FÜNFTER
VORTRAG Torquay, 15. August 1924
Das
innere Beleben der Seele durch die Eigenschaften des Metallischen
Der
Kupferzustand des Menschen
Tafel 6, 15. August 1924
Ich
habe versucht, auf der einen Seite zu zeigen, wie der Mensch zu
anderen Bewußtseinszuständen kommt, als diejenigen
sind, die er im gewöhnlichen Leben des heutigen Alltags
hat. Und ich hatte dann versucht zu zeigen, wie der historische
Gang der Menschheitsentwikkelung aufweist, daß die
Menschheit nicht immer in demselben Bewußtseinszustande
erkennend und handelnd gelebt hat, in dem sie heute lebt. Ich
habe dann Ihren Blick versucht hinzulenken auf die
Bewußtseinszustände der Erkennenden im 10., 11., 12.
Jahrhundert im Zusammenhange mit der Art und Weise, wie damals
die Erkenntnis gepflegt worden ist, zum Beispiel von der Schule
von Chartres, und ich habe darauf hingewiesen, wie im
Zusammenhange damit Erkenntnisse entstanden sind, die nicht den
heutigen Bewußtseinszuständen angehören, etwa
bei einer Persönlichkeit wie dem großen Lehrer
Dantes, bei Brunetto Latini. Ich habe dann gestern
versucht, weiter zurück den Blick zu lenken auf die
besondere Art und Weise, wie sich der Mensch zur Welt verhalten
hat etwa in den Mysterien von Ephesus. Wir sehen da, wie die
Menschen durchaus in anderen Bewußtseinszuständen
gelebt haben, wenn auch diese ziemlich verwandt sind dem
gegenwärtigen alltäglichen und wissenschaftlichen
Bewußtsein.
Nun
möchte ich heute in jener Betrachtung fortfahren, in
welche das Historische zunächst eine Art von Episode
hineingebracht hat. Ich habe bemerkt, wie die Metallität,
die eigentliche Substantialität des Mineralischen im
Verhältnisse zum Menschen und zu seinen
Bewußtseinszuständen steht. Aus der Verwandtschaft
des Menschen mit dem, was man als das Metall Kupfer bezeichnet,
habe ich jenen Bewußtseinszustand des Menschen ersichtlich
gemacht, der erreicht werden kann so, wie ich es beschrieben
habe, der dann zu der Möglichkeit führt, die
Erlebnisse des Toten, des sogenannten Toten, über den
Zeitpunkt hinaus zu verfolgen, da er durch die Pforte des Todes
gegangen ist.
Nun
müssen wir uns darüber klar sein, daß durch
jenes halbpathologische Erlebnis, das ich Ihnen angedeutet
habe, durch eine Art Sonnenstich, Brunetto Latini etwa in eine
solche Art der Erkenntnis, wie ich sie Ihnen ja vorgestern
beschrieben habe, hineingekommen ist. Und in der Tat, was er
beschreibt, was ihm durch die Inspiration der Göttin
Natura geworden ist, das kann ja erreicht werden in diesem
unserem gewöhnlichen Zustande nächstverwandten
Bewußtseinszustand — denn es ist ein unserem
gewöhnlichen Bewußtseinszustand sehr verwandter
—, der da verfolgt die Erlebnisse, die die Toten
unmittelbar in den Jahren durchmachen, nachdem sie durch des
Todes Pforte gegangen sind. Und ich sagte, es ist ein viel
realerer Zustand. Man steht da drinnen in einer Welt, die
stärker drückt, stärker leuchtet, die alles
stärker vollbringt als unsere gewöhnliche physische
Welt. Nur dadurch, daß das so ist, kann man dasjenige
mitmachen, was der durchmacht, der vor kurzem durch des Todes
Pforte gegangen ist.
Aber diese Welt, sie zeigt ja zugleich etwas ganz Besonderes.
Wenn man sich in dieser Welt, die ich so beschrieben habe,
befindet, dann kann man in dem Augenblicke, in dem man in
diesem Bewußtseinszustande ist, nicht hinschauen auf seine
gewöhnlichen Tageserlebnisse, auf dasjenige, was man im
gewöhnlichen Leben durchmacht, sondern man sieht von
seinem eigenen Leben nur das, was unmittelbar dem Betreten des
Erdenlebens vorangegangen ist, was man durchgemacht hat noch in
der geistigen Welt, bevor man das Erdenleben betreten hat. So
daß man also sagen muß: Mit diesem
Bewußtseinszustande ist man für den Menschen gar
nicht in derselben Welt, in der man gewöhnlich ist.
Stellen Sie sich das graphisch vor. Wenn man in diesem
Zeitpunkt geboren ist (es wird gezeichnet) und nun weiterlebt:
In dem Augenblicke, wo man, wenn ich es so nennen darf, in den
Kupferzustandkommt — Sie verstehen das nach dem
vorgestrigen Vortrage — , ist man nicht, wenn man zum
Beispiel vierzig Jahre alt geworden ist, mit seinem Erkennen in
der Gegenwart. Man ist aber auch nicht mit seinem Erkennen etwa
im fünfunddreißigsten oder dreißigsten Jahre,
sondern man kann nur zurückgehen zu dem, was man in der
geistigen Welt vor seiner Geburt unmittelbar erlebt hat. Man
kann das für sich, man kann das für andere Menschen,
man kann aber nicht dasjenige erfassen, in dem man im Alltag
drinnensteht. Das gilt aber nur wiederum für den
Menschen.
Für die Tiere gilt das, daß man zwar nicht dasjenige,
was sie physisch sind in der physischen Welt, so sieht wie
sonst, sondern man sieht hinauf in die nächste Welt und
sieht das, was ich Gattungsoder Artenseele genannt habe. Man
sieht gewissermaßen die Aura der Tiergattungen. Aber man
sieht überhaupt, wenn man dann hinausschaut in die Welt,
diese Welt verändert, und man lernt etwas erkennen, was
eigentlich recht wichtig ist für die Menschheit, aber im
gegenwärtigen, materialistisch gesonnenen Zeitalter gar
nicht berücksichtigt wird.
Wenn man mit alledem, was man heute lernen kann bis hinauf in
die höchste Universitätswissenschaft aller
Fakultäten, vor dasjenige Wesen hintritt, das ja noch da
ist als Göttin Natura, von dem im lebendigen Sinne die
Lehrer der Schule von Chartres gesprochen haben, gesprochen hat
Bernardus Silvestris, Alanus ab Insults und andere, wenn
man vor dieses Wesen hintritt, dann fühlt man sich gerade
mit seinem heutigen Erkennen in einer recht unwissenden
Stimmung. Denn man sagt sich: Du weißt ja eigentlich nach
dem heutigen Wissen und Erkennen nur etwas, was auf diejenige
Welt, die du zwischen Geburt und Tod durchlebst, Bezug hat, und
was schon nicht mehr wahr ist, wenn du nur in die nächste
spirituelle Welt mit deinem Bewußtsein so untertauchst,
daß du den Toten noch über den Tod hinaus verfolgen
kannst.
