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Aus der Akasha-Forschung. Das Fuenfte Evangelium

Schmidt-Nummer: S-2892

Online seit: 6th November, 2007

Berlin, 10. Februar 1914
Sechster Vortrag

Aus den Mitteilungen, die ich aus dem Fünften Evangelium machen konnte, ist in erneuter Weise zu sehen, welche Veranstaltungen gewissermaßen im ganzen Weltenall notwendig waren, damit das eintreten konnte, was wir als das Mysterium von Golgatha kennen. Und dieses Mysterium von Golgatha ist selbst für die geisteswissenschaftliche Betrachtung wie eine Art vorläufiger Abschluß anderer Vorgänge, an die es sich in der Reihenfolge der Weltentatsachen anschließt.

Wir haben davon gesprochen, daß zwei Jesusknaben das Mysterium von Golgatha vorzubereiten hatten. Wir haben gesehen, wie der eine der beiden Jesusknaben, der sogenannte salomonische Jesus, in sich hatte das Ich des Zarathustra. Wir haben gesehen, wie dieses Ich des Zarathustra, nachdem die beiden Jesusknaben, die ja ungefähr gleichaltrig waren, das zwölfte Jahr erreicht hatten, hinübergezogen ist in den Leib des anderen Jesusknaben, desjenigen aus der nathanischen Linie des Hauses David. Wir haben dann aus dem Fünften Evangelium ausführlicher auseinandersetzen können, welche Schicksale jener Jesus von Nazareth durchgemacht hat, der also die drei Leibeshüllen trug, welche mit dem nathanischen Jesusknaben geboren worden sind, und der das Ich des Zarathustra bis in sein dreißigstes Jahr hinein in sich trug, bis zu dem Ihnen erzählten Gespräch mit der Mutter, wo durch die Gewalt der Rede, die er damals geführt hat, und in deren Worte er sein Ich selber hat einfließen lassen, gewissermaßen das Ich des Zarathustra die Leibeshüllen dieses Jesus von Nazareth verlassen hat. Und wir wissen, wie dann durch die Johannestaufe im Jordan das Christus-Wesen eingezogen ist in die dreifache Leibeshülle des Jesus von Nazareth.

Wir bekommen, wenn wir sie jetzt so zu fassen in der Lage sind, wahrhaftig keinen geringeren, sondern einen ungeheuer viel größeren Eindruck von der Bedeutung der Christus Jesus-Wesenheit, als diejenigen bekommen, die sie nur zu fassen in der Lage sind nach den bisherigen Kenntnissen und nach den Mitteilungen der Evangelien, so wie diese genommen werden können.

Dieses ganze Ereignis aber, das wir dann mit der Kreuzigung und Auferstehung zusammen das Mysterium von Golgatha nennen, schließt sich an drei andere an. Es ist gewissermaßen die vorläufig letzte Vollendung der drei anderen. Eines von diesen anderen Ereignissen fand schon statt in der alten lemurischen Zeit, von den beiden anderen das eine mehr im Beginne, das andere mehr gegen das Ende der atlantischen Zeit. Nur sind diese drei ersten Ereignisse solche, die sich nicht auf dem physischen Plan abgespielt haben, sondern in den geistigen Welten. Wir haben gewissermaßen seelisch hinzuschauen auf vier Ereignisse, von denen das letzte — dasjenige, mit dem wir uns bis jetzt vorzugsweise beschäftigt haben, und das wir das Mysterium von Golgatha nennen — sich auf dem physischen Plan abgespielt hat, während die drei anderen wie vorbereitende Ereignisse in den geistigen Welten waren.

Von demjenigen Wesen, welches wir als nathanischen Jesus ansprechen, habe ich Ihnen gesagt, daß es seine ganz besondere Natur dadurch zeigte, daß es gleich nach seiner Geburt bereits einige Worte zu sprechen vermochte, Worte, die allerdings in einer so sonderbaren Sprache gesprochen waren, daß diese Sprache damals nicht verstanden werden konnte, und daß nur die Mutter, aus ihrer Empfindung heraus, eine Ahnung davon hatte, was diese Worte zu bedeuten hatten. Von diesem nathanischen Jesusknaben müssen wir uns auch klar sein, daß er nicht eine Menschenwesenheit ist wie andere Menschenwesenheiten, daß er nicht — wie etwa der salomonische Jesusknabe, der das Ich des Zarathustra in sich hatte, und wie andere Menschen — viele Erdenleben hinter sich hatte, in derselben Weise solche viele Erdenleben hinter sich hatte, sondern daß er sein vorhergehendes Dasein durchaus in den geistigen Welten durchgemacht hat. Ich habe das schon bei früheren Gelegenheiten dadurch angedeutet, daß ich sagte: Von dem, was als Menschenseelen in die menschlichen Inkarnationen seit der lemurischen Zeit übergegangen ist, wurde gleichsam etwas zurückbehalten in den geistigen Welten, das nicht zur menschlichen Verkörperung geführt worden ist, sondern das dann erst zu einer menschlichen Verkörperung geführt wurde, als es eben geboren wurde als nathanischer Jesusknabe. Das, was damals zurückgeblieben ist, was man also nicht in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes ein MenschenIch nennen kann — denn ein Menschen-Ich ist das, was von Inkarnation zu Inkarnation auf der Erde geht — , das machte seine Schicksale in den geistigen Welten durch. Und nur die Angehörigen der alten Mysterien, die imstande waren, die Vorgänge in den geistigen Welten zu beobachten, konnten wissen, daß dieses Wesen, das einmal erscheinen werde als der nathanische Jesusknabe, das durchseelt werden sollte von der Christus-Wesenheit, vorher gewisse Schicksale in den geistigen Welten durchzumachen hatte. Um diese Schicksale kennenzulernen, müssen wir uns folgendes vor Augen führen.

