ELFTER VORTRAG
München, 26. August 1910
Aus
allem, was in den letzten Tagen und insbesondere gestern noch
gesagt worden ist, werden Sie entnehmen können, in welchen
Zeitenraum ungefähr unserer geisteswissenschaftlichen
Beschreibung wir den Bericht der Genesis hineinzuversetzen
haben. Wir haben ja schon darauf hingewiesen, daß da, wo
sozusagen die ersten monumentalen Worte der Bibel einschlagen,
jener Moment gemeint ist, welcher von uns
geisteswissenschaftlich etwa mit den Worten angedeutet wird:
Die noch gemeinsame Erden-Sonnen-Substanz schickt sich an, in
eine Trennung einzutreten. Dann erfolgt diese Trennung, und
während der Trennungsvorgänge spielt sich das ab, was
uns die Genesis zunächst schildert. Alles das ist mit
dieser Genesisschilderung gemeint, was da erfolgt bis hinein in
die lemurischen Zeiten, bis zur Monden-trennung. Und was dann
nach vollzogener Monden-trennung von uns
geisteswissenschaftlich geschildert wird als der Verlauf der
lemurischen Zeiten, als das Anbrechen der atlantischen Zeiten,
das haben wir in der Schilderung zu suchen, die da folgt auf
die Schöpfungstage. Das haben wir gestern schon
angedeutet. Wir haben auch darauf hingedeutet, welch tiefer
Sinn darin liegt, wenn gesagt wird, daß der Mensch in
seine Leiblichkeit Erden-Monden-Staub eingeprägt erhielt.
Das war also zu derselben Zeit, wo jener Aufstieg im Kosmos
erfolgt war, den wir als ein kosmisches Avancement der Elohim
zu Jahve-Elohim bezeichnet haben. Dieses Aufsteigen mußten
wir etwa zusammenfallend denken mit dem Beginne der Wirksamkeit
des Mondes von außen. Da müssen wir uns nur die
Wirksamkeit des Mondes, das heißt jener Wesenheit, die
verbunden war mit dem Vorgang der Monden-trennung, mit der
Wirksamkeit des Mondes von außen, eben in der Gesamtheit
der Elohim denken, das, was wir Jahve-Elohim nennen. So
daß wir sagen könnten: Das Wirken des Mondes auf die
Erde in ihrem ersten Stadium korrespondiert mit alledem, was
wir nennen können das Einprägen des
Erden-Monden-Stoffs in den Menschenleib. — Dem bis dahin
bloß wärmehaften Menschenleibe wird verliehen, was
gewöhnlich übersetzt wird mit den Worten:
Jahve-Elohim hauchte dem Menschen den göttlichen Hauch ein
und der Mensch wurde eine lebende Seele, ein lebendes Wesen,
besser gesagt.
Dabei dürfen wir nicht außer acht lassen, wiederum
auf das ungeheuer Treffende, Große und Gewaltige in den
biblischen Ausdrücken hinzuweisen. Ich habe Sie darauf
aufmerksam machen können, daß das eigentliche
Erden-Menschwerden darauf beruht, daß der Mensch in seiner
Geistigkeit hat warten dürfen innerhalb des geistigen
Zustandes, bis die geeigneten Bedingungen im Erdenwerden selber
vorhanden waren, so daß er durch die späte Annahme
seiner Leiblichkeit ein reifes Wesen hat werden können.
Hätte er früher von seiner Geistigkeit zur
Leiblichkeit heruntersteigen müssen, etwa während
jener Vorgänge, die mit dem sogenannten fünften
Schöpfungstage gemeint sind, dann hätte er nur ein
Wesen werden können, das physisch gleichartig mit jenen
Wesenheiten wäre, die uns als in den Luft- und
Wassersphären lebend geschildert werden. Wie stellt sich
also eigentlich dieses Wesenhafte des Menschen in der Genesis
dar? Ja, das ist ganz wunderbar großartig, und die
Ausdrücke sind da so treffend gewählt, daß der
moderne Mensch viel lernen könnte eben in bezug auf die
richtige und treffende Wahl der Ausdrücke. Da wird uns
gesagt, daß jene Wesenheiten, also die Gattungsseelen, die
am fünften Schöpfungstage sich in die Materie der
Erde hineinversenkten, lebende Wesen wurden, das, was wir eben
heute lebende Wesen nennen. Der Mensch stieg dazumal noch nicht
herunter. Jene Gattungsseelen, die noch oben gleichsam im
großen Reservoir des Geistigen waren, die stiegen erst
später herunter. Und auch während des sechsten
Schöpfungstages stiegen zuerst die dem Menschen
nächststehenden Tierwesen, die eigentlichen Erdentiere
herunter. Also auch während der ersten Zeit des
sogenannten sechsten Schöpfungstages durfte der Mensch
nicht heruntersteigen in die dichte Materie, denn wenn er da
schon die Kräfte des Erdenwerdens sich eingeprägt
hätte, dann wäre er physisch ein Wesen geworden wie
die Erdentiere. Zuerst stiegen herunter die Gattungsseelen der
höheren Erdentiere, die nun den Erdboden im Gegensatz zur
Luft und zum Wasser bevölkerten. Dann erst traten
allmählich solche Bedingungen ein, daß sich die
Anlagen zu dem späteren Menschen bilden konnten.
Wie
vollzog sich das? Das wird uns monumental angedeutet, wenn
gesagt wird, daß sich die Wesenheiten der Elohim
anschickten, nach jenem Bilde, das ich Ihnen geschildert habe,
den Erdenmenschen zu gestalten, ihre Tätigkeiten
zusammenfließen zu lassen. Wir müssen also sagen:
Zuerst entstand dieser Erdenmensch dadurch, daß die Elohim
mit ihren verschieden auf sie verteilten Fähigkeiten
zusammenwirkten wie eine Gruppe von Wesenheiten, die ein
gemeinsames Ziel haben. — Der Mensch war also
zunächst das gemeinsame Ziel der Gruppe der Elohim.