Wir
lernen Chemie. Aber das, was wir in der Chemie lernen, das gilt
nur für die Welt, in der wir leben zwischen Geburt und
Tod. Die ganze Chemie hat keine Bedeutung in der Welt, in der
man den Toten nach dem Tode verfolgt. Alles, was man hier lernt
in der physischen Welt,hat für jene Welt gar keine
Bedeutung, es ist nur eine Erinnerung, wenn man darinnen ist in
jener Welt. Und diese Welt, in der man dann darinnen ist, die
geht einem eben sogleich auf, und man fühlt, die Welt, in
der man so viel gelernt hat, diese alltägliche Welt, die
schwindet. Die andere Welt geht sogleich auf.
Nehmen wir an, wir haben in dieser Welt, in der wir zwischen
der Geburt und dem Tode stehen, einen Berg. Der Berg ist uns
für diese Welt recht dicht. Wir schauen ihn zunächst
von der Ferne. Er wirft uns das Licht zurück, das ihm die
Sonne gibt. Wir sehen ihn in seinen Formen, in seinen Konturen.
Wir gehen hin. Wir kommen ihm näher und immer näher.
Wir fühlen, daß er uns Widerstand bietet, wenn wir
ihn betreten. Er macht auf uns den Eindruck des Realen. Jetzt
sind wir in einer anderen Welt. Alles das, wovon wir gesagt
haben, es ist fest, das hört auf, scheint es, eine
Bedeutung zu haben, und es ist etwas, was wie aus dem Berg
herauskommt, immer größer und größer wird,
was uns den Eindruck macht einer anderen Realität.
Und
weiter, wir sehen, wenn wir hier in der alltäglichen Welt
stehen, über dem Berg die Wolke. Wir sind überzeugt,
die ist da oben als zusammengedichteter Dunst. Sie hört
ebenso auf, ihre Realität zu haben. Wiederum etwas ganz
anderes kommt heraus aus dieser Wolke. Was da herauskommt,
verbindet sich mit dieser nach und nach verschwindenden Wolke
und dem Berg, und etwas Neues kommt heraus, eine neue
Realität ist da, was nicht etwa bloß ein Nebel ist,
sondern was Gestalt hat. Und so mit allen Dingen. Wir sehen
eine Menge Dinge hier, zum Beispiel viele Menschen. In dem
Augenblick, wo sie in die geistige Welt eintreten, verschwinden
die scharfen Konturen. Sie müssen sich schon zu dem
Gedanken bequemen, meine Damen, daß man all Ihre
schönen Kleider dann nicht mehr sieht. Dagegen ersteht aus
alledem, was da sitzt, das Seelisch-Geistige. Aber aus der
Umgebung kommt dasjenige heran, was geheimnisvoll in Luft und
in der ganzen Umgebung waltet. Das kommt heran. Eine neue Welt
entsteht. Und in dieser Welt ist der Tote nach dem Tode.
Aber nun werden wir ein anderes gewahr. Wir bemerken ein
anderes. Wenn diese Welt nicht wäre, in die wir jetzt
eingetreten sind, wenn diese Welt nicht überall auch
vorhanden wäre, wo die Weltvorhanden ist, die wir zwischen
Geburt und Tod durchblicken, dann hätten wir keine Augen
und keine Ohren, überhaupt keine Sinne als Menschen. Denn
die Welt, die der Chemiker beschreibt, der Physiker beschreibt,
die kann uns keine Sinne geben. Wir wären ganz ohne Sinne,
wir wären blind und taub. Die Sinne würden sich nicht
in uns bilden.
Sehen Sie, das ist das Überraschende gewesen, als dieser
Brunetto Latini von Spanien herübergekommen ist, in die
Nähe seiner Vaterstadt Florenz gekommen ist und diesen
leisen Sonnenstich hatte und dadurch versetzt wurde in diese
andere Welt. Da merkte er: Deine Sinne hast du aus dieser
anderen Welt. Du wärest als Mensch sinnenlos, wenn diese
andere Welt nicht durchdränge die gewöhnliche Welt,
die du sonst siehst. Du stehst also als Mensch dadurch,
daß dir deine Sinne eingesetzt sind in deinen Körper,
im Zusammenhang mit dieser zweiten Welt.
Und
zu allen Zeiten hat man diese zweite Welt — wir
können den Ausdruck beibehalten — die Welt der
Elemente genannt. Da drinnen hat es keinen Sinn, zu sprechen
von Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und so weiter. Davon
können wir reden zwischen Geburt und Tod. Da drinnen hat
es nur einen Sinn, zu sprechen von den Elementen Erde, Wasser,
Luft, Feuer und Licht und so weiter. Denn das Spezifische von
Wasserstoff, Sauerstoff und so weiter hat gar keinen Bezug zu
unseren Sinnen. Was der Chemiker findet an dem Geruch von
Veilchen oder von Asa foetida, daß das eine einen sehr
sympathischen, das andere einen höchst unsympathischen
Geruch hat, was da chemisch gefunden wird, mit Namen von
Stoffen bezeichnet wird, hat keine Bedeutung. Dagegen ist das
alles, was da wirkt als Geruch, durchgeistigt. Luftförmig
müßte man es bezeichnen im Sinne der Welt, in die der
Tote unmittelbar nach dem Tode eintritt, aber differenzierte
Luft, überall durchgeistigte Luft. So daß unsere
Sinne wurzeln in der Elementenwelt, in der Welt, wo es noch
einen Sinn hat, von Erde, Wasser, Feuer, Luft zu sprechen.
Sehen Sie, da kommt uns gegenüber einem falschen Gedanken
der richtige Gedanke. Wie verhält sich der moderne
Philosoph, der ja, wie er selber sagt, verständig,
vernünftig geworden ist, der die Naivität
derAnschauungen früherer Zeiten überwunden hat? Er
sagt: Nun, die Anschauungen früherer Zeiten waren grob.
