ACHTER VORTRAG
München, 23. August 1910
Wir
gehen, wenn wir zum Verständnis des Daseins dringen
wollen, von einer gewissen Seite her immer der Entwickelung
dieses Daseins nach, und wir haben uns ja bei mancherlei
Anlässen damit bekannt gemacht, wie alles, was uns umgibt,
wessen wir gewahr werden, in Entwickelung begriffen ist. Wir
müssen uns auch daran gewöhnen, diese Vorstellung von
Entwickelung uns in einem größeren Stil zu eigen zu
machen auf solchen Gebieten, bei denen man im heutigen
Bewußtsein noch weniger an eine Entwickelung denkt. An
eine wirkliche Entwickelung denkt man zum Beispiel wenig in
bezug auf das Seelenleben des Menschen. Man denkt wohl in
äußerlicher Beziehung an eine solche Entwickelung,
wenn sie so offen zutage tritt wie im individuellen Dasein des
Menschen von der Geburt bis zum Tode. Aber in bezug auf die
Menschheit denkt man dann gleich an die Entwickelung von
niederen tierischen Zuständen herauf und kommt alsdann,
selbst mit Hinblick auf das, was man heute schon wissen kann,
zu einer ziemlichen Phantastik, zu einer Anschauung, als ob
sich so ohne weiteres das Höhere aus dem Niederen, das
Menschliche aus dem Tierischen hätte herausentwickeln
können. Es kann innerhalb dieses Vortragszyklus
natürlich nicht meine Aufgabe sein, ausführlich
vorzuführen, wie ich es oft getan habe, daß unser
menschliches Bewußtsein so, wie es heute ist, eine
Entwickelung im großen Stil durchgemacht hat, daß
namentlich der Art von Bewußtsein, der Art des
Seelenlebens, das wir heute haben, eine andere Form
vorangegangen ist. Eine Art niederen hellseherischen
Bewußtseins haben wir es oft genannt, was unserem
gegenwärtigen äußeren Bewußtsein
vorangegangen ist. Dieses heutige Bewußtsein liefert uns
ja Vorstellungen von äußeren Gegenständen auf
dem Wege der äußeren Wahrnehmung. Das andere
Bewußtsein aber, das der Vorläufer unseres
gegenwärtigen Bewußtseins ist, das können wir am
besten studieren, wenn wir den Blick zur alten
Monden-entwickelung zurückwenden.
Das
ist ja der allercharakteristischste Unterschied zwischen der
alten Monden-entwickelung und unserer gegenwärtigen
Erdenentwickelung, daß das Bewußtsein aufgestiegen
ist von einer Art alten Hellsehens, einer Art von
Bilderbewußtsein, zu dem gegenwärtigen
Gegenstands-bewußtsein. Im Grunde genommen betone ich das
jetzt schon seit vielen Jahren, und schon vor vielen Jahren
konnten Sie sich darüber unterrichten aus den ersten
Aufsätzen in «Lucifer-Gnosis» über die
Entwickelung aus der Akasha-Chronik heraus. Da schon wurde
betont, wie das alte traumhafte Bilderbewußtsein, das
unserer eigenen Wesenheit in der Vorzeit eigen war, sich
heraufentwickelt hat zum Erdenbewußtsein, zu dem, was uns
heute Bewußtsein von den äußeren Dingen gibt,
das heißt von dem, was wir äußere Dinge im
Räume im Gegensatz zu dem nennen, was wir selber im Innern
sind. Diese Unterscheidung der äußeren
Gegenstände von unserem eigenen Innenleben, das ist auch
das Charakteristische unseres gegenwärtigen
Bewußtseins-zustandes. Wenn wir irgendeinen Gegenstand,
zum Beispiel diese Rose, vor uns haben, so sagen wir: Diese
Rose ist da im Räume. Sie ist abgesondert von uns. Wir
stehen an einem anderen Orte als sie. Wir nehmen die Rose wahr
und bilden uns eine Vorstellung von ihr. Die Vorstellung ist in
uns, die Rose ist draußen. — Dieses Außen und
Innen zu unterscheiden ist das Charakteristische unseres
Erdenbewußtseins. So war das alte Monden-bewußtsein
nicht. Dieser Unterschied von außen und innen wurde von
jenen Wesenheiten, die das alte Monden-bewußtsein gehabt
haben, gar nicht gemacht. Denken Sie einmal, Sie hätten,
wenn Sie diese Rose ansehen, gar nicht das Bewußtsein, die
Rose ist da draußen und Sie stellen sie im Innern vor,
sondern Sie hätten das Bewußtsein: Wenn diese Rose da
im Räume schwebt, so gehört ihr eigenes Wesen nicht
nur dem Räume an, der in ihr abgeschlossen ist, sondern
dieses Wesen dehnt sich aus in den Raum hinaus, und die Rose
ist eigentlich in Ihnen. — Ja, die Sache könnte noch
weiter gehen. Denken Sie sich, Sie wenden den Blick zur Sonne
und hätten nicht das Bewußtsein, die Sonne ist oben
und Sie da unten, sondern das Bewußtsein, während Sie
die Vorstellung der Sonne sich erzeugen, sei die Sonne in
Ihnen, Ihr Bewußtsein ergreife die Sonne auf mehr oder
weniger geistige Weise. Dieser Unterschied zwischen innen und
außen wäre dann nicht vorhanden. Wenn Sie sich das
klar machen, dann haben Sie die erste feste Eigenschaft dieses
Bewußtseins, wie es war auf dem alten Monde.