Nun
müssen wir uns eine genauere Vorstellung davon machen, wie
am sogenannten sechsten Schöpfungstage eigentlich der
Mensch entstand. Er war ja damals noch nicht so, wie er heute
vor uns steht. Die physische Leiblichkeit, in der uns heute der
Mensch entgegentritt, die entstand ja erst später, als die
Einhauchung des von Jahve-Elohim geprägten lebendigen
Odems stattfand. Bevor der Erdenstaub der Leiblichkeit
eingeprägt wurde, fand jener Vorgang statt, der
geschildert wird als das Schaffen des Menschen durch die
Elohim. Wie war also der Mensch, den die Elohim noch
während der sogenannten lemurischen Zeit ins Dasein
versetzten?
Erinnern Sie sich daran, was ich oftmals gesagt habe über
den Charakter und die Natur des heutigen Menschen. Das, was wir
den heutigen Menschen nennen, ist in einer gewissen Weise nur
in bezug auf die höheren Glieder bei allen Menschen
gleich. Wir haben aber den Menschen in bezug auf die
Geschlechter so zu unterscheiden, daß das, was uns heute
in der physischen Ausgestaltung als Mann entgegentritt, in
seinem Ätherleibe weiblich ist, und ebenso ist das, was
uns im Physischen weiblich entgegentritt, im Ätherleibe
männlich. So ist heute das Menschentum verteilt. Das, was
nach außen hin männlich erscheint, ist nach innen
weiblich, und das, was nach außen weiblich erscheint, ist
nach innen männlich. Wodurch vollzog sich das? Das vollzog
sich dadurch, daß erst in verhältnismäßig
später Zeit nach den eigentlichen Schöpfungstagen
eine Differenzierung der Leiblichkeit des Menschen eintrat. In
jenen Menschen, die als das gemeinsame Ziel der Elohim
entstanden am sechsten Schöpfungstage, war diese
Differenzierung, die Trennung in Mann und Frau, noch nicht
vorhanden. Da hatten die Menschen noch eine gemeinsame
Leiblichkeit. Wir stellen sie uns am deutlichsten so vor,
soweit das in einem Bilde überhaupt möglich ist,
daß wir sagen: Es war eben die physische Leiblichkeit noch
mehr ätherisch, dafür die ätherische
Leiblichkeit etwas dichter als heute. — Also das, was
heute dichte, physische Leiblichkeit ist, war damals, als die
Elohim es bildeten, noch nicht so dicht wie heute, und die
ätherische Leiblichkeit war dichter als heute. Eine
Differenzierung, ein Dichterwerden nach dem Physischen hin trat
später ein unter dem Einfluß von Jahve-Elohim. Sie
werden schon ahnen können, daß wir das Menschenwerk
der Elohim gar nicht im Sinne von heute als männlich und
weiblich ansprechen dürfen, sondern daß es
männlich und weiblich zugleich war, undifferenziert,
ununterschieden. Jener Mensch also, der da entstand in dem
Sinne, wie die Bibel es durch die Elohim ausspricht:
«Lasset uns den Menschen machen!», der war noch nicht
differenziert, sondern männlich und weiblich zugleich, und
es entstand durch diese Schöpfung der Elohim der Mensch
männlich-weiblich. Das ist die Bedeutung, die
ursprüngliche Bedeutung dessen, was so grotesk in den
modernen Bibeln übersetzt ist: «Und die Elohim
schufen den Menschen, ein Männlein und ein
Fräulein.» Dieses «Männlein und
Fräulein» ist wohl die unorganischste
Übersetzung in der Bibel. Da haben wir es nicht mit einem
Männlein und Fräulein im Sinne der heutigen Zeit zu
tun, sondern mit dem undifferenzierten Menschen, mit dem
männlich-weiblichen Menschen.
Ich
weiß ganz gut, daß zahlreiche Bibelexegeten sich
gegen diese Auslegung gewendet haben und versucht haben, mit
gewissem gelehrtem Großsprechertum das, was monumentale
ältere Exegesen schon behauptet haben, das Richtige
nämlich, ins Lächerliche zu ziehen. Man versucht sich
aufzulehnen gegen diese Auslegung, daß der elohistische
Mensch männlich-weiblich zugleich war, daß also das
Ebenbild der Elohim, das, was nach dem Bilde der Elohim
entstanden ist, der männlich-weibliche Mensch ist. Solche
Exegeten, die sich dagegen auflehnen, die möchte ich
fragen, worauf sie sich eigentlich stützen. Auf
hellseherische Forschung dürfen sie sich nicht
stützen, denn die wird niemals etwas anderes sagen, als
was ich Ihnen jetzt gesagt habe. Und auf eine
äußerliche Forschung? Da möchte ich die Leute
einmal fragen, ob sie dann gegenüber dem, was eigentlich
die Überlieferung ist, eine andere Deutung
aufrechterhalten können. Man sollte doch den Leuten
erzählen, was eigentlich die äußere
Überlieferung der Bibel ist. Wenn man zuerst durch
hellseherische Forschung die wahren Tatbestände findet,
dann springt Leben, dann springt Licht hinein in diesen
Bibeltext und dann kommen auch kleine Abweichungen in der
Überlieferung nicht in Betracht, weil einen die
Bekanntschaft mit der Wahrheit dahin führt, den Text
richtig zu lesen. Etwas anderes ist es aber, wenn man
philologisch an die Dinge herangeht. Man muß sich doch
klar sein, daß bis in die christlichen Jahrhunderte herein
auch vom ersten Teil der Bibel nichts vorhanden war, was dazu
hätte verleiten können, diesen Text so zu lesen, wie
er heute gelesen wird. Vokale gab es überhaupt darin
nicht, und der Text war so, daß auch die Trennungen der
einzelnen Worte erst gebildet werden mußten. Erst
später wurden auch die Punkte hinzugesetzt, welche im
Hebräischen die Vokale andeuten. Ohne die Vorbereitung
durch die Geisteswissenschaft möchte ich wissen, mit
welchem Rechte irgend jemand eine Interpretation geben will aus
dem ursprünglichen Texte, von der man mit
wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit sagen kann, daß sie
stimmt.
