FÜNFTER VORTRAG
Bern, 5. September 1910
Daß jener Jesus, Sohn des Pandira, Jeshu ben Pandira, in
bezug auf Verwandtschaft oder sonstwie, nichts zu tun hat mit
derjenigen Persönlichkeit oder Individualität,
von welcher wir sprechen als dem Jesus des
Matthäus-Evangeliums oder dem Jesus des Lukas- oder
irgendeines anderen Evangeliums, daß dieser ein
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also vor dem Stattfinden
des Christus-Ereignisses gesteinigte und nachher an einen
Baum gehängte Jeshu ben Pandira nicht verwechselt werden
darf mit alledem, wovon wir sprechen, wenn wir von den
Evangelien sprechen, das muß streng festgehalten werden.
Nur bemerken will ich ausdrücklich: Um auf die
Persönlichkeit des Jeshu ben Pandira hinzuweisen, um
darüber etwas zu sagen, daß er existiert hat, dazu
ist zunächst nicht notwendig irgendeine okkulte
Erkenntnis, nicht irgendein hellseherisches
Vermögen, sondern das kann man sich zusammenlesen, wenn
man will, aus den hebräischen, den talmudischen Urkunden.
Die Verwechslung mit dem eigentlichen Jesus hat ja zu
verschiedenen Zeiten immer stattgefunden, und sie hat
zuerst bereits stattgefunden im 2. Jahrhundert nach dem
Beginne unserer Zeitrechnung. Wenn wir also ausdrücklich
betont haben, daß dieser Jesus, Sohn des Pandira, in
dieser Beziehung nichts zu tun hat mit dem Jesus der
Evangelien, so müssen wir auf der anderen Seite aber doch
wieder einen geschichtlichen, allerdings jetzt nur durch
geisteswissenschaftliche Forschung feststellbaren
Zusammenhang dieser beiden Persönlichkeiten
festhalten. Diesen Zusammenhang werden wir aber nur dann in
seiner Tiefe begreifen, wenn wir auf die
Menschheitsevolution und ihre Führer noch einmal mit
ein paar Worten eingehen.
Wenn wir zu denjenigen Wesenheiten, denjenigen
Individualitäten hinaufschauen, welche die großen
Führer der Menschheitsevolution sind, so kommen wir
zuletzt zu einer Reihe hoher Individualitäten, die man
gern bezeichnet - weil sozusagen die Theorie von diesen
Individualitäten am besten im Orient festgestellt
worden ist - als die Bo- dhisattvas. Solcher Bodhisattvas gibt
es eine ganze Anzahl. Ihre Aufgäbe ist es,
große Lehrer der Menschheit zu sein, von Epoche zu
Epoche dasjenige von den geistigen Welten durch die
Mysterienschulen in die Menschheit einfließen zu
lassen, was nach der menschlichen Reife für irgendeine
Epoche einfließen soll. Und man kann sagen: Diese Bo-
dhisattvas wechseln sich ab in den aufeinanderfolgenden Zeiten;
es wirkt immer einer der Bodhisattvas als Nachfolger des
anderen. Für unsere Zeiten interessieren uns zunächst
jene beiden Bodhisattvas, die wir schon öfter haben
anführen müssen, wenn wir von unserer
Menschheitsentwickelung sprechen: jener Bodhisattva, der
als der Sohn des Königs Suddhodana Buddha geworden ist,
und jener, welcher in der Würde des Bodhisattva sein
Nachfolger wurde, und der, da das Amt des Bodhisattva so lange
dauert, es auch heute noch ist und - im Einklänge
der orientalischen Weisheit mit der hellseherischen Forschung
darf es gesagt werden - es auch noch durch die nächsten
zweitausendfünfhundert Jahre sein wird. Dann wird
dieser Bodhisattva denselben Aufstieg durchmachen, den sein
Vorgänger durchmachte, als er zum Buddha erhoben worden
ist. Es wird der gegenwärtig amtierende Bodhisattva dann
erhoben werden zur Würde des Maitreya Buddha.
In
der Leitung der Menschheitsevolution, von der wir sprechen als
von einer Leitung durch Lehrer, haben wir die sich abwechselnd
folgenden Bodhisattvas. Und wir müssen die Reihe
dieser Bodhisattvas auffassen als die großen Lehrer der
Menschheitsevolution und dürfen sie nicht verwechseln mit
dem, was Quell dieser Lehre ist, und wovon wieder die
Bodhisattvas dasjenige erhalten, was sie der
Menschheitsevolution als aufeinanderfolgende Lehren zu
geben haben. Wir haben uns gleichsam vorzustellen ein Kollegium
von Bodhisattvas, und inmitten dieses Kollegiums haben
wir uns zu denken den lebendigen Quell für die Lehren der
Bodhisattvas. Und dieser lebendige Quell ist kein anderer als
derjenige, den wir nach unserem Sprachgebrauch mit dem
Ausdrucke «Christus» bezeichnen. So daß von dem
Christus alle Bodhisattvas dasjenige empfangen, was sie im
Laufe der Zeitentwickelung den Menschen zu geben
haben.