Die meisten von Ihnen werden sich noch jener Vorträge erinnern, die hier einmal vor einigen Jahren gehalten worden sind über Anthroposophie, und in denen ich zunächst von den Sinnen des Menschen gesprochen habe. Ich habe damals ausdrücklich angegeben, daß die gewöhnlich aufgezählten fünf Sinne des Menschen nur ein Teil der gesamten Sinne sind, und daß der Mensch im Grunde genommen zwölf Sinne hat. Es soll jetzt darauf hier nicht näher eingegangen werden. Darauf aber sollte hingedeutet werden, daß das, was menschliche Sinne sind, was also in unseren physischen Leib als Sinne eingebettet ist, eigentlich zu einem Schicksal verurteilt gewesen wäre, das für die Menschen unheilsam geworden wäre, wenn nicht das erste Christus-Ereignis in den geistigen Welten in der alten lemurischen Zeit stattgefunden hätte, gleichsam der erste Vorläufer des Mysteriums von Golgatha. Der Mensch wurde ja in der lemurischen Zeit so verkörpert, daß er im wesentlichen die Anlage zu seinen Sinnen hatte. Aber wir wissen auch, daß in der lemurischen Zeit stattgefunden hat der Einfluß der luziferischen Mächte auf die menschliche Evolution. Dieser Einfluß der luziferischen Mächte hat sich auf alles in der menschlichen Organisation erstreckt. Hätte nun wirklich nichts anderes stattgefunden als das, wodurch der Mensch in der lemurischen Zeit zu seiner Erdeninkarnation geführt worden ist, und dann der luziferische Einfluß, so würden unsere Sinne ganz anders geworden sein, als sie nun geworden sind. Diese Sinne würden, man könnte sagen, überempfindlich geworden sein, übersensitiv. Sie würden so geworden sein, daß wir nicht gleichsam mit unseren Sinnen temperiert durch die Welt gehen, sondern es würde zum Beispiel eine rote Farbe auf das menschliche Auge den Eindruck gemacht haben, daß das Auge durch den Eindruck der roten Farbe gleichsam einen ganz bestimmten Schmerz empfunden hätte. Durch andere Eindrücke würden in anderer Weise die Sinne leidvoll berührt worden sein. Wie ausgesogen würde sich das Auge zum Beispiel gefühlt haben von der blauen Farbe. Und so mit allen anderen Sinnen. Man hätte müssen so durch die Welt gehen, daß die Sinne fortwährend in leidvoller Weise, oder auch wohl in übermäßiger und daher auch unheilsamer Lust, affiziert worden wären. Die Sinne wären stärker, als es ihnen heilsam ist, von allen äußeren Einflüssen beeindruckt worden. Das wäre durch den luziferischen Einfluß gekommen.

Das ist abgewendet worden von der Menschheit, jetzt nicht durch ein Ereignis, das im physischen Erdenbereich stattgefunden hat, sondern durch den Vorgang, der gewissermaßen der erste vorbereitende Vorgang für das Mysterium von Golgatha ist. In der lemurischen Zeit noch vereinigte sich dieselbe Christus-Wesenheit, die später durch die Johannestaufe im Jordan sich mit dem Leibe des Jesus von Nazareth vereinigt hat, mit einem Wesen, das damals noch in den geistigen Welten war: mit dem Wesen, das später geboren worden ist als der nathanische Jesusknabe, der aber damals noch in den geistigen Welten war. Wenn man von dem Palästina-Ereignis sagen kann, das Christus-Wesen verkörperte sich in dem Jesus von Nazareth, so müßte man gegenüber diesem ersten Christus-Ereignis sagen, es verseelte sich in der lemurischen Zeit in der geistigen Welt in einem Wesen, das später herunterstieg auf die Erde als nathanischer Jesus. So lebte denn in den geistigen Welten eine geistig-seelische Wesenheit, welche durch diese Tat des Sich-Verbindens, also der Christus-Wesenheit mit der Seele des späteren Jesus von Nazareth, und durch alles, was aus dieser Tat folgte, den menschlichen Sinnen das Unheil nahm, also von den geistigen Welten die Menschheit gleichsam so überstrahlte, damit nicht den Sinnen das Unheil geworden wäre, in so leidvoller oder in so übersensitiver Weise über die Erde gehen zu müssen. Zum Heil der Sinne geschah das erste vorbereitende Ereignis des Mysteriums von Golgatha. Daß wir in unserer jetzigen Art mit unseren Sinnen durch die Welt gehen können, ist eine Folge dieses ersten Christus-Ereignisses.