So
haben wir es also zu tun bei dem Werke der Elohim mit einem
Vorbereitungsstadium für den Menschen. Alle die
Vorgänge, welche wir heute mit den Ausdrücken
«menschliche Fortpflanzung» oder dergleichen belegen,
sind damals in bezug auf den Menschen noch ätherischer,
noch geistiger. Sie stehen noch, möchte ich sagen, auf
einer höheren Stufe, fast könnte man sagen auf einem
höheren Plane. Erst das Werk des Jahve-Elohim machte den
Menschen zu dem, was er heute geworden ist. Da mußte
vorangehen die gesetzmäßige Schöpfung der
anderen, niedrigen Wesenheiten. So sind also, man möchte
sagen, durch einen vorzeitigen Schöpfungsakt die niederen
tierischen Wesenheiten zu Lebewesen geworden. Derselbe Ausdruck
nephesch wird auf diese tierischen Lebewesen angewendet und
auch zuletzt auf den Menschen. Aber wie auf den Menschen? So,
daß für den Zeitpunkt, da Jahve-Elohim eintritt und
den Menschen zum heutigen Menschen macht, ausdrücklich
dazu gesagt wird: Jahve-Elohim prägt die n'schamah ein.
— Und dadurch, daß der Mensch ein höheres Glied
eingeprägt erhält, dadurch wird dieser selbe Mensch
ein lebendes Wesen.
Merken Sie jetzt wohl, welch ein unendlich fruchtbarer,
bedeutungsvoller Begriff da in die Evolutionslehre gerade durch
die Bibel eingeführt wird! Gewiß, es wäre ja
ganz töricht, in bezug auf die äußere Formung zu
verkennen, daß der Mensch sozusagen an die oberste Stufe
der Tierreihe gehört. Die Trivialität möge dem
Darwinismus überlassen bleiben. Aber das ist das
Wesentliche, daß der Mensch nicht auf dieselbe Art wie die
anderen niederen Wesen zu einem lebenden Wesen geworden ist, zu
einem Wesen, dessen Charakter man mit nephesch bezeichnet,
sondern daß dem Menschen erst ein höheres Glied
seines Wesens verliehen wurde, ein höheres Glied, das in
bezug auf sein Geistig-Seelisches schon vorher vorbereitet
worden ist.
Da
kommen wir nämlich zu einer anderen Parallelisierung der
alten hebräischen Lehre mit unserer Geisteswissenschaft.
Wir unterscheiden, wenn wir von dem menschlich Seelenhaften
sprechen, die Empfindungsseele, die Verstandes- und die
Bewußtseinsseele. Wir wissen, daß diese zunächst
in ihrer geistig-seelischen Art entstanden sind während
jener Zeiten, die mit den ersten drei Schöpfungstagen
bezeichnet werden. Da bildeten sie sich ihrer Anlage nach aus.
Die Umkleidung aber, die eigentliche Einprägung, so
daß ein physischer Leib der Ausdruck dieser inneren
wesenhaften Seelennatur des Menschen wurde, die geschah viel
später. Also das müssen wir festhalten, daß
sozusagen das Geistige zuerst entsteht, daß dieses
Geistige sich dann zunächst mit dem Astralischen
umkleidet, sich dann immer mehr und mehr verdichtet bis zum
Ätherisch-Physischen hin, und daß sich dann erst das
Geistige einprägt, das heißt, daß dasjenige, was
früher gebildet worden ist, in Form des Lebensodems
eingeprägt wird. Also das, was wie ein Kern in die
Menschenwesenheit hineinverlegt wird durch Jahve-Elohim, das
ist früher schon gebildet; im Schöße der Elohim
ist es vorhanden. Jetzt wird es dem Menschen, dessen
Leiblichkeit von anderer Seite her gebildet worden ist,
eingeprägt. Es ist also etwas, was von einer anderen Seite
in den Menschen hineinkommt. Und mit dieser Einprägung von
n'schamah ist es erst möglich geworden, das in den
Menschen hineinzuversenken, was wir die Anlage zur Ich-Natur
nennen können. Denn diese alten hebräischen
Ausdrücke nephesch, mach, n'schamah, die sind nichts
anderes als das, was wir parallel unseren
geisteswissenschaftlichen Ausdrücken auch charakterisiert
haben. Nephesch dürfen wir parallelisieren in bezug auf
den Menschen mit der Empfindungsseele, ruach dürfen wir
anwenden für die Verstandesseele, n'schamah für die
Bewußtseinsseele.
So
also müssen wir diese Fortentwickelung als einen
außerordentlich komplizierten Vorgang darstellen. Alles
das, was sich auf die Schöpfungstage selber bezieht, was
sozusagen das Werk der Elohim ist vor ihrem Aufrücken zu
Jahve-Elohim, müssen wir uns so vorstellen, daß es
gewissermaßen in geistigen, höheren Regionen vor sich
geht, und das, was wir heute physisch beobachten können in
der Menschenwelt, das tritt erst ein durch das Werk von
Jahve-Elohim.
