Maxime des Handelns als Motiv in ihm wirken
soll. Dieser Fortschritt ist der von der autoritativen Moral
zu dem Handeln aus sittlicher Einsicht. Der Mensch wird auf
dieser Stufe der Sittlichkeit die Bedürfnisse des
sittlichen Lebens aufsuchen und sich von der Erkenntnis
derselben zu seinen Handlungen bestimmen lassen. Solche
Bedürfnisse sind: 1. das größtmögliche
Wohl der Gesamtmenschheit rein um dieses Wohles willen; 2.
der Kulturfortschritt oder die sittliche
Entwickelung der Menschheit zu immer
größerer Vollkommenheit; 3. die Verwirklichung rein
intuitiv erfaßter individueller Sittlichkeitsziele.
Das größtmögliche Wohl der
Gesamtmenschheit wird natürlich von verschiedenen
Menschen in verschiedener Weise aufgefaßt werden. Die
obige Maxime bezieht sich nicht auf eine bestimmte
Vorstellung von diesem Wohl, sondern darauf, daß jeder
einzelne, der dies Prinzip anerkennt, bestrebt ist, dasjenige
zu tun, was nach seiner Ansicht das Wohl der Gesamtmenschheit
am meisten fördert.
Der Kulturfortschritt erweist sich
für denjenigen, dem sich an die Güter der Kultur
ein Lustgefühl knüpft, als ein spezieller Fall des
vorigen Moralprinzips. Er wird nur den Untergang und die
Zerstörung mancher Dinge, die auch zum Wohle der
Menschheit beitragen, mit in Kauf nehmen müssen. Es ist
aber auch möglich, daß jemand in dem
Kulturfortschritt, abgesehen von dem damit verbundenen
Lustgefühl, eine sittliche Notwendigkeit erblickt. Dann
ist derselbe für ihn ein besonderes Moralprinzip neben
dem vorigen.
Sowohl die Maxime des Gesamtwohles wie auch jene
des Kulturfortschrittes beruht auf der Vorstellung, das ist
auf der Beziehung, die man dem Inhalt der sittlichen Ideen zu
bestimmten Erlebnissen (Wahrnehmungen) gibt. Das höchste
denkbare Sittlichkeitsprinzip ist aber das, welches keine
solche Beziehung von vornherein enthält, sondern aus dem
Quell der reinen Intuition entspringt und erst nachher die
Beziehung zur Wahrnehmung (zum Leben) sucht. Die Bestimmung,
was zu wollen ist, geht hier von einer andern Instanz aus als
in den vorhergehenden Fällen. Wer dem sittlichen Prinzip
des Gesamtwohles huldigt, der wird bei allen seinen
Handlungen zuerst fragen, was zu diesem Gesamtwohl seine
Ideale beitragen. Wer sich zu dem sittlichen Prinzip des
Kulturfortschrittes bekennt, wird es hier ebenso machen. Es
gibt aber ein höheres, das in dem einzelnen Falle nicht
von einem bestimmten einzelnen Sittlichkeitsziel ausgeht,
sondern welches allen Sittlichkeitsmaximen einen gewissen
Wert beilegt, und im gegebenen Falle immer fragt, ob denn
hier das eine oder das andere Moralprinzip das wichtigere
ist. Es kann vorkommen, daß jemand unter gegebenen
Verhältnissen die Förderung des
Kulturfortschrittes, unter andern die des Gesamtwohls, im
dritten Falle die Förderung des eigenen Wohles für
das richtige ansieht und zum Motiv seines Handelns macht.
Wenn aber alle andern Bestimmungsgründe erst an zweite
Stelle treten, dann kommt in erster Linie die begriffliche
Intuition selbst in Betracht. Damit treten die andern Motive
von der leitenden Stelle ab, und nur der Ideengehalt der
Handlung wirkt als Motiv derselben.
Wir haben unter den Stufen der charakterologischen
Anlage diejenige als die höchste bezeichnet, die als
reines Denken, als praktische Vernunft
wirkt. Unter den Motiven haben wir jetzt als das höchste
die begriffliche Intuition bezeichnet. Bei genauerer
Überlegung stellt sich alsbald heraus, daß auf
dieser Stufe der Sittlichkeit Triebfeder und Motiv
zusammenfallen, das ist, daß weder eine vorher bestimmte
charakterologische Anlage, noch ein äußeres,
normativ angenommenes sittliches Prinzip auf unser Handeln
wirken. Die Handlung ist also keine
schablonenmäßige, die nach irgendwelchen Regeln
ausgeführt wird, und auch keine solche, die der Mensch
auf äußeren Anstoß hin automatenhaft
vollzieht, sondern eine schlechthin durch ihren idealen
Gehalt bestimmte.