Ein
anderes Charakteristikum ist, daß es ein bildhaftes
Bewußtsein war, so daß die Dinge nicht direkt als
Gegenstände erschienen, sondern wie in Sinnbildern, so wie
der Traum heute manchmal in Sinnbildern wirkt. Der Traum kann
zum Beispiel so wirken, daß irgendein Feuer, das
außer uns ist, wahrgenommen wird meinetwillen unter dem
Sinnbild eines lichtausstrahlenden Wesens, wie in einem Bilde.
Ähnlich so nahm das alte Monden-bewußtsein die Dinge
wahr, sagen wir, innerlich, aber auch bildhaft. Also ein
bildhaftes, von der Eigenschaft der Innerlichkeit
durchdrungenes Bewußtsein war dieses alte
Monden-bewußtsein. Und es hatte noch einen weiteren
wesentlichen Unterschied von unserem heutigen Bewußtsein.
Es wirkte überhaupt nicht so, daß äußere
Gegenstände vorhanden gewesen wären wie für das
heutige Erdenbewußtsein. Das, was Sie heute Ihre Umgebung
nennen, was Sie heute wahrnehmen im pflanzlichen, im
mineralischen, im menschlichen Reiche als die
Sinnesgegenstände, das war für das Bewußtsein
während der alten Monden-entwickelung überhaupt nicht
vorhanden. Es ist wirklich auf einer untergeordneten
traumhaften Stufe damals etwas Ähnliches vorhanden
gewesen, wie es heute in der Seele vorhanden ist, wenn die
seherische Kraft, wenn das bewußte Hellsehen erwacht. Das
erste Erwachen dieses hellseherischen Bewußtseins ist so,
daß es in der ersten Zeit gar nicht schon auf
äußere Wesenheiten geht. Darin liegt sogar eine
Quelle zahlreicher Täuschungen für diejenigen, welche
durch ihre, sagen wir, esoterische Entwickelung die Gabe
hellseherischer Kräfte in sich heranbilden.
Diese Heranbildung hellseherischer Kräfte geht ja
stufenweise vor sich. Da gibt es eine erste Stufe des
Hellsehens. Da entwickelt sich so mancherlei im Menschen, da
sieht er so manches in seiner Umgebung. Aber er würde
fehlgehen, wenn er sogleich überzeugt wäre, daß
das, was er da in seiner Umgebung, also, sagen wir, im
Geist-Räume, wahrnimmt, auch geistige Realität
wäre. Johannes Thomasius in unserem Rosenkreuzermysterium
macht dieses Stadium astralischen Hellsehens durch. Ich
erinnere Sie nur an jene Bilder, die vor der Seele des Johannes
Thomasius auftauchen, wenn er meditierend im Vordergrunde der
Bühne sitzt und in seiner Seele aufgehen fühlt die
geistige Welt. Da tauchen Bilder auf, und das erste ist,
daß der Geist der Elemente ihm Bilder von Wesenheiten vor
die Seele bringt, die er schon aus dem Leben kennt. Das
Stück spielt ja so, daß Johannes Thomasius im Leben
kennen gelernt hat den Professor Capesius und den Doktor
Strader. Die kennt er vom physischen Plan her, er hat gewisse
Vorstellungen aufgenommen von diesen beiden
Persönlichkeiten auf dem physischen Plan. Da, wo nach dem
großen Schmerz sozusagen durchbricht sein hellseherisches
Vermögen, da sieht Johannes Thomasius wiederum den
Professor Capesius, wiederum den Doktor Strader. Er sieht sie
in merkwürdigen Gestalten. Den Capesius sieht er
verjüngt, so wie er etwa im fünfundzwanzigsten,
sechsundzwanzigsten Jahre seines Lebens war und nicht, wie er
in dem Zeitpunkte ist, wo Johannes Thomasius in der Meditation
sitzt. Ebenso sieht er den Doktor Strader nicht so, wie er in
diesem Zeitpunkte ist, sondern er sieht ihn, wie er werden
muß, wenn er ein Greis wird in dieser Inkarnation. Dieses
und noch manches andere Bild zieht an der Seele des Johannes
Thomasius vorbei. Dramatisch kann man das nur so darstellen,
daß die Bilder, die eigentlich in der Seele lebendig
werden durch die Meditation, sich auf der Bühne abspielen.