Nun
hat ein Bodhisattva sich vorzugsweise der Lehre zu widmen,
solange er eben Bodhisattva ist; denn wir haben gesehen,
daß der Bodhisattva, wenn er zur Buddhawürde
erhoben wird, nicht wieder heruntersteigt, um in einem
physischen Leibe inkarniert zu werden. Wiederum kann es
im Hinklange mit aller orientalischen Philosophie gesagt
werden, daß der Gautama Buddha, der damals als Sohn des
Königs Suddhodana seine letzte Inkarnation in einem
physischen Leibe durchmachte, seit jener Zeit nur noch
Verkörperungen erlebt, die hinuntergehen bis zum
Ätherleib. Und wir haben bei den Vorträgen über
das Lukas-Evangelium hervorgehoben, welches die nächste
Aufgabe dieses zum Buddha gewordenen Bodhisattva war. Wir
haben gesehen: Als der Jesus des Lukas-Evangeliums geboren
worden ist, der sogenannte nathanische Jesus, der ein
anderer ist als der Jesus des MatthäusEvangeliums,
da drang die Wesenheit des Buddha, die damals
verkörpert war bis zum Ätherleibe, gleichsam
ein in den astralischen Leib dieses nathanischen Jesus, den uns
zunächst das Lukas-Evangelium schildert. Daher kann man
sagen: Seit seiner Inkarnation als Gautama Buddha war dieses
Wesen nicht mehr zum Lehren da, sondern es war fortan dieser
Buddha da zur lebendigen Wirksamkeit. Zu einer realen Kraft war
er geworden, die von der geistigen Welt hereinwirkt in unsere
physische Welt. Es ist etwas durchaus anderes, zu wirken durch
Lehre und zu wirken durch lebendige Kraft, durch
Wachstumskraft. Bis zu dem Moment, wo ein Bodhisattva Buddha
wird, ist er Lehrer; von diesem Moment ab ist er eine lebendige
Kraft, die organisierend, lebengebend eingreift in irgendeiner
Beziehung. So griff der Buddha ein in die Organisation des
nathanischen Jesus, wie es Lukas schildert, und so verhielt er
sich gemäß seiner neuen Würde.
Vom
6. Jahrhundert der vorchristlichen Zeit bis in unsere Zeit
hinein ist nun an die Stelle jenes Bodhisattva, der damals
Buddha wurde, sein Nachfolger in die Reihe der großen
Lehrer getreten, jener, der später zum Maitreya Buddha
werden wird. Daher haben wir die Lehre, welche die Menschheit
notwendig hatte seit jener Zeit, da Gautama Buddha, der
Sohn des Königs Suddhodana wirkte, dort zu suchen, wo
jener Bodhisattva, der sein Nachfolger ist, die Inspiration
ausübt, wo er sozusagen einfließen läßt in
seine Schüler, in seine Zöglinge dasjenige, was
sie der Welt mitteilen sollen. - Ich habe gestern schon darauf
aufmerksam gemacht, wie ausersehen war zu einem
Instrument für diesen Bodhisattva alles, was zum
Beispiel vereinigt war in den Therapeuten- und
Essäergemeinden, und daß zu den bedeutendsten,
zu den erhabensten und reinsten Persönlichkeiten
innerhalb der Essäergemeinden Jesus, Sohn des Pandira,
gehörte. So müssen wir gleichsam hereinscheinen sehen
den Lehrgehalt jenes Bodhisattva in die Erdenmenschheit durch
die Essäer.
Die
eigentlichen Essäergemeinden waren dem tieferen Lehrgehalt
nach - davon können Sie sich auch durch die
äußere Geschichte überzeugen -
verhältnismäßig bald verschwunden, nachdem das
ChristusEreignis sich auf der Erde abgespielt hatte.
Daher wird es nicht gar so unglaublich erscheinen, wenn ich
sage, daß im Grunde die Therapeuten- und
Essäergemeinden wesentlich dazu eingerichtet waren, um aus
den geistigen Regionen, aus den Sphären der Bodhisattvas
dasjenige heruntergelangen zu lassen, was man brauchte,
um das große, bedeutsame Ereignis der
Christus-Erscheinung zu begreifen. Die wichtigsten
Lehren, die der Menschheit zugekommen sind, um das
Christus-Ereignis zu begreifen, stammten aus den
Therapeuten- und Essäergemeinden. So war
gewissermaßen Jesus, der Sohn des Pandira, dazu
ausersehen, sich von dem Bodhisattva, der der Maitreya Buddha
werden wird und der hineinwirkte in die
Essäergemeinden, inspirieren zu lassen zu solchen Lehren,
welche das Mysterium von Palästina, das Mysterium des
Christus verständlich machen konnten. Das Genauere
über die Therapeuten und Essäer ist allerdings nur zu
erkunden auf dem Wege der geisteswissenschaftlichen Forschung.
Die äußere Geschichte weiß sehr wenig
davon. Und wir wollen sozusagen ohne Scheu - da wir in einem
anthroposophischen Kreise sind, der solche Dinge hinzunehmen
versteht - aus den Geheimnissen der Therapeuten und
Essäer herausholen, was notwendig ist, um zu einem
tieferen Verständnis des Matthäus-Evangeliums und
auch der anderen Evangelien zu kommen. Und wir wollen
diese Geheimnisse so schildern, wie der Geisteswissenschafter
über die Therapeuten und Essäer denken
muß.
Das
Wesentliche, worauf es bei diesen Gemeinden ankam, die also ein
Jahrhundert vor dem Christus-Ereignis blühten, um es durch
Lehre vorzubereiten, war die Art, wie bei denen, die Mitglieder
der Therapeuten und Essäer waren, die Einweihung
bewirkt wurde. Sie machten eine Einweihung durch, die
ganz besonders geeignet sein sollte, ein Verständnis, ein
Verständnis durch hellseherische Anschauung hervorzurufen
von der Bedeutung des Hebräismus, des Abrahamismus
für das Christus-Ereignis. Das war geradezu ein Mysterium
der Therapeuten- und Essäergemeinden. Ihre Bekenner wurden
dazu eingeweiht, gerade den hiermit bezeichneten
Zusammenhang hellseherisch genauer einzusehen. Ein
solcher Essäer sollte also zunächst einsehen
lernen die ganze Bedeutung dessen, was durch Abraham für
das hebräische Volk geschehen war, damit er das
würdigen konnte, daß in Abraham wirklich eine Art
Stammvater des hebräischen Volkes zu sehen ist. Daß
in ihn jene Anlage gelegt worden ist, von der ich Ihnen in den
letzten Stunden gesprochen habe, jene Anlage, welche sich dann
durch viele Generationen hindurch gleichsam filtrieren
mußte und hinunterrinnen durch das Blut, das sollte
ein Essäer durch eigene Anschauung einsehen.
