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Das Initiaten-Bewußtsein

Schmidt-Nummer: S-5870

Online seit: 31st May, 2010

FÜNFTER VORTRAG
Torquay, 15. August 1924

Das innere Beleben der Seele durch die Eigenschaften des Metallischen

Der Kupferzustand des Menschen

Tafel 6, 15. August 1924

Ich habe versucht, auf der einen Seite zu zeigen, wie der Mensch zu anderen Bewußtseinszuständen kommt, als diejenigen sind, die er im gewöhnlichen Leben des heutigen Alltags hat. Und ich hatte dann versucht zu zeigen, wie der historische Gang der Menschheitsentwikkelung aufweist, daß die Menschheit nicht immer in demselben Bewußtseinszustande erkennend und handelnd gelebt hat, in dem sie heute lebt. Ich habe dann Ihren Blick versucht hinzulenken auf die Bewußtseinszustände der Erkennenden im 10., 11., 12. Jahrhundert im Zusammenhange mit der Art und Weise, wie damals die Erkenntnis gepflegt worden ist, zum Beispiel von der Schule von Chartres, und ich habe darauf hingewiesen, wie im Zusammenhange damit Erkenntnisse entstanden sind, die nicht den heutigen Bewußtseinszuständen angehören, etwa bei einer Persönlichkeit wie dem großen Lehrer Dantes, bei Brunetto Latini. Ich habe dann gestern versucht, weiter zurück den Blick zu lenken auf die besondere Art und Weise, wie sich der Mensch zur Welt verhalten hat etwa in den Mysterien von Ephesus. Wir sehen da, wie die Menschen durchaus in anderen Bewußtseinszuständen gelebt haben, wenn auch diese ziemlich verwandt sind dem gegenwärtigen alltäglichen und wissenschaftlichen Bewußtsein.

Nun möchte ich heute in jener Betrachtung fortfahren, in welche das Historische zunächst eine Art von Episode hineingebracht hat. Ich habe bemerkt, wie die Metallität, die eigentliche Substantialität des Mineralischen im Verhältnisse zum Menschen und zu seinen Bewußtseinszuständen steht. Aus der Verwandtschaft des Menschen mit dem, was man als das Metall Kupfer bezeichnet, habe ich jenen Bewußtseinszustand des Menschen ersichtlich gemacht, der erreicht werden kann so, wie ich es beschrieben habe, der dann zu der Möglichkeit führt, die Erlebnisse des Toten, des sogenannten Toten, über den Zeitpunkt hinaus zu verfolgen, da er durch die Pforte des Todes gegangen ist.

Nun müssen wir uns darüber klar sein, daß durch jenes halbpathologische Erlebnis, das ich Ihnen angedeutet habe, durch eine Art Sonnenstich, Brunetto Latini etwa in eine solche Art der Erkenntnis, wie ich sie Ihnen ja vorgestern beschrieben habe, hineingekommen ist. Und in der Tat, was er beschreibt, was ihm durch die Inspiration der Göttin Natura geworden ist, das kann ja erreicht werden in diesem unserem gewöhnlichen Zustande nächstverwandten Bewußtseinszustand — denn es ist ein unserem gewöhnlichen Bewußtseinszustand sehr verwandter —, der da verfolgt die Erlebnisse, die die Toten unmittelbar in den Jahren durchmachen, nachdem sie durch des Todes Pforte gegangen sind. Und ich sagte, es ist ein viel realerer Zustand. Man steht da drinnen in einer Welt, die stärker drückt, stärker leuchtet, die alles stärker vollbringt als unsere gewöhnliche physische Welt. Nur dadurch, daß das so ist, kann man dasjenige mitmachen, was der durchmacht, der vor kurzem durch des Todes Pforte gegangen ist.

Aber diese Welt, sie zeigt ja zugleich etwas ganz Besonderes. Wenn man sich in dieser Welt, die ich so beschrieben habe, befindet, dann kann man in dem Augenblicke, in dem man in diesem Bewußtseinszustande ist, nicht hinschauen auf seine gewöhnlichen Tageserlebnisse, auf dasjenige, was man im gewöhnlichen Leben durchmacht, sondern man sieht von seinem eigenen Leben nur das, was unmittelbar dem Betreten des Erdenlebens vorangegangen ist, was man durchgemacht hat noch in der geistigen Welt, bevor man das Erdenleben betreten hat. So daß man also sagen muß: Mit diesem Bewußtseinszustande ist man für den Menschen gar nicht in derselben Welt, in der man gewöhnlich ist.

Stellen Sie sich das graphisch vor. Wenn man in diesem Zeitpunkt geboren ist (es wird gezeichnet) und nun weiterlebt: In dem Augenblicke, wo man, wenn ich es so nennen darf, in den Kupferzustandkommt — Sie verstehen das nach dem vorgestrigen Vortrage — , ist man nicht, wenn man zum Beispiel vierzig Jahre alt geworden ist, mit seinem Erkennen in der Gegenwart. Man ist aber auch nicht mit seinem Erkennen etwa im fünfunddreißigsten oder dreißigsten Jahre, sondern man kann nur zurückgehen zu dem, was man in der geistigen Welt vor seiner Geburt unmittelbar erlebt hat. Man kann das für sich, man kann das für andere Menschen, man kann aber nicht dasjenige erfassen, in dem man im Alltag drinnensteht. Das gilt aber nur wiederum für den Menschen.

Für die Tiere gilt das, daß man zwar nicht dasjenige, was sie physisch sind in der physischen Welt, so sieht wie sonst, sondern man sieht hinauf in die nächste Welt und sieht das, was ich Gattungsoder Artenseele genannt habe. Man sieht gewissermaßen die Aura der Tiergattungen. Aber man sieht überhaupt, wenn man dann hinausschaut in die Welt, diese Welt verändert, und man lernt etwas erkennen, was eigentlich recht wichtig ist für die Menschheit, aber im gegenwärtigen, materialistisch gesonnenen Zeitalter gar nicht berücksichtigt wird.