Zur Voraussetzung hat eine solche Handlung die
Fähigkeit der moralischen Intuitionen. Wem die
Fähigkeit fehlt für den einzelnen Fall die
besondere Sittlichkeitsmaxime zu erleben, der wird es auch
nie zum wahrhaft individuellen Wollen bringen.
Der gerade Gegensatz dieses Sittlichkeitsprinzips
ist das Kantsche: Handle so, daß die Grundsätze
deines Handelns für alle Menschen gelten können.
Dieser Satz ist der Tod aller individuellen Antriebe des
Handelns. Nicht wie alle Menschen handeln
würden, kann für mich maßgebend sein, sondern
was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist.
Ein oberflächliches Urteil könnte
vielleicht diesen Ausführungen einwenden: Wie kann das
Handeln zugleich individuell auf den besonderen Fall und die
besondere Situation geprägt und doch rein ideell aus der
Intuition heraus bestimmt sein? Dieser Einwand beruht auf
einer Verwechselung von sittlichem Motiv und wahrnehmbarem
Inhalt der Handlung. Der letztere kann Motiv sein,
und ist es auch zum Beispiel beim Kulturfortschritt, beim
Handeln aus Egoismus usw.; beim Handeln auf Grund rein
sittlicher Intuition ist er es nicht. Mein Ich
richtet seinen Blick natürlich auf diesen
Wahrnehmungsinhalt, bestimmen läßt es sich
durch denselben nicht. Dieser Inhalt wird nur benützt,
um sich einen Erkenntnisbegriff zu bilden, den dazu
gehörigen moralischen Begriff entnimmt das Ich
nicht aus dem Objekte. Der Erkenntnisbegriff aus einer
bestimmten Situation, der ich gegenüberstehe, ist nur
dann zugleich ein moralischer Begriff, wenn ich auf dem
Standpunkte eines bestimmten Moralprinzips stehe. Wenn ich
auf dem Boden der allgemeinen Kulturentwickelungsmoral allein
stehen möchte, dann ginge ich mit gebundener Marschroute
in der Welt umher. Aus jedem Geschehen, das ich wahrnehme und
das mich beschäftigen kann, entspringt zugleich eine
sittliche Pflicht; nämlich mein Scherflein beizutragen,
damit das betreffende Geschehen in den Dienst der
Kulturentwickelung gestellt werde. Außer dem Begriff,
der mir den naturgesetzlichen Zusammenhang eines Geschehens
oder Dinges enthüllt, haben die letztem auch noch eine
sittliche Etikette umgehängt, die für mich, das
moralische Wesen, eine ethische Anweisung enthält, wie
ich mich zu benehmen habe. Diese sittliche Etikette ist in
ihrem Gebiete berechtigt, sie fällt aber auf einem
höheren Standpunkte mit der Idee zusammen, die mir dem
konkreten Fall gegenüber aufgeht.
Die Menschen sind dem Intuitionsvermögen nach
verschieden. Dem einen sprudeln die Ideen zu, der andere
erwirbt sie sich mühselig. Die Situationen, in denen die
Menschen leben, und die den Schauplatz ihres Handelns
abgeben, sind nicht weniger verschieden. Wie ein Mensch
handelt, wird also abhängen von der Art, wie sein
Intuitionsvermögen einer bestimmten Situation
gegenüber wirkt. Die Summe der in uns wirksamen Ideen,
den realen Inhalt unserer Intuitionen, macht das aus, was bei
aller Allgemeinheit der Ideenwelt in jedem Menschen
individuell geartet ist. Insofern dieser intuitive Inhalt auf
das Handeln geht, ist er der Sittlichkeitsgehalt des
Individuums. Das Auslebenlassen dieses Gehalts ist die
höchste moralische Triebfeder und zugleich das
höchste Motiv dessen, der einsieht, daß alle andern
Moralprinzipien sich letzten Endes in diesem Gehalte
vereinigen. Man kann diesen Standpunkt den ethischen
Individualismus nennen.
