ACHTER VORTRAG
Dornach, 12. September 1924
Meine lieben Freunde! Wenn wir die Hauptzentren, in denen der
Apokalyptiker die Darstellung seiner Anschauungen kulminieren
läßt, vor unsere Seelen stellen, wie wir das bisher
mit einigem getan haben, so wird sich uns dann die ganze
Komposition und der fortlaufende Inhalt der Apokalypse in aller
Kürze ergeben. Deshalb ist es notwendig, daß wir in
dem Betrachten dieser Hauptpunkte, dieser Hauptzentren heute
noch fortfahren und morgen wirklich den fortlaufenden Inhalt
auseinanderzusetzen beginnen.
Ich
habe gestern darauf aufmerksam gemacht, wie dem Apokalyptiker
in einer gewissen Weise vor Augen steht, wie über die
Christenheit - die er dabei als die wirkliche Christenheit
empfindet - etwas hereinbricht, das sie hinlenken will zum
Abfall vom Christus-Prinzip und sie zurücklenken will zu
dem Vater-Prinzip, das ja, wenn es siegt, in diesem Zeitraum
nur materialistischnaturalistische Formen annehmen kann.
Der
Apokalyptiker sieht die Dinge und Vorgänge nach dem
Geheimnis der Zahl - man könnte besser sagen: er schaut
und empfindet nach dem Geheimnis der Zahl. Und wie der Musiker
die Tonzusammenklänge nach dem Geheimnis der Zahl
empfindet, sich dessen aber höchstens an gewissen Stellen
bewußt wird, so empfindet der Apokalyptiker mehr oder
weniger bewußt schauend solche Geheimnisse, wie sie mit
einer Zahl wie 666 verbunden sind.
Nun
handelt es sich darum, daß wir in den Kosmos selber
hineinschauen, um diese Geheimnisse von 666 noch weiter aus dem
Kosmos herauszuholen. Bedenken wir doch, daß die ganze
christliche Offenbarung eigentlich eine Sonnenoffenbarung ist,
daß Christus das Wesen ist, das aus der Sonne kommt, und
daß der Christus gewissermaßen vor sich hersendet
Michael mit seinen Scharen - so wie in anderer Weise in der
alten Zeit Jehova Michael vor sich hersandte. Stellen wir uns
vor die Seele, daß wir selbst im Michaelzeitalter leben,
dann wird sich uns doch dasjenige, was zusammenhängt mit
dem Christus-Impuls als Sonnenmysterium, in einer ganz tiefen
Weise vor die Seele stellen können.
Und
immer werden wir uns tief vor die Seelen stellen müssen,
daß bei der Bekämpfung des Christentums es darauf
ankommt, gerade das zu bekämpfen, daß das eigentliche
Geistige des Christentums mit der Sonne zusammenhängt. Es
könnte ja sozusagen den Gegnern des Christentums nichts
wichtiger sein als dieses, daß die Menschen
vollständig verlören die Anschauung von der Sonne als
Geistwesen und nur behielten die Anschauung von der Sonne im
physischen Dasein, wie ich das ja an anderer Stelle in diesen
Vorträgen charakterisiert habe. Tatsächlich lag im
Hereinbrechen des Arabismus die große Gefahr vor, das
Geheimnis der Sonne als das Geheimnis des Christus selber zu
vergessen und der ganzen Evolution der Menschheit eine andere
Richtung zu geben, als es die Michael-Richtung ist, die ja nur
für die Menschheit überall sozusagen die
Christus-Evolution vorzubereiten hat für das menschliche
Verständnis.
Für den Apokalyptiker, der hinter die Kulissen der
äußeren geschichtlichen Entwickelung schaut, spielt
sich dasjenige, was äußerlich in der Weltordnung
geschieht, auf dem Grunde übersinnlicher Vorgänge ab.
Und so wollen wir einmal sehen, wie diese übersinnlichen
Vorgänge ausschauen, die der Apokalyptiker hinter den
äußeren Ereignissen schaut.