Im Anfange der atlantischen Zeit fand ein zweites Ereignis statt. Es bestand wieder darin, daß das Wesen, das später zum nathanischen Jesus geworden ist, durchseelt wurde von der Christus-Wesenheit. Dadurch wurde ein anderes Unheil von der menschlichen Natur abgewendet. Denn auch wenn die Sinne durch das erste Christus-Ereignis schon gesund geworden wären, so wäre doch durch den luziferischen und den späteren ahrimanischen Einfluß diese menschliche Natur so geworden, daß die sogenannten sieben Lebensorgane — ich habe bei Gelegenheit der Vorträge über Anthroposophie auch von den sieben Lebensorganen gesprochen; gefäßartige Organe sind sie im physischen Leibe, was ihnen aber zugrunde liegt, ist eigentlich eine Organisation des Ätherleibes — so geworden wären, daß wir wieder nicht so als Menschen durch die Welt gehen könnten, wie es jetzt mit Sympathie und Antipathie der Fall ist, sondern der Mensch würde abwechselnd wüste Gier und furchtbarsten Ekel empfunden haben in bezug auf das, was er mit seinen Lebensorganen genießt, was ihm Nahrung sein kann. Aber auch was an seine Atmungsorgane herantreten konnte, würde er so empfunden haben, daß er es entweder mit wilder Gier erfassen oder mit tiefstem Ekel abweisen wollte. Also auch die sieben Lebensorgane würden übermäßig tätig geworden sein durch den Einfluß von Luzifer und Ahriman. Da trat das zweite Christus-Ereignis ein, wiederum ein Ereignis in den übersinnlichen Welten. Durch dieses wurden die Lebensorgane des Menschen in die Möglichkeit gebracht, in gewissem Sinne mäßig, maßvoll zu sein. So, wie unsere Sinne niemals gleichsam in Weisheit hätten die Welt anschauen können, wenn nicht das erste Christus-Ereignis in der lemurischen Zeit stattgefunden hätte, so hätten unsere Lebensorgane nie mäßig sein können, wenn nicht das zweite Christus-Ereignis im Beginne der atlantischen Zeit geschehen wäre.

Aber noch ein drittes Unheil stand den Menschen bevor, ein Unheil, das sich auf seinen astralischen Leib bezog, auf die Verteilung von Denken, Fühlen und Wollen. Heute sind Denken, Fühlen und Wollen beim Menschen in einer gewissen Harmonie, und wenn diese zerstört ist, dann ist die Gesundheit des Menschen zerstört. Wenn Denken, Fühlen und Wollen nicht in richtigem Maße ineinanderwirken, dann kommt der Mensch entweder in übergroße Hypochondrie oder bis in Wahnsinnszustände hinein. Bis zu Wahnsinnszuständen hätten also die Menschen in vollkommener Unordnung in bezug auf Denken, Fühlen und Wollen kommen können, wenn nicht gegen das Ende der atlantischen Zeit das dritte Christus-Ereignis stattgefunden hätte. Das hat bewirkt — es ist wieder eine Durchseelung des noch in den übersinnlichen Welten befindlichen nathanischen Jesus mit dem Christus — , daß maßvolle Harmonie in die Seelenkräfte des Menschen, in Denken, Fühlen und Wollen, gebracht worden ist.

Diese drei Ereignisse, die ich jetzt angeführt habe, haben alle aus den geistigen Welten in den Menschen hineingewirkt; sie haben sich nicht vollzogen auf dem physischen Plan. Aber insbesondere von dem dritten Ereignis ist in den mythischen Vorstellungen ein gutes Andenken geblieben. Und wie in vielen Fällen uns die geistige Erkenntnis dahin führt, solche Zeichen, die in Sagen und Mythen sich erhalten haben, in der rechten Weise zu verstehen, sie sozusagen in der richtigen Weise zu vertiefen, so kann es auch mit diesem Zeichen sein. Wir alle kennen es ja, dieses Zeichen, welches ein übersinnliches Wesen darstellt — sei es der Erzengel Michael, sei es der heilige Georg — tottretend, überwindend den Drachen. Das ist die bildliche Darstellung des dritten Christus-Ereignisses: der Erzengel Michael oder Sankt Georg, der spätere nathanische Jesusknabe, durchseelt von der Christus-Wesenheit. Daher gibt es die erzengelhafte Gestalt in den geistigen Welten. Und die Überwindung des Drachens bedeutet die Unterdrückung desjenigen im menschlichen Denken, Fühlen und Wollen — also in der Leidenschaftsnatur des Menschen — , welches Denken, Fühlen und Wollen durcheinanderwerfen würde, in Unordnung bringen würde. Man kann es tief empfinden, wie in solchen gewaltigen Bildern, die gleichsam aufgerichtet sind, damit das, was nicht mit dem Verstande erfaßt, begriffen werden kann, wenigstens für das symbolische Anschauen und für das Gefühl vor die Menschenseele hingestellt werden, wie darin tiefe, tiefe Zusammenhänge sich aussprechen.