Wenn man mit alledem, was man heute lernen kann bis hinauf in die höchste Universitätswissenschaft aller Fakultäten, vor dasjenige Wesen hintritt, das ja noch da ist als Göttin Natura, von dem im lebendigen Sinne die Lehrer der Schule von Chartres gesprochen haben, gesprochen hat Bernardus Silvestris, Alanus ab Insults und andere, wenn man vor dieses Wesen hintritt, dann fühlt man sich gerade mit seinem heutigen Erkennen in einer recht unwissenden Stimmung. Denn man sagt sich: Du weißt ja eigentlich nach dem heutigen Wissen und Erkennen nur etwas, was auf diejenige Welt, die du zwischen Geburt und Tod durchlebst, Bezug hat, und was schon nicht mehr wahr ist, wenn du nur in die nächste spirituelle Welt mit deinem Bewußtsein so untertauchst, daß du den Toten noch über den Tod hinaus verfolgen kannst.

Wir lernen Chemie. Aber das, was wir in der Chemie lernen, das gilt nur für die Welt, in der wir leben zwischen Geburt und Tod. Die ganze Chemie hat keine Bedeutung in der Welt, in der man den Toten nach dem Tode verfolgt. Alles, was man hier lernt in der physischen Welt,hat für jene Welt gar keine Bedeutung, es ist nur eine Erinnerung, wenn man darinnen ist in jener Welt. Und diese Welt, in der man dann darinnen ist, die geht einem eben sogleich auf, und man fühlt, die Welt, in der man so viel gelernt hat, diese alltägliche Welt, die schwindet. Die andere Welt geht sogleich auf.

Nehmen wir an, wir haben in dieser Welt, in der wir zwischen der Geburt und dem Tode stehen, einen Berg. Der Berg ist uns für diese Welt recht dicht. Wir schauen ihn zunächst von der Ferne. Er wirft uns das Licht zurück, das ihm die Sonne gibt. Wir sehen ihn in seinen Formen, in seinen Konturen. Wir gehen hin. Wir kommen ihm näher und immer näher. Wir fühlen, daß er uns Widerstand bietet, wenn wir ihn betreten. Er macht auf uns den Eindruck des Realen. Jetzt sind wir in einer anderen Welt. Alles das, wovon wir gesagt haben, es ist fest, das hört auf, scheint es, eine Bedeutung zu haben, und es ist etwas, was wie aus dem Berg herauskommt, immer größer und größer wird, was uns den Eindruck macht einer anderen Realität.

Und weiter, wir sehen, wenn wir hier in der alltäglichen Welt stehen, über dem Berg die Wolke. Wir sind überzeugt, die ist da oben als zusammengedichteter Dunst. Sie hört ebenso auf, ihre Realität zu haben. Wiederum etwas ganz anderes kommt heraus aus dieser Wolke. Was da herauskommt, verbindet sich mit dieser nach und nach verschwindenden Wolke und dem Berg, und etwas Neues kommt heraus, eine neue Realität ist da, was nicht etwa bloß ein Nebel ist, sondern was Gestalt hat. Und so mit allen Dingen. Wir sehen eine Menge Dinge hier, zum Beispiel viele Menschen. In dem Augenblick, wo sie in die geistige Welt eintreten, verschwinden die scharfen Konturen. Sie müssen sich schon zu dem Gedanken bequemen, meine Damen, daß man all Ihre schönen Kleider dann nicht mehr sieht. Dagegen ersteht aus alledem, was da sitzt, das Seelisch-Geistige. Aber aus der Umgebung kommt dasjenige heran, was geheimnisvoll in Luft und in der ganzen Umgebung waltet. Das kommt heran. Eine neue Welt entsteht. Und in dieser Welt ist der Tote nach dem Tode.

Aber nun werden wir ein anderes gewahr. Wir bemerken ein anderes. Wenn diese Welt nicht wäre, in die wir jetzt eingetreten sind, wenn diese Welt nicht überall auch vorhanden wäre, wo die Weltvorhanden ist, die wir zwischen Geburt und Tod durchblicken, dann hätten wir keine Augen und keine Ohren, überhaupt keine Sinne als Menschen. Denn die Welt, die der Chemiker beschreibt, der Physiker beschreibt, die kann uns keine Sinne geben. Wir wären ganz ohne Sinne, wir wären blind und taub. Die Sinne würden sich nicht in uns bilden.

Sehen Sie, das ist das Überraschende gewesen, als dieser Brunetto Latini von Spanien herübergekommen ist, in die Nähe seiner Vaterstadt Florenz gekommen ist und diesen leisen Sonnenstich hatte und dadurch versetzt wurde in diese andere Welt. Da merkte er: Deine Sinne hast du aus dieser anderen Welt. Du wärest als Mensch sinnenlos, wenn diese andere Welt nicht durchdränge die gewöhnliche Welt, die du sonst siehst. Du stehst also als Mensch dadurch, daß dir deine Sinne eingesetzt sind in deinen Körper, im Zusammenhang mit dieser zweiten Welt.

Und zu allen Zeiten hat man diese zweite Welt — wir können den Ausdruck beibehalten — die Welt der Elemente genannt. Da drinnen hat es keinen Sinn, zu sprechen von Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und so weiter. Davon können wir reden zwischen Geburt und Tod. Da drinnen hat es nur einen Sinn, zu sprechen von den Elementen Erde, Wasser, Luft, Feuer und Licht und so weiter. Denn das Spezifische von Wasserstoff, Sauerstoff und so weiter hat gar keinen Bezug zu unseren Sinnen. Was der Chemiker findet an dem Geruch von Veilchen oder von Asa foetida, daß das eine einen sehr sympathischen, das andere einen höchst unsympathischen Geruch hat, was da chemisch gefunden wird, mit Namen von Stoffen bezeichnet wird, hat keine Bedeutung. Dagegen ist das alles, was da wirkt als Geruch, durchgeistigt. Luftförmig müßte man es bezeichnen im Sinne der Welt, in die der Tote unmittelbar nach dem Tode eintritt, aber differenzierte Luft, überall durchgeistigte Luft. So daß unsere Sinne wurzeln in der Elementenwelt, in der Welt, wo es noch einen Sinn hat, von Erde, Wasser, Feuer, Luft zu sprechen.

