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Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen

Schmidt-Nummer: S-2752

Online seit: 31st August, 2012

ZEHNTER VORTRAG

Den Haag, 29. März 1913

Wir haben gesehen, daß mit den vier Hauptgliedern der menschlichen Wesenheit durch die im Ernst getriebene esoterische oder okkulte Entwicklung Veränderungen vorgehen, und bemerken konnten Sie, daß in unserer Schilderung der Hauptwert gelegt worden ist auf die innere Veränderung dieser vier Glieder der menschlichen Natur, auf jene Veränderung, welche gewissermaßen im Innern erlebt wird. Man muß wohl unterscheiden diese im Innern erlebbare Veränderung von jener Schilderung, welche gegeben werden kann für den Blick des Hellsehers nach außen. Das ist natürlich etwas anderes. Bei der eigentlichen esoterischen Entwicklung ist es ja zunächst wichtig, daß man weiß, was im Innern des Menschen vorgeht und was einem bevorsteht, wenn man eine okkulte Entwicklung durchmacht. Interessant, wenn auch vielleicht nicht so wichtig, ist die Veränderung, wie sie sichtbar wird für die äußere hellsichtige Anschauung. Und da können wir etwa kurz charakterisierend sagen: Was im Innern wahrgenommen wird wie eine Art von Beweglicherwerden und Unabhängigerwerden der einzelnen Teile des physischen Leibes, das zeigt sich für den hellseherischen Blick, der also nicht von innen erlebt die Veränderung mit dem physischen Leib, sondern der sie von außen ansieht, das zeigt sich dadurch, daß der physische Leib eines Menschen, der in okkulter Entwicklung begriffen ist, sich gewissermaßen zerteilt, zerspaltet; und dadurch, daß er sich zerspaltet, fühlt ihn der hellseherische Blick wie auseinandergehend.

Es wächst tatsächlich der physische Leib einer immer und immer weiter in okkulte Entwicklung dringenden Persönlichkeit für den hellseherischen Blick. Und man kann sagen: Wenn man es mit jemand zu tun hat, der in einer wirklichen okkulten Entwicklung begriffen ist, so hat man den Anblick so, daß, wenn man ihm in einer bestimmten Zeit begegnet, dasjenige, was der hellseherische Blick als physischen Leib sieht, eine bestimmteGröße hat; begegnet man ihm nach Jahren wieder, so ist dieser physische Leib gewachsen, wesentlich größer geworden. Es gibt also ein solches Wachsen des physischen Leibes über die gewöhnliche physische Größe hinaus; nur ist das verbunden damit, daß dieser physische Leib schattenhafter wird. Man bemerkt aber dann: Wenn der Betreffende sich entwickelt hat, so zeigt er einem einen immer mehr und mehr sich vergrößernden physischen Leib; der ist aber sozusagen aus einzelnen Teilen zusammengesetzt, und diese einzelnen Teile stellen sich einem dar in demjenigen, was man im okkulten Leben Imagination nennt. Immer mehr zeigt sich der physische Leib einer in okkulter Entwicklung begriffenen Persönlichkeit als eine Summe von Imaginationen, von gewissermaßen innerlich lebendigen und regsamen Bildern; und diese Bilder sind oder werden vielmehr immer interessanter, denn diese Bilder sind nicht beliebig. Sie sind zuerst, wenn der Betreffende im Anfang der okkulten Entwicklung ist, noch nicht besonders bedeutsam; am wenigsten sind sie bedeutsam, wenn der hellseherische Blick den noch nicht okkult entwickelten Menschenleib betrachtet.