Wenn wir die Sterne unseres Planetensystems einschließlich
der Sonne ins Auge fassen, so haben wir in jedem dieser
Planeten gewissermaßen eine Versammlung von Wesenheiten.
Auf der Erde haben wir eben die Versammlung der Menschen in
ihrer Evolution. Und wenn wir uns eine uns tief in die Seele
gehende Vorstellung von den Menschen auf der Erde machen
wollen, so können wir ja einmal einen späteren
Zeitpunkt der Entwickelung ins Auge fassen, in dem die
Menschheit eine viel höhere Stufe erreicht haben wird als
die heutige. Wir können uns zum Beispiel einmal die
Vulkanentwickelung, die auf die Erdenentwickelung folgen wird,
vor die Seele stellen.
Meine lieben Freunde, Ihr könnt Euch vorstellen, was
jemand von der Erde für eine geistige Vorstellung bekommen
müßte, wenn er sie vor sich hätte als einen
Weltenkörper, der die Versammlung von Vulkanmenschen
enthält. Und dennoch wäre es die Erde mit ihren
Menschen, nur in einem anderen Stadium. Es ist ja von
großer Bedeutung für die Menschenseele, daß sie
sich die Erde in dieser Weise als ein Ganzes vorstellt,
daß sie nicht nur den heutigen Zustand der Menschheit auf
der Erde nimmt, sondern auch das, was im Keime schon in diesem
heutigen Zustand enthalten ist, daß sie hinschaut auf das,
was der Mensch in sich trägt und was er daher auch
ist: der Mensch im Vulkanzustand. Wenn wir die anderen Planeten
anschauen, haben wir überall eine solche Versammlung von
Wesenheiten. Wir müssen sagen, die Erde ist bestimmt, die
eigentliche Entwickelungsstätte des Menschen zu sein,
deshalb liegt sie in der Mitte. Wir haben die anderen Planeten,
zum Beispiel einen solchen wie den heutigen Jupiter, der uns
durchaus zeigt, wie seine Wesen ganz anderer Art sind. Wir
kommen ja mit diesen Wesenheiten zusammen, wenn wir unser Karma
ausarbeiten zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Wenn wir
uns diese Gesamtheit der Wesen vorstellen, die walten im
Zusammenhang mit den einzelnen Planeten einschließlich der
Sonne, dann bekommen wir dasjenige, was als die Geistigkeit
jedes einzelnen dieser Planeten bis ins 14. Jahrhundert, selbst
von den katholischen Kirchenlehrern, als die Intelligenz der
Planeten angeschaut wurde. Wir können durchaus von der
Intelligenz der Planeten als von einer Realität sprechen,
so wie wir von der Erdenmenschheit sprechen können als der
Intelligenz der Erde. Und jeder solche Planet hat nicht nur
seine Intelligenz, sondern auch seinen Dämon; und das
wußten, wie gesagt, die Kirchenlehrer bis ins 14., 15.
Jahrhundert. Die Gesamtheit der Gegner der Intelligenzen auf
einem Planeten sind Dämonen. Und so ist es auch auf der
Sonne.
Wenn wir nun in dem Christentum vorzugsweise eine Evolution im
Sinne des Sonnengenius sehen, der Sonnenintelligenz, so
müssen wir in dem, was der Evolution des Christentums
widerstrebt, den Sonnendämon sehen. Und das sah der
Apokalyptiker. Er sah hinter die Kulissen desjenigen, was
geschah, indem das Christentum aus Rom nach dem Osten
flüchtete, und er sah das Christentum andere Formen des
Erkennens annehmen. Er sah hereinbrechen in dieses nach zwei
Seiten hin vom Schein bedrohte Christentum das mächtige
Gegenprinzip des Arabismus. Und indem er hinter die Kulissen
der äußeren arabischen und mohammedanischen Taten
sah, war es ihm klar: da arbeitet gegen den Sonnengenius, gegen
die Sonnenintelligenz, der Sonnendämon. Den
Sonnendämon mußte er daher hinstellen als dasjenige,
was gegen das christliche Prinzip im Menschen so wirkt und
lebt, daß der Mensch, wenn er sich diesem Sonnendämon
ergibt, nicht erreichen will den Anschluß an die
Göttlichkeit Christi, sondern im Untermenschlichen bleiben
will. «Dem Sonnendämon ergebene Menschen» ihrer
Seelenart nach, so würde der Apokalyptiker, wenn er darum
gefragt worden wäre, die Vertreter des Arabismus in Europa
genannt haben. Und ihm war es klar, daß aus diesem
Arabismus alles aufsteigt, was den Menschen an die Tierheit
heranbringt, in den Anschauungen, aber nach und nach ja auch in
den Willensimpulsen. Wer könnte verkennen, daß das
auch in den Willensimpulsen lebt. Die Dinge, die in der Welt
als Realitäten geschehen, sind so, daß man nicht
immer Ursache und Wirkung nebeneinander sieht; man sieht nicht
die Absicht und das, was die Absicht im Auge hat.