Der Fehler kann nicht darin bestehen, daß Johannes
Thomasius etwa das für Täuschung hält. Da
würde er ganz fehlgehen. Die einzig richtige Stimmung dem
allen gegenüber ist, daß er sich sagt: er kann jetzt
noch nicht wissen, inwiefern das Täuschung oder
Wirklichkeit ist. Er weiß nicht, ob das, was sich in den
Bildern darstellt, eine äußere geistige Realität
ist, meinetwillen, ob es das ist, was in die Akasha-Chronik
eingeschrieben ist, oder ob er sein eigenes Selbst erweitert
hat zu einer Welt. Es kann beides sein, und er muß gelten
lassen, daß es beides ist. Das, was ihm fehlt, ist die
Gabe der Unterscheidung zwischen geistiger Realität und
Bilderbewußtsein. Das muß er sich sagen. Und erst von
dem Moment an, wo das devachanische Bewußtsein einsetzt,
wo Johannes Thomasius geistige Realität erlebt, indem er
in dem Devachan die geistige Realität eines Wesens
wahrnimmt, das er auf dem physischen Plan kennt, die Maria, da
erst kann er wiederum zurückschauen und kann Realität
von bloßem Bilderbewußtsein unterscheiden. So also
können Sie sehen, daß der Mensch im Verlaufe seiner
esoterischen Entwickelung ein Stadium durchzumachen hat, wo er
von Bildern umgeben ist, wo er aber keineswegs irgendein
Unterscheidungsvermögen hat zwischen dem, was als geistige
Realität sich offenbart, und den Bildern selbst. In den
Bildern im Rosenkreuzerdrama ließ man natürlich
wirkliche geistige Realitäten sich offenbaren. Zum
Beispiel ist das, was sich zeigt als Professor Capesius, das
reale Bild, das in die Akasha-Chronik eingeschrieben worden ist
von der Jugend des Capesius, und was sich zeigt als Doktor
Strader, das ist das reale Bild, das in ihr eingeschrieben ist
von dem Alter des Strader. Sie sind im Drama real gemeint, nur
weiß Johannes Thomasius nicht, daß diese Figuren real
sind.
Dieses Stadium, das da durchgemacht wird, das wurde auf einer
niedrigeren, traumhaften Stufe, so daß überhaupt
diese Unterscheidung unmöglich eintreten konnte,
während des alten Monden-bewußtseins durchgemacht.
Also erst später beginnt das Unterscheidungsvermögen,
und man muß sich durchaus vertraut machen mit dem, was
eben jetzt gesagt worden ist. Halten wir fest, daß der
Hellseher sich hineinlebt in eine Art von
Bilderbewußtsein. Während der alten Monden-zeit waren
aber die Bilder, die da auftraten, in der Hauptsache etwas ganz
anderes als die Gegenstände unseres Erdenbewußtseins,
und sie sind es auch beim beginnenden Hellsehen heute. Beim
realen beginnenden Hellsehen sieht der Hellseher gar nicht
zunächst äußere geistige Wesenheiten, er sieht
Bilder. Und wir müssen uns nun fragen: Was bedeuten denn
diese Bilder, die da auftauchen? — Ja, sehen Sie, das
sind auf der ersten Stufe des Hellsehens gar nicht
Ausdrücke für äußere reale geistige
Wesenheiten, sondern zunächst ist das, was da auftritt,
wenn ich so sagen darf, eine Art Organ-bewußtsein. Es ist
eine bildliche Darstellung, ein Hinausprojizieren in den Raum
dessen, was eigentlich in uns selber vorgeht. Und wenn der
Hellseher anfängt, in sich die Kräfte zu entwickeln,
dann kann er, um jetzt ein reales Beispiel zu erwähnen, so
empfinden, wie wenn er zwei helleuchtende Kugeln weit
draußen im Raum wahrnehmen würde. Das sind also zwei
Bilder von in gewissen Farben helleuchtenden Kugeln. Wenn der
Hellseher nun sagte: Da draußen sind irgendwo zwei
Wesenheiten —, so würde er wahrscheinlich etwas sehr
Falsches denken. Das wird jedenfalls zunächst nicht der
richtige Tatbestand sein; der wird ein ganz anderer sein. Der
wird so sein, daß das Hellsehen Kräfte, die in ihm
selbst arbeiten, hinausprojiziert in den Raum und wahrnimmt als
zwei Kugeln. Und es können zum Beispiel diese zwei Kugeln
das darstellen, was in dem astralischen Leib des Hellsehers
arbeitet und innerlich die Kraft des Sehens in seinen beiden
Augen bewirkt. Diese Kraft des Sehens kann sich ihm
hinausprojizieren in den Raum in Form von zwei Kugeln. Also
eigentlich sind es innerliche Kräfte, die sich als
draußen befindliche Erscheinungen des astralischen Raumes
darleben, und die größtmögliche Täuschung
könnte eintreten, wenn man das etwa für die
Ankündigung äußerer geistiger Wesenheiten halten
würde.