Wenn man den noch nicht okkult entwickelten Menschenleib betrachtet, nimmt man wahr eine Anzahl von Bildern, von Imaginationen. Das, was physische Materie ist, das verschwindet ja für den hellseherischen Blick, an die Stelle treten Imaginationen; aber die sind so zusammengeschoben, daß sie den freundlichen, innerlich erglänzenden Anblick einer Person, die in okkulter Entwicklung begriffen ist, nicht zeigen, sondern sich so zeigen wie in sich verfinsterte Materie. Aber auch bei dem noch nicht entwickelten Menschen zeigen sie sich, und zwar wie Teile, und jeder Teil bezieht sich auf etwas im Makrokosmos. Im wesentlichen kann man zwölf Glieder unterscheiden. Jedes solche Glied ist eigentlich ein Gemälde; ein Gemälde eines Teiles der großen Welt. Wenn man alle zwölf zusammen hat, hat man den Eindruck, irgendein unbekannter Maler habe Miniaturbilder geschaffen vom Makrokosmos — zwölf an der Zahl — und habe daraus den physischen Menschenleib gebildet. Wenn nun die Persönlichkeit in okkulter Entwicklung begriffen ist, dann wird dieses Bild immer größer und größer, aberauch innerlich immer freundlicher und freundlicher, von innen heraus leuchtend. Das kommt daher: Bei einer Persönlichkeit, die nicht in okkulter Entwicklung begriffen ist, wird der Makrokosmos nur in seinem physischen Aspekt abgebildet; bei einer Persönlichkeit aber, die eine okkulte Entwicklung durchmacht, zeigt sich immer mehr und mehr in den Bildern auch der geistige Inhalt, zeigen sich die Bilder der geistigen Wesen des Makrokosmos. So stellt sich uns die okkulte Entwicklung auch noch so dar, daß die in einer okkulten Entwicklung begriffene Persönlichkeit von einem bloß physischen Mikrokosmos immer mehr und mehr ein geistiger Mikrokosmos wird; das heißt, daß sie immer mehr in sich die Bilder nicht bloß von Planeten und Sonnen, sondern von Wesenheiten der höheren Hierarchien zeigt. Das ist der Unterschied zwischen einer nicht in okkulter Entwicklung begriffenen Person und einer solchen, die in okkulter Entwicklung begriffen ist. Und immer höhere Hierarchien zeigen sich, je mehr der Mensch in seiner okkulten Entwicklung vorwärts dringt. Man lernt also sozusagen das Gefüge der Welt kennen, indem man hellseherisch den physischen Menschenleib betrachtet.

Der ätherische Menschenleib, der zeigt bei einer nicht in einer okkulten Entwicklung begriffenen Person den Werdegang der Welt, dasjenige, was in der Zeit aufeinanderfolgt; er zeigt, wie sich Planeten und Sonnen oder auch menschliche Kulturen auf der Erde oder auch einzelne Menschen durch ihre Inkarnationen hindurch verändern, wie sie sich im aufeinanderfolgenden Werden zeigen. Der Ätherleib ist also eigentlich ein Erzähler; er erzählt den Werdegang der Welt. Während der physische Leib des Menschen wie eine Summe von Gemälden ist, von einem unbekannten Maler gemalt, erweist sich der Ätherleib wie eine Art Erzähler, der die Weltengeschichte selber in seinen eigenen inneren Geschehnissen erzählt. Und je mehr der Mensch in einer okkulten Entwicklung begriffen ist, desto weiter reichen die Erzählungen hinauf. Ein Mensch, der verhältnismäßig wenig in okkulter Entwicklung begriffen ist, der zeigt in seinem Ätherleib vielleicht für den hellseherischen Blick ein paar Generationen, die ihm in physischer Vererbung vorangegangen sind; denn dieses Werden zeigt sich auch noch im Ätherleib des Menschen. Je weiter aber die okkulte Entwicklung einer Persönlichkeit geht, desto mehr ist es möglich, in dem Ätherleib Menschheitskulturen, einzelne Verkörperungen dieser oder jener Individualitäten zu sehen, ja hinaufzusteigen zu dem kosmischen Werden und dem Anteil der Geister höherer Hierarchien an dem kosmischen Werden.