Die haben nur von den groben Elementen Erde, Wasser, Feuer,
Luft gesprochen. Wir wissen, daß es siebzig bis achtzig
Elemente gibt, nicht vier oder fünf. — Würde
ein Grieche auferstehen — so wie er damals war, nicht in
Wiederverkörperung — und würde sich das sagen
lassen müssen, dann würde er sagen: Ja, ganz
gewiß, ihr habt ja Sauerstoff, Wasserstoff und so weiter,
das sind eure Elemente. Aber ihr habt vergessen, was wir in
unseren vier Elementen hatten. Das seht ihr nicht mehr. Von dem
wißt ihr nichts mehr. Aber mit all euren zweiundsiebzig
oder fünfundsiebzig Elementen würden niemals Sinne
entstehen, denn die entstehen aus den vier Elementen. Wir
kannten den Menschen daher besser. Wir wußten, wie sich
dieses Äußere, Peripherische, das von Sinnen
durchsetzt ist, im Menschen bildet.
Die
Eindrücke, die von solchen alten, an die Initiation nahe
herangekommenen Menschen, wie Brunetto Latini einer war,
empfangen wurden, die können wir ja nur würdigen,
wenn wir sie auf ihre Gemütstatsache hin würdigen,
wenn wir das Überraschende, Frappierende, das die Seele
Aufregende und Hinnehmende ins Auge fassen. Natürlich,
wenn jemand bis dahin geglaubt hat, was seine Augen hier sehen,
seine Ohren hier hören, das sei das Reale, und er kommt
dann darauf, daß dieses Reale nicht einmal Auge und Ohr
hervorbringen könnte, sondern daß da dasjenige
dahinter sein muß hinter diesem Realen, was ich hier
beschrieben habe, dann wirkt das natürlich zunächst
erschütternd.
Und
das wiederum ist das Wesentliche, daß wir zu keiner
solchen Erkenntnis kommen können, wenn wir in der
gewöhnlichen toten Weise der Natur gegenüberstehen
und bleiben, wie wir es sonst tun. Es beginnt sogleich alles zu
leben, wenn wir in diese Welt eintreten. Wir sagen uns: Ja, der
Berg, den wir kennen, er ist tot. Wir haben gar nicht
gewußt, daß in dem etwas lebt. Aber es lebt etwas in
ihm. Jetzt ist es da. Die Wolke erschien uns früher tot;
jetzt erscheint das Lebende, das in ihr ist, das wir
früher nicht gesehen haben. Alles wird lebendig. Aber in
diesem lebendigen Weben offenbart sich eben auch wiederum
Wesenhaftes.
Da
drücken wir nicht aus unserem Gehirn Naturgesetze heraus,
sondern da stehen wir einer geistigen, einer spirituellen
Wesenheit, eben der Wesenheit Natura gegenüber, die uns
sagt dieses, die uns zeigt dieses, die uns reale Mitteilungen
macht. Und es wird eine Tatsache, daß man sich über
die Tatsachen, die da sind in unserer Umgebung, mit Wesen einer
übersinnlichen Welt verständigt. So tritt man eben
ein aus dem bloß Abstrakten der Gesetzhaftigkeit der Welt
in das Wesenhafte, wo man sich, statt daß man Naturgesetze
durch Experiment und Nachdenken zusammenbringt, Wesen einer
anderen Welt gegenüberfühlt, die für die
Erkenntnis Mitteilungen machen, weil sie das wissen, was wir
als Menschen erst lernen sollen.
Und
so kommt man hinein auf einem rechten Wege in die geistigen
Welten. Man kommt dann dahinter: Würdest du nur Sinne
haben, würde nur das Auge mit seinen Sehnerven, die Nase
mit ihren Riechnerven, das Ohr mit den Gehörnerven da
sein, und würden sich diese Nerven alle bloß
verbinden nach rückwärts, so würdest du gar
nicht darauf kommen, daß es Sauerstoff, Wasserstoff,
Stickstoff und so weiter gibt, daß es alle diese Dinge
gibt, die man zwischen Geburt und Tod als Mensch wahrnimmt. Man
würde hineinschauen in die Welt der Elemente. Überall
würde man Erde, Wasser, Luft, Feuer schauen. Und
dasjenige, was als weitere Differenzierung des Festen, Erdigen,
des Flüssigen, Wässerigen da wäre, würde
einen so wenig interessieren wie den Millionär das kleine
Geld. Man würde sich einfach nicht dafür
interessieren. Aus unseren Nerven, die von den Sinnen ausgehen,
als Sinnesmenschen wissen wir von der elementarischen Welt. Und
in dem Augenblicke, wo wir dies, was ich erzählt habe,
gewahr werden, werden wir auch gewahr, daß ja bei uns als
Menschen die Sinnesnerven zurückgehen, sich mehr
differenzieren, mehr vervollkommnen, da etwas darinnen noch
ausbilden wie Gehirn. Dadurch kommen wir nicht mehr in uns
hinein, sondern mehr aus uns heraus, und wir fügen zu dem
Wesen der vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser, Luft, das andere
hinzu, was wir eben sonst lernen zwischen Geburt und Tod.
Aber dieses ganze Gehirn, das sich aufstülpt aus den nach
rückwärts gehenden Sehnerven, Gehörnerven und so
weiter, dieses ganze Gehirn, das uns so wertvoll ist als
Menschen, das hat ja nur eineBedeutung zwischen Geburt und Tod.
Was da in der Schädeldecke drinnen noch besonders
aufgestülpt ist beim Menschen, hat nur eine Bedeutung
für das irdische Leben. Das Gehirn ist das
Allerunbedeutendste für die geistige Welt. Daher muß
man schon das Gehirn wieder ausschalten, wenn man nur in die
erste Welt, die an die unsere angrenzt, hineinkommen will. Das
Gehirn muß man ausschalten. Das ist ein furchtbar
störendes Organ für die höhere Anschauung. Und
man muß mit dem ausgeschalteten Gehirn gleich wiederum in
den Sinnen leben, aber jetzt in die Sinne hineingedrückt
haben das erweckte Spirituelle; dann bekommt man die
Imagination. Die Sinne nehmen sonst Sinnesbilder wahr in der
äußeren physischen Welt und die setzt das Gehirn um
in die abstrakten Gedanken, in diese toten, abstrakten
Gedanken. Schaltet man das Gehirn aus, lebt man wiederum in den
Sinnen, dann empfindet man alles wiederum in Imaginationen. Das
wird man gewahr. Dann eben weiß man auch, daß das
Untertauchen in tiefere Lebenszustände verbunden ist mit
dem Entwickeln höherer geistiger
Bewußtseinszustände als wir sie im gewöhnlichen
Leben haben.
| Abbildung 1 Bild anklicken für große Ansicht. | |
Unsere
Sinne, die ja an unserer Oberfläche sind, Auge, Ohr, die nehmen
fortwährend diese Welt wahr (siehe Zeichnung, rot). Da
stehen wir, meine sehr verehrten Anwesenden. Unsere Sinne, die
an unserer Oberfläche sind, die schauen diese
elementarische Welt. Dieschauen auch noch die Toten darinnen,
Jahre nachdem sie gestorben sind. Daß das alles
ausgelöscht ist, das rührt davon her, daß hinter
den Sinnen das Gehirn ist (orange). Jetzt stehe ich da mit
meinem Gehirn, meinen Sinnen. Dieser Mensch, der an meiner
äußeren Oberfläche liegt, der schaut darinnen
die geistige Welt, der schaut darinnen die Toten in den Jahren
nach dem Tode. Aber mein Gehirn, das löscht das alles aus,
löscht aus Erde, Wasser, Feuer, Luft; und ich schaue hin
auf das, was in scharfen Konturen da ist als physische Welt,
was nur da ist für die Welt, die ich zwischen Geburt und
Tod durchlebe. Es ist eine Welt da ganz anderer Art. Ich
lösche sie durch mein Gehirn aus und schaue auf die Welt,
die eben dem Menschen als die Welt des gewöhnlichen
Bewußtseins bekannt ist.
