Zwei Briefe des Berliner Zweigleiters
und Organisators des Hochschulkurses Rudolf Meyer an Rudolf
Steiner
Berlin S. O. 36, Cottbuser Ufer
25
26. August 1921
Hochverehrter Herr Dr.
Steiner,
darf ich im Namen der
Berliner Bewegung die Bitte aussprechen, daß Sie im Anschluß an den
von der Konzertdirektion Wolff veranstalteten Vortrag einen oder
zwei öffentliche Vorträge halten, die von uns veranstaltet würden?
Ich glaube, daß durch zwei oder drei große öffentliche Vorträge von
Ihnen der Boden für den im nächsten Frühjahr von uns geplanten
anthroposophischen Hochschulkurs gut vorbereitet wird. — Herr
Raether [Hans Raether, Lebensdaten
unbekannt, zu dieser Zeit Vorstandsmitglied des Rudolf
Steiner-Zweiges in Berlin.], der wie ich Ihnen in diesem Frühjahr in
Dornach mitteilte, damals 25 000 M stiftete für eine große
eurythmische Vorstellung in Berlin, hat durch sein neuerliches
Eintreten für die Verwirklichung des Hochschulkurses diesen
eigentlich erst ermöglicht. Er wünscht so wie ich u. alle anderen
Freunde, die mit der Seele bei der Bewegung sind, daß dieser
Hochschulkursus eine großzügige Veranstaltung wird. Wir glauben,
daß 2 oder mehrere große öffentliche Vorträge von Ihnen jetzt im
September das Interesse der Berliner Öffentlichkeit in so weitem
Maße erregen würden, daß wir auf eine unseren Plänen entsprechende
starke Beteiligung im nächsten März beim Hochschulkurs rechnen
können.
Mit den herzlichsten
Grüßen an Sie u. die verehrte Frau Doktor Ihr
unwandelbar
ergebener
Rudolf Meyer
Berlin, Sonntag, den 6.
November 1921
Hochverehrter Herr Dr.
Steiner,
Die Schwierigkeiten, für
den Hochschulkursus im nächsten Frühjahr geeignete Räume zu
erhalten, waren zeitweise so stark, daß es manchmal aussah, als
würden die Verhältnisse uns zwingen, den Kursus zu vertagen. Nun
stellt sich die Möglichkeit heraus, vom 1. — 15. März 22 die
Berliner Singakademie zu erhalten. Der eigentliche Hochschulkursus
könnte hier sehr gut stattfinden, wenn wir die Singakademie auch
nicht für die Abende erhalten können, sondern für die Zeit von 9-3.
Für die Abendveranstaltungen finden wir andere geeignete Räume. Uns
scheint es, daß es besser ist, den Kursus im März 22, wenn auch an
2 Stellen, stattfinden zu lassen, als erst im Jahre 1923 an
einer.
Da der Berliner
Hochschulkurs von anfang an so gedacht war, daß Sie ihm durch Ihre
Vortragstätigkeit u. sonstige Mitwirkung das Schwergewicht u. die
Durchschlagskraft geben, so hängt die Möglichkeit, den Kursus in
der Zeit vom 1. — 15. März 22 stattfinden zu lassen, hauptsächlich
davon ab, ob Ihre Dispositionen Ihnen erlauben, während dieser Zeit
in Berlin zu sein.
Darf ich bitten, mir ganz
kurz mitzuteilen, ob es Ihnen möglich sein wird, vom 1. — 15. März
22 in Berlin tätig zu sein, damit wir dann sofort die Singakademie
und die anderen Räume mieten. Ein adressierter Briefumschlag liegt
bei.
Herzliche Grüße von
unseren Freunden u. mir an Sie u. Frau Dr. St.
Ihr
stets aufrichtig
verbundener
Rudolf Meyer