Sehen Sie, da kommt uns gegenüber einem falschen Gedanken der richtige Gedanke. Wie verhält sich der moderne Philosoph, der ja, wie er selber sagt, verständig, vernünftig geworden ist, der die Naivität derAnschauungen früherer Zeiten überwunden hat? Er sagt: Nun, die Anschauungen früherer Zeiten waren grob. Die haben nur von den groben Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft gesprochen. Wir wissen, daß es siebzig bis achtzig Elemente gibt, nicht vier oder fünf. — Würde ein Grieche auferstehen — so wie er damals war, nicht in Wiederverkörperung — und würde sich das sagen lassen müssen, dann würde er sagen: Ja, ganz gewiß, ihr habt ja Sauerstoff, Wasserstoff und so weiter, das sind eure Elemente. Aber ihr habt vergessen, was wir in unseren vier Elementen hatten. Das seht ihr nicht mehr. Von dem wißt ihr nichts mehr. Aber mit all euren zweiundsiebzig oder fünfundsiebzig Elementen würden niemals Sinne entstehen, denn die entstehen aus den vier Elementen. Wir kannten den Menschen daher besser. Wir wußten, wie sich dieses Äußere, Peripherische, das von Sinnen durchsetzt ist, im Menschen bildet.

Die Eindrücke, die von solchen alten, an die Initiation nahe herangekommenen Menschen, wie Brunetto Latini einer war, empfangen wurden, die können wir ja nur würdigen, wenn wir sie auf ihre Gemütstatsache hin würdigen, wenn wir das Überraschende, Frappierende, das die Seele Aufregende und Hinnehmende ins Auge fassen. Natürlich, wenn jemand bis dahin geglaubt hat, was seine Augen hier sehen, seine Ohren hier hören, das sei das Reale, und er kommt dann darauf, daß dieses Reale nicht einmal Auge und Ohr hervorbringen könnte, sondern daß da dasjenige dahinter sein muß hinter diesem Realen, was ich hier beschrieben habe, dann wirkt das natürlich zunächst erschütternd.

Und das wiederum ist das Wesentliche, daß wir zu keiner solchen Erkenntnis kommen können, wenn wir in der gewöhnlichen toten Weise der Natur gegenüberstehen und bleiben, wie wir es sonst tun. Es beginnt sogleich alles zu leben, wenn wir in diese Welt eintreten. Wir sagen uns: Ja, der Berg, den wir kennen, er ist tot. Wir haben gar nicht gewußt, daß in dem etwas lebt. Aber es lebt etwas in ihm. Jetzt ist es da. Die Wolke erschien uns früher tot; jetzt erscheint das Lebende, das in ihr ist, das wir früher nicht gesehen haben. Alles wird lebendig. Aber in diesem lebendigen Weben offenbart sich eben auch wiederum Wesenhaftes.

Da drücken wir nicht aus unserem Gehirn Naturgesetze heraus, sondern da stehen wir einer geistigen, einer spirituellen Wesenheit, eben der Wesenheit Natura gegenüber, die uns sagt dieses, die uns zeigt dieses, die uns reale Mitteilungen macht. Und es wird eine Tatsache, daß man sich über die Tatsachen, die da sind in unserer Umgebung, mit Wesen einer übersinnlichen Welt verständigt. So tritt man eben ein aus dem bloß Abstrakten der Gesetzhaftigkeit der Welt in das Wesenhafte, wo man sich, statt daß man Naturgesetze durch Experiment und Nachdenken zusammenbringt, Wesen einer anderen Welt gegenüberfühlt, die für die Erkenntnis Mitteilungen machen, weil sie das wissen, was wir als Menschen erst lernen sollen.

Und so kommt man hinein auf einem rechten Wege in die geistigen Welten. Man kommt dann dahinter: Würdest du nur Sinne haben, würde nur das Auge mit seinen Sehnerven, die Nase mit ihren Riechnerven, das Ohr mit den Gehörnerven da sein, und würden sich diese Nerven alle bloß verbinden nach rückwärts, so würdest du gar nicht darauf kommen, daß es Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und so weiter gibt, daß es alle diese Dinge gibt, die man zwischen Geburt und Tod als Mensch wahrnimmt. Man würde hineinschauen in die Welt der Elemente. Überall würde man Erde, Wasser, Luft, Feuer schauen. Und dasjenige, was als weitere Differenzierung des Festen, Erdigen, des Flüssigen, Wässerigen da wäre, würde einen so wenig interessieren wie den Millionär das kleine Geld. Man würde sich einfach nicht dafür interessieren. Aus unseren Nerven, die von den Sinnen ausgehen, als Sinnesmenschen wissen wir von der elementarischen Welt. Und in dem Augenblicke, wo wir dies, was ich erzählt habe, gewahr werden, werden wir auch gewahr, daß ja bei uns als Menschen die Sinnesnerven zurückgehen, sich mehr differenzieren, mehr vervollkommnen, da etwas darinnen noch ausbilden wie Gehirn. Dadurch kommen wir nicht mehr in uns hinein, sondern mehr aus uns heraus, und wir fügen zu dem Wesen der vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser, Luft, das andere hinzu, was wir eben sonst lernen zwischen Geburt und Tod.

Aber dieses ganze Gehirn, das sich aufstülpt aus den nach rückwärts gehenden Sehnerven, Gehörnerven und so weiter, dieses ganze Gehirn, das uns so wertvoll ist als Menschen, das hat ja nur eineBedeutung zwischen Geburt und Tod. Was da in der Schädeldecke drinnen noch besonders aufgestülpt ist beim Menschen, hat nur eine Bedeutung für das irdische Leben. Das Gehirn ist das Allerunbedeutendste für die geistige Welt. Daher muß man schon das Gehirn wieder ausschalten, wenn man nur in die erste Welt, die an die unsere angrenzt, hineinkommen will. Das Gehirn muß man ausschalten. Das ist ein furchtbar störendes Organ für die höhere Anschauung. Und man muß mit dem ausgeschalteten Gehirn gleich wiederum in den Sinnen leben, aber jetzt in die Sinne hineingedrückt haben das erweckte Spirituelle; dann bekommt man die Imagination. Die Sinne nehmen sonst Sinnesbilder wahr in der äußeren physischen Welt und die setzt das Gehirn um in die abstrakten Gedanken, in diese toten, abstrakten Gedanken. Schaltet man das Gehirn aus, lebt man wiederum in den Sinnen, dann empfindet man alles wiederum in Imaginationen. Das wird man gewahr. Dann eben weiß man auch, daß das Untertauchen in tiefere Lebenszustände verbunden ist mit dem Entwickeln höherer geistiger Bewußtseinszustände als wir sie im gewöhnlichen Leben haben.