Das Maßgebende einer intuitiv bestimmten
Handlung im konkreten Falle ist das Auffinden der
entsprechenden, ganz individuellen Intuition. Auf dieser
Stufe der Sittlichkeit kann von allgemeinen
Sittlichkeitsbegriffen (Normen, Gesetzen) nur insofern die
Rede sein, als sich diese aus der Verallgemeinerung der
individuellen Antriebe ergeben. Allgemeine Normen setzen
immer konkrete Tatsachen voraus, aus denen sie abgeleitet
werden können. Durch das menschliche Handeln werden aber
Tatsachen erst geschaffen.
Wenn wir das Gesetzmäßige (Begriffliche
in dem Handeln der Individuen, Völker und Zeitalter)
aufsuchen, so erhalten wir eine Ethik, aber nicht als
Wissenschaft von sittlichen Normen, sondern als Naturlehre
der Sittlichkeit. Erst die hierdurch gewonnenen Gesetze
verhalten sich zum menschlichen Handeln so wie die
Naturgesetze zu einer besonderen Erscheinung. Sie sind aber
durchaus nicht identisch mit den Antrieben, die wir unserm
Handeln zugrunde legen. Will man erfassen, wodurch eine
Handlung des Menschen dessen sittlichem Wollen
entspringt, so muß man zunächst auf das
Verhältnis dieses Wollens zu der Handlung sehen. Man
muß zunächst Handlungen ins Auge fassen, bei denen
dieses Verhältnis das Bestimmende ist. Wenn ich oder ein
anderer später über eine solche Handlung
nachdenken, kann es herauskommen, welche Sittlichkeitsmaximen
bei derselben in Betracht kommen. Während ich handle,
bewegt mich die Sittlichkeitsmaxime, insoferne sie intuitiv
in mir leben kann; sie ist verbunden mit der Liebe
zu dem Objekt, das ich durch meine Handlung verwirklichen
will. Ich frage keinen Menschen und auch keine Regel: soll
ich diese Handlung ausführen? — sondern ich führe
sie aus, sobald ich die Idee davon gefaßt habe. Nur
dadurch ist sie meine Handlung. Wer nur handelt,
weil er bestimmte sittliche Normen anerkennt, dessen Handlung
ist das Ergebnis der in seinem Moralkodex stehenden
Prinzipien. Er ist bloß der Vollstrecker. Er ist ein
höherer Automat. Werfet einen Anlaß zum Handeln in
sein Bewußtsein, und alsbald setzt sich das
Räderwerk seiner Moralprinzipien in Bewegung und
läuft in gesetzmäßiger Weise ab, um eine
christliche, humane, ihm selbstlos geltende, oder eine
Handlung des kulturgeschichtlichen Fortschrittes zu
vollbringen. Nur wenn ich meiner Liebe zu dem Objekte folge,
dann bin ich es selbst, der handelt. Ich handle auf dieser
Stufe der Sittlichkeit nicht, weil ich einen Herrn über
mich anerkenne, nicht die äußere Autorität,
nicht eine sogenannte innere Stimme. Ich erkenne kein
äußeres Prinzip meines Handelns an, weil ich in mir
selbst den Grund des Handelns, die Liebe zur Handlung
gefunden habe. Ich prüfe nicht
verstandesmäßig, ob meine Handlung gut oder
böse ist; ich vollziehe sie, weil ich sie liebe. Sie
wird «gut», wenn meine in Liebe getauchte Intuition
in der rechten Art in dem intuitiv zu erlebenden
Weltzusammenhang drinnensteht; «böse», wenn
das nicht der Fall ist. Ich frage mich auch nicht: wie
würde ein anderer Mensch in meinem Falle handeln? —
sondern ich handle, wie ich, diese besondere
Individualität, zu wollen mich veranlaßt sehe.
Nicht das allgemein Übliche, die allgemeine Sitte, eine
allgemein-menschliche Maxime, eine sittliche Norm leitet mich
in unmittelbarer Art, sondern meine Liebe zur Tat. Ich
fühle keinen Zwang, nicht den Zwang der Natur, die mich
bei meinen Trieben leitet, nicht den Zwang der sittlichen
Gebote, sondern ich will einfach ausführen, was in mir
liegt.
Die Verteidiger der allgemeinen sittlichen Normen
könnten etwa zu diesen Ausführungen sagen: Wenn
jeder Mensch nur darnach strebt, sich auszuleben und zu tun,
was ihm beliebt, dann ist kein Unterschied zwischen guter
Handlung und Verbrechen; jede Gaunerei, die in mir liegt, hat
gleichen Anspruch sich auszuleben, wie die Intention, dem
allgemeinen Besten zu dienen. Nicht der Umstand, daß ich
eine Handlung der Idee nach ins Auge gefaßt habe, kann
für mich als sittlichen Menschen maßgebend sein,
sondern die Prüfung, ob sie gut oder böse
ist. Nur im ersteren Falle werde ich sie ausführen.