Und
so besteht ja für den neueren Menschen jene Meditation,
von der ich gestern gesprochen habe. Für den älteren
Menschen bestand nach jener Meditation auch noch der Genuß
von solchen Metallitäten, wie ich es gestern
auseinandergesetzt habe. So besteht ja das Versetzen
zunächst in den nächsten Bewußtseinszustand
darin, daß man das Gehirnbewußtsein ausschaltet und
mit dem Geiste untertaucht in das Bewußtsein, das unsere
Augen, Ohren haben. Die Tiere haben das auch, denn die haben
physisch das Gehirn hinter den Sinnen nicht entwickelt. Nur
haben sie nicht in sich die Ich-begabte Seele, so daß sie
in ihre Sinne nicht untertauchen können mit dem Geiste.
Sie tauchen nur mit dem Grob-Seelischen unter, sehen daher
nicht dasjenige, was der Mensch, wenn er mit dem Geiste in
seine Sinne untertaucht, in der Umgebung sehen kann. Aber in
derselben Art sehen die Tiere; niedrig, nicht individuell hoch,
sehen die Tiere.
Das
Mysterium des Merkur
Was
ich nun weiter über die Metallität, also über
das eigentlich Substantielle des Mineralischen sagen werde,
bitte ich Sie, meine verehrten Damen und Herren, mit all der
Reserve ausgestattet zu betrachten, auf die ich gestern
aufmerksam gemacht habe, und die ich zusammengefaßt habe
in den Satz: Das innere Beleben der Seele durchdie
Eigenschaften des Metallischen, also das Ausbilden
gewissermaßen eines inneren Zusammenlebens mit der
Metallität in einem moralischen Sinne, das gehört
für den heutigen Menschen der wirklichen spirituellen
Entwickelung an. Das Beibringen von Metallität an den
menschlichen Organismus, das gehört in den Bereich des
Arztes. — Also mit dieser Reserve bitte ich Sie, alles
das aufzunehmen, was ich nun noch zu sagen haben werde
über das Mysterium von anderen Metallen als die, welche
ich schon besprochen habe.
Vor
allen Dingen steht derjenige, der die Welt geistig betrachtet,
das heißt, der die Physis, die physischen Substanzen auch
so betrachten kann, daß er in ihnen das dahinter wirkende
Spirituelle sieht, in einer für ihn sehr bedeutsamen Weise
vor dem Mysterium des Merkur. Das Metall Merkur ist ja nur ein
Teil dessen, was man in der Geisteswissenschaft im allgemeinen
das Merkuriale nennt; Metallisch-Flüssiges, alles, was
metallisch-flüssig ist, ist das Merkuriale, nur daß
in unserem Naturzustande eben nur das eine Metall Quecksilber
metallisch-flüssig ist und daher merkurial ist. Aber das
ist ja nur ein Individuum aus der Gattung des
Merkurialen. Wenn man in der Geisteswissenschaft von dem
Merkurialen spricht, so spricht man von allem Merkurialen,
betrachtet das Quecksilber nur als den Repräsentanten des
Merkurialen. Dieses Quecksilber, beziehungsweise das Merkur,
gibt in der Tat ein bedeutsames Mysterium. Seine Wirksamkeit
auf den Menschen ist so, daß es überhaupt alles das
vom Menschen ausschaltet, was der Mensch an Wirkungen aus der
physischen Welt erfährt, und auch noch aus der Welt, die
ich eben jetzt beschrieben habe, aus der elementarischen
Welt.
Wir Menschen stehen ja
so in der Welt da, daß wir einmal solche Organe wie unser
Gehirn aus der physischen Welt heraus gebildet haben. Viele
andere Organe im Menschen sind noch aus der physischen Welt
heraus gebildet, namentlich eine ganze Anzahl von wichtigen,
für das physische Leben wichtigen Drüsenorganen.
Ferner sind eine ganze Anzahl von Organen — ich habe ja
eben die Sinne angeführt — herausgebildet aus der
Welt, die ich als die des zweiten Bewußtseins beschrieben
habe. Kupfer, Eisen, sie versetzen den Menschen in diese zweite
Welt.
Anders das Merkur. Das Merkur muß da sein in der Welt. Und
es ist in feiner Dosierung überall da. Wir leben, wenn ich
mich des Ausdrucks bedienen darf, in einer Atmosphäre von
Merkur. Aber in dem Augenblicke, wo der Mensch etwas mehr als
dieses normale Merkur in sich aufnimmt, strebt sein Organismus
dahin, alle Organe auszuschalten, die aus der physischen Welt
und aus der elementarischen Welt sind. Der Astralleib des
Menschen wird sozusagen angeregt, nur diejenigen Organe im
Menschen in Anspruch zu nehmen, die herausgebildet sind aus der
Welt der Sterne. Daher wird der Mensch sogleich, wenn sein
Bewußtsein sich auf die Metallität Merkur
konzentriert, auf die Eigenschaften des Merkur, auf das
Metallisch-Flüssige, das eigentümlich
Unberührbare und doch wiederum Menschenverwandte, das im
Merkurialen liegt, innerlich noch mit einem dritten Menschen
ausgefüllt.
Ich sagte, durch die
Beziehung zum Kupfer wird der Mensch ausgefüllt mit einem
zweiten Menschen, der innerlich preßt und drängt, der
auch herausgehen kann aus dem gewöhnlichen physischen
Leib, und dann folgen kann, wie ich charakterisiert habe, den
Toten in den nächsten Jahren nach dem Tode. Das
Quecksilber zieht sogleich alles dasjenige an sich, was im
Menschen einen viel, viel dichteren inneren seelischen
Organismus hervorruft. Der Mensch fühlt, wie wenn er
ergreifen würde mit alledem, was ihm jetzt durch das
Quecksilber wird, den ganzen Stoffwechsel seiner Organe. Wie
durch die verschiedenen Gefäße die Säfte im
Menschen fließen, das nimmt den Menschen plötzlich in
Anspruch, wenn er den starken Einfluß der Metallität
des Quecksilbers erfährt.