 Abbildung 1
Abbildung 1
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Unsere Sinne, die ja an unserer Oberfläche sind, Auge, Ohr, die nehmen fortwährend diese Welt wahr (siehe Zeichnung, rot). Da stehen wir, meine sehr verehrten Anwesenden. Unsere Sinne, die an unserer Oberfläche sind, die schauen diese elementarische Welt. Dieschauen auch noch die Toten darinnen, Jahre nachdem sie gestorben sind. Daß das alles ausgelöscht ist, das rührt davon her, daß hinter den Sinnen das Gehirn ist (orange). Jetzt stehe ich da mit meinem Gehirn, meinen Sinnen. Dieser Mensch, der an meiner äußeren Oberfläche liegt, der schaut darinnen die geistige Welt, der schaut darinnen die Toten in den Jahren nach dem Tode. Aber mein Gehirn, das löscht das alles aus, löscht aus Erde, Wasser, Feuer, Luft; und ich schaue hin auf das, was in scharfen Konturen da ist als physische Welt, was nur da ist für die Welt, die ich zwischen Geburt und Tod durchlebe. Es ist eine Welt da ganz anderer Art. Ich lösche sie durch mein Gehirn aus und schaue auf die Welt, die eben dem Menschen als die Welt des gewöhnlichen Bewußtseins bekannt ist.

Und so besteht ja für den neueren Menschen jene Meditation, von der ich gestern gesprochen habe. Für den älteren Menschen bestand nach jener Meditation auch noch der Genuß von solchen Metallitäten, wie ich es gestern auseinandergesetzt habe. So besteht ja das Versetzen zunächst in den nächsten Bewußtseinszustand darin, daß man das Gehirnbewußtsein ausschaltet und mit dem Geiste untertaucht in das Bewußtsein, das unsere Augen, Ohren haben. Die Tiere haben das auch, denn die haben physisch das Gehirn hinter den Sinnen nicht entwickelt. Nur haben sie nicht in sich die Ich-begabte Seele, so daß sie in ihre Sinne nicht untertauchen können mit dem Geiste. Sie tauchen nur mit dem Grob-Seelischen unter, sehen daher nicht dasjenige, was der Mensch, wenn er mit dem Geiste in seine Sinne untertaucht, in der Umgebung sehen kann. Aber in derselben Art sehen die Tiere; niedrig, nicht individuell hoch, sehen die Tiere.

Das Mysterium des Merkur

Was ich nun weiter über die Metallität, also über das eigentlich Substantielle des Mineralischen sagen werde, bitte ich Sie, meine verehrten Damen und Herren, mit all der Reserve ausgestattet zu betrachten, auf die ich gestern aufmerksam gemacht habe, und die ich zusammengefaßt habe in den Satz: Das innere Beleben der Seele durchdie Eigenschaften des Metallischen, also das Ausbilden gewissermaßen eines inneren Zusammenlebens mit der Metallität in einem moralischen Sinne, das gehört für den heutigen Menschen der wirklichen spirituellen Entwickelung an. Das Beibringen von Metallität an den menschlichen Organismus, das gehört in den Bereich des Arztes. — Also mit dieser Reserve bitte ich Sie, alles das aufzunehmen, was ich nun noch zu sagen haben werde über das Mysterium von anderen Metallen als die, welche ich schon besprochen habe.

Vor allen Dingen steht derjenige, der die Welt geistig betrachtet, das heißt, der die Physis, die physischen Substanzen auch so betrachten kann, daß er in ihnen das dahinter wirkende Spirituelle sieht, in einer für ihn sehr bedeutsamen Weise vor dem Mysterium des Merkur. Das Metall Merkur ist ja nur ein Teil dessen, was man in der Geisteswissenschaft im allgemeinen das Merkuriale nennt; Metallisch-Flüssiges, alles, was metallisch-flüssig ist, ist das Merkuriale, nur daß in unserem Naturzustande eben nur das eine Metall Quecksilber metallisch-flüssig ist und daher merkurial ist. Aber das ist ja nur ein Individuum aus der Gattung des Merkurialen. Wenn man in der Geisteswissenschaft von dem Merkurialen spricht, so spricht man von allem Merkurialen, betrachtet das Quecksilber nur als den Repräsentanten des Merkurialen. Dieses Quecksilber, beziehungsweise das Merkur, gibt in der Tat ein bedeutsames Mysterium. Seine Wirksamkeit auf den Menschen ist so, daß es überhaupt alles das vom Menschen ausschaltet, was der Mensch an Wirkungen aus der physischen Welt erfährt, und auch noch aus der Welt, die ich eben jetzt beschrieben habe, aus der elementarischen Welt.

Wir Menschen stehen ja so in der Welt da, daß wir einmal solche Organe wie unser Gehirn aus der physischen Welt heraus gebildet haben. Viele andere Organe im Menschen sind noch aus der physischen Welt heraus gebildet, namentlich eine ganze Anzahl von wichtigen, für das physische Leben wichtigen Drüsenorganen. Ferner sind eine ganze Anzahl von Organen — ich habe ja eben die Sinne angeführt — herausgebildet aus der Welt, die ich als die des zweiten Bewußtseins beschrieben habe. Kupfer, Eisen, sie versetzen den Menschen in diese zweite Welt.

Anders das Merkur. Das Merkur muß da sein in der Welt. Und es ist in feiner Dosierung überall da. Wir leben, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, in einer Atmosphäre von Merkur. Aber in dem Augenblicke, wo der Mensch etwas mehr als dieses normale Merkur in sich aufnimmt, strebt sein Organismus dahin, alle Organe auszuschalten, die aus der physischen Welt und aus der elementarischen Welt sind. Der Astralleib des Menschen wird sozusagen angeregt, nur diejenigen Organe im Menschen in Anspruch zu nehmen, die herausgebildet sind aus der Welt der Sterne. Daher wird der Mensch sogleich, wenn sein Bewußtsein sich auf die Metallität Merkur konzentriert, auf die Eigenschaften des Merkur, auf das Metallisch-Flüssige, das eigentümlich Unberührbare und doch wiederum Menschenverwandte, das im Merkurialen liegt, innerlich noch mit einem dritten Menschen ausgefüllt.

Ich sagte, durch die Beziehung zum Kupfer wird der Mensch ausgefüllt mit einem zweiten Menschen, der innerlich preßt und drängt, der auch herausgehen kann aus dem gewöhnlichen physischen Leib, und dann folgen kann, wie ich charakterisiert habe, den Toten in den nächsten Jahren nach dem Tode. Das Quecksilber zieht sogleich alles dasjenige an sich, was im Menschen einen viel, viel dichteren inneren seelischen Organismus hervorruft. Der Mensch fühlt, wie wenn er ergreifen würde mit alledem, was ihm jetzt durch das Quecksilber wird, den ganzen Stoffwechsel seiner Organe. Wie durch die verschiedenen Gefäße die Säfte im Menschen fließen, das nimmt den Menschen plötzlich in Anspruch, wenn er den starken Einfluß der Metallität des Quecksilbers erfährt.