Noch falscher isr es, wenn man von Anfang an durch irgendwelche
Mittelchen, sagen wir, dazu gebracht wird, Stimmen zu
hören, und diese Stimmen gleich als Eingebungen von
außen deutet. Das ist das Allerfalscheste, dem man
verfallen kann. Das wird kaum etwas anderes sein als ein Echo
von einem inneren Vorgang. Und während in der Regel das,
was wie Farbenbilder, Formenbilder erscheint, ziemlich
reinliche Vorgänge im eigenen Innern darstellt, stellen
Stimmen in der Regel ziemlich wüstes Zeug, das in der
Seele vorgeht, dar. Und es ist das beste, wenn ein jeglicher,
der beginnt Stimmen wahrzunehmen, zunächst das
größte Mißtrauen gegen den Inhalt dieser Stimmen
entwickelt. — Sie sehen, der Beginn dieses bildhaften
Vorstellens muß unter allen Umständen mit einer
großen Vorsicht aufgenommen werden. Es ist eine Art
Organ-bewußtsein, ein Hinausprojizieren des eigenen Innern
in den Raum. Ganz normalerweise war aber dieses Bewußtsein
während der alten Monden-entwickelung ein solches
Organ-bewußtsein. Die Menschen selber auf der alten
Monden-stufe nahmen kaum noch etwas anderes wahr als das, was
damals in ihnen geschah.
Ich
habe öfter erinnert an ein wichtiges Wort, das Goethe
ausgesprochen hat: Das Auge ist am Lichte für das Licht
gebildet. — Dieses Wort sollte recht tief genommen
werden. All die Organe, die der Mensch hat, sind gebildet an
der Umgebung, aus der Umgebung heraus. Und es ist eine
oberflächliche Philosophie, die nur eine Seite der
Wahrheit betont, die da sagt: Ohne das Auge könnte der
Mensch kein Licht wahrnehmen. Denn die andere wichtige Seite
dieser Wahrheit ist die: Ohne Licht könnte sich niemals
ein Auge entwickelt haben, und ebenso ohne Ton kein Ohr, und so
weiter. — Von einem tieferen Standpunkte aus ist alle
Kantianerei eine Oberflächlichkeit, weil sie nur eine
Seite der Wahrheit gibt. Das Licht, das den Weltenraum
durchwebt und durchflutet, das ist die Ursache der Organe der
Augen. Während der alten Monden-zeit war die Hauptarbeit
der Wesenheiten, die an dem Werden unserer Welten teilgenommen
haben, das Aufbauen der Organe. Zuerst müssen die Organe
aufgebaut werden, dann können sie wahrnehmen. Unser
jetziges gegenständliches Bewußtsein beruht darauf,
daß zuerst die Organe gebaut worden sind. Als rein
physikalische Organe wurden ja die Sinnesorgane schon
während der alten Saturnzeit gebildet, das Auge etwa wie
eine Camera obscura, die der Photograph hat. Solche rein
physikalischen Apparate können nichts wahrnehmen. Die sind
nach den physischen Gesetzen zusammengesetzt. In der alten
Monden-zeit wurden diese Organe verinnerlicht. Wenn wir also
das Auge in Betracht ziehen, so müssen wir sagen: Auf dem
alten Saturn war es so gebildet worden, daß es
höchstens ein physikalischer Apparat war. Auf der
Monden-stufe wurde es durch das von außen einfallende
Sonnenlicht umgestaltet zu einem Wahrnehmungsorgan, zu einem
Bewußtseins-organ. — Das Wesentliche jener
Tätigkeit während des alten Monden-zustandes ist,
daß die Organe sozusagen aus den Wesenheiten herausgezogen
werden. Während der Erdenzeit ist das Wesentliche,
daß zum Beispiel das Licht auf die Pflanzen wirkt, die
Pflanzenentwickelung unterhält. Wir sehen das Produkt
dieses Lichtwirkens an der äußeren Flora. So wirkte
das Licht nicht während des alten Monden-zustandes. Da zog
es die Organe heraus, und was der Mensch damals wahrnahm, das
war diese Arbeit an seinen eigenen Organen. Es war also ein
Wahrnehmen von Bildern, die allerdings den Weltenraum zu
erfüllen schienen. Es schien so, wie wenn diese Bilder
ausgedehnt wären im Raum. In Wahrheit waren sie nichts
anderes als Ausdrücke für das Arbeiten des
elementarischen Daseins an den Organen des Menschen. Wie er
sich selber bildete, wie sich da gleichsam aus der eigenen
Wesenheit herausentwickelten die wahrnehmenden Augen, diese
Arbeit an sich selbst, sein eigenes inneres Werden, das nahm
der Mensch während der alten Monden-zeit wahr. So war ihm
die Außenwelt eine Innenwelt, weil die ganze
Außenwelt an seinem Innern arbeitete, und er unterschied
sich gar nicht in bezug auf ein Äußeres und Inneres.