Deshalb darf man sich fragen: Was würde denn geschehen,
wenn der Arabismus, die Lehre des Sonnendämons,
vollständig siegen würde? - Dann würde die
Menschheit herausgeworfen aus dem Erleben solcher
Zustände, wie sie von den Menschen erlebt werden
müssen, wenn das Wirken des Karma aus früheren
Inkarnationen oder die Transsubstantiation erfaßt werden
soll. Letzten Endes war das, was aus dem Arabismus
herausfloß, gegen das Verständnis der
Transsubstantiation gerichtet. Gewiß, die
äußerlichen Tatsachen schauen nicht so aus, aber der
Sonnendämon, er hat die Absicht, indem er nur das alte
Vater-Prinzip, die natürlichen Zusammenhänge, gelten
läßt, hinwegzufegen von der menschlichen Anschauung
jene Art des Zusammenhanges, die in allerhöchstem
Maße tätig ist bei einem Sakrament wie der
Transsubstantiation.
Und
so war für den Apokalyptiker der Sonnendämon ganz
besonders am Werke um dieses Jahr 666. Er beschreibt ihn ja so,
daß jeder Initiierte ihn wiedererkennt. Denn jede dieser
geistigen Wesenheiten, die man die Intelligenzen der Planeten,
die Intelligenzen der Sonne, die Dämonen der Planeten und
die Dämonen der Sonne nennt, sie haben innerhalb der
Mysterien, in denen sie wesenhaft bei wichtigen Angelegenheiten
anwesend sind, ihre Schlüsselzeichen, und der
Sonnendämon hat dieses Zeichen:
Der
Apokalyptiker beschreibt den Sonnendämon als das
zweihörnige Tier. In der lateinischen Zeit, in der man in
der Mysteriensprache verknüpfte das
Griechisch-Lateinische, hatte man ja jene Art von Lesen, die in
den Zahlen las, schon etwas veräußerlicht, aber man
las noch in den Zahlen. Der Apokalyptiker bediente sich der
besonderen Lesart, die zu seiner Zeit üblich war. Er
schreibt die Zahl 666. Er schreibt sie mit hebräischen
Buchstaben.
Diese Buchstaben schreibt er in ihrem Zahlenwert, und er hat
sie von rechts nach links zu lesen. Die Konsonanten, zu denen
man die entsprechenden Vokale zu sprechen hat, ergeben den
Namen des Dämons, der dieses Zeichen des Sonnendämons
hat: Sorat. Sorat hieß in dieser Zeit der
Sonnendämon, und der Apokalyptiker beschreibt dieses
Zeichen und wir erkennen es genau. Der Apokalyptiker sieht
alles dasjenige, was in dieser Art dem Christentum
entgegenwirkt - wie der Arabismus - als einen Ausfluß
jenes Spirituellen, das repräsentiert wird durch Sorat,
den Sonnendämon.
Aber, meine lieben Freunde, die Zahl 666 ist einmal da
in jener Zeit, in welcher der Arabismus hineinschießt in
das Christentum, um der abendländischen Kultur das Siegel
des Materialismus aufzudrücken, sie ist ein zweites Mal
da, nachdem wieder 666 Jahre verlaufen sind: 1332, im 14.