Es
ist zunächst nicht etwas, was man als wunderbar und
angenehm beschreiben kann, denn der Mensch fühlt, wie wenn
er kein Gehirn hätte, keine Sinne hätte, aber wie
wenn alles in ihm in Regsamkeit und Bewegung wäre, wie
wenn alles in ihm in Kribbelndem und Krabbelndem, in innerem
Rühren und Tun und Weben und Leben wäre. Da ist
plötzlich alles in uns in innerer Regsamkeit. Und wir
fühlen dieses, was in uns in innerer Regsamkeit ist,
verbunden mit einer Regsamkeit im Äußeren.
Das
alles nach Trainierung der Seele bewußt durchgemacht, wie
iches beschrieben habe, stellt sich grob schematisch so dar
(siehe Zeichnung S. 102). Durch den Einfluß des
Quecksilbers, durch den Impuls des Quecksilbers fühlt der
Mensch nicht sein Gehirn; das ist ein Loch. Das ist auch gut
für die Wahrnehmung der spirituellen Welt; das Gehirn
taugt nicht dazu. Andere Organe werden auch noch nicht
gefühlt. Aber gefühlt wird das Durchgehen von
Bewegung durch den ganzen Organismus (rot). Und alle diese
Bewegungen tun zunächst so weh, schmerzen so, wie wenn man
innerlich müde wäre.
| Abbildung 2 Bild anklicken für große Ansicht. | |
Diese Bewegungen, sie
stehen mit äußeren Bewegungen überall in
Verbindung (orange). Es verbindet sich die innere Regsamkeit
mit der äußeren Regsamkeit. Man hat den Eindruck, man
hat da unter sichgelassen die Welt der Erde, die Welt der
Elemente, das ist alles unten. Das qualmt und dampft. Aber in
diesem qualmenden, dampfigen, luftigen Bewegen, da sind eben
geistige Wesenheiten. Die göttliche Natur, von der
Brunetto Latini noch so lebensvoll spricht, hat sich
umgedreht.
Sie
ist ja dasselbe wie die griechische Persephone, wie ich gestern
ausgeführt habe. Vorher wandte sie ihr Antlitzt mehr der
Erde zu, erklärte einem dasjenige, was noch mit dem
Irdischen zusammenhängt, wie das Leben, das der Mensch
zuerst nach dem Tode zubringt. Jetzt dreht sie sich um, und man
hat das Irdische und Elementarische unter sich, über sich
die Welt der Sterne. Die Sternenwelten werden so die Umgebung,
wie man vorher von Pflanzen und Tieren auf Erden umgeben war.
Und man hat nicht etwa das Gefühl: Was bist du für
ein kleiner Knirps gegenüber der großen Sternenwelt!
— sondern man fühlt sich in seiner Größe
gegenüber der großen Sternenwelt so, wie man sich der
nächsten Umgebung auf Erden gegenüber fühlt. Man
ist eben auch groß geworden. Man ist hineingewachsen mit
seiner Größe in die Sternenwelten. Aber die Sterne
sind nicht so Sterne, wie wir sie gesehen haben, als wir auf
der Erde standen und sie mit Augen sahen, die Sterne
enthüllen sich als Kolonien geistiger Wesenheiten. Wir
sind wiederum in der Welt, die ich Ihnen schon beschrieben
habe, die ich Ihnen beschrieben habe als hervorgerufen im
Menschen durch seine Verwandtschaft mit der Metallität des
Zinnes. Denn zwischen dem Merkur und dem Zinn ist eine innere
Verwandtschaft nach der angedeuteten Richtung. Einen gewissen
Teil unserer Menschenwesenheit nimmt das Merkur in Anspruch,
hebt ihn heraus aus der übrigen Menschenwesenheit,
trägt diesen Teil der Menschenwesenheit in jene geistige
Welt hinein, deren äußere physische Offenbarung die
Sternenwelt ist.
Aber wir sind jetzt wiederum woanders, dadurch, daß unser
Bewußtseinszustand sich geändert hat, daß wir
nicht mehr durch die Sinne, durch das Gehirn unseren
Bewußtseinszustand haben, sondern durch dasjenige, was
jetzt aus unserem Organismus herausgehoben hat die
Metallität des Merkur. Dadurch sind wir in einer ganz
anderen Welt. Wir sind jetzt in der Welt der Sterne. Aber ich
könnte auchanders sagen. Welt der Sterne, das bedeutet die
Sache räumlich; in Wirklichkeit aber wandern wir aus der
Welt, in der wir räumlich sind zwischen Geburt und Tod,
mit der Entwickelung des genannten Bewußtseinszustandes
heraus und sind nun in der Welt, die wir durchleben als Mensch
zwischen Tod und neuer Geburt.
Es
ist in der Tat das Mysterium des Merkur, daß das Merkur
den Menschen herausträgt aus der Welt, in der er als der
physisch-sinnlichen Welt ist, daß es ihn hineinträgt
in die Welt, in der er zwischen dem Tod und einer neuen Geburt
ist, weil das Quecksilber, das Merkur, eine innere
Verwandtschaft zu dem im Menschenwesen hat, was gar nicht von
dieser Erde ist, sondern was hereingetragen ist aus der Welt,
die wir durchleben zwischen Tod und neuer Geburt. Unser
Säftekreislauf, dasjenige, was wir jetzt spüren, das
ist nicht von dieser Welt, das ist hereinbestimmt aus der Welt,
die wir durchlaufen zwischen Tod und neuer Geburt.
Und
jetzt werden wir ein anderes gewahr, wiederum etwas, was
Brunetto Latini unter dem Einflüsse der Göttin Natura
bemerkte. Wir werden gewahr: Wir leben in unserem
Säftekreislauf, der sich aber verbindet mit dem
Säftekreislauf des ganzen Kosmos; wir sind aus uns heraus
und wir sind in jenem Land, das wir durchleben zwischen dem Tod
und einer neuen Geburt. Aber wir lernen die Natur dieses
Säftekreislaufes jetzt kennen und lernen erkennen, wie in
dieser inneren Regsamkeit, in diesem Säftekreislauf aus
dem Lande heraus, das wir durchlaufen zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt, unser Temperament gebildet ist; so gebildet
ist, daß wir entweder ein sanguinischer oder ein
cholerischer oder ein melancholischer oder ein phlegmatischer
Mensch geworden sind. Wir begreifen uns jetzt noch tiefer denn
als Sinnesmensch. Wenn wir als Phlegmatiker durch die Welt
gehen, müssen wir uns sagen: Unser Phlegma ist bedingt von
dem, was wir durchgemacht haben zwischen dem letzten Tode und
dieser Geburt. Ebenso das Cholerische, das Melancholische und
Sanguinische.