Die Sonne als Äußeres nahm er gar nicht wahr. Er
trennte nicht die Sonne von sich, sondern er fühlte in
sich das Werden seiner Augen. Und dieses Arbeiten am Werden
seiner Augen, das dehnte sich ihm hinaus zu einer bildlichen
Wahrnehmung, die den Raum erfüllte. Das war für ihn
die Sonnenwahrnehmung, war aber ein innerlicher Vorgang.
Das
war das Charakteristische des alten Monden-bewußtseins,
daß man eine Bilderwelt um sich herum wahrnahm; aber diese
Bilder bedeuteten ein inneres Werden, ein inneres Aufbauen des
Seelendaseins. So war der Monden-mensch im Astralischen
beschlossen, fühlte sein eigenes Werden wie eine
Außenwelt. Heute wäre das Wahrnehmen dieses inneren
Werdens als Außenwelt, so daß man nicht unterscheiden
könnte die Bilder von der Außenwelt, die man nur als
Widerspiegelung des eigenen Werdens wahrnimmt, Krankheit.
Während des alten Monden-bewußtseins war es das
Normale. Die Arbeit also zum Beispiel jener Wesenheiten, die
später die Elohim wurden, die nahm er in seinem eigenen
Wesen wahr. Wie wenn Sie heute meinetwillen Ihr Blut wahrnehmen
würden in sich fließen, so nahm der Mensch die
Tätigkeit dieser Elohim wahr. Das war in ihm; es spiegelte
sich nur in Bildern von außen her.
Solch ein Bewußtsein aber war überhaupt das, was
einzig und allein auf dem alten Monde möglich war. Denn
das, was auf unserer Erde geschieht, muß im Einklang mit
dem gesamten Kosmos geschehen. Ein solches Bewußtsein, wie
es der Mensch auf der Erde hat, mit dieser Unterscheidung von
Außen und Innen, mit dieser Wahrnehmung, daß
äußere reale Gegenstände da draußen stehen
und daß wir eine Innerlichkeit daneben sind, dieses
erforderte, daß die ganze Entwickelung vom alten Mond zur
Erde herüberging, daß eine ganz andere Form von
Trennung in unserem kosmischen System eintrat. Die Trennung zum
Beispiel von Mond und Erde, wie wir sie heute haben, die war
während des alten Mondes überhaupt nicht vorhanden.
Das, was wir den alten Mond nennen, müssen Sie sich so
vorstellen, als ob der heutige Mond noch mit der Erde verbunden
wäre. Dadurch waren überhaupt alle anderen Planeten
einschließlich der Sonne ganz anders gestaltet. Und unter
den Bedingungen, wie sie damals waren, konnte sich nur ein
solches Bilderbewußtsein entwickeln. Erst nachdem der
ganze Kosmos, der zu uns gehört, die Gestalt angenommen
hatte, die er eben als Umgebung der Erde hat, konnte sich das
Gegenstands-bewußtsein entwickeln, so wie wir es heute
haben.
Wir
müssen also sagen: Ein solches Bewußtsein, wie es der
Mensch als Erdenbewußtsein hat, wurde ihm vorbehalten bis
zur Erdenzeit. Und nicht nur der Mensch hatte es nicht, es
hatten es auch nicht alle die anderen Wesenheiten, die wir
anführen als zu dieser oder jener Hierarchie gehörig.
Es wäre oberflächlich, wenn Sie denken würden,
weil zum Beispiel die Engel ihre Menschheitsstufe auf dem alten
Mond durchgemacht haben, deshalb müßten sie auf dem
alten Mond ein solches Bewußtsein gehabt haben wie die
Menschen heute auf der Erde. Das haben sie nicht gehabt, und
das unterscheidet sie von dem Menschen, daß sie ihre
Menschheit mit einem anderen Bewußtsein durchgemacht
haben. Eine direkte Wiederholung dessen, was schon da war,
findet niemals statt. Alles, was ein Entwickelungsmoment ist,
geschieht nur einmal und geschieht, damit es eben da ist, nicht
um irgend etwas anderes zu wiederholen. Also, damit einmal
dieser Bewußtseinszustand entstehen konnte, den wir heute
das Bewußtsein des Erdenmenschen nennen, dazu waren alle
die Vorgänge nötig, die eigentlich diese Erde
hervorgerufen haben, dazu war der Mensch als Mensch notwendig.
Und die Erdenwesen konnten unmöglich auf den früheren
Stufen der Entwickelung ein solches Bewußtsein entwickeln.
Wenn uns ein Gegenstand gegenübertritt, dann ist er
außer uns, dann erscheint er uns als Wesen außer uns.
Alles frühere Bewußtsein der Wesenheiten, von denen
wir reden können, ist so, daß es das Innere von dem
Äußeren nicht unterscheidet, daß es Unsinn
wäre, zu sagen: uns erscheint etwas als vor uns stehend.