Von
alledem, was wir so in der Bibel finden, was uns erst ein
Verständnis geben kann von der eigentlichen inneren Natur
des Menschen und was uns erst der seherische Blick wiederum
lehrt, von alledem hatten aus ihren verschiedenen
Einweihungsstätten heraus die griechischen Philosophen
noch ein Bewußtsein. Plato vor allen Dingen, aber auch
selbst noch Aristoteles. Wer Plato und Aristoteles kennt, der
weiß, daß bei Aristoteles noch das Bewußtsein
vorhanden ist, daß der Mensch durch ein höheres
geistig-seelisches Glied erst zu einem lebendigen Wesen
geworden ist, während die niederen Wesen durch andere
Evolutionsakte hindurchgingen. Aristoteles stellte sich das
etwa so vor. Die niederen tierischen Wesenheiten, die sind
durch andere Evolutionsakte das geworden, was sie sind. Aber
damals, als die Kräfte, die im Tier wirken, wirksam werden
konnten, in jener Zeit durfte noch nicht das menschliche
geistig-seelische Wesen, das noch in höheren Regionen
schwebte, irdisch-leiblich werden, sonst wäre es auf
niederen Tierstufen stehengeblieben. Das Menschenwesen
mußte warten. Und es mußten abgesetzt werden von
ihrer Souveränität die niederen tierischen Stufen
durch das Einpflanzen des menschlichen Gliedes. Dafür gibt
es noch einen Ausdruck, den Aristoteles gebraucht hat,
phtheiresthai. Diesen Ausdruck braucht Aristoteles in dem
Sinne, daß er etwa sagen würde: Gewiß,
äußerlich genommen sind im Menschen dieselben
Funktionen in bezug auf äußere Leiblichkeit vorhanden
wie in der tierischen Natur, aber so, wie sie in der tierischen
Natur sind, wirken sie souverän; im Menschen sind sie
entthront von ihrer Souveränität und müssen
einem höheren Prinzip folgen. Das bedeutet
phtheiresthai.
Und
das liegt auch zugrunde der biblischen
Schöpfungsgeschichte. Durch das Einprägen der
n'schamah wurden die niederen Glieder ihrer
Souveränität entthront. So hat der Mensch, indem er
den Träger seiner Ichheit erhalten hat, ein höheres
Glied erlangt. Dadurch wurde aber auch die Natur, die er
früher hatte, die mehr ätherisch war, gleichsam um
eine Stufe herunter differenziert. Er erhielt ein
äußeres leibliches Glied und ein inneres mehr
ätherisches Glied. Eines verdünnt sich, eines
verdichtet sich. Am Menschen wiederholt sich, was wir als den
Sinn der ganzen Evolution kennengelernt haben. Wir haben
gesehen, wie sich die Wärme verdichtete in Luft und
verdünnte in Licht, wie sich weiter die Luft zu Wasser
verdichtet und zum Klangäther verdünnt und so weiter.
Derselbe Vorgang vollzieht sich auf höheren Stufen
für den Menschen. Das Männlich-Weibliche
differenziert sich weiter in Mann und Frau, differenziert sich
ferner so, daß die dichtere physische Leiblichkeit nach
außen, die dünnere ätherische Leiblichkeit
unsichtbar nach innen geht. Damit also haben wir zu gleicher
Zeit auf etwas hingewiesen, was wir als Fortschritt bezeichnen
können von dem Werke der Elohim zu dem Werke von
Jahve-Elohim. Der Mensch, wie er heute vor uns steht, ist also
ein Werk von Jahve-Elohim. Das, was wir als den sechsten
Schöpfungstag bezeichnen, fällt also zeitlich
zusammen mit unserer lemurischen Zeit, in der wir vom
männlich-weiblichen Menschen sprechen.
Nun
ist ja in der Bibel noch gesprochen von einem siebenten
Schöpfungstage. Von diesem siebenten Schöpfungstage
wird uns gesagt, daß die Arbeit der Elohim ruhte. Was
heißt denn das eigentlich? Wie müssen wir diese
weitere Erzählung auffassen? Wir fassen sie im Sinne der
Geisteswissenschaft nur dann richtig auf, wenn wir uns klar
sind, daß ja gerade jetzt der Zeitpunkt heranrückt,
wo die Elohim aufsteigen, wo sie ihr Avancement durchmachen zu
Jahve-Elohim. Aber Jahve-Elohim dürfen wir nicht auffassen
als die Gesamtheit der Elohim, sondern vielmehr so, daß
die Elohim gleichsam nur einen Teil ihrer Wesenheit abgeben an
das Mondwesen, daß sie aber das, was nicht innerhalb
dieses abgegebenen Teiles ihrer Wesenheit liegt,
zurückbehalten, daß sie sozusagen in diesem alten
Gliede ihrer Wesenheit ihre eigene weitere Evolution
durchmachen. Das heißt, ihre Arbeit strömt in bezug
auf dieses Glied nicht mehr in das Menschwerden ein. Sie wirken
mit demjenigen Gliede im Menschwerden weiter, das in ihnen zu
Jahve-Elohim geworden ist. Das andere, das wirkt nun nicht
unmittelbar auf die Erde, das widmet sich der eigenen
Evolution. Das ist angedeutet mit dem «Ruhen» der
irdischen Arbeit, mit dem Sabbathtag, mit dem siebenten
Schöpfungstage.