Es ist zunächst nicht etwas, was man als wunderbar und angenehm beschreiben kann, denn der Mensch fühlt, wie wenn er kein Gehirn hätte, keine Sinne hätte, aber wie wenn alles in ihm in Regsamkeit und Bewegung wäre, wie wenn alles in ihm in Kribbelndem und Krabbelndem, in innerem Rühren und Tun und Weben und Leben wäre. Da ist plötzlich alles in uns in innerer Regsamkeit. Und wir fühlen dieses, was in uns in innerer Regsamkeit ist, verbunden mit einer Regsamkeit im Äußeren.

Das alles nach Trainierung der Seele bewußt durchgemacht, wie iches beschrieben habe, stellt sich grob schematisch so dar (siehe Zeichnung S. 102). Durch den Einfluß des Quecksilbers, durch den Impuls des Quecksilbers fühlt der Mensch nicht sein Gehirn; das ist ein Loch. Das ist auch gut für die Wahrnehmung der spirituellen Welt; das Gehirn taugt nicht dazu. Andere Organe werden auch noch nicht gefühlt. Aber gefühlt wird das Durchgehen von Bewegung durch den ganzen Organismus (rot). Und alle diese Bewegungen tun zunächst so weh, schmerzen so, wie wenn man innerlich müde wäre.

 Abbildung 2
Abbildung 2
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Diese Bewegungen, sie stehen mit äußeren Bewegungen überall in Verbindung (orange). Es verbindet sich die innere Regsamkeit mit der äußeren Regsamkeit. Man hat den Eindruck, man hat da unter sichgelassen die Welt der Erde, die Welt der Elemente, das ist alles unten. Das qualmt und dampft. Aber in diesem qualmenden, dampfigen, luftigen Bewegen, da sind eben geistige Wesenheiten. Die göttliche Natur, von der Brunetto Latini noch so lebensvoll spricht, hat sich umgedreht.

Sie ist ja dasselbe wie die griechische Persephone, wie ich gestern ausgeführt habe. Vorher wandte sie ihr Antlitzt mehr der Erde zu, erklärte einem dasjenige, was noch mit dem Irdischen zusammenhängt, wie das Leben, das der Mensch zuerst nach dem Tode zubringt. Jetzt dreht sie sich um, und man hat das Irdische und Elementarische unter sich, über sich die Welt der Sterne. Die Sternenwelten werden so die Umgebung, wie man vorher von Pflanzen und Tieren auf Erden umgeben war. Und man hat nicht etwa das Gefühl: Was bist du für ein kleiner Knirps gegenüber der großen Sternenwelt! — sondern man fühlt sich in seiner Größe gegenüber der großen Sternenwelt so, wie man sich der nächsten Umgebung auf Erden gegenüber fühlt. Man ist eben auch groß geworden. Man ist hineingewachsen mit seiner Größe in die Sternenwelten. Aber die Sterne sind nicht so Sterne, wie wir sie gesehen haben, als wir auf der Erde standen und sie mit Augen sahen, die Sterne enthüllen sich als Kolonien geistiger Wesenheiten. Wir sind wiederum in der Welt, die ich Ihnen schon beschrieben habe, die ich Ihnen beschrieben habe als hervorgerufen im Menschen durch seine Verwandtschaft mit der Metallität des Zinnes. Denn zwischen dem Merkur und dem Zinn ist eine innere Verwandtschaft nach der angedeuteten Richtung. Einen gewissen Teil unserer Menschenwesenheit nimmt das Merkur in Anspruch, hebt ihn heraus aus der übrigen Menschenwesenheit, trägt diesen Teil der Menschenwesenheit in jene geistige Welt hinein, deren äußere physische Offenbarung die Sternenwelt ist.

Aber wir sind jetzt wiederum woanders, dadurch, daß unser Bewußtseinszustand sich geändert hat, daß wir nicht mehr durch die Sinne, durch das Gehirn unseren Bewußtseinszustand haben, sondern durch dasjenige, was jetzt aus unserem Organismus herausgehoben hat die Metallität des Merkur. Dadurch sind wir in einer ganz anderen Welt. Wir sind jetzt in der Welt der Sterne. Aber ich könnte auchanders sagen. Welt der Sterne, das bedeutet die Sache räumlich; in Wirklichkeit aber wandern wir aus der Welt, in der wir räumlich sind zwischen Geburt und Tod, mit der Entwickelung des genannten Bewußtseinszustandes heraus und sind nun in der Welt, die wir durchleben als Mensch zwischen Tod und neuer Geburt.

Es ist in der Tat das Mysterium des Merkur, daß das Merkur den Menschen herausträgt aus der Welt, in der er als der physisch-sinnlichen Welt ist, daß es ihn hineinträgt in die Welt, in der er zwischen dem Tod und einer neuen Geburt ist, weil das Quecksilber, das Merkur, eine innere Verwandtschaft zu dem im Menschenwesen hat, was gar nicht von dieser Erde ist, sondern was hereingetragen ist aus der Welt, die wir durchleben zwischen Tod und neuer Geburt. Unser Säftekreislauf, dasjenige, was wir jetzt spüren, das ist nicht von dieser Welt, das ist hereinbestimmt aus der Welt, die wir durchlaufen zwischen Tod und neuer Geburt.

Und jetzt werden wir ein anderes gewahr, wiederum etwas, was Brunetto Latini unter dem Einflüsse der Göttin Natura bemerkte. Wir werden gewahr: Wir leben in unserem Säftekreislauf, der sich aber verbindet mit dem Säftekreislauf des ganzen Kosmos; wir sind aus uns heraus und wir sind in jenem Land, das wir durchleben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Aber wir lernen die Natur dieses Säftekreislaufes jetzt kennen und lernen erkennen, wie in dieser inneren Regsamkeit, in diesem Säftekreislauf aus dem Lande heraus, das wir durchlaufen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, unser Temperament gebildet ist; so gebildet ist, daß wir entweder ein sanguinischer oder ein cholerischer oder ein melancholischer oder ein phlegmatischer Mensch geworden sind. Wir begreifen uns jetzt noch tiefer denn als Sinnesmensch. Wenn wir als Phlegmatiker durch die Welt gehen, müssen wir uns sagen: Unser Phlegma ist bedingt von dem, was wir durchgemacht haben zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt. Ebenso das Cholerische, das Melancholische und Sanguinische.