Aber in dieses Temperament, in das, was da im
Säftekreislauf seinen physischen Ausdruck hat, in das ist
noch etwas anderes hineingemischt. Bedenken Sie nur, was Sie in
diesem Säftekreislauf haben.Gehen Sie als Anatom, als
Physiologe vor, so haben Sie zunächst etwas Physisches.
Das Physische ist nur der Ausdruck eines Geistigen. Aber das
Geistige ist in bezug auf diesen Säftekreislauf gar nicht
von dieser Welt, sondern es ist von der Welt, die zwischen dem
Tode und einer neuen Geburt in den Menschen hineinwirkt.
So
daß, wenn wir auf unser Temperament zurückschauen
— und das war auch das Allerfrappierendste für
Brunetto Latini, als ihm die Göttin Natura die
Temperamente erklärte-, man sagt sich: Da, in diesen
Temperamenten, die im Säftekreislauf liegen, da hinein hat
das Leben zwischen Tod und neuer Geburt das Siegel
gedrückt. — Aber geht man jetzt tiefer, so ist dem
beigemischt dasjenige, was man Karma nennt, was man die
Schicksalsprüfung nennt. Schaut man dieses
merkwürdige metallisch fließende Merkur in seinem
physikalischen Dasein an, so lernt man es eben nur dann recht
erkennen, wenn man weiß, daß dieses Geheimnis
darinnen liegt: In einem Tröpfchen hinfließenden
Quecksilbers offenbart sich dem Initiierten ein tiefgehender
Zusammenhang. Und dieses Tröpfchen des
dahinfließenden Quecksilbers, es ist imstande, des
Menschen Geistiges zusammenzuziehen mit denjenigen Organen, die
da stammen in ihren Formungen, in ihrem Ursprung aus dem Leben
zwischen Tod und neuer Geburt.
So
ist alles in der Welt miteinander verbunden, ineinander
verwoben. Das Physische ist nur die Illusion, eine physische
Illusion. Das Geistige ist nur für das Physische eine
Illusion, eine abstrakte Illusion. In Wahrheit ist Physisches
in Geistiges, Geistiges in Physisches verwoben. Und hat man
beim schadhaft gewordenen menschlichen Organismus die Bemerkung
gemacht, dieser menschliche Organismus ist dadurch schadhaft
geworden, daß jene Organe angegriffen sind, welche
eigentlich gebildet sind aus dem Lande herein, das wir
durchleben zwischen Tod und neuer Geburt, dann muß man
Kräfte im menschlichen Organismus wachrufen, die diese
Schäden ausbessern.
Nehmen Sie an, ein
Mensch zeigt dem Arzte, er hat diejenige Organisation —
den Säftekreislauf — schadhaft, der eigentlich aus
dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt heraus impulsiert wird.
Ich stehe also vor einem Kranken, dessen Säftekreislauf
sich von dergeistigen Welt losgerissen hat. Das ist das
Phänomen. Man diagnostiziert spirituell in der Sache.
Immer ist das Spirituelle im Verhältnis zur physischen
Diagnose so aufzufassen, wie ich das gestern auch angedeutet
habe. Ich betone das immer wieder, damit keine
Mißverständnisse entstehen. Man diagnostiziert, der
Mensch hat einen Säftekreislauf, der sich zu stark
losgerissen hat von der spirituellen Welt, die wir durchleben
zwischen Tod und neuer Geburt. Was muß man tun?
Man
muß therapeutisch diejenige Metallität dem
Körper in der geeignetesten Weise zuführen, welche
den Säftekreislauf wiederum in Kontakt bringt mit der
spirituellen Welt. So wirkt das Merkur auf den Menschen. Das
Merkur wirkt auf den Menschenorganismus so, daß es
diejenigen Organe, die nur herausgebildet werden können
aus der spirituellen Welt, wenn sie sich losgerissen haben,
wiederum in Kontakt bringt mit dieser spirituellen Welt. Da
sehen Sie, welche, ich möchte sagen, gefährliche, zu
gleicher Zeit aber selbstverständlich notwendige Beziehung
herrscht zwischen der Erkenntnis der
Bewußtseinszustände im Menschen und der Erkenntnis
der Krankheiten. Das eine geht in das andere über.
Diese Dinge, die spielten ja eine so große Rolle in den
alten Mysterien. Und diese Dinge klären uns auch auf
über so etwas, wie ich es gestern erzählt habe.
Denken Sie sich, in einer Zeit, in der die Menschheit
längst nicht mehr ein solches spirituelles Schauen hatte,
daß die Göttin Natura erkannt wurde in ihrer
belehrenden Art über die Naturgeheimnisse, kehrt in einer
gewissen Aufregung Dantes Lehrer, Brunetto Latini, von seinem
Gesandtenposten in Spanien zurück, kommt in die Nähe
seiner Vaterstadt, wird weiter aufgeregt, weil er hört,
wie es seiner eigenen Partei, der Weifenpartei, ergangen ist.
Das alles vollbringt er in der Verfassung, daß etwas wie
ein leiser Sonnenstich in ihm zustande kommt. Die
Metallität des Merkur hat einfach auf ihn aus der Umgebung
gewirkt.
Denn, was heißt es: Wir bekommen einen leisen Sonnenstich?
Das heißt, wir bekommen eine Wirkung aus dem überall
in der feinsten Weise in unserer Umgebung im Kosmos dosierten
Merkur. Diese Wirkung hat Brunetto Latini bekommen. Dadurch hat
er in einer Zeit, in der sonst es dem Menschen unmöglich
war, so an die geistige Weltheranzutreten, wie er herangetreten
ist, dadurch hat er die Möglichkeit bekommen, an diese
geistige Welt heranzutreten.
Das
weist Sie aber darauf hin, meine sehr verehrten Anwesenden,
daß im Menschen, so wie er vor uns steht, etwas ist, was
eine Verwandtschaft hat nicht nur zu dem, was der Naturforscher
vor uns ausbreitet, was eine Verwandtschaft hat nicht nur zu
dem, was der vor uns ausbreitet, der schon den Toten verfolgen
kann auf seinem nächsten Schritte nach dem Tode, sondern
daß die menschliche Wesenheit, wie sie in uns ist, eine
Beziehung, eine Relation hat zu noch weit Höherem, zu ganz
Geistigem, wie wir es durchleben zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt. Sie mögen die Form der Leber begreifen, die
Form der Lunge begreifen, wenn Sie mit der gewöhnlichen
Wissenschaft vorgehen. Sie mögen den Bau der Sinnesorgane
begreifen, wenn Sie das nächste Wissen zu Hilfe nehmen;
aber das nimmt unsere heutige Physik nur in grober Weise in
Anspruch. Sie lernen aber nie die Zirkulation des
aufgerichteten Menschen kennen in ihrer Eigenart, wenn Sie
nicht mit der Initiationswissenschaft herangehen. Und Sie
lernen auch nie die Geheimnisse der Metallität kennen,
wenn Sie nicht wiederum mit der Initiationswissenschaft
herangehen.