Meine Entgegnung auf diesen naheliegenden und doch
nur aus einer Verkennung des hier Gemeinten entspringenden
Einwand ist diese: Wer das Wesen des menschlichen Wollens
erkennen will, der muß unterscheiden zwischen dem Weg,
der dieses Wollen bis zu einem bestimmten Grad der
Entwickelung bringt, und der Eigenart, welche das Wollen
annimmt, indem es sich diesem Ziele annähert. Auf dem
Wege zu diesem Ziele spielen Normen ihre berechtigte Rolle.
Das Ziel besteht in der Verwirklichung rein intuitiv
erfaßter Sittlichkeitsziele. Der Mensch erreicht solche
Ziele in dem Maße, in dem er die Fähigkeit besitzt,
sich überhaupt zum intuitiven Ideengehalte der Welt zu
erheben. Im einzelnen Wollen wird zumeist anderes als
Triebfeder oder Motiv solchen Zielen beigemischt sein. Aber
Intuitives kann im menschlichen Wollen doch bestimmend oder
mitbestimmend sein. Was man soll, das tut man; man
gibt den Schauplatz ab, auf dem das Sollen zum Tun wird;
eigene Handlung ist, was man als solche aus sich entspringen
läßt. Der Antrieb kann da nur ein ganz
individueller sein. Und in Wahrheit kann nur eine aus der
Intuition entspringende Willenshandlung eine individuelle
sein. Daß die Tat des Verbrechers, daß das
Böse in gleichem Sinne ein Ausleben der
Individualität genannt wird wie die Verkörperung
reiner Intuition, ist nur möglich, wenn die blinden
Triebe zur menschlichen Individualität gezählt
werden. Aber der blinde Trieb, der zum Verbrechen treibt,
stammt nicht aus Intuitivem, und gehört nicht zum
Individuellen des Menschen, sondern zum Allgemeinsten in ihm,
zu dem, was bei allen Individuen in gleichem Maße
geltend ist und aus dem sich der Mensch durch sein
Individuelles heraus arbeitet. Das Individuelle in mir ist
nicht mein Organismus mit seinen Trieben und Gefühlen,
sondern das ist die einige Ideenwelt, die in diesem
Organismus aufleuchtet. Meine Triebe, Instinkte,
Leidenschaften begründen nichts weiter in mir, als
daß ich zur allgemeinen Gattung Mensch
gehöre; der Umstand, daß sich ein Ideelles in
diesen Trieben, Leidenschaften und Gefühlen auf eine
besondere Art auslebt, begründet meine
Individualität. Durch meine Instinkte, Triebe bin ich
ein Mensch, von denen zwölf ein Dutzend machen; durch
die besondere Form der Idee, durch die ich mich innerhalb des
Dutzend als Ich bezeichne, bin ich Individuum. Nach der
Verschiedenheit meiner tierischen Natur könnte mich nur
ein mir fremdes Wesen von andern unterscheiden; durch mein
Denken, das heißt durch das tätige Erfassen dessen,
was sich als Ideelles in meinem Organismus auslebt,
unterscheide ich mich selbst von andern. Man kann also von
der Handlung des Verbrechers gar nicht sagen, daß sie
aus der Idee hervorgeht. Ja, das ist gerade das
Charakteristische der Verbrecherhandlungen, daß sie aus
den außerideellen Elementen des Menschen sich
herleiten.
Eine Handlung wird als eine freie empfunden, soweit
deren Grund aus dem ideellen Teil meines individuellen Wesens
hervorgeht; jeder andere Teil einer Handlung,
gleichgültig, ob er aus dem Zwange der Natur oder aus
der Nötigung einer sittlichen Norm vollzogen wird, wird
als unfrei empfunden.
Frei ist nur der Mensch, insofern er in jedem
Augenblicke seines Lebens sich selbst zu folgen in der Lage
ist. Eine sittliche Tat ist nur meine Tat, wenn sie
in dieser Auffassung eine freie genannt werden kann. Hier ist
zunächst die Rede davon, unter welchen Voraussetzungen
eine gewollte Handlung als eine freie empfunden wird; wie
diese rein ethisch gefaßte Freiheitsidee in der
menschlichen Wesenheit sich verwirklicht, soll im folgenden
sich zeigen.