Jahrhundert (Tafel 6). Und da haben Tafel 6 wir ein
neues Erheben des Tieres aus den Fluten des Weltgeschehens
heraus. Es erscheint demjenigen, der so schaut wie der
Apokalyptiker, das Weltgeschehen wie ein fortwährendes
Fluten einer Epoche von 666. Das Tier erhebt sich, bedrohend
das Christentum mit seinem Suchen nach dem wahren Menschentum,
geltend machend gegen das Menschentum das Tiertum; es regt sich
Sorat. Im 14. Jahrhundert sehen wir wieder sich erheben den
Sorat, den Widersacher.
Es
ist die Zeit, in welcher aus tiefen Seelenuntergründen
heraus, viel mehr als aus dem Orientalismus heraus, der
Tempelherren-Orden in Europa stiften wollte eine Sonnenansicht
des Christentums, eine Ansicht vom Christentum, die wiederum
hinaufschaute zu dem Christus als einem Sonnenwesen, als einem
kosmischen Wesen, die wiederum etwas wußte von den
Geistigkeiten der Planeten und der Sterne, die wußte, wie
im Weltengeschehen zusammenwirken die Intelligenzen weit
auseinanderliegender Welten, nicht bloß die Wesenheiten
eines Planeten, und die auch etwas wußte von den
mächtigen Oppositionen, die stattfinden durch solche
widerspenstigen Wesenheiten wie den Sonnendämon Sorat, der
einer der mächtigsten Dämonen innerhalb unseres
Systems ist. Im Grunde ist es Sonnendämonie, welche im
Materialismus der Menschen wirkt.
Es
ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus
schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen
Zivilisation geworden wäre, wenn der so mächtige,
auch äußerlich mächtige Tempelherren-Orden - man
hat ihm seine Schätze ja genommen - seine Absichten
hätte ausführen können. Aber in den Herzen und
Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als bis
dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314
den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die
Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauenden
Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum
geringsten Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung
der römischen Kirche bediente, um gerade die Templer zu
töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon
anschaulicher, denn es umschwebt ein grandioses Geheimnis den
Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das
hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer
hingerichtet worden sind, vorging während ihrer
Folterungen, dann bekommt man schon eine Vorstellung davon, wie
das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der
gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst
verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die
aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand
vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes
vertraten, während ihrer Folterung nicht davon sprechen
konnten, sondern daß die verschiedenen Geister aus den
Heerscharen des Sorat aus ihnen sprachen und über den
Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen eigenen
Angehörigen sprachen.
Zweimal ist 666 erfüllt worden. Es ist jetzt die Zeit, in
der in der geistigen Welt von Sorat und den anderen
Gegendämonen alle Anstalten gemacht werden, um das
Sonnenprinzip nicht auf die Erde hereinzulassen, um das aber,
vorbereitend seine neue Herrschaft, Michael kämpft mit
seinen Scharen, Michael, der der Erdenregent war vor dem
Mysterium von Golgatha, etwa zur Alexanderzeit, und der dann
abgelöst wurde von anderen Erzengeln, von Oriphiel, Anael,
Zachariel, Raphael, Gabriel, und der seit dem letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts wiederum die Erdenherrschaft hat, um in
seiner Art weiterzuarbeiten für den Christus, für den
er gearbeitet hat, bis seine vorige Herrschaft zu Ende war,
ungefähr bis zum Ende der Alexanderherrschaft. Jetzt ist
Michael wieder da auf der Erde, jetzt aber, um auf der Erde
dienstbar zu werden in der Vorbereitung des Christus und des
tieferen Verständnisses für den Christus-Impuls.