Der astralische Leib des Menschen, der ist ja für die gewöhnliche Beobachtung sozusagen nur durch sein inneres Schattenbild zu sehen, durch Gedanken-, Willenserlebnisse, Gefühlserlebnisse; er wird immer mehr und mehr zu einem Ausdruck desjenigen, was der Mensch in bezug auf seine Wesenheit im Kosmos wert ist. Diese Schilderung, diese Darstellung bitte ich ganz besonders bedeutsam zu nehmen. Der astralische Leib des in einer okkulten Entwicklung begriffenen Menschen wird immer mehr und mehr der Ausdruck für den Wert des Menschen im Kosmos. Wir haben ja geschildert, wie wir darauf kommen, daß der astralische Leib seiner Urwesenheit nach eine Art Egoist ist, wie aber die okkulte Entwicklung diesen überwinden muß dadurch, daß Persönlichkeitsinteressen zu Weltinteressen hinaufgehoben werden. Beobachtet man den astra-lischen Leib einer in höherer Entwicklung begriffenen Persönlichkeit, dann wird man an diesem astralischen Leib sehen, je nachdem er sich finster oder dunkel erweist oder innerlich sich hell erglänzend zeigt, je nachdem er sich in schrillen Mißtönen zu erkennen gibt oder in harmonischen, melodischen Klängen, daran wird man sehen, ob der betreffende Mensch seine Entwicklung so geleitet hat, daß er mit seinen persönlichen Interessen verknüpft geblieben ist, von denen gesprochen worden ist, oder ob er wirklich Weltinteressen zu seinen Interessen gemacht hat. Das ist es, was sich ergeben kann an dem astralischen Leibe einer in höherer Entwicklung begriffenen Menschenpersönlichkeit, daß, wenn die Entwicklung in richtiger okkulter Moral vor sich gegangen ist, wir an ihm sehen, wie wunderbar der Mensch dadurch wird, daß er den Horizont seiner Interessen aus dem Persönlichen in das Allgemein-Menschliche und in die allgemeinen Weltintentionen hinaus erweitert. Immerstrahlender, immer sonnenhafter wird der astralische Leib dadurch, daß der Mensch immer mehr und mehr lernt, die allgemeinen Menschheits- und Weltangelegenheiten zu seinen Angelegenheiten zu machen.

Das Selbst des Menschen zeigt, je weiter der Mensch in seiner Entwicklung vorwärtsdringt, immer mehr und mehr die Tendenz, sich zu zerspalten, sich zu zerteilen. Es schickt gleichsam seinen Bewußtseinsinhalt aus; dieser Bewußtseinsinhalt macht Botengänge in der Welt. Ja, wenn der Mensch zum Beispiel eine Wesenheit aus der Hierarchie der Angeloi kennenlernen will, dann genügt es nicht, daß er Erkenntniskräfte anwendet von gewöhnlicher Art. Wenn er sie wirklich kennenlernen will, dann muß er sein Bewußtsein verlegen können, das heißt, er muß die Kräfte seines Selbsts heraussondern können und ein Stück von seinem Selbstbewußtsein hinüberverlegen können in die Wesenheit des betreffenden Wesens aus der Hierarchie der Angeloi. Was wir immer für ein Wesen kennenlernen, wir können es nur so kennenlernen, daß wir unser Selbstbewußtsein in dieses Wesen hineinverlegen. Das ist der Drang des Selbstes, aus sich herauszugehen, sich in das andere Wesen hinein-zuverlegen und das, was zuerst nur in einem selbst gelebt hat, weiterleben zu lassen in dem anderen Wesen. Dieser Drang zeigt sich auf einer niedrigeren Menschheitsstufe der menschheitlichen Wesenheit, auf der Stufe des gewöhnlichen Menschendaseins, in einem gewissen Drange, sein Bewußtsein aus sich selber heraus zu entfernen; es zeigt sich dieses in dem Bedürfnis nach Schlaf. Und dasjenige, was den Menschen seelisch zum Schlafen treibt, das ist ganz derselbe Impuls, der in höherer Ausbildung das Bewußtsein nicht in die unbewußte Schlafenswelt hinüberleitet, sondern in das Bewußtsein des Angeloi oder des Geistes der Form oder höherer Hierarchien. So könnte man das paradoxe Wort aussprechen: Was heißt es, einen der Elohim, einen der Geister der Form kennenzulernen? Das heißt, sich so weit entwickelt haben, daß man imstande ist, hinüberzuschlafen in das Bewußtsein des Elohim und im Elohim aufzuwachen mit dem Bewußtsein dieses Geistes der Form, dieses Geistes der höheren Hierarchien. Das heißt Erkennen einer höherenWesenheit: sein Bewußtsein aufgeben, wie man es im Schlaf aufgibt, aber es so aufgeben vermöge der höheren in ihm erwachten Kräfte, daß dieses Bewußtsein aufwacht und einem als das Bewußtsein dieses höheren Wesens entgegenleuchtet.