Das konnten auch die Elohim nicht sagen, das gab es nicht
für sie. Sie konnten nur sagen: Wir leben und weben in dem
Weltenall. Wir schaffen, und wir nehmen im Schaffen dieses
unser Schaffen wahr. Nicht vor uns stehen Gegenstände,
nicht vor uns erscheinen Gegenstände. — Dieses
Faktum, das in dem Ausspruche liegt «Vor uns erscheinen
uns Gegenstände, es drückt sich in einer
äußeren, sagen wir, Raumgestaltung Wesenhaftes aus,
von dem man selber abgetrennt ist, dem man
gegenübersteht» — das Faktum, das in diesem
Ausspruche sich kundgeben kann, das trat auch für die
Elohim erst während der Erdenzeit auf. Wenn sie sich
fühlten, diese Elohim, während der alten Monden-zeit
webend und wirksam im Lichte, das von der alten Sonne auf den
Mond hinfloß, so hätten sie sagen können:
«Wir fühlen uns in diesem Licht drinnen, wir
fühlen, wie wir mit diesem Licht uns hineinsenken in die
Wesenheiten, die auf dem alten Mond als Menschen leben. Wir
durcheilen gleichsam den Raum mit diesem Licht.» Aber
nicht hätten sie sagen können: «Wir sehen dieses
Licht außer uns.» Das gab es nicht während des
alten Monden-zustandes, das war ein völlig neues
Erdenfaktum.
Wenn uns das monumentale Wort auf einer gewissen Stufe der
Entwickelung in der Genesis entgegentritt «Und die Elohim
sprachen: <Es werde Licht!>», so muß ein neues
Faktum hinzukommen: daß sie sich nicht bloß
fühlen mit dem Licht hinfließend, sondern daß
ihnen das Licht rückstrahlt von den Gegenständen,
daß ihnen die Gegenstände von außen erscheinen.
Der Schreiber der Genesis drückt das aus, indem er zu dem
Worte «Und die Elohim sprachen: <Es werde
Licht!>» hinzufügt «Und die Elohim sahen das
Licht». Ja, in dieser Urkunde ist nichts unnötig, da
ist nichts eine Phrase. Und man möchte wünschen,
daß unter manchem anderen, was die Menschen von dieser
alten Urkunde lernen können, sie auch dies lernten, nichts
hinzuschreiben, was nicht einen vollsaftigen Inhalt hat, nichts
als bloße Phrase hinzuschreiben. Der Schreiber der Genesis
hat nichts Unnötiges geschrieben, nicht irgend etwas, was
in spießbürgerlichem Sinn etwa eine
Ausschmückung sein kann, um auch etwas Schönes zur
Lichtschöpfung hinzuzufügen, nicht etwa so, daß
sich die Elohim nun sagen: Ja, wir sehen das Licht und sind
zufrieden mit uns, daß wir es recht gemacht haben. —
Daß etwas Neues eintrat, das ist das Bedeutsame, das mit
diesem kleinen Satz gesagt wird.
Und
es ist mehr noch gesagt. Es steht nicht bloß da «Und
die Elohim sahen das Licht», sondern «Sie sahen,
daß es schön, oder gut, war». — Ich
bemerke, daß der Unterschied zwischen
«schön» und «gut» nicht in derselben
Weise gemacht wird in der hebräischen Sprache wie heute.
Dasselbe Wort steht für «schön» und
für «gut». Was ist denn überhaupt mit dem
gemeint, was man schön oder gut nennt? In der alten
Sanskritsprache, selbst in der deutschen Sprache klingt es noch
durch, was damit gemeint ist. Das Wort «schön»
umfaßt alle Worte, die in allen Sprachen bedeuten,
daß ein Inneres, Geistiges in einem äußeren
Bilde erscheint. «Schön sein» heißt, ein
Innerliches erscheint äußerlich. Und wir verbinden
heute noch den besten Begriff mit dem Worte Schönheit,
wenn wir uns daran halten, daß in dem schönen Objekt
ein inneres geistiges Wesen wie auf der Oberfläche sich im
physischen Bilde darstellt. Wir nennen etwas schön, wenn
wir sozusagen in dem äußeren Sinnlichen durchscheinen
sehen das Geistige. Wann ist ein Marmorwerk schön? Wenn es
in der äußeren Form die Illusion erweckt: da lebt das
Geistige darinnen. Das Erscheinen des Geistigen durch das
Äußere, das ist das Schöne.
So
also können wir sagen, wenn uns in der Genesis das Wort
entgegentritt «Die Elohim sahen das Licht», daß
darin das Spezifische der Erdenentwickelung angedeutet ist,
daß aber auch das, was früher nur subjektiv zu
erleben war, nun von außen erscheint, daß der Geist
in seiner äußeren Erscheinung sich darstellt. Wir
können also das Wort, das gewöhnlich übersetzt
wird «Und die Elohim sahen das Licht, und sie sahen,
daß es schön war», so ausdrücken: «Und
die Elohim erlebten das Bewußtsein, daß sich ihnen
das, in dem sie früher waren, als ein Äußeres
gegenüberstellte, und sie erlebten in dieser Erscheinung,
daß der Geist im Hintergrund war und sich zum Ausdruck
brachte in dem Äußeren» — denn das liegt
hinter dem Wort, daß es «schön» war. Sie
werden solch eine Urkunde wie die Genesis am besten dann
verstehen, wenn Sie nirgends ein Wortfüllsel suchen,
sondern wenn Sie überall forschen nach den Geheimnissen,
die wirklich in den Worten verborgen sind. Dann dringen Sie im
großen Stil forschend vor, während eine ganze Summe
von Erklärungen sonst nichts anderes ist als eine
gewöhnliche Philisterei.