Und
jetzt müssen wir noch auf etwas anderes hinweisen, was
wichtig ist. Wenn alles das richtig ist, was ich jetzt gesagt
habe, dann müssen wir den Jahve-Menschen, dem Jahve sein
Eigenwesen eingeprägt hat, als den unmittelbaren
Nachfolger auffassen des Menschen, der gleichsam
ätherischer, weicher am sechsten Schöpfungstage
gebildet worden ist. Also haben wir eine gerade Linie von dem
Menschen, der noch männlich-weiblich, der noch
ätherischer ist, zum physischen Menschen. Der physische
Mensch ist der Nachkomme, sozusagen ein Verdichtungszustand des
ätherischen Menschen. Man müßte also sagen, wenn
man schildern wollte den Jahve-Menschen, der in die Atlantis
hinübergeht: Und der Mensch, der am sogenannten sechsten
Schöpfungstage durch die Elohim gebildet wurde,
entwickelte sich fort zu dem eingeschlechtlichen Menschen, zu
dem Jahve-Menschen. Was da folgt nach den sieben
Schöpfungstagen, das sind die Nachkommen der
Elohim-Menschen, das sind die Nachkommen dessen, was
überhaupt während der sechs Schöpfungstage ins
Dasein trat. — Da ist wieder die Bibel von einer
Großartigkeit, wenn sie in ihrem zweiten Kapitel uns
erzählt, wie in der Tat der Jahve-Mensch ein Nachkomme ist
des, wenn wir so sagen dürfen, himmlischen Menschen, des
Menschen, der von den Elohim am sechsten Schöpfungstage
gebildet worden ist. Genau so, wie der Sohn der Nachfolger des
Vaters ist, so war der Jahve-Mensch der Nachfolger des
Elohim-Menschen. Das erzählt uns die Bibel, indem sie uns
in dem vierten Vers des zweiten Kapitels sagt: «Was jetzt
folgen soll, das sind die Nachkommen, die nachfolgenden
Geschlechter der Himmelswesen.»
Das
steht da. Nehmen Sie die Bibel, wie sie gewöhnlich heute
genommen wird, so finden Sie darin den merkwürdigen Satz:
«Das Obige ist die Entstehung des Himmels und der Erde, da
sie geschaffen worden, am Tage, da Gott der Herr Erde und
Himmel gemacht hatte.» Gewöhnlich wird die Gesamtheit
der Elohim «Gott» genannt und der Jahve-Elohim
«Gott der Herr». «Gott der Herr schuf Erde und
Himmel.» Ich bitte Sie recht sehr, den Satz genau zu
beachten, und dann bitte ich Sie, ganz gewissenhaft zu
versuchen, irgendeinen vernünftigen Sinn mit diesem Satze
zu verbinden. Ich möchte wissen, wer das kann. Wer es
kann, der soll dann ja nur nicht irgendwie in der Bibel sich
weiter umsehen, denn hier steht das Wort «tol'dot»,
was «die nachfolgenden Geschlechter» bedeutet und
hier an gleicher Stelle steht wie bei Noah, wenn von den
nachfolgenden Geschlechtern die Rede ist. So wird hier von den
Jahve-Menschen als den Nachkommen, als den nachfolgenden
Geschlechtern der Himmelswesen geradeso wie dort von den
Nachkommen des Noah gesprochen. So etwa muß man diese
Stelle dem Sinne nach lesen: «Dies, was da folgt, das,
wovon man in dem Folgenden reden will, das sind die Nachkommen
der Himmels- und Erdenwesen, die geschaffen worden sind von den
Elohim und fortgesetzt worden sind von Jahve-Elohim.»
So
also darf man den Jahve-Menschen auch im Sinne der Bibel als
Nachkommen des Elohim-Menschen ansehen. Wer einen neuen
Schöpfungsbericht annehmen will, weil die Rede davon ist,
daß Gott der Herr die Menschen geschaffen hat, dem rate
ich, daß er nur gleich auch in einem der nächsten
Kapitel, im fünften Kapitel, das gewöhnlich so
beginnt: «Dies ist das Buch der Geschlechter» —
da steht nämlich das gleiche Wort wie an der anderen
Stelle, «tol'dot» —, daß er da, um die
Regenbogenbibel vollständig zu bekommen, nun auch einen
dritten Schöpfungsbericht mache! Sie haben dann alles
zusammengeschmiedet aus einzelnen Bibelfetzen. Sie haben
Fetzen, aber nicht mehr die Bibel. — Wenn wir weitergehen
könnten, würden wir auch das, was im fünften
Kapitel gesagt wird, erklären können.
So
also sehen wir, wenn wir diese Dinge wirklich innerlich
betrachten, daß wir es in vollem Maße zu tun haben
mit einem Kongruieren der Genesis, des biblischen
Schöpfungsberichtes mit dem, was wir in der
Geisteswissenschaft oder Geheimwissenschaft ergründen
können. Wenn wir das ins Auge fassen, dann müssen wir
uns fragen: Was ist da also eigentlich gemeint mit diesen mehr
oder weniger bildlichen Ausdrücken, die da gebraucht
werden? Was sind die Objekte dieser Schilderung? — Dann
aber müssen wir uns klar sein, daß wir ja
wiederfinden, was sich aus der hellseherischen Forschung
ergibt! Wie der hellseherische Blick heute im
Übersinnlichen hinschaut auf den Ursprung unseres
Erdendaseins, so sahen auch diejenigen, die ursprünglich
den biblischen Bericht geformt haben, auf Übersinnliches
hin. Hellsichtig erfaßt sind die Tatsachen, die uns da
ursprünglich gegeben werden. Wenn man also in dem Sinne
des rein physischen Anschauens das, was man als Vorzeit
bezeichnet, konstruiert, so geht man nach den
äußerlich auffindbaren Überresten. Wenn man dann
immer weiter und weiter im physischen Leben und Werden
zurückgeht, dann werden die physischen Gebilde sozusagen
immer nebelhafter. In diesem Nebelhaften drinnen walten und
weben aber die Geistigkeiten, und der Mensch selber ist
ursprünglich in bezug auf seine Geistigkeit in diesen
Urwesenheiten drinnen. Und wenn wir unsere Betrachtung des
Erdenwerdens bis zu den Zeiten fortsetzen, welche die Genesis
meint, so läuft sozusagen unser Erdenwerden in seine
geistigen Urzustände hinein. Mit den Schöpfungstagen
sind geistige Werdezustände gemeint, die nur durch die
hellseherische Forschung erfaßbar sind, und gemeint ist,
daß das Physische nach und nach aus dem Geistigen sich
herausbildet.
