Das Leben des Saturn
Die große Menschheitsentwickelung durch die
sieben Bewußtseinsstufen hindurch vom Saturn bis zum Vulkan ist
in einer der vorigen Schilderungen mit dem Gang durch das Leben
zwischen Geburt und Tod, durch das Säuglingsalter, die Kindheit
und so weiter bis zum Greisenalter verglichen worden. Man kann den
Vergleich noch weiter ausdehnen. Wie bei der gegenwärtigen
Menschheit sich die einzelnen Lebensalter nicht bloß folgen,
sondern auch nebeneinander vorhanden sind, so ist es auch bei der
Entfaltung der Bewußtseinsstufen. Der Greis, der reife Mann oder
die reife Frau, der Jüngling und so weiter, sie wandeln
nebeneinander. So waren auch auf dem Saturn nicht bloß die
Menschenvorfahren als Wesen mit dem dumpfen Saturnbewußtsein
vorhanden, sondern neben ihnen andere Wesen, welche die höheren
Bewußtseinsstufen schon entwickelt hatten. Es gab also schon,
als die Saturnentwickelung begann, Naturen mit Sonnenbewußtsein,
andere mit Bilderbewußtsein (Mondbewußtsein), solche mit
einem Bewußtsein, das dem gegenwärtigen Bewußtsein des
Menschen gleicht, dann eine vierte Gattung mit selbstbewußtem
(psychischem) Bilderbewußtsein, eine fünfte mit
selbstbewußtem (überpsychischem)
Gegenstandsbewußtsein, und eine sechste mit schöpferischem
(spirituellem) Bewußtsein. Und auch damit ist die Reihe der
Wesen noch nicht erschöpft. Nach der Vulkanstufe wird ja auch
der Mensch sich noch weiter entwickeln und dann noch höhere
Bewußtseinsstufen erklimmen. Wie das äußere Auge in
nebelgraue Ferne, blickt das innere Auge des Sehers in Geisterweite
auf noch fünf Bewußtseinsformen, von denen aber eine
Beschreibung ganz unmöglich ist. Es kann also im ganzen von
zwölf Bewußtseinsstufen die Rede sein.
Der Saturnmensch hatte also
in seinem Umkreise elf andere Wesensarten neben sich. Die vier
höchsten Arten haben auf Entwickelungsstufen ihre Aufgaben
gehabt, welche dem Saturnleben noch vorangingen. Sie waren, als
dieses Leben begann, bereits auf einer so hohen Stufe der eigenen
Entwickelung angelangt, daß sich ihr weiteres Dasein in Welten
nunmehr abspielte, die über die Menschenreiche hinausliegen. Von
ihnen kann und braucht daher hier nicht gesprochen zu werden.
Die anderen Wesensarten
jedoch — sieben außer dem Saturnmenschen — sind alle
an der Entwickelung des Menschen beteiligt. Sie verhalten sich dabei
als schöpferische Mächte, leisten ihre Dienste in einer
Art, die in den folgenden Ausführungen beschrieben werden
soll.
Die erhabensten von diesen
Wesen waren diejenigen, welche, als die Saturnentwickelung begann,
bereits eine Bewußtseinsstufe erreicht hatten, die der Mensch
erst nach seinem Vulkanleben erlangen wird, also ein hohes
schöpferisches (überspirituelles) Bewußtsein. Auch
diese «Schöpfer» hatten einmal die Menschheitsstufen
durchzumachen. Das geschah auf Weltkörpern, die dem Saturn
vorangegangen waren. Ihre Verbindung mit der Menschheitsentwickelung
blieb aber noch bis in die Mitte des Saturnlebens bestehen. Man nennt
sie in der Geheimwissenschaft wegen ihres erhaben-feinen
Strahlenkörpers «strahlende Leben» oder auch
«strahlende Flammen». Und weil der Stoff, aus dem dieser
Körper bestand, einige entfernte Ähnlichkeit mit dem Willen
des Menschen hat, werden sie auch die «Geister des Willens»
genannt. — Diese Geister sind die Schöpfer des
Saturnmenschen Aus ihrem Leibe strömen sie den Stoff aus,
welcher der Träger des menschlichen Saturnbewußtseins
werden kann. Die Entwickelungsperiode, während welcher dieses
geschieht, wird der erste kleine Saturnkreislauf genannt. (In der
Sprache der theosophischen Literatur die «erste Runde».)