Aber in dieses Temperament, in das, was da im Säftekreislauf seinen physischen Ausdruck hat, in das ist noch etwas anderes hineingemischt. Bedenken Sie nur, was Sie in diesem Säftekreislauf haben.Gehen Sie als Anatom, als Physiologe vor, so haben Sie zunächst etwas Physisches. Das Physische ist nur der Ausdruck eines Geistigen. Aber das Geistige ist in bezug auf diesen Säftekreislauf gar nicht von dieser Welt, sondern es ist von der Welt, die zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in den Menschen hineinwirkt.

So daß, wenn wir auf unser Temperament zurückschauen — und das war auch das Allerfrappierendste für Brunetto Latini, als ihm die Göttin Natura die Temperamente erklärte-, man sagt sich: Da, in diesen Temperamenten, die im Säftekreislauf liegen, da hinein hat das Leben zwischen Tod und neuer Geburt das Siegel gedrückt. — Aber geht man jetzt tiefer, so ist dem beigemischt dasjenige, was man Karma nennt, was man die Schicksalsprüfung nennt. Schaut man dieses merkwürdige metallisch fließende Merkur in seinem physikalischen Dasein an, so lernt man es eben nur dann recht erkennen, wenn man weiß, daß dieses Geheimnis darinnen liegt: In einem Tröpfchen hinfließenden Quecksilbers offenbart sich dem Initiierten ein tiefgehender Zusammenhang. Und dieses Tröpfchen des dahinfließenden Quecksilbers, es ist imstande, des Menschen Geistiges zusammenzuziehen mit denjenigen Organen, die da stammen in ihren Formungen, in ihrem Ursprung aus dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt.

So ist alles in der Welt miteinander verbunden, ineinander verwoben. Das Physische ist nur die Illusion, eine physische Illusion. Das Geistige ist nur für das Physische eine Illusion, eine abstrakte Illusion. In Wahrheit ist Physisches in Geistiges, Geistiges in Physisches verwoben. Und hat man beim schadhaft gewordenen menschlichen Organismus die Bemerkung gemacht, dieser menschliche Organismus ist dadurch schadhaft geworden, daß jene Organe angegriffen sind, welche eigentlich gebildet sind aus dem Lande herein, das wir durchleben zwischen Tod und neuer Geburt, dann muß man Kräfte im menschlichen Organismus wachrufen, die diese Schäden ausbessern.

Nehmen Sie an, ein Mensch zeigt dem Arzte, er hat diejenige Organisation — den Säftekreislauf — schadhaft, der eigentlich aus dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt heraus impulsiert wird. Ich stehe also vor einem Kranken, dessen Säftekreislauf sich von dergeistigen Welt losgerissen hat. Das ist das Phänomen. Man diagnostiziert spirituell in der Sache. Immer ist das Spirituelle im Verhältnis zur physischen Diagnose so aufzufassen, wie ich das gestern auch angedeutet habe. Ich betone das immer wieder, damit keine Mißverständnisse entstehen. Man diagnostiziert, der Mensch hat einen Säftekreislauf, der sich zu stark losgerissen hat von der spirituellen Welt, die wir durchleben zwischen Tod und neuer Geburt. Was muß man tun?

Man muß therapeutisch diejenige Metallität dem Körper in der geeignetesten Weise zuführen, welche den Säftekreislauf wiederum in Kontakt bringt mit der spirituellen Welt. So wirkt das Merkur auf den Menschen. Das Merkur wirkt auf den Menschenorganismus so, daß es diejenigen Organe, die nur herausgebildet werden können aus der spirituellen Welt, wenn sie sich losgerissen haben, wiederum in Kontakt bringt mit dieser spirituellen Welt. Da sehen Sie, welche, ich möchte sagen, gefährliche, zu gleicher Zeit aber selbstverständlich notwendige Beziehung herrscht zwischen der Erkenntnis der Bewußtseinszustände im Menschen und der Erkenntnis der Krankheiten. Das eine geht in das andere über.

Diese Dinge, die spielten ja eine so große Rolle in den alten Mysterien. Und diese Dinge klären uns auch auf über so etwas, wie ich es gestern erzählt habe. Denken Sie sich, in einer Zeit, in der die Menschheit längst nicht mehr ein solches spirituelles Schauen hatte, daß die Göttin Natura erkannt wurde in ihrer belehrenden Art über die Naturgeheimnisse, kehrt in einer gewissen Aufregung Dantes Lehrer, Brunetto Latini, von seinem Gesandtenposten in Spanien zurück, kommt in die Nähe seiner Vaterstadt, wird weiter aufgeregt, weil er hört, wie es seiner eigenen Partei, der Weifenpartei, ergangen ist. Das alles vollbringt er in der Verfassung, daß etwas wie ein leiser Sonnenstich in ihm zustande kommt. Die Metallität des Merkur hat einfach auf ihn aus der Umgebung gewirkt.

Denn, was heißt es: Wir bekommen einen leisen Sonnenstich? Das heißt, wir bekommen eine Wirkung aus dem überall in der feinsten Weise in unserer Umgebung im Kosmos dosierten Merkur. Diese Wirkung hat Brunetto Latini bekommen. Dadurch hat er in einer Zeit, in der sonst es dem Menschen unmöglich war, so an die geistige Weltheranzutreten, wie er herangetreten ist, dadurch hat er die Möglichkeit bekommen, an diese geistige Welt heranzutreten.

Das weist Sie aber darauf hin, meine sehr verehrten Anwesenden, daß im Menschen, so wie er vor uns steht, etwas ist, was eine Verwandtschaft hat nicht nur zu dem, was der Naturforscher vor uns ausbreitet, was eine Verwandtschaft hat nicht nur zu dem, was der vor uns ausbreitet, der schon den Toten verfolgen kann auf seinem nächsten Schritte nach dem Tode, sondern daß die menschliche Wesenheit, wie sie in uns ist, eine Beziehung, eine Relation hat zu noch weit Höherem, zu ganz Geistigem, wie wir es durchleben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Sie mögen die Form der Leber begreifen, die Form der Lunge begreifen, wenn Sie mit der gewöhnlichen Wissenschaft vorgehen. Sie mögen den Bau der Sinnesorgane begreifen, wenn Sie das nächste Wissen zu Hilfe nehmen; aber das nimmt unsere heutige Physik nur in grober Weise in Anspruch. Sie lernen aber nie die Zirkulation des aufgerichteten Menschen kennen in ihrer Eigenart, wenn Sie nicht mit der Initiationswissenschaft herangehen. Und Sie lernen auch nie die Geheimnisse der Metallität kennen, wenn Sie nicht wiederum mit der Initiationswissenschaft herangehen.