Nun
habe ich im Laufe der Zeit hier und an verschiedenen anderen
Orten ausgeführt, wie durch Michael in geistiger Beziehung
das Christentum eingeleitet worden ist. Ein Stück davon
habe ich neulich im Vortrag erwähnt, wo ich hingewiesen
habe darauf, wie unter der Regentschaft Michaels zur Zeit von
Aristoteles und Alexander schon ein wirklicher christlicher
Impuls eingeleitet worden ist, und wo ich hingewiesen habe auf
das Jahr 869, in dem eine Art von übersinnlichem Konzil
sich abgespielt hat. Das hat sich ja weiter fortgesetzt. Und im
Beginne des neuen Zeitalters, wo die Bewußtseinsseele
eingreift - das habe ich ja ausgeführt -, haben wir, wenn
wir hinaufschauen in das dem physischen Geschehen
parallelgehende, zur Erdenmenschheit gehörende
Geistgeschehen, den großartigen Anblick einer
übersinnlichen Schule mit Michael als Lehrer. Diejenigen,
die für eine wirkliche christliche Fortentwickelung
tätig sein sollen, sind in großen Scharen - seien sie
nun in dieser Zeit nichtverkörperte Seelen, seien sie
andere geistige Wesenheiten - um Michael wie in einer
großen übersinnlichen Schule versammelt seit dem 14.
bis 16. Jahrhundert, wo vorbereitet werden diejenigen Seelen,
die dann zu der Zeit der Michael-Herrschaft zu Anfang des 20.
Jahrhunderts auf Erden erscheinen sollen. Hinschauend auf das,
was da vorbereitet worden ist, ist es ja die anthroposophische
Weltanschauung, die im Sinne dieser Evolution arbeiten
will.
Aus
dem, was da in den Anschauungen der alten Mysterienweisheit und
in dem prophetischen Schauen künftiger Mysterienweisheit
lebte, folgt, daß die Menschen, die das sozusagen innere
Christentum annehmen, das vergeistigte Christentum, die
hinschauen in bezug auf den Christus zum Sonnengenius, daß
diese Menschen mit einer Beschleunigung ihrer Evolution am Ende
dieses 20. Jahrhunderts wiedererscheinen werden. Und alles das,
meine lieben Freunde, was wir jetzt in diesem Zeitalter tun
können, indem wir die Spiritualität der Lehre
ergreifen, ist von großer Bedeutung, denn wir tun es
für die Menschen in diesem Zeitalter sub specie
aeternitatis. Es ist eine Vorbereitung für dasjenige, was,
zunächst in großen, umfassenden, intensiven
Geistestaten, geschehen soll am Ende des Jahrhunderts, nachdem
viel vorangegangen ist, was einer Spiritualisierung der
modernen Zivilisation widersetzlich ist. Im Zeichen des zweiten
Auftretens der 666 standen jene großen Umwälzungen in
Europa, die durch die Kreuzzüge eingeleitet wurden, und im
Untergang der Tempelritter fand diese Tatsache ihren
äußeren Ausdruck. Immer weiter arbeitet Sorat dem
entgegen, was vom Sonnengenius aus sich bemüht, für
ein wahres Christentum zu wirken.
Wir
haben jetzt bevorstehend das Zeitalter der dritten 666: 1998.
Zum Ende dieses Jahrhunderts kommen wir zu dem Zeitpunkt, wo
Sorat wiederum aus den Fluten der Evolution am stärksten
sein Haupt erheben wird, wo er sein wird der Widersacher jenes
Anblickes des Christus, den die dazu vorbereiteten Menschen
schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben
werden durch die Sichtbarwerdung des ätherischen Christus.
Es wird nur noch zwei Drittel des Jahrhunderts dauern, bis
Sorat in mächtiger Weise sein Haupt erheben wird.