Wir haben bei früheren Gelegenheiten erwähnt, wie das Griechentum in seiner Götter- und Geisterwelt Abschattungen, gleichsam die Schattenbilder desjenigen gehabt hat, was sich in der atlantischen Zeit als wirkliche göttlich-geistige Wesenheiten gleichsam in der Welt unmittelbar über den Menschen befunden hat. Nun hatten die Griechen ein deutliches Bewußtsein gerade von dem dritten Christus-Ereignis, von jenem Christus-Ereignis, das sonst eben für die Menschenseele nur bildlich dargestellt wird durch Sankt Georg oder den Erzengel Michael, den Drachen überwindend. Die Griechen stellten dar den Christus, durchseelend den späteren nathanischen Jesusknaben, als ihren Apollo. Und in tief bedeutsamer Weise, man möchte sagen, in den Kosmos selbst hineingestellt ist Sankt Georg mit dem Drachen in Griechenland. Die Griechen hatten jenen kastalischen Quell am Parnassos, an dem sich eröffnete aus der Erde heraus ein Schlund, aus dem Dämpfe aufstiegen. Diese Dämpfe umgaben schlangenartig den Berg, so daß man in diesen schlangenartig den Berg umgebenden Dämpfen selber ein Bild hatte der wild stürmenden menschlichen Leidenschaften, die Denken, Fühlen und Wollen in Unordnung bringen. Über dem Erdschlund, an der Stelle, wo diese schlangenartigen Dämpfe herauskamen, in denen der Python lebte, errichtete man jene Orakelstätte, welche der Pythia geweiht war. Die Pythia saß auf ihrem Dreifuß über diesem Erdschlund und wurde durch die heraufsteigenden Dämpfe in einen visionären Zustand gebracht, und was sie in diesem Zustande sprach, das faßte man auf als den Ausspruch des Apollo selber. Und die, welche Ratschlüsse haben wollten, schickten zur Pythia und ließen sich von Apollo durch den Mund der Pythia Rat erteilen.

Die Anschauung lag also bei den Griechen zugrunde, daß Apollo zurückführt auf eine wirkliche Wesenheit. Jetzt kennen wir diese Wesenheit. Es ist der von dem Christus durchseelte spätere nathanische Jesusknabe, Apollo bei den Griechen genannt. Er nimmt dem, was aus der Erde in der Seele der Pythia aufsteigt, seine luziferisch-ahrimanische Wirkung. Und weil in den Dämpfen das Opfer des Apollo aufsteigt, so sind sie nicht mehr verwirrend, sondern weise ordnend Denken, Fühlen und Wollen für die Griechen. So sehen wir, wie in der Apollo-Idee der Griechen das lebt, daß in Denken, Fühlen und Wollen der Menschen eingezogen ist der Gott, den wir später den Christus nennen, der Gott, der damals sich geopfert hat, indem er in die Seele des späteren nathanischen Jesusknaben eingezogen ist und Harmonie ausgegossen hat in das, worauf der Einfluß von Luzifer und Ahriman — in Denken, Fühlen und Wollen — in der Menschenseele verwirrend wirken mußte.

So haben wir drei Christus-Ereignisse in den übersinnlichen Welten, welche das Ereignis von Golgatha eigentlich vorbereiten. Wenn wir nun nach der Bedeutung des Ereignisses von Golgatha selber fragen: Was ist durch dieses Ereignis eigentlich bewirkt worden, was wäre in Unordnung gekommen, wenn das Ereignis von Golgatha nicht eingetreten wäre? — dann wissen wir ja, daß in der vierten nachatlantischen Kulturepoche, der griechisch-lateinischen Zeit, die Menschheit reif wurde, das Ich zu entwickeln. Zunächst war gerade jener Winkel des Abendlandes reif, um das Ich zu entwickeln, der sich in Westasien, Süd- und Mitteleuropa ausbreitete. Namentlich sollte das Ich entwickelt werden durch den Zusammenstoß der romanischen Völker mit den germanischen in Mittel- und Südeuropa. Das Ich sollte also im vierten nachatlantischen Zeiträume entwickelt werden. Aber es wäre in ungeordneter Weise entwickelt worden. Denn so, wie die Sinne in ungeordneter Weise ausgebildet worden wären in der lemurischen Zeit, wenn nicht das erste Christus-Ereignis eingetreten wäre, wie sich die sieben Lebensorgane in unrichtiger Weise entwickelt hätten, wenn nicht das zweite Christus-Ereignis im Beginne der atlantischen Zeit geschehen wäre, wie die drei Seelenbetätigungen des Menschen — Denken, Fühlen und Wollen — in ungeordneter Weise sich entwickelt hätten, wenn nicht das dritte Christus-Ereignis gegen das Ende der atlantischen Zeit eingetreten wäre, so würde sich das Ich ungeordnet entwickelt haben, wenn nicht das vierte Christus-Ereignis in der griechisch-lateinischen Zeit, eben das Mysterium von Golgatha, eingetreten wäre. Denn — das haben wir schon öfter hervorgehoben — zum Ich, zum Bewußtsein des Ichs waren die Menschen im vierten nachatlantischen Zeiträume gekommen.