Um
so etwas zu verstehen, wie durch eine Persönlichkeit wie
Abraham etwas Wichtiges für die ganze
Menschheitsevolution geschehen kann, müssen Sie einen
Satz, eine wichtige Wahrheit ganz genau ins Auge fassen:
daß immer, wo eine Persönlichkeit zu einem besonderen
Instrument für die Menschheitsevolution ausersehen wird,
bei einer solchen Persönlichkeit ein unmittelbares
Eingreifen einer göttlichgeistigen Wesenheit
notwendig ist.
Diejenigen von Ihnen, welche an der Münchener
Aufführung des «Rosenkreuzermysteriums»
teilgenommen haben, oder es gelesen haben, werden wissen,
daß eine der wichtigsten dramatischen Verwicklungen
darauf beruht: Der Hierophant macht die Maria darauf
aufmerksam, wie sie ihre Mission nur dadurch erfüllen
kann, daß in der Tat ein solcher Einfluß einer
höheren Wesenheit stattgefunden hat; und bei ihr wird
dadurch wirklich so etwas hervorgerufen, was man nennen kann
eine Trennung der höheren Glieder von den niederen, so
daß die letzteren dann besessen werden können von
einem untergeordneten Geist. - Alles, was in dem
«Rosenkreuzermysterium» zu finden ist, kann Sie, wenn
Sie es auf Ihre Seele wirken lassen und nicht leicht hinnehmen,
auf große Geheimnisse der Menschheitsevolution aufmerksam
machen.
Da
nun Abraham ausersehen war, eine solche wichtige Rolle in der
Menschheitsevolution zu spielen, war es bei ihm notwendig,
daß hineindrang in das Innere seiner Organisation,
was die Menschheit früher in den atlantischen Zeiten
wahrgenommen hatte als denjenigen Geist, der durchwebt und
durchlebt die Außenwelt. Das geschah zum ersten Male bei
Abraham, und damit war es zum ersten Male möglich,
daß eine Veränderung des geistigen Anschauens
stattfinden konnte. Allerdings, damit das geschehen konnte, war
notwendig der Einfluß einer göttlichgeistigen
Wesenheit. Es legte gleichsam eine göttlich-geistige
Wesenheit in die Organisation des Abraham hinein den Keim
für alle die Organisationen, die von ihm in der
Generationenfolge abstammen sollten.
Also sagte sich ein Essäer der damaligen Zeit: Was
eigentlich das hebräische Volk bilden konnte, wodurch es
der Träger der ChristusMission werden konnte, das
wurde zuerst in der Anlage bewirkt durch jenes geheimnisvolle
Wesen, das man nur finden kann, wenn man durch die ganze
Generationenfolge hinaufsteigt bis zu Abraham, wo es
gleichsam hineingeschlüpft ist in die innere
Organisation des Abraham, um dann durch das Blut hindurch als
eine Art von Volksgeist im hebräischen Volke zu
wirken. Will man also dieses sozusagen letzte Geheimnis
der Menschheitsevolution verstehen, so muß man zu diesem
Geiste hinaufsteigen, der jene Anlage verpflanzt hat, und ihn
dort aufsuchen, wo er noch nicht in die Organisation des
Abraham hineingeschlüpft war. Deshalb sagte der
Essäer: Wenn der Mensch zu diesem eigentlich
inspirierenden oder inaugurierenden Geist des hebräischen
Volkes hinaufsteigen will und ihn in seiner Reinheit erkennen
will, so muß er als Essäer oder Therapeut eine
gewisse Entwickelung durchmachen, wodurch er sich von
alledem reinigt, was seit dem AbrahamEreignis aus der
physischen Welt an die menschliche Seele herangekommen
ist. Denn der Essäer sagte sich: Das geistige Wesen, das
der Mensch in sich trägt, und alle die geistigen
Wesenheiten, die mitwirken an dem Menschheitswerden, sind
in ihrer Reinheit nur in der geistigen Welt zu schauen;
wie sie in uns selbst wohnen, sind sie verunreinigt durch
die Kräfte der physisch-sinnlichen Welt.
Nun
hatte nach Anschauung der Essäer - und das ist
natürlich auf einem gewissen Gebiet der Erkenntnis absolut
richtig - ein jeder Mensch, der damals lebte, alles das in
sich, was in vorausgegangenen Zeiten in die menschliche Seele
hineingekommen war an Verunreinigungen, was den freien
Blick auf das geistige Wesen trübte, das jene
charakterisierte Anlage in Abraham gelegt hatte. Es mußte
demnach eine jede Essäerseele sich reinigen von dem, was
in die Anlage hineingekommen war und was sozusagen den
Blick auf jenes Wesen trübte, das im Blute dieser
Generationen wohnte; erst dann konnte es richtig geschaut
werden. Alle Reinigungen seelischer Art, alle Exerzitien des
Essäers waren darauf berechnet, die Seele frei zu bekommen
von den durch die Generationen herunter vererbten
Einflüssen und vererbten Merkmalen, welche den Blick auf
das den Abraham inspirierende geistige Wesen trüben
konnten; denn der Mensch hat ja nicht bloß sein innerstes
geistig-seelisches Wesen in sich, sondern er hat es
getrübt und verunreinigt in sich durch die vererbten
Merkmale.