Meine lieben Freunde, beim Ablauf der ersten 666 war Sorat noch
hineingeheimnißt in den Evolutions gang der Ereignisse;
man sah ihn nicht in äußerlicher Gestalt, er lebte in
den Taten des Arabismus drinnen und der Initiat konnte ihn
sehen. Als die zweiten 666 Jahre abgelaufen waren, zeigte er
sich schon in dem Denken und Fühlen der gefolterten
Templer. Und noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts wird er sich
zeigen, indem er in zahlreichen Menschen auftreten wird als
diejenige Wesenheit, von der sie besessen sind. Man wird
Menschen heraufkommen sehen, von denen man nicht wird glauben
können, daß sie wirkliche Menschen seien. Sie werden
sich in einer eigentümlichen Weise auch
äußerlich entwickeln. Sie werden äußerlich
intensive starke Naturen sein mit wütigen Zügen,
Zerstörungswut in ihren Emotionen. Sie werden ein Antlitz
tragen, in dem man äußerlich eine Art Tierantlitz
sehen wird. Die Soratmenschen werden auch äußerlich
kenntlich sein, sie werden in der furchtbarsten Weise nicht nur
alles verspotten, sondern alles bekämpfen und in den Pfuhl
stoßen wollen, was geistiger Art ist. Man wird es erleben
zum Beispiel in dem, was gewissermaßen konzentriert ist
auf engem Raume in seinen Keimen im heutigen Bolschewismus, wie
das eingefügt werden wird in die ganze Erdenentwickelung
der Menschheit.
Darum ist es so wichtig, daß alles, was nach
Spiritualität streben kann, das auch wirklich tut. Denn
das, was der Spiritualität widerstrebt, das wird da sein,
denn das arbeitet sozusagen nicht unter der Freiheit, sondern
unter der Determination. Diese Determination geht dahin,
daß am Ende dieses Jahrhunderts Sorat wieder los sein
wird, und daß das Streben, alles Geistige hinwegzufegen,
in den Absichten einer großen Anzahl von Erdenseelen
sitzen wird, wie es prophetisch der Apokalyptiker vorausschaut
in dem tierhaften Antlitz und in der tierhaften Stärke in
bezug auf die Ausführung der Widersachertaten gegen das
Spirituelle. Sind ja doch heute schon wahrhafte Wutentfaltungen
vorhanden gegen das Spirituelle. Aber das sind nur die ersten
Keime.
So
sehen wir, wie der Apokalyptiker das alles voraussah. Er sah
die wahre Entfaltung des Christentums als eine
Sonnenangelegenheit, aber er sah auch voraus diese
Entsetzlichkeit der Entwickelung der Sonnendämonie. Das
alles schwebte ihm vor. Auf das Hineintreten des Michael in die
geistige Evolution der Menschheit mit dem Ende des 19.
Jahrhunderts und des ätherischen Christus in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts wird folgen das Hereintreten
des Sonnendämons vor Ablauf dieses Jahrhunderts. Wir haben
in diesem unserem Michael-Zeitalter, in dem wir leben, gerade
wenn wir auf dem Gebiete des Theologischen, der Religion,
arbeiten wollen, allen Grund, vor allem an der Apokalypse zu
lernen, selbst apokalyptisch zu denken und zu empfinden, nicht
kleben zu bleiben an dem, was bloß äußere
Tatsachen sind, sondern uns zu erheben zu den dahinterstehenden
spirituellen Impulsen.
Gebahnt wird ja der Weg für das Hereintreten der
Dämonen, die Anhänger des großen
Soratdämons sind. Man braucht nur mit denjenigen
verständigen Menschen zu sprechen, die zum Beispiel etwas
wissen über den Ausgangspunkt des Weltkrieges. Man wird
nie Unrecht bekommen, wenn man sagt, daß die etwa 40
Menschen, die schuldig sind am Ausbruch dieses Weltkrieges,
fast alle im Augenblick des Kriegsausbruches
herabgedämpftes Bewußtsein hatten. Das ist aber immer
das Eingangstor für ahrimanische Dämonenmächte,
und einer der größten dieser Dämonen ist Sorat.
Das sind die Versuche von Sorats Seite, zunächst
wenigstens temporär in menschliche Bewußtseine
einzudringen und Unheil, Verwirrung zu bewirken. Nicht der
Weltkrieg, aber das, was folgte und das furchtbarer ist und
immer noch furchtbarer werden wird, zum Beispiel die
gegenwärtige Verfassung Rußlands, das ist dasjenige,
was durch die in die Menschenseelen eindringenden Soratgeister
angestrebt wird.