Für diejenigen Menschen, welche nicht haben dazu kommen sollen, wurde zunächst eine andere Art von Offenbarung gegeben. Denn das ist der charakteristische Unterschied zwischen der Buddha-Offenbarung und der Christus-Offenbarung, daß die Buddha-Offenbarung an Menschen erging, welche nicht eigentlich zum Bewußtsein ihres durch die Inkarnationen durchgehenden Ichs kommen sollten. Der versteht den Buddhismus nicht, der nicht gerade dieses in der richtigen Weise auffaßt. Es wurde von mir öfter auf ein im späteren Buddhismus gebrauchtes Gleichnis hingewiesen, in welchem gesagt wird, daß der richtige Buddhist das, was von einer Inkarnation zur anderen übergeht, so ansieht, daß er es vergleicht mit der Mangofrucht, die, wenn sie in die Erde gelegt wird, einen neuen Baum hervorbringt, auf dem eine neue Frucht wächst. Name und Form sind es nur, was die neue Mangofrucht mit der alten gemeinsam hat. Das ist das Charakteristische des Buddhismus, daß von einem durch die Inkarnationen durchgehenden realen Ich nicht gesprochen wurde. Aus dem Grunde wurde nicht davon gesprochen, weil ein reales Ich bei den Völkern des Ostens nicht voll zum Bewußtsein gekommen ist. Heute noch kann man sehen: Wenn auf den Lehren des Ostens stehende Menschen Weltanschauungen des Westens begreifen wollen, so können sie nicht bis zu dem Punkte vordringen, wo das Ich einsetzt.

Das Ich sollte von den Völkern der vierten nachatlantischen Kulturperiode geboren werden. Es wäre aber ungeordnet geboren worden. Daß es ungeordnet geboren worden wäre, zeigt sich an einer Erscheinung, die sehr bedeutsam im vierten nachatlantischen Zeitraum auftritt. Wie ein signifikanter Ausdruck für die Geburt des Ichs steht da das Element der griechischen Philosophie. Aber wie eine Begleiterscheinung der griechischen Philosophie steht andererseits da das Sibyllentum, jenes Sibyllentum, von dem wir sagen müssen: Sibyllen sind alle diejenigen weiblichen Wesenheiten, welche nicht wie die Pythia durch Apollo in ihrem Seelenleben harmonisiert wurden, sondern die ihre Offenbarungen ungeordnet in Denken, Fühlen und Wollen wirken ließen. Durch diese sibyllinischen Offenbarungen, welche vom 8. vorchristlichen Jahrhundert an da waren und bis ins Mittelalter hinein reichten, strömte oft etwas von höchsten Wahrheiten, aber ungeordnet, durchsetzt mit allerlei sonderbarem Zeug. In dem Sibyllentum zeigt sich insbesondere, wie die Geburt des IchBewußtseins zunächst verwirrend hätte wirken müssen, wie das Ich durch die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse ebenso ungeordnet herausgekommen wäre, wie die zwölf Sinne in der lemurischen Zeit, wie die sieben Lebensorgane in der frühen atlantischen Zeit und wie die drei Seelenorgane in der späteren atlantischen Zeit ohne die drei ersten Christus-Ereignisse ungeordnet hätten herauskommen müssen. So hätte in der nachatlantischen Zeit das Ich ungeordnet herauskommen müssen, wenn nicht das Mysterium von Golgatha eingetreten wäre.

So sehen wir, wie dieses Mysterium von Golgatha gleichsam von einer geistigen Höhe, wo es sich als erstes Christus-Ereignis in der lemurischen Zeit abspielt, stufenweise heruntersteigt, bis es zum physischen Plan kommt, eben in unserem irdischen Mysterium von Golgatha. Das kann uns wiederum hinweisen auf die ganze Bedeutung dieses einzigartigen Ereignisses für die Erdentwickelung, kann uns darauf hinweisen, wie dieses einzigartige Ereignis aber wohlvorbereitet war aus den geistigen Welten heraus. Der Zusammenhang mit dem hohen Sonnenwesen, der öfter in bezug auf das Christus-Wesen von uns hervorgehoben worden ist, zeigt sich ja auch in der griechischen Apollo-Idee, da Apollo der Sonnengott ist.

Ich habe nur skizzenhaft angedeutet, was also hat herbeigetragen werden können zur völligen Erklärung der Bedeutung des Mysteriums von Golgatha. Alle diese Dinge könnten in allen Einzelheiten ausgeführt werden und würden dann die ganze ungeheure kosmische Größe dieses Mysteriums von Golgatha zeigen. So kann man sich diesem Mysterium von Golgatha nähern aus der Betrachtung des Kosmos heraus. Man kann sich ihm aber auch noch von einer anderen Seite aus nähern. Das kann etwa in der folgenden Weise geschehen.

Nehmen wir an, der Mensch geht in die geistige Welt, durch die Pforte des Todes oder durch die Initiation. Und bleiben wir jetzt bei dem, daß er durch die Pforte des Todes in die geistige Welt kommt, dann ist das erste, daß der Mensch seinen physischen Leib gleichsam als die äußerste Hülle ablegt. Dieser physische Leib wird den Erdenelementen übergeben. Nehmen wir einmal an, der Mensch würde aus der geistigen Welt, in der er ist, nachdem er durch die Pforte des Todes gegangen ist, zurückschauen auf das Schicksal seines physischen Leibes, wie er, verwest oder verbrannt, den physischen Elementen der Erde übergeben wird. Was der Mensch in diesen Prozessen sieht, wenn er von der geistigen Welt aus zurückschaut auf das Schicksal des physischen Leibes, das könnte man ein Naturereignis nennen wie ein anderes Naturereignis, ein Ereignis, bei dem man moralische Begriffe so wenig anwendet, wie man moralische Begriffe anwendet, wenn die Wolken sich bilden und der Blitz von einer Wolke in die andere fährt und dergleichen. So wie man auf diese Naturereignisse sieht, so hat man zunächst auf das zu sehen, was sich da auflöst als physischer Leib. Wir wissen aber weiter, daß der Mensch dann einige Tage verbunden bleibt mit seinem Ätherleibe und daß als eine Art zweite Loslösung die des Ätherleibes vom astralischen Leib und vom Ich geschieht.