Nun
ist es ein geisteswissenschaftliches Gesetz, das die
Essäer vorzugsweise durch ihre Forschung und ihr
hellseherisches Anschauen erfüllen konnten: daß der
Einfluß der Vererbung erst wirklich aufhört, wenn man
durch zweiundvierzig Stufen hindurch in der Ahnenreihe
aufsteigt. Dann erst hat man alles aus seiner Seele
herausgeworfen, wenn man diese zweiundvierzig Stufen
hinaufsteigt. Das heißt, man ererbt etwas vom Vater und
von der Mutter, etwas von Großvater und
Großmutter und so weiter. Immer weniger aber hat man
von dem in sich, was durch Vererbung an Verunreinigungen des
inneren Wesens entstanden ist, je weiter man in der Ahnenreihe
hinaufsteigt, und nichts mehr hat man, wenn man durch
zweiundvierzig Generationen hindurch aufsteigt. Da
verliert sich der Einfluß der Vererbung. Daher waren die
Reinigungen der Essäer darauf berechnet, alles aus dem
Inneren durch innere Exerzitien, durch sorgfältige
Schulung herauszuarbeiten, was durch zweiundvierzig
Generationen hindurch an Verunreinigungen in die Seele
hineingekommen war. Deshalb mußte jeder Essäer
schwere innere Exerzitien, schwere mystische Wege durchmachen;
die führten ihn durch zweiundvierzig Stufen dazu, seine
Seele zu reinigen. In der Tat waren es zweiundvierzig genau
definierbare Stufen, die er in sich durchmachen mußte;
dann wußte er sich frei von allen Einflüssen der
Sinnenwelt, von allem, was durch Vererbung an Verunreinigung
seines inneren Wesens entstanden war.
So
stieg der Essäer hinauf durch zweiundvierzig Stufen so
weit, daß er seine innerste Wesenheit, den Zentralkern
seines Wesens verwandt fühlte mit dem
Göttlich-Geistigen. Deshalb sagte er sich: Ich steige bis
zu dem Gotte hinauf, auf den es mir ankommt, indem ich diese
zweiundvierzig Stufen durchmache. Es hatte der Essäer eine
gute Anschauung davon, wie man zu einem noch nicht in die
Materie untergetauchten Gotteswesen aufsteigt. Er kannte
den Weg hinauf. Das wußte er aus eigener Erfahrung. Unter
all denen, die damals auf der Erde lebten, waren die
Therapeuten und Essäer die einzigen, die mit Bezug auf ein
solches Ereignis, wie es das Abraham-Ereignis war, das Richtige
wußten. Sie wußten es, insofern es auf die Vererbung
durch die Generationen ankommt. Sie wußten: Will man
hinaufsteigen zu einem Wesen, das in die Vererbungslinie
hineingekommen ist, und will man an dem Ort ankommen, wo es
noch nicht in die Materie untergetaucht ist, dann muß man
durch zweiundvierzig Stufen, die den zweiundvierzig
Generationen entsprechen, hinaufsteigen, dann findet man es.
Aber die Essäer kannten noch etwas anderes. Sie
wußten: Ebenso wie der Mensch durch zweiundvierzig Stufen,
welche die Entsprechungen sind der zweiundvierzig
Generationen, hinaufsteigen muß, um zu diesem
götdichen Wesen zu kommen, so muß dieses
göttliche Wesen, wenn es bis in das menschliche Blut
hinunterdringen will, durch zweiundvierzig Stufen
hinuntersteigen, muß also den umgekehrten Weg
machen. Braucht der Mensch zweiundvierzig Stufen, um zu dem
Gotte hinaufzusteigen, so braucht der Gott zweiundvierzig
Stufen, um herunterzusteigen, um Mensch unter Menschen zu
werden.
So
lehrten die Essäer. Und so lehrte vor allen Dingen unter
den Essäern Jeshu ben Pandira unter dem Einfluß des
ihn inspirierenden Bodhisattva. Daher war es eine
Essäerlehre, daß jenes Wesen, welches den Abraham
dazu inspiriert hatte, daß er den Gotteskeim in die eigene
Organisation aufnahm, zweiundvierzig Generationen brauchte, um
bis zur vollen Menschlichkeit herunterzusteigen.
Wenn wir das wissen, kennen wir jetzt auch die Quelle, aus der
die Erkenntnis geflossen ist für den Schreiber des
Matthäus-Evangeliums, daß er gerade diese
zweiundvierzig Generationen aufgesucht hat. Und Jesus, der Sohn
des Pandira, war es, der die Essäer vor allem auf eines
aufmerksam machte. Er lebte in einem Jahrhundert, bevor es
möglich war, daß die zweiundvierzig Generationen da
waren; denn sie waren erst nach einem Jahrhundert möglich.
Er machte die Essäer darauf aufmerksam, daß sie den
Weg durch die zweiundvierzig Stufen nur bis zu einem gewissen
Grade erst durchmachen konnten, wo sie an Historisches
anknüpfen können, und ihn von da ab nur durch die
Gnade von oben weiter durchmachen konnten, daß aber die
Zeit eintreten würde, wo dies ein natürliches
Ereignis sein wird, wo ein Mensch geboren werden wird, der in
sich die Möglichkeit haben wird, mit seinem eigenen
Blut so weit hinaufzusteigen, daß jene göttliche
Kraft zu ihm heruntersteigen kann, die er braucht, um den
ganzen Geist des hebräischen Volkes, den Jahvegeist,
in dem Blut des hebräischen Volkes zur Manifestation zu
bringen. Daher lehrte Jeshu ben Pandira: Soll
Zarathustra, der Bringer des Ahura Mazdao, sich in einem
Menschenleib inkarnieren, so ist das nur möglich, wenn
dieser Menschenleib so zubereitet ist, daß das ihn
erfüllende göttlich-geistige Wesen durch
zweiundvierzig Generationen heruntergestiegen ist.