Dem
hellsichtigen Blick stellt sich dieses Werden so dar. Wenn der
hellsichtige Blick hingewendet wird auf die Tatsachen, die uns
geschildert werden in der Genesis, so wird man zunächst
geistige Vorgänge finden. Alles, was da geschildert wird,
stellt sich dar als geistige Vorgänge. Nichts, gar nichts
würde ein physisches Auge sehen, das würde in das
Nichts hineinschauen. Aber die Zeit rückt vor, wie wir das
gesehen haben. Für das hellsichtige Anschauen
kristallisiert sich nach und nach aus dem Geistigen das Feste
heraus, wie wenn sich das Eis aus dem Wasser herausbildet und
verfestigt. Aus dem Flutenmeere des Astralischen, des
Devachanischen taucht auf, was nun auch physisch gesehen werden
kann. Also im Fortgange der Betrachtung tritt innerhalb des
anfänglich bloß geistig zu fassenden Bildes wie eine
Kristallisation in dem Geistigen das Physische auf. Und damit
haben wir auch darauf hingewiesen, daß der Mensch in einer
früheren Zeit nicht durch ein physisches Auge gefunden
werden könnte. Bis zu dem sechsten beziehungsweise
siebenten Schöpfungstage, also bis zu unserer lemurischen
Zeit, würde ein physisches Auge den Menschen nicht haben
sehen können, denn da war er nur geistig vorhanden. Und
das ist der große Unterschied einer wahren Evolutionslehre
von einer erträumten. Die letztere glaubt, daß nur
der physische Werdegang da ist. Nicht dadurch entsteht der
Mensch, daß gleichsam die untergeordneten Wesen
hinaufwachsen zur menschlichen Gestalt. Das ist das
Phantastischste, das man sich vorstellen kann, daß eine
tierische Gestalt sich umwandelte zur höheren Gestalt des
Menschen. Während diese tierischen Gestalten entstehen,
während sie unten ihr Physisches bilden, ist der Mensch
schon längst vorhanden, nur steigt er erst später
herunter und stellt sich neben die früher
heruntergestiegenen tierischen Wesenheiten hin. Wer die
Evolution nicht so ansehen kann, dem ist einfach nicht zu
helfen, der steht unter der Suggestion der gegenwärtigen
Begriffe; nicht etwa unter dem Einfluß der
naturwissenschaftlichen Tatsachen, sondern unter der Suggestion
der gegenwärtigen Meinungen.
Wenn wir das Menschenwerden im Zusammenhang mit dem
übrigen Werden charakterisieren wollen, so müssen wir
sagen: Wir haben innerhalb der Evolutionsreihe das Entstehen
der, nun ich will sagen, Vögel und Meertiere als zwei
Äste; dann haben wir die Landtiere als einen besonderen
Zweig. Das eine würde dem, sogenannten fünften
Schöpfungstage, das andere dem sechsten
Schöpfungstage entsprechen. Und dann tritt der Mensch auf,
aber nicht, indem sich die Linie fortsetzt, nicht als
Fortsetzung der Reihe, sondern indem er heruntersteigt auf die
Erde. — Das ist die wahre Evolutionslehre. Und diese ist
exakter in der Bibel enthalten als in irgendeinem modernen
Buch, das sich der materialistischen Phantastik hingibt.
Nun, meine lieben Freunde, das sind so einzelne Bemerkungen. Es
wird sich ja immer in dem letzten Vortrage eines Zyklus um
ergänzende Bemerkungen handeln müssen. Denn wollte
man so ein Thema in ganz entsprechender Weise nach allen Seiten
ausführen, ja, dann müßte man monatelang
fortreden, denn diese Genesis enthält ungeheuer viel. Mit
unseren Zyklen können wir immer nur Anregungen geben. Und
das wollte ich auch diesmal nur. Ich möchte es noch einmal
ausdrücklich betonen, daß es mir gar nicht besonders
leicht geworden ist, gerade an diesen Vortragszyklus
heranzutreten, denn es wird sich nicht leicht jemand eine
Vorstellung davon machen, nachdem er diese Dinge gehört
hat, wie schwierig der Weg ist, der zu diesen tieferen
Grundlagen der biblischen Schöpfungsgeschichte führt,
wie schwer es ist, die Parallelisierung der vorher
aufgefundenen geisteswissenschaftlichen Tatsachen mit den
entsprechenden biblischen Stellen wirklich zu finden. Wenn man
gewissenhaft vorgeht, so bietet das eine außerordentlich
schwierige Arbeit. Man stellt sich oft vor, daß der
hellseherische Blick leicht überall hingeht. Man braucht
eben nur hinzuschauen, meint man, dann ergibt sich das alles
von selbst. Ja, derjenige, der naiv den Dingen
gegenübersteht, der glaubt allerdings häufig, alles
leicht erklären zu können. Aber je weiter man dringt
— schon in der äußeren Forschung ist das der
Fall —, desto mehr Schwierigkeiten ergeben sich, und wenn
man gar aus der physischen in die hellseherische Forschung
hineinkommt, dann stellen sich erst die eigentlichen
Schwierigkeiten heraus, und dann kommt das Gefühl der
großen Verantwortung, das man haben muß, wenn man
überhaupt über diese Dinge den Mund auftun will.