Wenn der Mensch dann zurückschaut auf den abgelösten Ätherleib, so nimmt sich dieser schon anders aus in seinen Prozessen als der abgelöste physische Leib. Vor allem können wir nach dem Tode von der geistigen Welt aus auf den Ätherleib nicht so hinschauen, daß wir das, was der Ätherleib dann ist und was aus ihm wird, wie ein Naturereignis ansehen können. Das ist gar nicht der Fall, sondern dieser Ätherleib zeigt uns in seiner Eigenart, wie in ihn verwoben, was wir als Gesinnungen unserer Seele in uns getragen haben bis zu unserem Tode. Haben wir gute Gesinnungen gehabt, so sieht man das dem Ätherleibe an; haben wir tückische, schlechte Gesinnungen gehabt, so sieht man ihm das ebenfalls an. Ja, man sieht und fühlt ihm an, möchte man sagen, die ganze Stufenleiter von guten und schlechten Gefühlen und Empfindungen. Das alles ist in ihm ausgedrückt. Wir legen unsere innere Seelenverfassung, wie sie ist, in den Ätherleib hinein. Das sieht man darinnen, und das löst sich in einer komplizierten Weise in der ätherischen Welt auf, wird von dieser aufgesogen. Wenn wir daher so zurückblicken auf das Schicksal unseres ätherischen Leibes, so blicken wir eigentlich auf ein Abbild dessen zurück, was wir selber im Erdenleben waren.

Wir können uns von dem, was wir da anschauen, noch etwas ganz Besonderes sagen. Wir können uns sagen: Hast du diese oder jene guten Empfindungen, diese oder jene Hingabe an die geistigen Welten gehabt, dann hast du dem allgemeinen Ätherkosmos etwas übergeben, was dort als Gutes weiterwirkt. Hast du schlechte Empfindungen, schlechte Gefühle gehabt und dich nicht befassen wollen mit den Schilderungen aus den geistigen Welten, so hast du dem Ätherkosmos etwas übergeben, was Schaden, Verheerung anrichtet in der ätherischen Welt.

Es gehört zum Schicksale unserer Seele, also unseres Astralleibes und unseres Ichs, was diese in der geistigen Welt sind, das anzuschauen, was man so selber angerichtet hat in dem Schicksale seines Ätherleibes, der nicht mehr geändert werden kann, wenn er von dem physischen Leibe losgelöst ist. Es ist sogar der hauptsächlichste Anblick, den man nach dem Tode hat. Wie man vorher in der Sinneswelt den Anblick von Wolken, Bergen und so weiter hatte, so hat man jetzt nach dem Tode, wie einen Hintergrund, den Anblick desjenigen, was man selbst durch seine Seelenverfassung und seine Gesinnungen in seinen Ätherleib hineingelegt hat. Das wird immer größer und größer, je weiter sich der Ätherleib auflöst, und wird tatsächlich so wie das Firmament, auf dem alles andere erscheint. Es gehört daher zum Schicksale des Menschen nach dem Tode, die Schicksale des ätherischen Leibes anzuschauen.

Dazu zeigt sich noch etwas anderes: daß dieser Ätherleib, der sich da auflöst, eigentlich, man könnte sagen, zweierlei Eigenschaften hat. Die eine Eigenschaft hängt mit etwas zusammen, was im Grunde genommen immer einen bedrückenden, einen betrübenden Eindruck nach dem Tode macht. Womit diese Eigenschaft da zusammenhängt, das wird uns am besten dadurch klar werden, daß wir ein wenig auf das Schicksal der physischen Erde hinweisen.

Dieses Schicksal der physischen Erde wird ja heute schon von den Physikern anerkannt. Es wird von den Physikern als richtig anerkannt, daß die Erde als physisches Wesen einmal dem sogenannten Wärmetod verfallen wird. Das Verhältnis der Wärme zu den anderen physikalischen Kräften der Erde ist so, daß einmal in einer gewissen Zukunft der Zeitpunkt eintreten wird — das ist heute schon ein physikalisches Ergebnis — , wo alles in eine gewisse gleichmäßige Wärme übergegangen sein wird. Dann wird nichts mehr da sein, was an Ereignissen und Verrichtungen auf der Erde geschehen könnte in ihrem physischen Bereich. Die ganze Erde wird dem Wärmetode verfallen sein.

Diejenigen, die Materialisten sind, müssen natürlich als selbstverständlich annehmen — denn sonst sind sie nicht konsequent — , daß mit diesem Wärmetode alles, auch was sie menschliche Kultur, menschliches Denken, Sinnen und Trachten nennen, aufhören müsse, daß das ganze menschliche Leben in der gleichmäßigen Erdenwärme verschwinden müsse. Wer die Verhältnisse durchschaut, wie sie die geisteswissenschaftliche Lehre geben kann, der weiß, wie dieser Wärmetod bedeutet, daß die physische Erde wie ein Leichnam abfallen wird von ihrem Geistigen, das zu ihr gehört, wie der menschliche physische Leichnam von dem abfällt, was vom Menschen durch die Pforte des Todes schreitet. Und wie der menschliche Leichnam mit dem Tode zurückbleibt von dem Geistig-Seelischen des Menschen, das durch einen Zwischenzustand zwischen Tod und neuer Geburt durchgeht, und wie der Mensch von einem Zustande zu anderen geht, so wird das Geistige der Erde, wenn ihr Erdendasein mit dem Wärmetode zu Ende gehen wird, zum Jupiterdasein übergehen. Dieses Jupiterdasein wird eine weitere Verkörperung alles desjenigen sein, was geistig mit der Erde in Verbindung steht.