Aber gehen wir noch um ein Stück weiter. Wir sahen,
daß das Charakteristische des Monden-zustandes nur dadurch
entstehen konnte, daß das Sonnenhafte sich abtrennte von
dem Mondhaften. Wir sahen dann die Notwendigkeit ein, daß
während der Erdenentwickelung sich neuerdings das
Sonnenhafte vom Erdenhaften abtrennte, daß sozusagen eine
Zweiheit nötig ist zum Leben des
Bewußtseins-erfüllten. Es mußte ein Herausgang
des Erdenhaften stattfinden. Solches Herausgehen ist aber mit
etwas anderem noch verknüpft. Es ist damit verknüpft,
daß die elementarischen Zustände in dem, was das
Mondenhafte, und in dem, was das Sonnenhafte wird, sozusagen
ihre Natur verändern, etwas anderes werden. Wenn Sie sich
die heutige Sonne auch nur physisch betrachten, so müssen
Sie sich sagen, die Zustände, die wir auf der Erde haben
und die wir fest und flüssig nennen, die werden wir in der
physischen Sonne nicht zu suchen haben. Sie werden
höchstens sagen können, daß die Sonne noch bis
zum Gasförmigen heruntergeht. So sieht selbst unsere
Physik die Sonne an. Eine solche Scheidung findet
überhaupt statt bei der Trennung dessen, was früher
eine Einheit war.
Wir
haben gesehen, daß das Erdenhafte sich so entwickelt,
daß eine Art von Herunterverdichtung stattfindet von dem
Wärmehaften bis zum Erdenhaften, Festen, und daß wie
von außen hereindringend das erscheint, was das
Elementarische nach oben ist, das Lichtätherische,
Klangätherische, Lebensätherische. Aber bei dem, was
als Sonnenhaftes hinausgeht, dürfen wir nicht ein Gleiches
voraussetzen. Wir müssen vielmehr sagen: Wir haben also
als ersten, feinsten Zustand dasjenige, was das Leben
einschließt und bewirkt, dann das, was wir Zahl- oder
Klangäther nennen können, dann Lichtäther, dann
Wärmeäther, dann haben wir Luft oder Gasiges,
Wässeriges und Erdiges oder Festes. Das sind die sieben
Zustände des elementarischen Daseins. Im Bereiche des
Erdenhaften werden wir hauptsächlich das zu suchen haben,
was bis zur Wärme geht. Die Wärme durchdringt unser
Erdenhaftes, während wir von dem Lichthaften sagen
müssen, daß die Erde nur insofern dessen teilhaftig
ist, als an dem Erdenleben die Wesenheiten der Umgebung
teilnehmen, meinetwillen sagen Sie Körper der Umgebung.
Licht strahlt von der Sonne auf die Erde. Wenn wir sozusagen
lokalisieren wollten die drei höheren elementarischen
Zustände, Lichtäther, Klangäther,
Lebensäther, dann müßten wir sagen: die werden
wir örtlich mehr in dem Sohnen-haften zu suchen haben.
— Im Erdenhaften müssen wir das Erdige,
Flüssige, Luftförmige suchen, die Wärme ist aber
verteilt auf beides, auf das Erdenhafte und aufs Sonnenhafte.
In das Sonnenhafte werden wir mehr zu verlegen haben das
Lichthafte, das geistig Klanghafte und auch das Lebenshafte.
Das Leben-erzeugende müssen wir mehr im Sonnenhaften
suchen.
Zum
erstenmal hat sich dieses Sonnenhafte während der alten
Monden-zeit abgetrennt. Da, während der alten Monden-zeit,
war zuerst das Licht von außen wirksam, aber nicht als
Licht. Ich habe es ja eben ausgeführt, daß der Satz,
der in der Genesis steht: «Und die Elohim sahen das
Licht», unmöglich hätte ausgesprochen werden
können in bezug auf die Entwickelung der Monden-zeit. Da
hätte gesagt werden müssen: Und die Elohim eilten
durch den Raum mit dem Licht, waren in dem Licht darinnen,
sahen es aber nicht. — So wie etwa heute einer im Wasser
schwimmt und eigentlich das Wasser nicht sieht, sondern sich
darin vorwärts bewegt, so sah man das Licht nicht, sondern
es war ein Träger der Arbeit im kosmischen Raum. Mit der
Erde fing an das Licht zu erscheinen, rückzustrahlen von
den Gegenständen.