Damit haben wir darauf hingewiesen, wie aus den
Essäergemeinden herausgeflossen ist der Quell zu jener
Generationenlehre, mit der gleich das Matthäus-Evangelium
beginnt. Wenn wir diese Tatsachen vollständig
verstehen wollen, müssen wir allerdings noch auf etwas
Tieferes der ganzen Angelegenheit hinweisen.
Alles, was mit der menschlichen Evolution, mit der menschlichen
Entwickelung zusammenhängt, tritt uns sozusagen von zwei
Seiten entgegen - einfach dadurch, daß der Mensch ein
zweigespaltenes Wesen ist. Wenn uns der Mensch
während seines Tagesbewußtseins entgegentritt,
sind die vier Glieder seines Wesens miteinander verbunden, und
wir können nicht gleich unterscheiden, wie er ein
zweigespaltenes Wesen ist. Aber in der Nacht, wo wir ja auch
die ganze menschliche Wesenheit vor uns haben, haben wir
deutlich diese menschliche Wesenheit in zwei Teile
gespalten: in das, was in der physischen Welt
zurückbleibt als physischer Leib und Ätherleib,
und in das, was herausdringt aus physischem Leib und
Ätherleib als astralischer Leib und Ich. Aus diesen zwei
Teilen ist der Mensch gleichsam zusammengefügt. Solange
wir reden von dem, wodurch der Mensch in die physische Welt
hineingehört, können wir eigentlich nur sprechen von
physischem Leib und Ätherleib. Alles, was
menschliche Verrichtungen, was Angelegenheiten in der
physischen Welt sind, geht nur den physischen und den
Ätherleib an, obwohl während des Tagwachens die
übrigen Glieder daran beteiligt sind. Während des
Tagwachens wirkt der Mensch vom Ich und astralischen Leib aus
in die beiden anderen Glieder hinein; während des
Schlafes überläßt er sie sich selbst. In
Wahrheit aber beginnen im Augenblick, wo der Mensch
einschläft, aus dem Weltenraum, aus dem Kosmos heraus die
Kräfte und Wesenheiten zu wirken und das zu durchdringen,
was der Mensch verlassen hat, so daß wir es in der Tat zu
tun haben mit einem fortgehenden Einfluß vom Kosmos auf
den physischen Leib und Ätherleib des Menschen. Aber was
von uns im Bette liegen bleibt, und was die Außenseite
unseres Wesens ist, nämlich physischer Leib und
Ätherleib, das ist eigentlich beschlossen innerhalb
zweiundvierzig Generationen; da vererbt es sich. Wenn wir also
bei der ersten Generation beginnen und alles nehmen, was da dem
physischen Wesen angehört, und durch zweiundvierzig
Generationen weitergehen, so finden wir nach zweiundvierzig
Generationen nichts mehr von dem, was die wesentlichsten
Anlagen waren beim ersten Gliede. Also in sechs mal sieben
Generationen liegt das beschlossen, was eigentlich weset und
kraftet in einem uns vorliegenden physischen Leibe und
Ätherleibe eines Menschen. Alles, was wir in diesen zwei
Leibern an vererbten Merkmalen finden können, müssen
wir suchen bei den Vorfahren, aber nur im Verlaufe von
zweiundvierzig Generationen. Kommen wir weiter hinauf, so
finden wir nichts mehr davon; alles, was einer früheren
Generation angehört, ist verschwunden. Wenn wir also die
äußere Seite einer menschlichen Wesenheit betrachten,
finden wir die sie durchsetzende Kraft gebunden an
zweiundvierzig Generationen.
Die
menschliche Entwickelung in der Zeit gründet sich so auf
ein Zahlenverhältnis. Betrachten wir dieses
Zahlenverhältnis einmal genauer; es ist wichtig,
daß wir es ins Auge fassen. Betrachten wir es, wie es
eigentlich betrachtet sein will, wenn wir gerade die
Geschlechterfolge im Matthäus-Evangelium verstehen
wollen.
Alles, was den physischen Leib betrifft, ist an zweiundvierzig
Generationen gebunden, aus dem Grunde, weil alles, was an
Zeitentwickelung gebunden ist, was die Zeit betrifft, an
die Siebenzahl gebunden ist. Daher ist auch die Entwickelung
hinauf über die physisch vererbten Merkmale bei den
Essäern an die Siebenzahl gebunden gewesen. Ein
Essäer sagte sich: Du hast durchzumachen sechs mal sieben,
das sind zweiundvierzig Stufen; dann kommst du hinauf zu den
nächsten sieben Stufen, die also die Vollendung der
Siebenzahl, die sieben mal sieben = neunundvierzig Stufen
ergeben. Was jedoch über den zweiundvierzig Stufen
liegt, ist nicht mehr zu rechnen zu den Kräften und
Wesenheiten, welche im physischen und im Ätherleibe
wirksam sind. Es wird zwar die ganze Evolution des physischen
Leibes und des Ätherleibes erst vollendet wirklich nach
dem Gesetz der Siebenzahl, nach sieben mal sieben Generationen;
aber für die letzten sieben Generationen ist schon
eine vollständige Umwandelung erreicht; da ist von den
ersten Generationen nichts mehr vorhanden. Was also für
uns in Betracht kommt, haben wir zu suchen innerhalb von sechs
mal sieben. Wenn aber die Siebenzahl voll wird, haben wir etwas
vor uns, was schon als etwas Neues anzuerkennen ist. Bei jenem
Gebiet, in das man nach den zweiundvierzig Generationen
hineinkommt, hat man es nicht mehr mit einem menschlichen,
sondern mit einem übermenschlichen Dasein zu tun. Wir
unterscheiden also sechs mal sieben Generationen, die durchaus
an die Erde sich halten, und was darüber ist, die
Siebenmalsieben, das führt schon über die Erde
hinaus; das ist die Frucht für die geistige Welt. Nach der
Sechsmalsieben geht die Frucht auf, die dann bei der
Siebenmalsieben für die geistige Welt
herauskommt.