Wenn wir so nach dem Tode zurückschauen können auf den Ätherleib, dann fällt wirklich auf durch eine gewisse Empfindung, die gegenüber diesem Ätherleibe da ist, daß ein Teil der Eigenschaften des Ätherleibes zusammenhängt mit alledem, was innerhalb des Erdenbereiches dem Wärmetode verfällt, was sich auflöst. Solche Kräfte sind in unserem Ätherleibe, welche die tätigen Kräfte sind, um die Erde in den Wärmetod hineinzuführen. Aber andere Kräfte sind noch da.

Eine zweite Art von Kräften in diesem Ätherleibe ist zu bemerken, und diese verhalten sich zu allem Irdischen so, wie wenn man hinsehen würde auf den Pflanzenkeim und sehen, wie der Pflanzenkeim umgeben ist von einer solchen Pflanzensubstanz, aus der die nächste Pflanze neu entsteht. In ähnlicher Weise sieht man im Ätherleibe: da sind Kräfte, die nur tätig sein müssen für die Erde, solange die Erde besteht, bis die Erde dem Wärmetod verfällt. Dann aber sind junge Kräfte darinnen, die zusammenhängen mit dem, was die Erde wie Keimfähiges im Kosmos enthält, um hinübergeführt zu werden zur nächsten Inkarnation der Erde. Aber diesen gleichsam keimeskräftigen Teil des Ätherleibes kann man nur sehen — und damit berühren wir wieder ein sehr wichtiges Geheimnis der Geisteswissenschaft — , wenn man ein gewisses Verhältnis gewonnen hat zu der Christus-Wesenheit, zu dem Christus-Impuls. Denn dieser Teil ist durchdrungen von den Christus-Kräften, die sich durch das Mysterium von Golgatha in die geistige Erdensphäre ausgegossen haben. Da sind sie drinnen, in diesem Teil. Denn diese Christus-Kräfte stellen das dar, was auch von den Menschen das Keimfähige hinüberträgt zum Jupiter. Das befähigt uns also, unseren Zusammenhang mit dem Christus-Impuls, das Keimfähige, das Zukunftsfähige in unserem Ätherleibe zu schauen.

Wenn dies dann so angeschaut wird, dann hat man die Sicherheit, daß wirklich vom Mysterium von Golgatha das, was öfter angeführt worden ist, ausgeflossen ist in die Erdensphäre, und daß es etwas zu tun hat mit der Wiederbelebung des ganzen Geistigen der Erde, in das wir selber als Menschen eingebettet sind. Und zu den Erlebnissen, die ein Menschenwesen haben muß, welches ein richtiges Bewußtsein vom Ich hat, wie es der heutige Mensch des Westens hat, zu diesen Erlebnissen gehört geradezu, nach dem Tode beim Hinblick auf seinen Ätherleib diesen Ätherleib nicht ohne die Durchdringung mit dem Christus-Impuls zu sehen. Denn es ist ein unseliges Leben nach dem Tode, wenn man im Anblick seines Ätherleibes entbehren muß das Durchtränktsein des Ätherleibes mit dem Christus-Impuls. Das ist es, warum ich immer darauf hingewiesen habe, daß der Christus als eine Tatsache auf die Erde gekommen ist, und daß auch diejenigen Menschen, welche sich heute noch mit ihrem Oberbewußtsein sträuben gegenüber dem Christus-Impuls, nach und nach den Zugang zu dem Christus-Impuls finden werden, wenn sie ihn auch vielleicht um eine oder zwei Inkarnationen später finden werden als die Bevölkerung der westlichen Kulturgegenden der Erde.

Es macht des Menschen Seligkeit nach dem Tode aus, im Anblick seines Ätherleibes die Sicherheit des Christus-Impulses zu haben. Es macht des Menschen Unseligkeit nach dem Tode aus, am Ätherleibe nur das zu bemerken, was gewissermaßen dem Erdentode verfallen muß. Für denjenigen Menschen, der durch seine westliche Kultur eben ein deutliches Ich-Bewußtsein hat — die östlichen Menschen haben dieses Ich-Bewußtsein noch nicht deutlich — , für den Menschen, der mit dem deutlichen Ich-Bewußtsein, wie bei den westlichen Völkern, schon geboren ist, bedeutet es durchaus etwas Unseliges, hinzuschauen auf seinen Ätherleib und dort nur die für die Erdentwickelung zerstörenden Kräfte zu sehen, nicht aber ersehen zu können, daß dort der Christus-Impuls als eine Substanz drinnen ist. Es ist etwa so, wie wenn man fortwährend unter dem Eindrucke eines Erdbebens oder eines Vulkanausbruches leben müßte nach dem Tode, wenn man nicht die jungen Keimkräfte des Christus-Impulses im Ätherleibe schauen kann.