Dennoch glaube ich in gewisser Beziehung, daß ich auch
nicht ein einziges Wort in diesem Vortragszyklus gebraucht
habe, von dem ich nicht sagen kann: Es wird stehenbleiben
können, es ist, soweit es nur geht, in der deutschen
Sprache ein adäquater Ausdruck dessen, was zur richtigen
Vorstellung führen kann. — Aber leicht war es
nicht.
Sehen Sie, es bestand die Absicht, am Anfange oder Ende dieses
Zyklus durch unseren lieben Freund, Herrn Seiling, vortragen zu
lassen in jener Vortragskunst, die Sie gestern wieder in seinem
Vortrage erleben konnten — es bestand die Absicht, ihn zu
bitten, den Bericht über die sieben Schöpfungstage
der Genesis vorzutragen. Sie werden es leicht begreiflich
finden, daß es unmöglich war, die gewöhnlichen
Texte vortragen zu lassen, nachdem gerade in diesem Zyklus nach
adäquaten Ausdrücken gesucht worden ist für das,
was eigentlich in der Genesis gesagt wird, und es bestand eine
ganz leise Hoffnung, daß vielleicht heute am Ende so etwas
wie eine auf Grund der geisteswissenschaftlichen Forschungen
gewonnene Übersetzung hätte vorgetragen werden
können. Aber bei dem großen Ansturm der vielen
Besuche der letzten Tage konnte es gar nicht gewagt werden,
auch nur den Versuch zu machen, irgendwie eine Übersetzung
der Genesis zustande zu bringen, die vortragsfähig
wäre. Mit voller Gewissenhaftigkeit konnte das nicht
versucht werden, und ich muß Sie in bezug darauf auf
spätere Zeiten vertrösten. Zunächst wollen wir
uns mit diesen Anregungen begnügen, die aus dem Zyklus
kommen können. Denn ich kann Ihnen die Versicherung geben:
Ich halte eine wirkliche Übersetzung für eine Arbeit,
die vielleicht hundertmal soviel geistige Kraft fordert, als
angewendet hat werden müssen vom ersten Moment an, wo der
Keim entstand zu unserem Rosenkreuzer-Mysterium, bis zum
letzten, was geschehen ist, zur Aufführung. —
Derjenige, der die Schwierigkeit kennt, der wird die
Herstellung eines ordentlichen Textes der Genesis hundertmal
schwieriger finden als die an sich nicht ganz leichte Sache,
die wir versucht haben zustande zu bringen mit dem
Rosenkreuzer-Mysterium. Gerade wenn man fortschreitet in dem,
was uns gegeben ist als die großen Offenbarungen der Welt,
dann türmen sich die Schwierigkeiten auf, und es ist gut,
daß wir uns mit dieser Tatsache bekannt machen. Denn
dadurch gerade, daß wir diese Schwierigkeiten einsehen und
erkennen lernen, kommen wir immer weiter und weiter im
richtigen Verständnis des Anthroposophischen.
Das
Anthroposophische muß Weitherzigkeit gegenüber allem
empfinden, was zusammenwirken soll, damit die anthroposophische
Arbeit zustande kommen kann. Deshalb dürfen wir, wenn wir
auch mit bestimmten Arbeitsmethoden vorgehen, doch nicht
irgendeine andere Arbeitsmethode als etwa nicht zu uns
gehörig betrachten. Heute erfordert unsere
Zeitentwickelung, erfordert die geistige Evolution unserer Zeit
mancherlei Wege, die zu dem großen Ziel hinführen
sollen, das wir alle in Aussicht haben. Und wenn es auch
durchaus nicht in meinem Felde liegt, auf einem anderen Gebiete
als auf dem esoterischen arbeitend vor Sie hinzutreten, so
werden Sie niemals finden, daß ich eine andere
Arbeitsmethode ausschließe. Das darf ich insbesondere am
Ende dieses Zyklus erwähnen, der uns ja durch die Hilfe
der Esoterik in so hohe Regionen anthroposophischer Forschung
hingeführt hat, und ich möchte Sie gerade im Hinblick
auf dieses hinweisen darauf, daß es gut ist, wenn Sie sich
für die anthroposophische Auffassung von allen Seiten her
Hilfe holen, wenn Sie auch das kennenlernen, was von anderen
Methoden her sich anschließt an unsere Esoterik. Deshalb
möchte ich Sie hinweisen auf das Segensreiche eines
Buches, das von unserem lieben Freunde Herrn Ludwig Deinhard
verfaßt ist und das in schöner Weise zusammengestellt
hat, was von anderen Forschungsseiten her uns nützlich
sein kann, um sozusagen allseitig zu sein auf diesem Gebiete.
Und da in diesem Buch ein schöner harmonischer
Zusammenhang gesucht und dargestellt worden ist gerade auch mit
unserer Art von Esoterik, so kann diese Darstellung ja auch uns
Anthroposophen nur nützen. Sie werden da mancherlei
finden, was Ihnen brauchbar sein kann auf dem
anthroposophischen Wege.