Deshalb sagten sich gleichsam diejenigen, von denen das
MatthäusEvangelium ausgegangen ist: Es mußte
die physische Leiblichkeit, deren sich Zarathustra bediente, so
reif sein, daß sie nach den zweiundvierzig
Generationen schon am Beginne der Vergeistigung, der
Vergottung steht, schon am Beginne dessen steht, wo sie
der Deificatio anheimfallen mußte. - Sie fällt also
da schon in den Beginn der dreiundvierzigsten Generation
hinein, tritt sie aber nicht an, sondern läßt sich
jetzt von einer anderen Wesenheit durchsetzen, von jener
Wesenheit, die als der Geist des Zarathustra sich auf der
Erde verkörpert als Jesus von Nazareth. So war durch die
Erfüllung des Zahlengeheimnisses alles geschehen,
was der Zarathustra-Seele in dem Jesus von Nazareth den
angemessensten Leib, das angemessenste Blut geben konnte.
Alles, was sich bezieht auf physischen Leib und Ätherleib,
ist dadurch für die Evolution der Menschheit zubereitet
gewesen.
Nun
aber sind in einem Menschen, also auch in demjenigen, der der
Träger für die Christus-Wesenheit werden sollte,
nicht bloß physischer Leib und Ätherleib vorhanden,
sondern auch noch astralischer Leib und Ich. Es mußte also
nicht bloß alles getan werden für die
entsprechende Zubereitung des physischen Leibes und des
Ätherleibes, sondern es mußte ebenso alles
getan werden für die entsprechende Zubereitung des
astralischen Leibes und des Ich. Dies konnte für ein so
großes Ereignis zunächst nicht an einer
Persönlichkeit bewirkt werden, sondern es mußte an
Persönlichkeiten geschehen. Der physische Leib und der
Ätherleib wurden zubereitet bei der Persönlichkeit,
von der das Matthäus-Evangelium zunächst
erzählt. Und astralischer Leib und Ich wurden zubereitet
bei der Persönlichkeit, die wir vom LukasEvangelium
her kennen als den nathanischen Jesus. Das ist für die
ersten Jahre eine andere Persönlichkeit. Während der
Jesus des Matthäus-Evangeliums den entsprechenden
physischen und Ätherleib bekam, sollte der Jesus des
Lukas-Evangeliums bekommen den entsprechenden
astralischen Leib und den entsprechenden Ich-Träger. Wie
konnte das letztere geschehen?
Wir
sahen, daß die Kräfte der zweiundvierzig Generationen
in einer ganz bestimmten Weise zubereitet werden mußten,
damit die Glieder zustande kamen, die notwendig waren für
den Jesus des MatthäusEvangeliums. Es mußten
aber auch astralischer Leib und Ich zubereitet werden, damit
sie dann später in entsprechender Weise
zusammenkommen konnten. Wie sie zusammenkommen konnten,
darüber werden wir noch sprechen. - Bei dem Jesus
des Lukas-Evangeliums mußten also auch entsprechende
Vorbereitungen getroffen werden. Betrachten wir dazu das
Wesen des Schlafzustandes.
Es
ist eine Fabel, sagte ich, die aus den Angaben des niederen
Hellsehens herrührt, daß in der Nebelwolke, die
in der Nähe des physischen Leibes und des
Ätherleibes des schlafenden Menschen schwebt, die ganze
astralische und Ich-Wesenheit des Menschen enthalten ist. Denn
es ist in der Tat so, daß der Mensch, wenn er im
Schlafzustande herausgeht aus physischem Leib und
Ätherleib, in Wahrheit ergossen ist, ausgedehnt ist in den
ganzen Kosmos, in das, was zu unserem Kosmos gehört.
Das ist ja auch das Geheimnis unseres Schlafes, daß wir
uns aus der Sternenwelt - daher reden wir von dem astralischen
Leib, der über die Welt der Sterne ausgegossen ist -
herausholen die reinsten Kräfte aus dem ganzen
Kosmos, die wir dann beim Aufwachen, wenn wir wieder
untertauchen müssen in den physischen Leib und
Ätherleib, uns mitbringen. Da dringen wTir aus
dem Schlaf heraus, gestärkt und gekräftigt
durch alles, was wir einsaugen können aus dem ganzen
Kosmos.
Wenn der Mensch nun heute - und ähnlich war es auch zur
Zeit des Christus Jesus - im höheren Sinne hellsichtig
wird, was muß dann mit ihm geschehen? Im heutigen normalen
Zustande wird der Mensch unbewußt, wenn er mit
seinem astralischen Leibe und seinem Ich herausdringt aus
physischem Leib und Ätherleib. Das hellseherische
Bewußtsein muß aber in die Lage gebracht
werden, mit Außergebrauchset- zung von physischem Leib und
Ätherleib, bloß mit den Instrumenten des astralischen
Leibes und des Ich zu schauen. Dann wird das
hellseherische Bewußtsein teilhaftig der Welt der
Sterne und nimmt wahr, was darinnen ist; es sieht nicht nur
hinein, sondern es steigt hinein in die Welt der Sterne. Ganz
ähnlich, wie das Essäerbewußtsein
hinaufsteigt durch die Zeitenfolge, der die Siebenzahl
zugrunde liegt, so muß der Mensch die Stufen durchmachen,
die es ihm ermöglichen, den Weltenraum hellseherisch
wahrzunehmen.