Was
nun für das Licht während der Monden-zeit vorhanden
war, von dem war es nur natürlich, daß ein etwas
höherer Zustand während der Erdenentwickelung
stattfinden mußte. Wir müssen also erwarten, daß
das, was für das Licht während der alten
Monden-entwickelung vorhanden war, während der
Erdenentwickelung für das Klangätherische vorhanden
ist. Mit anderen Worten, es geht während der
Erdenentwickelung mit dem Klangäther so, wie es
während der Monden-entwickelung mit dem Lichtäther
ging. — Das würde bedingen, daß für die
Elohim das, was wir geistig klanghaft nennen, nicht in solcher
Weise rückstrahlend wahrzunehmen ist wie das Lichthafte.
Wenn also die Genesis uns andeuten wollte, daß die
Entwickelung vorschreitet von der Wirksamkeit des
Lichtätherischen zu der des Klangätherischen, dann
müßte sie uns etwa sagen: «Und die Elohim sahen
im Erdenwerden das Licht und sahen, daß es schön
ist» —, aber nun dürfte sie nicht in derselben
Weise fortfahren: «Und die Elohim nahmen wahr während
dieser Phase das Klangätherische», sondern sie
müßte sagen: «Sie lebten und webten in
diesem.» Dann dürfte auch nicht vom sogenannten
zweiten Schöpfungstage gesagt werden, daß die Elohim
wahrnahmen jene Erregung, die die Stoffe nach oben und unten
abteilt. Da dürfte von dieser Arbeit der Elohim nicht
gesagt werden zum Beispiel: sie nehmen sie wahr, sondern da
müßte in der Genesis dieses Wort vom Wahrnehmen und
Schönsein ausgelassen sein. Dann würde es dem
entsprechen, was wir durch die Geisteswissenschaft konstatieren
können. Also es müßte der Seher, der die Genesis
geschrieben hat, am zweiten Schöpfungstag den Satz
auslassen «Und die Elohim sahen ...»
Nehmen Sie die Genesis. Da steht am ersten Tag: «Und die
Elohim sahen das Licht und sahen, daß es schön
war.» Am zweiten Schöpfungstage finden Sie bei den
gewöhnlichsten Übersetzungen ausgedrückt,
nachdem der erste Schöpfungstag verflossen ist: «Und
Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser und
es soll sich scheiden zwischen Wasser und Wasser — und es
ward also. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel ... Da ward
aus Abend und Morgen der zweite Tag.» Und jener Satz, der
am ersten Schöpfungstag steht, er bleibt am zweiten
Schöpfungstag aus! Die Genesis erzählt so, wie wir es
von ihr verlangen müssen nach dem, was wir
geisteswissenschaftlich konstatieren können.
Da
haben Sie wiederum eine solche Crux, womit die Erklärer
des neunzehnten Jahrhunderts gar nichts anzufangen gewußt
haben. Es hat Erklärer gegeben, die gesagt haben: Nun, was
ist weiter, wenn der Satz das zweitemal wegbleibt? Der
Schreiber hat es eben vergessen. — Aus der Genesis
sollten die Menschen lernen, daß sie nicht nur nichts
hinsetzen, was nicht hingehört, sondern auch nichts
weglassen, was hingehört. Der Schreiber der Genesis hat
nichts vergessen. Es ist der tiefste Grund vorhanden, daß
am zweiten Schöpfungstag diese Worte nicht dastehen. Das
ist wiederum ein solches Faktum, wie ich schon viele
erwähnen konnte, die uns mit einer so ungeheuren
Schätzung und Achtung durchdringen, wenn wir in solch eine
alte Urkunde hineinschauen, wie es die Genesis ist. Wir
könnten viel lernen von diesen alten Schreibern, die nun
wirklich keinen Eid dafür abzulegen brauchten, sondern von
selber den Grundsatz befolgten, nichts hinzuzufügen und
nichts hinwegzulassen von dem, was sie als Wahrheit erkannt
haben. Sie waren tief durchdrungen davon, daß jegliches
Wort uns heilig sein muß, das da steht, und daß wir
auch nichts Notwendiges weglassen dürfen.
Damit haben wir aus inneren Gründen sozusagen die
Komposition dieses sogenannten ersten und zweiten
Schöpfungstages eingesehen. Derjenige, der durch die
Geistesforschung entdeckt, was hinter den Dingen ist, und dann
herangeht an die Bibel, der sagt sich wohl: Es wäre doch
wunderbar, überwältigend wunderbar, wenn diese
Feinheiten, die durch eine gewissenhafte Geistesforschung
gefunden werden können, sich bei dem alten Seher, der an
der Genesis gearbeitet hat, wiederfinden würden. —
Und wenn sich dieses Überwältigende dann
bewahrheitet, dann überkommt ihn ein wunderbares
Gefühl, ein Gefühl, wie es in die Menschenseelen
dringen sollte, damit sie wiederum so recht die Heiligkeit
empfinden, die in diesem uralten Dokument wohnt, das wir als
die Genesis kennen.
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