Damit aber ist auch gesagt, daß Sie nie das Wesen der
Krankheiten im Sinne des Ausgeführten kennenlernen, wenn
Sie nicht mit der Initiationswissenschaft an sie herangehen,
denn Sie können ja mit der physischen Eigenschaft der
Metalle nicht helfen. Mit den physischen Eigenschaften der
Metalle können Sie Gehirne heilen, wenn man sie erst
kennt. Sie können nicht einen Kreislauf der Säfte
heilen. Aber das, was ich Ihnen da sage, ist auch uneigentlich
gesprochen, denn Sie können nur die gröbste Masse des
Gehirnes heilen. Aber im Gehirn ist auch Säftekreislauf.
Daher können Sie in Wirklichkeit auch nicht Gehirne heilen
mit den Metallen, sondern nur mit der spirituellen Erkenntnis.
Sie können sagen: Ja, warum heilt denn die heutige Medizin
doch? Sie heilt mit dem, was an Tradition ihr noch geblieben
ist aus alten Zeiten. Man weiß noch, was die Alten
gewußt haben über die Spiritualität der Metalle.
Das wendet man an. Das wendet man zwischen dem an, was man rein
physisch entdeckt hat und was nicht viel hilft. Und wenn einmal
der Materialismus gesiegt haben würdeund alles vergessen
sein würde, dann würde kein Heilmittel mehr etwas
helfen, das nur auf physischem Wege gefunden ist.
Wir
stehen schon an dem Punkte der Menschheitsentwickelung, wo,
weil allmählich die alten Traditionen aus dem
ursprünglichen Hellsehen geschwunden sind, auf neue Weise
das Spirituelle gefunden werden muß.
Das
Mysterium des Silbers
Von
einer ganz besonderen Art ist wiederum jenes Mysterium, das
hinter der Metallität des Silbers steckt. Kann man sagen,
hinter dem Kupfer steht diejenige kosmische Impulsivität,
welche zunächst den ersten höheren Menschen in das
Menschenwesen hereinzaubert; hinter dem Merkur steht eine
zweite kosmische Kraft, welche einen zweiten Menschen
hereinzaubert, der mit der Sternenwelt und damit mit der
spirituellen Welt, die wir durchleben zwischen Tod und neuer
Geburt, zusammenhängt, so muß man von der
Metallität des Silbers noch etwas ganz anderes sagen.
Wenn der Mensch eben in einer solchen Weise seine
Verwandtschaft zum Silber steigert, größer macht, wie
wir das für die Metallität des Kupfers, für die
Metallität des Merkur gesehen haben, dann wendet er sich
wiederum an eine noch tiefere Organisation in sich. Mit dem
Merkur hat er sich an die Gefäßorganisation gewandt,
die ihn in Zusammenhänge bringt mit einer Zirkulation im
ganzen Kosmos, in Zusammenhang bringt mit der
Spiritualität des Kosmos. Dadurch, daß er die
Silberrelation steigert, bringt sich der Mensch in
unmittelbaren Kontakt mit demjenigen, was herüberkraftet,
herüberimpulsiert aus früheren Erdenleben.
So
daß wir sagen können: Konzentriert sich der Mensch
auf die besonderen Eigenschaften des Silbers, was lange dauert,
bis es wirksam wird, zieht der Mensch diejenigen Kräfte in
sich zusammen, die damit zusammenhängen, daß jetzt
nicht nur seine Gefäße Flüssigkeiten zirkulieren
lassen, Säfte zirkulieren lassen, sondern daß
Wärme durch die Zirkulation des Blutes kreist. Dann stellt
sich für denMenschen die Wahrheit ein, daß in dem,
was als Wärme in seinem Blute kreist, was ihn erst zum
menschlichen Wesen dadurch macht, daß er eine gewisse
Wärme und dadurch Blutstofflichkeit, aber auch
Blutgeistigkeit, Blutspiritualität in sich empfindet,
wirksam ist dasjenige, was aus früheren Inkarnationen
herüberwirkt. — Und in der Verwandtschaft mit dem
Silber drückt sich unmittelbar dasjenige aus, was auf die
Wärmeimpulsivität des Blutes wirken kann. Damit aber
drückt sich auch aus, was uns spirituell
hinüberleitet zu früheren Erdenleben.
Denken Sie, man erhält in dem Silber diejenige
Metallität, die gewissermaßen den Menschen aufmerksam
macht auf das, was in ihm jetzt in diesem Erdenleben noch aus
früheren Erdenleben ist. Denn unser Blutkreislauf mit
seinen wunderbaren Wärmedifferenzierungen, er ist nicht
aus dieser physischen Welt heraus. Er ist auch nicht aus der
elementarischen Welt heraus, die ich Ihnen geschildert habe. Er
ist auch nicht einmal allein aus der Welt der Sterne heraus.
Aus der Welt der Sterne heraus sind die Richtungen des
Blutkreislaufes. Aber in dem, was im Blute eigentlich als
Wärme unser Leben in der richtigen Weise durchpulsiert,
wirkt dasjenige, was aus früheren Erdenleben heraus
kraftet.
Unmittelbar an das appelliert man, wenn man an die
Silberkräfte in ihrer Beziehung zum Menschen appelliert.
So steht das Mysterium des Silbers im Zusammenhange mit den
wiederholten Erdenleben. Das Silber ist eines der
erschütterndsten Beispiele dafür, daß
überall Spiritualität lebt, auch in dem Physischen.
Wer das Silber mit rechten Augen anzusehen vermag, der
weiß, daß das Silber das äußere
Götterzeichen ist für die Kreisläufe des
menschlichen Erdenlebens. Daher hängt auch das Mysterium
des Silbers mit der Fortpflanzung zusammen, mit all jenen
Geheimnissen, die sich auf die Fortpflanzung beziehen, aus dem
Grunde, weil der Mensch ja durch die Fortpflanzung sein Wesen
hinüberleitet zu den früheren Erdenleben. Das Wesen,
das in früheren Erdenleben vorhanden war, dringt durch die
Fortpflanzung in das physische Leben herein. Aber das ist
dasselbe Geheimnis wie das Geheimnis des Blutes. Und das
Geheimnis des Blutes, das Mysterium des Blutes, ist das
Mysterium des Silbers. Mankann hier sagen: Das Geheimnis der
Blutwärme ist das Geheimnis, das Mysterium des
Silbers.