Nun
habe ich schon öfter angedeutet, worinnen die Gefahren
liegen sowohl für die Entwickelung nach der einen Seite,
wie auch für die Entwickelung nach der anderen Seite. Im
Grunde ist es bei den Essäern ein Hineinsteigen in den
physischen Leib und Ätherleib gewesen, um in dem
Durchgange durch die zweiundvierzig Generationen den Gott zu
finden. Es ist bei ihnen so gewesen, wie wenn ein Mensch, der
aufwacht, die Welt nicht um sich herum sähe, sondern
hineintauchte in den physischen Leib und Ätherleib, um
deren Kräfte zu schauen, also sein Äußeres von
innen wahrzunehmen. Der Mensch steigt beim Aufwachen
nicht bewußt in den physischen und Ätherleib
hinunter. Davor ist er dadurch bewahrt, daß ihm im Moment
des Aufwachens sein Bewußtsein abgelenkt wird auf
die Umgebung und nicht sich richtet auf die Kräfte des
physischen und des Ätherleibes. Das war nun das
Wesentliche bei den Essäern, daß sie alle
Kräfte, die aus den zweiundvierzig Generationen
herrührten, wahrnehmen lernten; daß sie absehen
lernten von dem, was der Blick in der Außenwelt findet,
und untertauchen lernten in den eigenen physischen Leib und
Ätherleib und dort sahen, was lebte im Sinne des
Geheimnisses von Sechsmalsieben, von zweiundvierzig
Generationen.
In
ähnlicher Weise muß der Mensch sich hinaufleben, wenn
er in den Kosmos hinaufsteigen will, wenn er kennenlernen will,
was dem ganzen Kosmos als Geheimnisse zugrunde liegt. Das ist
mächtiger. Wenn der Mensch hinuntersteigt in das eigene
Innere, ist er nur der Gefahr ausgesetzt, daß er ergriffen
wird von all den Kräften des eigenen Inneren, von
den Begierden, Leidenschaften und allem, was auf dem Grund der
Seele ist, worauf ja der Mensch gewöhnlich nicht achtet,
wovon er gar nichts ahnt, denn für gewöhnlich wird er
durch die äußere Erziehung abgehalten, diese
Kräfte kennenzulernen. Er hat gar nicht die
Möglichkeit, sich von ihnen ergreifen zu lassen, denn es
wird ja der Blick gleich abgelenkt durch das Auftauchen der
Außenwelt beim Aufwachen. Während also beim
Hinuntersteigen in das eigene Innere die Gefahr vorhanden ist,
daß man sozusagen ergriffen wird von den niedersten
Trieben und egoistischsten Kräften seiner eigenen Natur,
so ist eine andere Gefahr dann vorhanden, wenn man erlebt das
Sich-Ausbreiten über den ganzen Kosmos. Und diese Gefahr
kann man nicht genauer charakterisieren, als daß man sagt:
Wer diesen Moment erlebt, wo er nicht in die Unbewußtheit
hineinschläft, sondern so bewußt
einschläft, daß er in seinem astralischen Leib und
seinem Ich ein Instrument hat, um die geistige Welt
wahrzunehmen, für den ist die Gefahr, welche ihn da
überkommt, etwas wie eine gewaltige Blendung, wie wenn der
Mensch den Sonnenstrahlen gegenüberträte. Geblendet
ist er von der gewaltigen Größe und vor allem von dem
ungeheuer Verwirrenden der Eindrücke.
Wie
man nun die Stufen, die der Mensch in Essäerweise
durchzumachen hatte, um erkennen zu lernen alles, was von
vererbten Merkmalen im physischen Leibe und
Ätherleibe war, zu bezeichnen hat durch das
Zahlengeheimnis von Sechsmalsieben, so gibt es auch ein
Zahlengeheimnis, welches darstellt, wie der Mensch zur
Erkenntnis der kosmischen Geheimnisse kommt, der Geheimnisse
der großen Welt. Am besten kann man diesem Geheimnis
wieder dadurch nahekommen, daß man sich dessen
bedient, was draußen im Kosmos an Bewegungen und
Konstellationen, an Ausdrucksformen in den Sternen von selber
vorhanden ist, was gleichsam in die Sterne eingeschrieben ist.
- Wie man durch sechs mal sieben Stufen zu den
Geheimnissen des menschlichen Inneren vordringt, so gelangt man
durch zwölf mal sieben, also vierundachtzig Stufen
hinauf zu den geistigen Geheimnissen des Weltenraumes. Wenn man
solche zwölf mal sieben = vierundachtzig Stufen
durchgemacht hat, kommt man an den Punkt, wo das Labyrinth
dieser geistigen Weltenkräfte nicht mehr blendend ist, wo
der Mensch wirklich die Ruhe gewonnen hat, sich auszukeimen in
diesem gewaltigen Labyrinth, wo dieses Labyrinth
durchschaut wird. Das lehrten wieder in einem gewissen Sinne
die Essäer.