Der Stoffleib, den der Mensch auf diese Art erhält, ist die
erste Anlage seines späteren physischen Körpers. Man kann
also sagen, der Keim zum physischen Menschenkörper wird
während des ersten Saturnkreislaufes durch die Geister des
Willens gelegt; und es hat in jener Zeit dieser Keim das dumpfe
Saturnbewußtsein.
Auf diesen ersten kleineren
Saturnkreislauf folgen dann noch sechs andere. Der Mensch erlangt
innerhalb dieser Kreisläufe keinen höheren
Bewußtseinsgrad. Aber der Stoffleib, den er erhalten hat, wird
weiter ausgearbeitet. Und an dieser Ausarbeitung beteiligen sich in
der mannigfaltigsten Art die anderen Wesensarten, auf welche oben
hingedeutet worden ist.
Nach den «Geistern des
Willens» kommen Wesen mit schöpferischem (spirituellem)
Bewußtsein, ähnlich dem, welches der Mensch auf dem Vulkan
erlangen wird. Sie werden «Geister der Weisheit» genannt.
Die christliche Geheimwissenschaft nennt sie «Herrschaften»
(Kyriotetes), während sie die «Geister des Willens»
«Throne» nennt.» Sie bringen ihre eigene
Entwickelung während des zweiten Saturnkreislaufes um ein
Stück vorwärts und bearbeiten den Menschenleib dabei
zugleich so, daß diesem eine «weisheitsvolle
Einrichtung», ein vernünftiger Bau eingepflanzt wird.
Genauer betrachtet, beginnt diese ihre Arbeit am Menschen schon bald
nach der Mitte des ersten Kreislaufes und ist ungefähr um die
Mitte des zweiten abgeschlossen.
Die dritte Art von Geistern
mit dem selbstbewußten (überpsychischen)
Gegenstandsbewußtsein heißt «Geister der
Bewegung» oder auch der «Tätigkeit». In der
christlichen Geheimwissenschaft nennt man sie «Mächte»
(Dynamis). (In der theosophischen Literatur findet sich für sie
der Ausdruck «Mahat».) Mit dem Fortgang ihrer eigenen
Entwickelung verbinden sie von der Mitte des zweiten
Saturnkreislaufes ab die weitere Ausarbeitung des menschlichen
Stoffleibes, dem sie die Fähigkeit der Bewegung, der
krafterfüllten Wirksamkeit einpflanzen. Diese Arbeit erreicht um
die Mitte des dritten Saturnkreislaufes ihr Ende.
Nach diesem Punkt setzt die
Arbeit der vierten Wesensart ein, der sogenannten «Geister der
Form». Sie haben ein selbstbewußtes Bilderbewußtsein
(psychisches Bewußtsein). Die christliche Geheimlehre hat
für sie den Namen «Gewalten» (Exusiai). Durch ihre
Arbeit erlangt der menschliche Stoffleib, der vorher eine Art
beweglicher Wolke war, eine begrenzte (plastische) Form. Diese
Tätigkeit der «Formgeister» ist um die Mitte des
vierten Saturnkreislaufes vollendet.
Dann folgt die
Tätigkeit der «Geister der Finsternis», die auch
«Geister der Persönlichkeit» oder der
«Selbstheit» (Egoismus) genannt werden. Ihnen kommt auf
dieser Stufe ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen
menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen den
geformten menschlichen Stoffleib als «Seelen» in einer
ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib bewohnt.
Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen ein, welche der Keim
sind zu den Sinnesorganen, die sich später während der
Erdentwickelung am Menschenkörper entwickeln. — Man
muß sich nur klarmachen, daß sich diese
«Sinneskeime» von den heutigen Sinneswerkzeugen des
Menschen doch noch wesentlich unterscheiden. Der Mensch der Erde
könnte durch solche «Sinneskeime» nichts wahrnehmen.
Denn für ihn müssen die Bilder der Sinneswerkzeuge erst
noch durch einen feineren Ätherkörper, der sich auf der
Sonne bildet, und durch einen Astralkörper, der sein Dasein der
Monden-entwickelung verdankt, hindurchgehen. (Alles das werden die
weiteren Ausführungen klarlegen.) Aber die «Geister der
Persönlichkeit» können die Bilder der
«Sinneskeime» durch ihre eigene Seele so bearbeiten,
daß sie mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so
wahrnehmen können, wie dies der Mensch während seiner
Erdentwickelung tut. Indem sie so am Menschenleibe arbeiten, machen
die «Geister der Persönlichkeit» ihre eigene
»Menschheitsstufe» durch. Sie sind somit von der Mitte des
vierten bis zur Mitte des fünften Saturnkreislaufes Menschen.