So wird ein astralischer Leib in richtiger okkulter Entwicklung wie eine Sonne, welche ihre Weltinteressen hinausstrahlt. Ein Selbst aber wird, wenn es sich höher entwickelt, wie die Planeten, die um diese Sonne des astralischen Leibes kreisen und welche bei ihrem Kreisen durch die Welt anderen Wesenheiten begegnen und, indem sie anderen Wesenheiten begegnen, von diesen anderen Wesenheiten Kunde bringen dem erkennenden Wesen des Menschen. So bietet in der Tat der astralische Leib und das Selbst bei einem in okkulter Entwicklung begriffenen Menschen das Bild einer Sonne — das ist der astralische Leib —, umgeben von ihren Planeten: das ist eine Anzahl von Vervielfältigungen des Selbstes, die hinausgesandt werden in andere Wesenheiten, damit der Mensch durch das, was ihm zurückstrahlt sein vervielfältigtes Selbst von diesen anderen Wesenheiten, das Wesen dieser anderen Wesenheiten erkenne.

Und das Gefühl, das man hat beim Erkennen der Glieder höherer Hierarchien in ihrer inneren Wesenheit — durch physischen Leib und Ätherleib lernt man sie erkennen in ihrer äußeren Wesenheit; innerlich lernt man sie erkennen durch astralischen Leib und Selbst, man gelangt durch astralischen Leib und Selbst sozusagen in Verkehr mit diesen Wesenheiten der höheren Hierarchien —, das Gefühl, das man hat, das ist: wie wenn man sich müßte in seinem astralischen Leibe zur Sonne machen und ein Selbst von sich abspalten, welches die Veranlagung hat, unterzutauchen in die Hierarchie der Angeloi; ein anderes Selbst, das die Veranlagung hat, unterzutauchen in die Hierarchie der Archangeloi; ein anderes Selbst, das die Veranlagung hat, unterzutauchen in die Hierarchie der Geister der Form. Ein viertes Selbst taucht unter in die Hierarchie der Geister der Bewegung, ein fünftes taucht unter in die Hierarchie der Geister der Weisheit und des Willens, ein sechstes Ich taucht unter in die Hierarchie der Cherubim und ein siebentes in die Hierarchie der Seraphim. Es ist möglich, meine lieben Freunde, daß der Mensch, wenn er die vier Glieder seiner Wesenheit zur Ausbildung auf eine hohe Stufe erhebt, in der Tat zu einem solchen Erleben kommt, wie es jetzt eben charakterisiert worden ist. Es ist dieses möglich; aber neben dem, daß der Mensch zu einer solchen Entwicklung seines Selbstes kommt, wie ich es eben jetzt angedeutet habe, kann er zu einer gewissermaßen noch höheren Entwicklung seines Selbstes gelangen.

Dadurch nämlich, daß das Selbst sieben Selbste aus sich heraussondert, dadurch macht es als achtes zurückbleibendes eine höhere Entwicklung durch. Also bitte, wollen Sie die Sache so betrachten: Wir haben das ursprüngliche Selbst des Menschen, das dem Menschen gegeben ist, bevor er eine okkulte Entwicklung durchgemacht hat. Jetzt macht er eine solche durch, und dadurch sendet dieser Mensch sieben Selbste aus sich aus. Damit das, was ihm ursprünglich gegeben ist, sieben Selbste hat aussenden können, hat er eine innere Kraft anwenden müssen. Dadurch, daß dieses Selbst das durchgemacht hat, ist es aber selber um eine Stufe höher gestiegen. Nun bitte ich Sie aber, zu bedenken, daß der Vorgang, den ich hier sozusagen in seinem Extrem geschildert habe, sich nach und nach vollzieht. Der Mensch, der eine okkulte Entwicklung durchmacht, ist natürlich nicht gleich eine vollkommene Sonne in seinem astra-lischen Leib, umgeben von den Planeten seines Selbstes, sondern er erlangt zuerst ein unvollkommenes Sonnendasein, unvollkommene Ausbildungen seiner planetarischen Selbste; das geht alles nach und nach vor sich. Damit aber geht auch ganz langsam und allmählich die Entwicklung des gewöhnlichen Selbstes ins höhere Selbst über. Wenn diese Entwicklung an einem bestimmten Punkt angelangt ist, wenn also tatsächlich das Selbst höher und höher gelangt, dann bietet sich allmählich die Möglichkeit, zu früheren Inkarnationen zurückzuschauen. Ich bezeichne Ihnen hier also den Punkt, der die Möglichkeit gibt, in frühere Inkarnationen zurückzuschauen. Das ist die Entwicklung des Selbstes über sich hinaus, so daß es über sich hinauskommt durch die Kräfte, die ihm zugleich die Möglichkeit geben, die höheren Hierarchien zu durchschauen. Man könnte also sagen: Der Mensch wird in bezug auf sein Selbst und seinen astralischen Leib durch seine okkulte Entwicklung sternenähnlich, ster-nensystemähnlich für den hellseherischen Blick.