Diese jungen Keimkräfte des Christus-Impulses, was sind sie denn eigentlich? Nun, das eine, was dazugehört, habe ich schon seit Jahren bei verschiedenen Gelegenheiten erwähnt. Wir haben davon gesprochen, welche Rolle das Blut im physischen Leibe des Christus Jesus spielt. Das Blut gehört ja zu den physischen Substanzen des Leibes, und für den gewöhnlichen Menschenleib gehört es zu dem, was sich mit dem Tode physisch auflöst in die Elemente. Das war nicht der Fall, wenigstens nicht bei dem Teile des Blutes des Christus Jesus, der auf Golgatha aus den Wunden zur Erde floß. Dieser Teil des Blutes ätherisierte sich, wurde wirklich aufgenommen von den Ätherkräften der Erde, so daß das Blut, das damals aus den Wunden floß, zur Äthersubstanz wurde. Und diese Äthersubstanz erglänzt, erhellt, erflimmert in dem Ätherleibe und — man empfindet es so nach dem Tode — zeigt sich so, daß der Mensch weiß: Da ist frisch keimendes Leben, welches den Menschen lebensfähig der Zukunft entgegenführt.

Noch von einer anderen Seite kommen die Ingredienzien in den Ätherleib hinein, was uns zeigen kann, wie frischkräftiges Leben dadrinnen ist. Gerade die Betrachtung aus dem Fünften Evangelium zeigt an — es gehört das zu den großen Eindrücken, wenn man dem nachgeht, was in dem Fünften Evangelium gegeben werden kann — , daß, nachdem der Leichnam des Christus Jesus in das Grab gelegt worden ist, wirklich etwas eintrat, wodurch zum Schluß die Dinge da sein konnten, wie sie so wunderbar genau das Johannes-Evangelium schildert: wie das Grab leer ist und wie die Tücher ringsherum lagen. So war es auch. Das zeigt uns das Fünfte Evangelium. Es war deshalb so, weil ein wellenartiges Erdbeben stattgefunden hatte mit einer Spaltung der Erde. In diesen Spalt fiel der Leichnam des Christus Jesus hinein. Dieser Spalt schloß sich dann wieder. Und durch das wellenartige Bewegen und Stürmen wurden tatsächlich die Leichentücher so herumgeworfen, wie sie dann im Johannes-Evangelium bei der Beschreibung des leeren Grabes in ihren Lagen geschildert werden. Das ist der große, zu Herzen gehende Eindruck, wenn man durch das Fünfte Evangelium diese Dinge erfährt und dann im Johannes-Evangelium die Bestätigung findet.

Noch etwas hat sich also in den Ätherleib hineinbegeben: Was da von dem Erdspalt aufgenommen worden ist, das durchdrang dasjenige, was wir das in der Äthersubstanz erflimmernde und erglitzernde Blut genannt haben, und dadurch wird das flimmernde und glitzernde Blut im Ätherleibe sichtbar; so daß man die Empfindung hat — ich sagte vorhin: es breitet sich der Ätherleib nach dem Tode aus und man erblickt ihn wie eine Art Firmament, von dem sich alles andere abhebt, es spannt sich aus in diesem sich ausbreitenden Ätherleibe wie eine Grundsubstanz der Leib, der blutentleerte Leib des Christus Jesus, der von dem Erdspalt aufgenommen worden ist und so in die Erde übergegangen ist und in dem ausgespannten Tableau des Ätherleibes wie diesen belebend erscheint.

Und dieser Anblick gibt die Gewißheit: Die Menschheit geht nicht zugrunde, sondern lebt als geistiger Inhalt der Erde weiter, wenn das Physische der Erde abfällt, wie der einzelne menschliche Leichnam von dem Geistigen des Menschen abfällt. Das Ich und der astralische Leib sind ja gewiß so, daß sie dem Menschen Freiheit und Unsterblichkeit verbürgen. Aber der Mensch würde allein für sich fortleben. Er würde auf dem Jupiter ankommen und nicht zum Jupiterleben passen, wenn nicht das, was auf der Erde erlangt worden ist, zum Jupiter hinübergetragen würde: wenn nicht hinübergetragen würde, was durch den Christus-Impuls in die Erdensphäre hineingebracht worden ist.

Man kann sagen, die einzelnen Menschen würden kaum mehr bereichert, als sie schon in der lemurischen Zeit waren, in den Jupiter hinüberleben, arm würden sie in den Jupiter hinüberleben, wenn sie nicht hineingebettet wären in eine Erdensphäre, die durchchristet ist. Und diese Armut, die den Eindruck machen würde: Das Erdenleben ist eigentlich verloren — , sie würde als etwas Unseliges vor dem Menschen stehen im Leben zwischen Tod und neuer Geburt, während das, was der Christus-Impuls aus dem geistigen Teil der Erde gemacht hat, der Seele die Seligkeit gibt im Leben zwischen Tod und neuer Geburt: Ja, alles was die Seele erleben kann nach dem Mysterium von Golgatha, kommt durch das, was ausgeflossen ist durch den Christus-Impuls, in die geistige Erdenatmosphäre!




Zuletzt aktualisiert: 24-Mar-2024
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