Die Handlung aus Freiheit schließt die
sittlichen Gesetze nicht etwa aus, sondern ein; sie erweist
sich nur als höherstehend gegenüber derjenigen, die
nur von diesen Gesetzen diktiert ist. Warum sollte meine
Handlung denn weniger dem Gesamtwohle dienen, wenn ich sie
aus Liebe getan habe, als dann, wenn ich sie nur aus
dem Grunde vollbracht habe, weil dem Gesamtwohle zu dienen
ich als Pflicht empfinde? Der bloße Pflichtbegriff
schließt die Freiheit aus, weil er das
Individuelle nicht anerkennen will, sondern Unterwerfung des
letztem unter eine allgemeine Norm fordert. Die Freiheit des
Handelns ist nur denkbar vom Standpunkte des ethischen
Individualismus aus.
Wie ist aber ein Zusammenleben der Menschen
möglich, wenn jeder nur bestrebt ist, seine
Individualität zur Geltung zu bringen? Damit ist ein
Einwand des falsch verstandenen Moralismus gekennzeichnet.
Dieser glaubt, eine Gemeinschaft von Menschen sei nur
möglich, wenn sie alle vereinigt sind durch eine
gemeinsam festgelegte sittliche Ordnung. Dieser Moralismus
versteht eben die Einigkeit der Ideenwelt nicht. Er begreift
nicht, daß die Ideenwelt, die in mir tätig ist,
keine andere ist, als die in meinem Mitmenschen. Diese
Einheit ist allerdings bloß ein Ergebnis der
Welterfahrung. Allein sie muß ein solches sein.
Denn wäre sie durch irgend etwas anderes als durch
Beobachtung zu erkennen, so wäre in ihrem Bereich nicht
individuelles Erleben, sondern allgemeine Norm geltend.
Individualität ist nur möglich, wenn jedes
individuelle Wesen vom andern nur durch individuelle
Beobachtung weiß. Der Unterschied zwischen mir und
meinem Mitmenschen liegt durchaus nicht darin, daß wir
in zwei ganz verschiedenen Geisteswelten leben, sondern
daß er aus der uns gemeinsamen Ideenwelt andere
Intuitionen empfängt als ich. Er will seine
Intuitionen ausleben, ich die meinigen. Wenn wir
beide wirklich aus der Idee schöpfen und keinen
äußeren (physischen oder geistigen) Antrieben
folgen, so können wir uns nur in dem gleichen Streben,
in denselben Intentionen begegnen. Ein sittliches
Mißverstehen, ein Aufeinanderprallen ist bei sittlich
freien Menschen ausgeschlossen. Nur der sittlich
Unfreie, der dem Naturtrieb oder einem angenommenen
Pflichtgebot folgt, stößt den Nebenmenschen
zurück, wenn er nicht dem gleichen Instinkt und dem
gleichen Gebot folgt. Leben in der Liebe zum Handeln
und Lebenlassen im Verständnisse des fremden
Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen. Sie
kennen kein anderes Sollen als dasjenige, mit dem
sich ihr Wollen in intuitiven Einklang versetzt; wie sie in
einem besonderen Falle wollen werden, das wird ihnen
ihr Ideenvermögen sagen.
Läge nicht in der menschlichen Wesenheit der
Urgrund zur Verträglichkeit, man würde sie ihr
durch keine äußeren Gesetze einimpfen! Nur weil die
menschlichen Individuen eines Geistes sind,
können sie sich auch nebeneinander ausleben. Der Freie
lebt in dem Vertrauen darauf, daß der andere Freie mit
ihm einer geistigen Welt angehört und sich in seinen
Intentionen mit ihm begegnen wird. Der Freie verlangt von
seinen Mitmenschen keine Übereinstimmung, aber er
erwartet sie, weil sie in der menschlichen Natur liegt. Damit
ist nicht auf die Notwendigkeiten gedeutet, die für
diese oder jene äußeren Einrichtungen bestehen,
sondern auf die Gesinnung, auf die
Seelenverfassung, durch die der Mensch in seinem
Sich-Erleben unter von ihm geschätzten Mitmenschen der
menschlichen Würde am meisten gerecht wird.