Wenn der Mensch in diesem geschilderten Sinne hellseherisch
wird, dann gießt er sich aus beim Einschlafen in etwas,
was sich ausdrückt in dem Zahlengeheimnis von
Zwölfmalsieben. Aber bei dem, was das
Zwölftemalsieben ist, ist er schon im Geistigen drinnen:
denn wenn er die Elfmalsieben vollendet hat, ist er schon an
die Grenze der Geheimnisse gelangt. Wie die
Siebenmalsieben schon im Geistigen darinnen ist, so ist
auch die Zwölfmalsieben schon im Geistigen darinnen. Will
der Mensch diesen Weg durchmachen, so braucht er, um
anzukommen im Geistigen, elf mal sieben Stufen, das
heißt, es muß der Mensch im astralischen Leibe und
Ich elf mal sieben Stufen durchmachen. Das wird
ausgedrückt in der Sternenschrift, indem man die
Siebenzahl hernimmt von der Siebenzahl der Planeten, und das,
was man durchzumachen hat im Weltenraum, hernimmt von der
Zwölfzahl der Sternbilder des Tierkreises. Wie sich
innerhalb der zwölf Sternbilder konsteüieren
die sieben. Planeten und die Sternbilder bedecken, so hat der
Mensch durchzumachen, wenn er sich hineinlebt in den
Weltenraum, sieben mal zwölf beziehungsweise sieben mal
elf Stufen, bis er ankommt im Geistigen.
So
können Sie, wenn Sie sich ein Bild machen wollen, den
Umkreis des Geistigen in den zwölf Sternbildern des
Tierkreises sich denken und den Menschen selber in der Mitte
darinnen. Nun ist das Geistige so ausgebreitet, daß er,
wenn er es erreichen will, nicht etwa vom Mittelpunkt aus
anfangen kann sich auszugießen, sondern er muß sich
spiralförmig ausbreiten, indem er sich gleichsam in sieben
Spiralwindungen dreht, und jedesmal, wenn er eine
Spiralwindung durchmacht, alle zwölf Sternbilder passiert,
so daß er sieben mal zwölf Punkte zu passieren hat.
Der Mensch breitet sich allmählich spiralförmig in
den Kosmos aus - das alles ist natürlich nur ein Sinnbild
für das, was der Mensch erlebt -, und wenn er, so
herumkreisend, das siebente Mal die zwölf Sternbilder
durchmachen würde, wäre er beim
Göttlich-Geistigen angelangt. Es ist dann so,
daß der Mensch, anstatt von seinem Zentrum aus in den
Kosmos hinauszublicken, dann von dem geistigen Umkreise, von
den zwölf Punkten hereinblickt und das, was in der
äußeren Welt ist, anschauen kann. Das muß man
durchmachen, wenn man das sehen will, was in der Welt ist. Es
genügt nicht, daß man sich auf einen
Gesichtspunkt stellt, sondern man muß sich auf zwölf
Gesichtspunkte stellen. Wer heraufdringen wollte zum
Göttlich-Geistigen, mußte durch elf mal sieben
Stufen durchgehen, mußte den astralischen Leib und
das Ich durch elf mal sieben Stufen heraufführen. Wenn er
an der Zwölfmalsieben ankam, war er im Geistigen
darinnen.
In
dieser Weise mußten astralischer Leib und Ich durch
zwölf mal sieben beziehungsweise elf mal sieben Stufen
durchgehen, wenn sie zum Göttlichen kommen wollten. Will
das Göttliche herunterkommen und ein menschliches
Ich geeignet machen, so muß es ebenso durch elf mal sieben
Stufen heruntersteigen.
Wenn also das Lukas-Evangelium jene geistigen Kräfte
schildern will, die den astralischen Leib und das Ich geeignet
machten zum Träger des Christus, dann mußte es
schildern, wie die göttlich-geistige Kraft durch elf mal
sieben Stufen heruntersteigt. Das schildert uns wirklich das
Lukas-Evangelium. Weil uns das Lukas-Evangelium jene andere
Persönlichkeit schildert, für welche der astralische
Leib und das Ich zubereitet wurden, schildert es uns nicht wie
das Matthäus-Evangelium sechs mal sieben
Generationen, sondern elf mal sieben Stufenfolgen, durch
welche von Gott selber - das wird ausdrücklich im
Lukas-Evangelium gesagt - heruntergeleitet wird, was in der
Individualität des Jesus des Lukas-Evangeliums
wohnte. Zählen Sie die Menschenstufen, die im
Lukas-Evangelium angekündigt werden, durch welche die
göttliche Kraft heruntergeleitet wird, so bekommen Sie
siebenundsiebzig Stufen (Luk. 3, 23-38).
Weil uns das Matthäus-Evangelium schildert das Geheimnis
der Wirksamkeit in dem Herabsteigen jener göttlichen
Kraft, welche physischen Leib und Ätherleib
durchbildet, muß darin herrschen die Zahl Sechsmalsieben.
Und es muß im Lukas-Evangelium, weil es uns
schildert das Herabsteigen der göttlichen Kraft, die
astralischen Leib und Ich umgestaltet, erscheinen die Zahl
Elfmalsieben. Daran können wir sehen, aus welchen
Tiefen diese Dinge hergenommen sind, wie in der Tat die
Geheimnisse der Initiation, der Stufenfolge beim
Hinunterdringen des Göttlich-Geistigen in eine
menschliche Individualität und beim Hinausdringen in den
Kosmos im Matthäus-Evangelium und im Lukas-Evangelium
angegeben sind.
Warum auch beim Lukas-Evangelium eine Generationenfolge
zustande gekommen ist, und warum in der Zeit, als nur
wenigen Menschen das Geheimnis von dem Christus Jesus
gelehrt worden ist, mitgeteilt wurde, daß von Gott
und von Adam bis herunter zu dem Jesus des Lukas-Evangeliums
siebenundsiebzig Generationen vorhanden sind, davon wollen wir
morgen weiter sprechen.
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