Damit aber ist auch gesagt, daß Sie nie das Wesen der Krankheiten im Sinne des Ausgeführten kennenlernen, wenn Sie nicht mit der Initiationswissenschaft an sie herangehen, denn Sie können ja mit der physischen Eigenschaft der Metalle nicht helfen. Mit den physischen Eigenschaften der Metalle können Sie Gehirne heilen, wenn man sie erst kennt. Sie können nicht einen Kreislauf der Säfte heilen. Aber das, was ich Ihnen da sage, ist auch uneigentlich gesprochen, denn Sie können nur die gröbste Masse des Gehirnes heilen. Aber im Gehirn ist auch Säftekreislauf. Daher können Sie in Wirklichkeit auch nicht Gehirne heilen mit den Metallen, sondern nur mit der spirituellen Erkenntnis. Sie können sagen: Ja, warum heilt denn die heutige Medizin doch? Sie heilt mit dem, was an Tradition ihr noch geblieben ist aus alten Zeiten. Man weiß noch, was die Alten gewußt haben über die Spiritualität der Metalle. Das wendet man an. Das wendet man zwischen dem an, was man rein physisch entdeckt hat und was nicht viel hilft. Und wenn einmal der Materialismus gesiegt haben würdeund alles vergessen sein würde, dann würde kein Heilmittel mehr etwas helfen, das nur auf physischem Wege gefunden ist.

Wir stehen schon an dem Punkte der Menschheitsentwickelung, wo, weil allmählich die alten Traditionen aus dem ursprünglichen Hellsehen geschwunden sind, auf neue Weise das Spirituelle gefunden werden muß.

Das Mysterium des Silbers

Von einer ganz besonderen Art ist wiederum jenes Mysterium, das hinter der Metallität des Silbers steckt. Kann man sagen, hinter dem Kupfer steht diejenige kosmische Impulsivität, welche zunächst den ersten höheren Menschen in das Menschenwesen hereinzaubert; hinter dem Merkur steht eine zweite kosmische Kraft, welche einen zweiten Menschen hereinzaubert, der mit der Sternenwelt und damit mit der spirituellen Welt, die wir durchleben zwischen Tod und neuer Geburt, zusammenhängt, so muß man von der Metallität des Silbers noch etwas ganz anderes sagen.

Wenn der Mensch eben in einer solchen Weise seine Verwandtschaft zum Silber steigert, größer macht, wie wir das für die Metallität des Kupfers, für die Metallität des Merkur gesehen haben, dann wendet er sich wiederum an eine noch tiefere Organisation in sich. Mit dem Merkur hat er sich an die Gefäßorganisation gewandt, die ihn in Zusammenhänge bringt mit einer Zirkulation im ganzen Kosmos, in Zusammenhang bringt mit der Spiritualität des Kosmos. Dadurch, daß er die Silberrelation steigert, bringt sich der Mensch in unmittelbaren Kontakt mit demjenigen, was herüberkraftet, herüberimpulsiert aus früheren Erdenleben.

So daß wir sagen können: Konzentriert sich der Mensch auf die besonderen Eigenschaften des Silbers, was lange dauert, bis es wirksam wird, zieht der Mensch diejenigen Kräfte in sich zusammen, die damit zusammenhängen, daß jetzt nicht nur seine Gefäße Flüssigkeiten zirkulieren lassen, Säfte zirkulieren lassen, sondern daß Wärme durch die Zirkulation des Blutes kreist. Dann stellt sich für denMenschen die Wahrheit ein, daß in dem, was als Wärme in seinem Blute kreist, was ihn erst zum menschlichen Wesen dadurch macht, daß er eine gewisse Wärme und dadurch Blutstofflichkeit, aber auch Blutgeistigkeit, Blutspiritualität in sich empfindet, wirksam ist dasjenige, was aus früheren Inkarnationen herüberwirkt. — Und in der Verwandtschaft mit dem Silber drückt sich unmittelbar dasjenige aus, was auf die Wärmeimpulsivität des Blutes wirken kann. Damit aber drückt sich auch aus, was uns spirituell hinüberleitet zu früheren Erdenleben.

Denken Sie, man erhält in dem Silber diejenige Metallität, die gewissermaßen den Menschen aufmerksam macht auf das, was in ihm jetzt in diesem Erdenleben noch aus früheren Erdenleben ist. Denn unser Blutkreislauf mit seinen wunderbaren Wärmedifferenzierungen, er ist nicht aus dieser physischen Welt heraus. Er ist auch nicht aus der elementarischen Welt heraus, die ich Ihnen geschildert habe. Er ist auch nicht einmal allein aus der Welt der Sterne heraus. Aus der Welt der Sterne heraus sind die Richtungen des Blutkreislaufes. Aber in dem, was im Blute eigentlich als Wärme unser Leben in der richtigen Weise durchpulsiert, wirkt dasjenige, was aus früheren Erdenleben heraus kraftet.

Unmittelbar an das appelliert man, wenn man an die Silberkräfte in ihrer Beziehung zum Menschen appelliert. So steht das Mysterium des Silbers im Zusammenhange mit den wiederholten Erdenleben. Das Silber ist eines der erschütterndsten Beispiele dafür, daß überall Spiritualität lebt, auch in dem Physischen. Wer das Silber mit rechten Augen anzusehen vermag, der weiß, daß das Silber das äußere Götterzeichen ist für die Kreisläufe des menschlichen Erdenlebens. Daher hängt auch das Mysterium des Silbers mit der Fortpflanzung zusammen, mit all jenen Geheimnissen, die sich auf die Fortpflanzung beziehen, aus dem Grunde, weil der Mensch ja durch die Fortpflanzung sein Wesen hinüberleitet zu den früheren Erdenleben. Das Wesen, das in früheren Erdenleben vorhanden war, dringt durch die Fortpflanzung in das physische Leben herein. Aber das ist dasselbe Geheimnis wie das Geheimnis des Blutes. Und das Geheimnis des Blutes, das Mysterium des Blutes, ist das Mysterium des Silbers. Mankann hier sagen: Das Geheimnis der Blutwärme ist das Geheimnis, das Mysterium des Silbers.