Es wird viele geben, die da sagen: der Begriff des
freien Menschen, den du da entwirfst, ist eine
Schimäre, ist nirgends verwirklicht. Wir haben es aber
mit wirklichen Menschen zu tun, und bei denen ist auf
Sittlichkeit nur zu hoffen, wenn sie einem Sittengebote
gehorchen, wenn sie ihre sittliche Mission als Pflicht
auffassen und nicht frei ihren Neigungen und ihrer Liebe
folgen. — Ich bezweifle das keineswegs. Nur ein Blinder
könnte es. Aber dann hinweg mit aller Heuchelei der
Sittlichkeit, wenn dieses letzte Einsicht sein
sollte. Saget dann einfach: die menschliche Natur muß zu
ihren Handlungen gezwungen werden, solange sie nicht
frei ist. Ob man die Unfreiheit durch physische
Mittel oder durch Sittengesetze bezwingt, ob der Mensch
unfrei ist, weil er seinem maßlosen Geschlechtstrieb
folgt oder darum, weil er in den Fesseln konventioneller
Sittlichkeit eingeschnürt ist, ist für einen
gewissen Gesichtspunkt ganz gleichgültig. Man behaupte
aber nur nicht, daß ein solcher Mensch mit Recht eine
Handlung die seinige nennt, da er doch von einer
fremden Gewalt dazu getrieben ist. Aber mitten aus der
Zwangsordnung heraus erheben sich die Menschen, die
freien Geister, die sich selbst finden in
dem Wust von Sitte, Gesetzeszwang, Religionsübung und so
weiter. Frei sind sie, insofern sie nur sich folgen,
unfrei, insofern sie sich unterwerfen. Wer von uns
kann sagen, daß er in allen seinen Handlungen wirklich
frei ist? Aber in jedem von uns wohnt eine tiefere Wesenheit,
in der sich der freie Mensch ausspricht.
Aus Handlungen der Freiheit und der Unfreiheit
setzt sich unser Leben zusammen. Wir können aber den
Begriff des Menschen nicht zuende denken, ohne auf den
freien Geist als die reinste Ausprägung der
menschlichen Natur zu kommen. Wahrhaft Menschen sind wir doch
nur, insofern wir frei sind.
Das ist ein Ideal, werden viele sagen. Ohne
Zweifel, aber ein solches, das sich in unserer Wesenheit als
reales Element an die Oberfläche arbeitet. Es ist kein
erdachtes oder erträumtes Ideal, sondern ein solches,
das Leben hat und das sich auch in der unvollkommensten Form
seines Daseins deutlich ankündigt. Wäre der Mensch
ein bloßes Naturwesen, dann wäre das Aufsuchen von
Idealen, das ist von Ideen, die augenblicklich unwirksam
sind, deren Verwirklichung aber gefordert wird, ein Unding.
An dem Dinge der Außenwelt ist die Idee durch die
Wahrnehmung bestimmt; wir haben das unserige getan, wenn wir
den Zusammenhang von Idee und Wahrnehmung erkannt haben. Beim
Menschen ist das nicht so. Die Summe seines Daseins ist nicht
ohne ihn selbst bestimmt; sein wahrer Begriff als
sittlicher Mensch (freier Geist) ist mit dem
Wahrnehmungsbilde «Mensch» nicht im voraus objektiv
vereinigt, um bloß nachher durch die Erkenntnis
festgestellt zu werden. Der Mensch muß selbsttätig
seinen Begriff mit der Wahrnehmung Mensch vereinigen. Begriff
und Wahrnehmung decken sich hier nur, wenn sie der Mensch
selbst zur Deckung bringt. Er kann es aber nur, wenn er den
Begriff des freien Geistes, das ist seinen eigenen Begriff
gefunden hat. In der objektiven Welt ist uns durch unsere
Organisation ein Grenzstrich gezogen zwischen Wahrnehmung und
Begriff; das Erkennen überwindet diese Grenze. In der
subjektiven Natur ist diese Grenze nicht minder vorhanden;
der Mensch überwindet sie im Laufe seiner Entwickelung,
indem er in seiner Erscheinung seinen Begriff zur
Ausgestaltung bringt. So führt uns sowohl das
intellektuelle wie das sittliche Leben des Menschen auf seine
Doppelnatur: das Wahrnehmen (unmittelbares Erleben) und
Denken. Das intellektuelle Leben überwindet die
Doppelnatur durch die Erkenntnis, das sittliche durch die
tatsächliche Verwirklichung des freien Geistes. Jedes
Wesen hat seinen eingeborenen Begriff (das Gesetz seines
Seins und Wirkens); aber er ist in den Außendingen
unzertrennlich mit der Wahrnehmung verbunden und nur
innerhalb unseres geistigen Organismus von dieser
abgesondert. Beim Menschen selbst ist Begriff und Wahrnehmung
zunächst tatsächlich getrennt, um von ihm
ebenso tatsächlich vereinigt zu werden. Man
kann einwenden: unserer Wahrnehmung des Menschen entspricht
in jedem Augenblicke seines Lebens ein bestimmter Begriff, so
wie jedem anderen Dinge auch. Ich kann mir den Begriff eines
Schablonenmenschen bilden und kann einen solchen auch als
Wahrnehmung gegeben haben; wenn ich zu diesem auch noch den
Begriff des freien Geistes bringe, so habe ich zwei Begriffe
für dasselbe Objekt.