— Diese Geister pflanzen also dem Menschenleib die
Selbstheit, den Egoismus, ein. Da sie auf dem Saturn selbst erst auf
ihrer Menschheitsstufe angelangt sind, bleiben sie noch lange mit der
Menschheitsentwickelung verbunden. Sie haben also auch in folgenden
Kreisläufen noch wichtige Arbeit am Menschen zu leisten. Und
diese Arbeit wirkt immer im Sinne der Einimpfung der Selbstheit.
Ihren Wirkungen sind ebenso die Ausartungen der Selbstheit in
Selbstsucht zuzuschreiben, wie sie anderseits die Urheber aller
Selbständigkeit des Menschen sind. Ohne sie wäre derselbe
nie eine in sich abgeschlossene Wesenheit, eine
«Persönlichkeit» geworden. Die christliche Geheimlehre
gebraucht für sie den Ausdruck «Urkräfte»
(Archai), und in der theosophischen Literatur werden sie als Asuras
bezeichnet.
Die Arbeit dieser Geister
wird um die Mitte des fünften Saturnkreislaufes abgelöst
von derjenigen der «Söhne des Feuers», welche auf
dieser Stufe noch ein dumpfes Bilderbewußtsein haben, gleich dem
Mondenbewußtsein des Menschen. Sie erreichen die Stufe der
Menschheit erst auf dem nächsten Planeten, der Sonne. Ihre
Arbeit ist daher hier noch in einem gewissen Grade unbewußt,
traumhaft. Durch sie wird aber die Tätigkeit der
«Sinneskeime» aus dem vorigen Kreislauf belebt. Die von den
«Feuergeistern» erzeugten Lichtbilder scheinen durch diese
Sinneskeime nach außen. Der Menschenvorfahr wird dadurch zu
einer Art leuchtender Wesenheit erhoben. Während das Saturnleben
sonst dunkel ist, leuchtet jetzt der Mensch aus der allgemeinen
Finsternis auf. — Noch die «Geister der
Persönlichkeit» wurden dagegen in dieser allgemeinen
Finsternis zu ihrem Menschendasein erweckt. — Das Menschenwesen
selbst kann sich auf dem Saturn aber seiner Leuchtkraft nicht
bedienen. Die Lichtkraft seiner Sinneskeime würde durch sich
selbst nichts ausdrücken können, aber es finden durch sie
andere erhabenere Wesen die Möglichkeit, sich dem Saturnleben zu
offenbaren. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren strahlen
sie etwas von ihrer Wesenheit auf den Planeten nieder. Es sind dies
erhabene Wesen aus der Reihe jener vier, von denen oben gesagt worden
ist, daß sie in ihrer Entwickelung bereits über alle
Verbindung mit dem Menschendasein hinausgewachsen seien. Ohne
daß für sie selbst eine Notwendigkeit vorläge,
strahlen sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer
Natur aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der
Offenbarung der Seraphime (Seraphim), der «Geister der
Alliebe». Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des sechsten
Saturnkreislaufes.
Darnach setzt die Arbeit
jener Wesen ein, welche auf dieser Stufe ein dumpfes Bewußtsein
haben, wie es dem Menschen gegenwärtig im tiefen, traumlosen
Schlafe zukommt. Es sind die «Söhne des Zwielichtes»,
die «Geister der Dämmerung». (In den theosophischen
Schriften nennt man sie Lunar Pitris oder auch Barhishad-Pitris.) Sie
erreichen die Stufe der Menschheit erst auf dem Monde. Sowohl sie wie
auch ihre Vorgänger, die Feuersöhne, sind daher auf der
Erde schon über die Stufe des Menschentums hinausgewachsen. Sie
sind auf der Erde höhere Wesen, welche die christliche
Geheimlehre «Engel» nennt (Angeloi), während sie
für die Feuersöhne den Ausdruck «Erzengel»
(Archangeloi) gebraucht. Diese Söhne des Zwielichts entwickeln
nun in dem herangewachsenen Menschenvorfahren eine Art Verstand,
dessen er sich aber bei seinem dumpfen Bewußtsein noch nicht
selbst bedienen kann. Durch diesen Verstand offenbaren sich jetzt
wieder erhabene Wesenheiten, wie vorher durch die Sinneskeime die
Seraphim. Durch die Menschenleiber lassen jetzt die Geister den
Verstand über den Planeten fließen, welche die christliche
Geheimlehre «Cherubime» (Cherubim) nennt.