Wiederum zieht sich der Strom des Erkennens hinüber von
diesem normalen Verlauf im Menschen zu dem pathologischen.
Denken Sie, es wird im Menschen durch Umstände, die gerade
in der gegenwärtigen Welt liegen, aus der das Blut nicht
erwärmt werden darf — denn es muß erwärmt
werden durch die Welten, die wir durchgemacht haben in
früheren Erdenleben —, denken Sie, es wird das Blut
in seiner Wärme beeinträchtigt von der
gegenwärtigen Welt, nicht impulsiert von dem, woran wir
durch ein spirituelles Band an den früheren Erdenleben
hängen. Dann entstehen diejenigen Krankheitszustände,
von denen wir sagen können, sie sind dadurch da, daß
alles, was mit unserer Blutwärme zusammenhängt,
losgerissen ist von dem, womit es eigentlich
zusammenhängen sollte, von den früheren
Erdenleben.
Was
ist Fieber? Fieber, in spirituellem Sinne aufgefaßt, ist
das Ergebnis des Losreißens der menschlichen Organisation
von der normalen Einordnung in die fortwirkenden früheren
Erdenleben. Kann der Arzt diagnostizieren, daß bei
irgendeinem Krankheitsfall dieses vorliegt: Hier ist der
Mensch; die Außenwelt hat auf ihn so gewirkt durch irgend
etwas, daß er droht, seine Organisation loszureißen
von früheren Erdenleben —, dann schreitet der Arzt
zur Therapie durch Silber. Und ein sehr schönes Beispiel
kann gerade in bezug darauf erzählt werden, das sich vor
nicht zu langer Zeit in dem Klinisch-Therapeutischen Institut
der Frau Dr. Wegman in Ariesheim zugetragen hat. Solch
ein Zustand, der spirituell, so wie ich es angedeutet habe,
eintreten kann, daß sich durch äußere
Umstände plötzlich der menschliche Organismus in
seiner Bluteigentümlichkeit von vorigen Erdenleben
loszureißen droht, der kann ganz plötzlich eintreten.
Und das ist in einem besonderen Krankheitsfall eben vor kurzer
Zeit im Klinisch-Therapeutischen Institut von Frau Dr. Wegman
eingetreten, dasjenige, was man in der materialistischen
Medizin nennt «okkulte Fieber»: plötzliche hohe
Temperatur bei einem schon Genesenden, die man gar nicht
erwartet hat. Frau Dr. Wegman stand plötzlich vor diesem
Falle. Aus ihrer inspirierten medizinischen Erkenntnis heraus
wandte sie eine Silberkur momentan an. Als sie mirdas
erzählte, stand der ganze Fall in seinem
wunderschönen kosmischen Zusammenhang da. Man sieht
daraus, wie die Dinge herüber und hinüber spielen aus
demjenigen, was mit der Entwickelung des Menschen in die
Spiritualität hinein zusammenhängt, und was auf der
anderen Seite mit dem zusammenhängt, was ins Pathologische
und dann ins Therapeutische hineinführt.
Worauf beruht es denn, daß der Initiierte frühere
Erdenleben überblicken kann? Solange man so wie im
gewöhnlichen Leben mit ihnen zusammenhängt, daß
man eben durch sein Karma marschiert und einfach die
früheren Erdenleben wirken, kann man nicht hinschauen auf
die früheren Erdenleben. Hier ist man im
gegenwärtigen Erdenleben. Man hängt mit den
früheren Erdenleben zusammen; die wirken herüber. Ja,
sie wirken so herüber, daß Sie unter ihrem
Einfluß Ihr Karma ausüben, daß Sie im Sinne
Ihres Karma durch die Welt marschieren. Aber Sie können
nicht zurückschauen. Sie können ja nicht mit dem
gewöhnlichen Bewußtsein zurückschauen. Wollen
Sie zurückschauen, so müssen Sie den Faden erst
für Augenblicke zerreißen, müssen sich
losreißen. Wenn Sie sich losgerissen haben, wenn objektiv
geworden sind die früheren Erdenleben, dann können
Sie zurückschauen.
Sie
müssen natürlich sich die Fähigkeit erwerben
— ich werde davon noch sprechen — , nachher den
Faden wiederum in aller Normalität anzuknüpfen. Wenn
Sie den Faden nicht wieder anknüpfen, werden Sie ein
Geistesgestörter, nicht ein Initiierter.
Sehen Sie, hier haben Sie eine Erscheinung, die eintritt in der
spirituellen Entwickelung: das Losreißen von den
spirituellen Fäden, die einen an frühere Erdenleben
knüpfen. Die Krankheit macht das im abnormen Fall. Die
Krankheit macht das auf pathologische Weise. Die Krankheit
erweist sich als abnormes Auftreten desjenigen, was man in
einer höheren Sphäre normal herbeiführen
muß zum spirituellen Schauen, zu anderen
Bewußtseinszuständen. Wenn sich das Blut, abgesondert
vom übrigen Organismus des Menschen, hingibt seinem
Bewußtsein — denn das Blut hat ein besonderes
Bewußtsein, wie ich Ihnen von solchen besonderen
Bewußtseinen gewisser Körperorgane schon gesprochen
habe —, wenn sich das Blut emanzipiert von
demübrigen Organismus, dann schaut es in anormalem
Zustande zurück in die früheren Erdenleben. Aber es
bleibt unterbewußt. Zum bewußten Zurückschauen
muß der Faden erst abreißen. Zum krankhaften
Zurückschauen muß der Faden nicht abreißen.
So
führt uns die Betrachtung von so etwas wie die
Metallität des Silbers, das sich eigentlich wie ein
wunderbares Heilmittel erweist gerade bei allen Erkrankungen,
die irgendwie auf Karmisches zurückgehen, so führt
uns das Mysterium des Silbers tief hinein in andere Mysterien
der Welt, und wir haben damit zunächst ungefähr
diejenigen Metallitäten erschöpft, welche in bezug
auf die anderen Bewußtseinszustände des Menschen zu
erwähnen wären.
Wir
werden nun weiterschreiten in der Betrachtung dieser
Bewußtseinszustände und in der Beziehung, die der
Mensch herstellen kann durch diese
Bewußtseinszustände zu anderen Welten; wir werden mit
anderen Worten in den nächsten Vorträgen auf den
rechten Wegen zur Spiritualität in der Betrachtung
weiterschreiten.
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