Das ist einseitig gedacht. Ich bin als
Wahrnehmungsobjekt einer fortwährenden Veränderung
unterworfen. Als Kind war ich ein anderer, ein anderer als
Jüngling und als Mann. Ja, in jedem Augenblicke ist mein
Wahrnehmungsbild ein anderes als in den vorangehenden. Diese
Veränderungen können sich in dem Sinne vollziehen,
daß sich in ihnen nur immer derselbe (Schablonenmensch)
ausspricht, oder daß sie den Ausdruck des freien Geistes
darstellen. Diesen Veränderungen ist das
Wahrnehmungsobjekt meines Handelns unterworfen.
Es ist in dem Wahrnehmungsobjekt Mensch die
Möglichkeit gegeben, sich umzubilden, wie im
Pflanzenkeim die Möglichkeit liegt, zur ganzen Pflanze
zu werden. Die Pflanze wird sich umbilden wegen der
objektiven, in ihr liegenden Gesetzmäßigkeit; der
Mensch bleibt in seinem unvollende ten Zustande, wenn er
nicht den Umbildungsstoff in sich selbst aufgreift, und sich
durch eigene Kraft umbildet. Die Natur macht aus dem Menschen
bloß ein Naturwesen; die Gesellschaft ein
gesetzmäßig handelndes; ein freies Wesen
kann er nur selbst aus sich machen. Die Natur
läßt den Menschen in einem gewissen Stadium seiner
Entwickelung aus ihren Fesseln los; die Gesellschaft
führt diese Entwickelung bis zu einem weiteren Punkte;
den letzten Schliff kann nur der Mensch selbst sich
geben.
Der Standpunkt der freien Sittlichkeit behauptet
also nicht, daß der freie Geist die einzige Gestalt ist,
in der ein Mensch existieren kann. Sie sieht in der freien
Geistigkeit nur das letzte Entwickelungsstadium des Menschen.
Damit ist nicht geleugnet, daß das Handeln nach Normen
als Entwickelungsstufe seine Berechtigung habe. Es kann nur
nicht als absoluter Sittlichkeitsstandpunkt anerkannt werden.
Der freie Geist aber überwindet die Normen in dem Sinne,
daß er nicht nur Gebote als Motive empfindet, sondern
sein Handeln nach seinen Impulsen (Intuitionen)
einrichtet.
Wenn Kant von der Pflicht sagt: «Pflicht! du
erhabener, großer Name, der du nichts Beliebtes, was
Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern
Unterwerfung verlangst», der du «ein Gesetz
aufstellst.. ., vor dem alle Neigungen verstummen, wenn sie
gleich in Geheim ihm entgegenwirken», so erwidert der
Mensch aus dem Bewußtsein des freien Geistes:
«Freiheit! du freundlicher, menschlicher Name, der du
alles sittlich Beliebte, was mein Menschentum am meisten
würdigt, in dir fassest, und mich zu niemandes Diener
machst, der du nicht bloß ein Gesetz aufstellst, sondern
abwartest, was meine sittliche Liebe selbst als Gesetz
erkennen wird, weil sie jedem nur auferzwungenen Gesetze
gegenüber sich unfrei fühlt.»
Das ist der Gegensatz von bloß
gesetzmäßiger und freier Sittlichkeit.