Daß das so ist, das müssen wir wissen. Denn was hat
in den Zeiten, in denen wahrhafte Spiritualität auf der
Erde war, Priesterwirken bedeutet? Nie etwas anderes, meine
lieben Freunde, als ein Wirken nicht bloß innerhalb der
Erdenereignisse, sondern ein Wirken mit vollem Bewußtsein
des Darinnenstehens in der geistigen Welt, des Verkehrs mit der
Götterwelt. Und in keinem anderen Geiste hat der
Apokalyptiker seine Apokalypse verfaßt. Der, der die
Menschen ins Geistige führen will, muß in das
Geistige hineinschauen. Jedes Zeitalter muß das auf seine
Art tun. Wir brauchen nur die innere Gesetzmäßigkeit
anzuschauen, mit der - ja wohl etwas veräußerlicht -
die Reihenfolge der ägyptischen Pharaonen so logisch
erscheint, und wir werden begreifen, daß diese Pharaonen
in der Tat nicht zufällig aufeinander gefolgt sind,
sondern daß in uralten Schriften ihnen vorgeschrieben war,
was jeder, der einem anderen folgte, als seine Aufgabe zu
betrachten hatte, und daß der Impuls zum Formulieren
seiner Aufgabe eben ausging von dem, was dann später die
hermetische Offenbarung, die Offenbarung des Hermes genannt
wurde. Nicht die hermetische Offenbarung ist gemeint, wie man
sie heute mit einiger Verballhornung kennt, sondern diese alte
Hermesweisheit, die eben auch zu den großen Mysterien
gehört, in denen man von der Offenbarung als einer dreimal
heiligen sprach: einer Offenbarung vom Vater, einer Offenbarung
vom Sohn, einer Offenbarung vom Heiligen Geiste. Das alles
weist darauf hin, daß es sich bei dem Priestertum
überall handelte um ein Herauswirken aus dem Spirituellen
in die materielle Welt, und daß das Priestertum auch
überall so verstanden worden ist.
Das
muß aber wieder Priesterimpuls werden, nachdem es eine
Zeitlang gar nicht als Wahrheit empfunden werden konnte: aus
der spirituellen Welt heraus zu wirken. Bei der Bildung der
Menschheit, die im Zeitalter der Bewußtseinsseele
allmählich auf allen Gebieten materialistische Formen
angenommen hat, ist man eben weit davon entfernt, so etwas wie
das Mysterium der Transsubstantiation und damit die
spirituellen Geheimnisse des Christentums erfassen zu
können. Für den einzelnen, der priesterlich zu wirken
hat, bedeutet es gegenüber dieser heutigen Zeitbildung
schon eine Art von Unwahrheit, über die tiefen
Mysterieninhalte zu sprechen, die mit der Transsubstantiation
verbunden sind. Daher diese rationalistischen Diskussionen
über die Transsubstantiation, wie sie eintraten mit dem
zweiten Soratangriff und wie sie sich fortpflanzen bis zum
dritten Soratangriff. Es hat gar keine Bedeutung, die
Apokalypse so zu nehmen, daß man sie lediglich
kommentiert. Es hat einzig und allein einen Sinn, wenn man an
der Apokalypse selbst zum Apokalyptiker wird und aus diesem
Apokalyptiker-Werden seine Zeit so verstehen lernt, daß
man die Impulse dieser Zeit zu Impulsen des eigenen Wirkens
machen kann.
Da
aber steht der Mensch der Gegenwart auch mit dem priesterlichen
Wirken gerade drinnen, daß er hinschauen muß auf den
Aufgang der Michaelszeit in den Siebzigerjahren des vorigen
Jahrhunderts, auf die Erscheinung Christi in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts und auf den bedrohlichen
Aufstieg des Sorat und der Soratanhänger am Ende des 20.
Jahrhunderts. Richten wir als verstehende Menschen, die die
Zeichen der Zeit zu deuten wissen, unser Leben ein im Sinne
dieser drei Mysterien unserer Zeit: des Michael-Mysteriums, des
Christus-Mysteriums und des SoratMysteriums, dann werden wir
auf dem Gebiete, das uns unser Karma angewiesen hat, in der
richtigen Weise wirken und der Priester auf seinem
priesterlichen Gebiete. Daran wollen wir dann morgen
anknüpfen.
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