Auf
vieles andere könnte ich noch hinweisen. Vor allen Dingen
möchte ich auf ein Zweites hinweisen, auf etwas, was uns
in diesen Vorträgen insbesondere, ich möchte sagen,
von Stufe zu Stufe hat entgegentreten können: auf die
Notwendigkeit, daß die anthroposophische Lehre in unserem
Herzen und Gemüte das werde, was uns wirklich mit der
ganzen Kraft unseres Innenlebens immer höher und
höher bringt, zu immer höheren Empfindungsformen, zu
immer weitherzigeren Lebensformen gegenüber der Auffassung
der Welt. Nur indem wir bessere Menschen werden auf
intellektuellem, auf empfindungsmäßigem, auf
moralischem Gebiete, liefern wir den Probierstein für die
Fruchtbarkeit dessen, was uns auf geisteswissenschaftlichem
Felde zukommen kann. So dürfen wir sagen, daß gerade
solche Lehren, die uns den Parallelismus unserer
geisteswissenschaftlichen Forschung mit der Bibel zeigen,
besonders fruchtbar werden können. Denn eben durch diese
Lehren erfahren wir ja, wie wir selber urgründen,
urständen, wie Jakob Böhme gesagt haben würde,
in jenem übersinnlichen geistigen Schoß, in dem auch
urständeten, urgründeten die Elohim selber, die sich
hinaufentwickelten zu Jahve-Elohim, zu dieser höheren
Entwickelungsform, um das als das große Ziel ihres
Schaffens zustande zu bringen, was wir den Menschen nennen.
Fassen wir diesen unseren Ursprung mit der nötigen
Ehrfurcht auf, fassen wir ihn aber auch mit der nötigen
Verantwortlichkeit auf! Begonnen haben an unserer Evolution mit
ihren besten Kräften die Elohim, mit seiner besten Kraft
Jahve-Elohim. Fassen wir diesen unseren Ursprung als eine
Verpflichtung gegenüber unserer Menschennatur auf,
daß wir immer mehr und mehr auch die geistigen Kräfte
in uns einführen, die im Laufe der späteren Evolution
eingetreten sind in das Erdenwerden.
Wir
haben von Luzifers Einfluß gesprochen. Durch ihn ist
etwas, was im Schöße jener Geistigkeit lag, in der ja
auch der Mensch urständete, durch diesen luziferischen
Einfluß ist zunächst in diesem Schoß etwas
verblieben, was in einer späteren Zeit hervorgetreten ist
durch die Verkörperung des Christus in dem Leibe des Jesus
von Nazareth. Seit jener Zeit wirkt als ein anderes
göttliches Prinzip der Christus im Erdenwerden. Und der
Hinblick auf die großen Wahrheiten der Genesis soll uns
zur Verpflichtung hinführen, diese geistige Wesenheit des
Christus immer mehr und mehr in unser eigenes Wesen
einzuführen, denn nur dadurch werden wir unsere volle
Aufgabe als Mensch erfüllen, daß wir uns mit diesem
Christus-Prinzip durchdringen, nur dadurch auf der Erde immer
mehr und mehr zu dem werden, wozu die Anlage in uns vorhanden
war in jenen Zeiten, die mit dem biblischen
Schöpfungsbericht der Genesis gemeint sind.
So
kann auch eine solche Vortragsreihe dahin wirken, daß
nicht nur Lehren aufgenommen werden, sondern daß
Kräfte in unserer Seele erstehen. Mögen sie als
Kräfte in der Seele weiterwirken, diese Lehren, die uns
erflossen sind aus einer genaueren Betrachtung der Genesis,
auch wenn wir manche von den Einzelheiten wieder vergessen. Das
darf vielleicht gesagt werden am Schlüsse dieser Tage,
durch die wir wieder einmal für eine kurze Zeit so recht
untertauchen wollten in den Strom des anthroposophischen
Lebens: Versuchen wir, aus den Lehren die Kräfte mit uns
zu nehmen, die aus solchen Lehren hervorgehen müssen!
Tragen wir sie hinaus, lassen wir von diesen Kräften unser
Leben draußen befruchten! — Was wir auch tun
mögen, auf welchem Gebiete des Daseins, in was für
einem weltlichen Berufe wir auch wirken sollen: diese
Kräfte können unser Schaffen, unser Wirken befeuern,
befruchten, aber auch unsere Freudigkeit, unsere
Lebensseligkeit erhöhen. Und keiner, der in richtigem
Sinne den großen Ursprung des Menschendaseins verstanden
hat, kann in das weitere Dasein eintreten, ohne diese Lehren
als Samenkräfte für Lebensbeseligung, für
Lebensfreudigkeit in sich aufzunehmen. Lassen Sie aus Ihren
Augen leuchten, wenn Sie Liebestaten verrichten wollen, die
Wahrheit über den großen gewaltigen Ursprung,
über die gewaltige Bestimmung des Menschen, und Sie werden
in solcher Weise am besten hinaustragen, was anthroposophische
Lehre ist. Im Werke wird sich bewahrheiten diese
anthroposophische Lehre, beglückend für die Umgebung
des Menschen, beseligend, erfreuend, erfrischend, gesundend
für unsere eigene Geistigkeit, für unsere eigene
Seele, für unsere eigene Leiblichkeit. Wir sollen bessere,
gesündere, kräftigere Menschen sein dadurch, daß
wir die anthroposophischen Lehren in uns aufnehmen. In diesem
Sinne möchte vor allen Dingen ein solcher Zyklus wirken.
Er soll nichts anderes als ein Samenkorn sein, das sich in die
Seele der Zuhörer senkt, aufkeimt und draußen in der
Welt Früchte trägt für die Umgebung. So gehen
wir physisch auseinander, so bleiben im Geiste die
Anthroposophen vereint und wollen zusammenwirken dadurch,
daß sie die Lehre überführen in das Leben.
Lassen Sie uns von diesem Geiste durchdrungen sein, nicht
schwächer werden in diesem Geiste, bis zu jenem Momente,
wo wir nicht nur auf geistigem Gebiete, sondern auch im
Physischen das Wort verwirklicht sehen, das ich auch dieses Mal
als das letzte aussprechen möchte: Auf Wiedersehen!
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