Der Philister, der in einem äußerlich
Festgestellten die verkörperte Sittlichkeit sieht, wird
in dem freien Geist vielleicht sogar einen gefährlichen
Menschen sehen. Er tut es aber nur, weil sein Blick eingeengt
ist in eine bestimmte Zeitepoche. Wenn er über dieselbe
hinausblicken könnte, so müßte er alsbald
finden, daß der freie Geist ebenso wenig nötig hat,
über die Gesetze seines Staates hinauszugehen, wie der
Philister selbst, nie aber sich mit ihnen in einen wirklichen
Widerspruch zu setzen. Denn die Staatsgesetze sind
sämtlich aus Intuitionen freier Geister entsprungen,
ebenso wie alle anderen objektiven Sittlichkeitsgesetze. Kein
Gesetz wird durch Familienautorität ausgeübt, das
nicht einmal von einem Ahnherrn als solches intuitiv
erfaßt und festgesetzt worden wäre; auch die
konventionellen Gesetze der Sittlichkeit werden von
bestimmten Menschen zuerst aufgestellt; und die Staatsgesetze
entstehen stets im Kopfe eines Staatsmannes. Diese Geister
haben die Gesetze über die anderen Menschen gesetzt, und
unfrei wird nur der, welcher diesen Ursprung vergißt,
und sie entweder zu außermenschlichen Geboten, zu
objektiven vom Menschlichen unabhängigen sittlichen
Pflichtbegriffen oder zur befehlenden Stimme seines eigenen
falsch mystisch zwingend gedachten Innern macht. Wer den
Ursprung aber nicht übersieht, sondern ihn in dem
Menschen sucht, der wird damit rechnen als mit einem Gliede
derselben Ideenwelt, aus der auch er seine sittlichen
Intuitionen holt. Glaubt er bessere zu haben, so sucht er sie
an die Stelle der bestehenden zu bringen; findet er diese
berechtigt, dann handelt er ihnen gemäß, als wenn
sie seine eigenen wären.
Es darf nicht die Formel geprägt werden, der
Mensch sei dazu da, um eine von ihm abgesonderte sittliche
Weltordnung zu verwirklichen. Wer dies behauptete,
stünde in bezug auf Menschheitswissenschaft noch auf
demselben Standpunkt, auf dem jene Naturwissenschaft stand,
die da glaubte: der Stier habe Hörner, damit er
stoßen könne. Die Naturforscher haben
glücklich einen solchen Zweckbegriff zu den Toten
geworfen. Die Ethik kann sich schwerer davon frei machen.
Aber so wie die Hörner nicht wegen des Stoßens da
sind, sondern das Stoßen durch die Hörner,
so ist der Mensch nicht wegen der Sittlichkeit da, sondern
die Sittlichkeit durch den Menschen. Der freie
Mensch handelt sittlich, weil er eine sittliche Idee hat;
aber er handelt nicht, damit Sittlichkeit entstehe. Die
menschlichen Individuen mit ihren zu ihrem Wesen
gehörigen sittlichen Ideen sind die Voraussetzung der
sittlichen Weltordnung.
Das menschliche Individuum ist Quell aller
Sittlichkeit und Mittelpunkt des Erdenlebens. Der Staat, die
Gesellschaft sind nur da, weil sie sich als notwendige Folge
des Individuallebens ergeben. Daß dann der Staat und die
Gesellschaft wieder zurückwirken auf das
Individualleben, ist ebenso begreiflich, wie der Umstand,
daß das Stoßen, das durch die Hörner da ist,
wieder zurückwirkt auf die weitere Entwickelung der
Hörner des Stieres, die bei längerem Nichtgebrauch
verkümmern würden. Ebenso müßte das
Individuum verkümmern, wenn es außerhalb der
menschlichen Gemeinschaft ein abgesondertes Dasein
führte. Darum bildet sich ja gerade die
gesellschaftliche Ordnung, um im günstigen Sinne wieder
zurück auf das Individuum zu wirken.
1.Wie innerhalb der
Psychologie, der Physiologie usw. sich die obige
Anschauung geltend macht, hat der Verfasser in Schriften,
die auf dieses Buch gefolgt sind, nach verschiedenen
Richtungen dargestellt. Hier sollte nur das
gekennzeichnet werden, was die unbefangene Beobachtung
des Denkens selbst ergibt.
2. S. 142 bis zur
obigen Stelle ist Zusatz, beziehungsweise Umarbeitung
für die Neuausgabe (1918).
3. Eine
vollständige Zusammenstellung der Prinzipien der
Sittlichkeit findet man (vom Standpunkte des
metaphysischen Realismus aus) in Eduard vonHartmanns
«Phänomenologie des sittlichen
Bewußtseins»
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