Um die Mitte des siebenten
Saturnkreislaufes setzt eine neue Tätigkeit ein. Jetzt ist
nämlich der Mensch so weit, daß er an seinem eigenen
Stoffleib unbewußt arbeiten kann. Durch diese seine eigene
Tätigkeit schafft der Mensch in der völligen Dumpfheit des
Saturndaseins die erste Keimanlage zum eigentlichen
«Geistesmenschen» (vergleiche meine
«Theosophie»), welcher am Ende der Menschheitsentwickelung
erst zur vollen Entfaltung gelangt. In der theosophischen Literatur
nennt man dies «Atma». Es ist das höchste Glied der
sogenannten Monade des Menschen. Für sich selbst wäre es
auf dieser Stufe ganz dumpf und unbewußt. Aber wie die Seraphim
und Cherubim durch ihren freien Willen sich in den beiden
vorhergehenden Menschenstufen offenbaren, so jetzt die Throne, jene
Wesen, die ganz im Anfange des Saturndaseins den Menschenleib aus
ihrer eigenen Wesenheit ausstrahlen ließen. Die Keimanlage des
«Geistesmenschen» (Atma) wird ganz von der Kraft dieser
Geister des Willens durchdrungen und behält diese Kraft dann
durch alle folgenden Entwickelungsstufen. Der Mensch in seinem
dumpfen Bewußtsein kann auf dieser Stufe freilich noch nichts
von dieser Keimanlage merken; aber er entwickelt sich weiter, und
später leuchtet dann auch für sein eigenes Bewußtsein
diese Keimanlage auf.
Diese Arbeit ist am Ende
des Saturnlebens noch nicht abgeschlossen; sie setzt sich in den
ersten Sonnenkreislauf hinein fort. Man bedenke, daß die Arbeit
der höheren Geister, die hier gekennzeichnet worden ist, nicht
mit Anfang und Ende eines kleineren Kreislaufes (einer Runde)
zusammenfällt, sondern daß sie von der Mitte des einen bis
zur Mitte des nächsten geht. Und ihre größte
Tätigkeit entfaltet sie gerade in den Ruhepausen zwischen den
Kreisläufen. Sie steigt von der Mitte eines Kreislaufes
(Manvantara) an, wird am stärksten in der Mitte einer Ruhepause
(Pralaya) und flutet dann im nächsten Kreislauf ab. (Es ist ja
schon in den vorigen Kapiteln davon gesprochen worden, daß
während der Ruhepausen das Leben keineswegs aufhört.)
Aus dem obigen ist auch
ersichtlich, in welchem Sinne die christliche Geheimwissenschaft
davon spricht, daß sich im «Beginne der Zeiten» zuerst
die Seraphim, Cherubim und Throne offenbarten.
Damit ist der Saturnlauf so
weit verfolgt, bis sich sein Leben durch eine Ruhepause hindurch in
das der Sonne hinüberentwickelt. Davon in den folgenden
Ausführungen.
*
Der leichteren
Übersichtlichkeit halber soll hier eine Zusammenstellung der
Entwickelungstatsachen des ersten Planeten stehen.
-
Es ist dieser Planet derjenige, auf dem sich
das dumpfeste menschliche Bewußtsein entfaltet (ein tiefes
Trancebewußtsein). Zugleich damit bildet sich die erste
Anlage des physischen Menschenleibes.
-
Diese Entwickelung geht durch sieben
Unterstufen (kleinere Kreisläufe oder «Runden»)
hindurch. Auf jeder dieser Stufen setzen höhere Geister an
der Ausbildung des Menschenleibes mit ihrer Arbeit ein, und zwar
im
-
Kreislauf die Geister des Willens
(Throne),
-
Kreislauf die Geister der Weisheit
(Herrschaften),
-
Kreislauf die Geister der Bewegung
(Mächte),
-
Kreislauf die Geister der Form
(Gewalten),
-
Kreislauf die Geister der
Persönlichkeit (Urkräfte),
-
Kreislauf die Geister der Söhne des
Feuers (Erzengel),
-
Kreislauf die Geister der Söhne des
Zwielichtes (Engel).
-
Im vierten Kreislauf erheben sich die
Geister der Persönlichkeit zur Stufe der Menschheit.
-
Vom fünften Kreislauf an offenbaren
sich die Seraphim.
-
Vom sechsten Kreislauf an offenbaren sich
die Cherubim.
-
Vom siebenten Kreislauf an offenbaren sich
die Throne, die eigentlichen «Schöpfer der
Menschen».
-
Durch die letztere Offenbarung entsteht in
dem siebenten Kreislauf des ersten Planeten die Anlage zum
«Geistmenschen», zu Atma.
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