Wiederum zieht sich der Strom des Erkennens hinüber von diesem normalen Verlauf im Menschen zu dem pathologischen. Denken Sie, es wird im Menschen durch Umstände, die gerade in der gegenwärtigen Welt liegen, aus der das Blut nicht erwärmt werden darf — denn es muß erwärmt werden durch die Welten, die wir durchgemacht haben in früheren Erdenleben —, denken Sie, es wird das Blut in seiner Wärme beeinträchtigt von der gegenwärtigen Welt, nicht impulsiert von dem, woran wir durch ein spirituelles Band an den früheren Erdenleben hängen. Dann entstehen diejenigen Krankheitszustände, von denen wir sagen können, sie sind dadurch da, daß alles, was mit unserer Blutwärme zusammenhängt, losgerissen ist von dem, womit es eigentlich zusammenhängen sollte, von den früheren Erdenleben.

Was ist Fieber? Fieber, in spirituellem Sinne aufgefaßt, ist das Ergebnis des Losreißens der menschlichen Organisation von der normalen Einordnung in die fortwirkenden früheren Erdenleben. Kann der Arzt diagnostizieren, daß bei irgendeinem Krankheitsfall dieses vorliegt: Hier ist der Mensch; die Außenwelt hat auf ihn so gewirkt durch irgend etwas, daß er droht, seine Organisation loszureißen von früheren Erdenleben —, dann schreitet der Arzt zur Therapie durch Silber. Und ein sehr schönes Beispiel kann gerade in bezug darauf erzählt werden, das sich vor nicht zu langer Zeit in dem Klinisch-Therapeutischen Institut der Frau Dr. Wegman in Ariesheim zugetragen hat. Solch ein Zustand, der spirituell, so wie ich es angedeutet habe, eintreten kann, daß sich durch äußere Umstände plötzlich der menschliche Organismus in seiner Bluteigentümlichkeit von vorigen Erdenleben loszureißen droht, der kann ganz plötzlich eintreten. Und das ist in einem besonderen Krankheitsfall eben vor kurzer Zeit im Klinisch-Therapeutischen Institut von Frau Dr. Wegman eingetreten, dasjenige, was man in der materialistischen Medizin nennt «okkulte Fieber»: plötzliche hohe Temperatur bei einem schon Genesenden, die man gar nicht erwartet hat. Frau Dr. Wegman stand plötzlich vor diesem Falle. Aus ihrer inspirierten medizinischen Erkenntnis heraus wandte sie eine Silberkur momentan an. Als sie mirdas erzählte, stand der ganze Fall in seinem wunderschönen kosmischen Zusammenhang da. Man sieht daraus, wie die Dinge herüber und hinüber spielen aus demjenigen, was mit der Entwickelung des Menschen in die Spiritualität hinein zusammenhängt, und was auf der anderen Seite mit dem zusammenhängt, was ins Pathologische und dann ins Therapeutische hineinführt.

Worauf beruht es denn, daß der Initiierte frühere Erdenleben überblicken kann? Solange man so wie im gewöhnlichen Leben mit ihnen zusammenhängt, daß man eben durch sein Karma marschiert und einfach die früheren Erdenleben wirken, kann man nicht hinschauen auf die früheren Erdenleben. Hier ist man im gegenwärtigen Erdenleben. Man hängt mit den früheren Erdenleben zusammen; die wirken herüber. Ja, sie wirken so herüber, daß Sie unter ihrem Einfluß Ihr Karma ausüben, daß Sie im Sinne Ihres Karma durch die Welt marschieren. Aber Sie können nicht zurückschauen. Sie können ja nicht mit dem gewöhnlichen Bewußtsein zurückschauen. Wollen Sie zurückschauen, so müssen Sie den Faden erst für Augenblicke zerreißen, müssen sich losreißen. Wenn Sie sich losgerissen haben, wenn objektiv geworden sind die früheren Erdenleben, dann können Sie zurückschauen.

Sie müssen natürlich sich die Fähigkeit erwerben — ich werde davon noch sprechen — , nachher den Faden wiederum in aller Normalität anzuknüpfen. Wenn Sie den Faden nicht wieder anknüpfen, werden Sie ein Geistesgestörter, nicht ein Initiierter.

Sehen Sie, hier haben Sie eine Erscheinung, die eintritt in der spirituellen Entwickelung: das Losreißen von den spirituellen Fäden, die einen an frühere Erdenleben knüpfen. Die Krankheit macht das im abnormen Fall. Die Krankheit macht das auf pathologische Weise. Die Krankheit erweist sich als abnormes Auftreten desjenigen, was man in einer höheren Sphäre normal herbeiführen muß zum spirituellen Schauen, zu anderen Bewußtseinszuständen. Wenn sich das Blut, abgesondert vom übrigen Organismus des Menschen, hingibt seinem Bewußtsein — denn das Blut hat ein besonderes Bewußtsein, wie ich Ihnen von solchen besonderen Bewußtseinen gewisser Körperorgane schon gesprochen habe —, wenn sich das Blut emanzipiert von demübrigen Organismus, dann schaut es in anormalem Zustande zurück in die früheren Erdenleben. Aber es bleibt unterbewußt. Zum bewußten Zurückschauen muß der Faden erst abreißen. Zum krankhaften Zurückschauen muß der Faden nicht abreißen.

So führt uns die Betrachtung von so etwas wie die Metallität des Silbers, das sich eigentlich wie ein wunderbares Heilmittel erweist gerade bei allen Erkrankungen, die irgendwie auf Karmisches zurückgehen, so führt uns das Mysterium des Silbers tief hinein in andere Mysterien der Welt, und wir haben damit zunächst ungefähr diejenigen Metallitäten erschöpft, welche in bezug auf die anderen Bewußtseinszustände des Menschen zu erwähnen wären.

Wir werden nun weiterschreiten in der Betrachtung dieser Bewußtseinszustände und in der Beziehung, die der Mensch herstellen kann durch diese Bewußtseinszustände zu anderen Welten; wir werden mit anderen Worten in den nächsten Vorträgen auf den rechten Wegen zur Spiritualität in der Betrachtung weiterschreiten.




Zuletzt aktualisiert: 24-Mar-2024
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