Damit, meine lieben Freunde, habe ich Ihnen mehr oder weniger dasjenige geschildert, was für das äußere Hellsehen, für das Anschauen einer anderen hellsehend werdenden Persönlichkeit sich ergibt, während ich Ihnen in den verflossenen Tagen mehr die Erlebnisse als innere Erlebnisse dargestellt habe. Noch etwas Wichtiges ist darzustellen, was gewissermaßen eine Andeutung, die schon gemacht worden ist, weiter auszuführen hat. Der Mensch gelangt dazu, wie Sie sehen, wenn er also seinen astralischen Leib und sein Selbst ausbildet, eine Welt, die vorher leer war, angefüllt zu schauen mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien: Angeloi, Archangeloi, Archai und so weiter. Jetzt können Sie ja die Frage aufwerfen: Verändern sich auch die Reiche der Natur um den Menschen herum? — Und in der Tat, die Reiche der Natur verändern sich ganz wesentlich. Sehen Sie, ich habe Ihnen ja vorhin gesagt, daß der physische Leib für den Hellseher schon bei der gewöhnlichen Persönlichkeit wie eine Summe von Gemälden sich darstellt, die immer mehr innerlich erglänzend werden, je mehr die Persönlichkeit fortschreitet.

Wie ist es denn bei den Tieren? Ja, wenn man mit hellseherischem Blick die Tiere anschaut, dann verwandelt sich ihr physischer Leib auch in Imaginationen, und dann weiß man: Diese Tiere sind nicht das, was sie in der Maja erscheinen, sondern sie sind Imaginationen, das heißt sie sind in einem Bewußtsein vorgestellte Imaginationen. Wer stellt denn die Tiere als Imaginationen vor? Bei wem sind sie die Imaginationen? Tiere, auch Pflanzen in ihren äußeren Formen — aber Pflanzen weniger als Tiere und am wenigsten die Mineralien — sind Imaginationen Ahrimans. Unsere Physiker suchen nach den materiellen Gesetzen in den äußeren Naturreichen; der okkultistische Erkenner kommt immer mehr und mehr darauf, daß die äußeren Naturreiche, insofern sie sich als materielle Wesenheiten darstellen, Imaginationen Ahrimans sind. Wir wissen ja, daß den Tieren zum Beispiel Gruppenseelen zugrunde liegen. Die Gruppenseelen sind nicht Imaginationen Ahrimans, sonderndie einzelnen Individuen der Tiere in äußeren Gestalten sind die Imaginationen Ahrimans. Wenn wir also das Reich der Löwen haben, so ist die Gruppenseele derselben angehörig sozusagen den guten geistigen Wesenheiten, und der Kampf Ahrimans gegen die guten geistigen Wesenheiten besteht eben darin, daß er ihnen ihre Gruppenseele preßt in die einzelnen individuellen Gestalten der Tiere und denen aufprägt seine Imaginationen. Die einzelnen Löwengestalten, wie sie draußen real herumlaufen in der Welt, sind aus den Gruppenseelen herausgezwängt durch Ahriman. So zeigt sich uns auch die Umwelt allmählich sich verwandelnd in etwas ganz anderes, als sie in der Maja erscheint.

Nun will ich Ihnen noch, damit Sie gewissermaßen etwas haben, woran Sie die Gedanken, die sich uns eröffnet haben im Laufe dieses Zyklus, wie auf einer Leiter hinanführen können, ich will Ihnen noch eine Art schematischer Zeichnung geben. Zunächst will ich aufzeichnen links hier das, was wir nennen können die Gliederung

Figur 1

des gewöhnlichen Menschen aus physischem Leib, ätherischem Leib, astralischem Leib, Empfindungsseele, Gemüts- oder Verstandesseele, Bewußtseinsseele, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. So kennen wir ja die Gliederung des Menschen. Ich will also das nur in Strichen darstellen. Das Innere, das sei Empfindungsseele, das nächste Gemüts- oder Verstandesseele, das nächste Bewußtseinsseele, das nächste sei Geistselbst. Die oberen Glieder können ja, weil wir sieheute nicht mehr brauchen, ergänzt gedacht werden. Diese Konstitution des Menschen zeigt sich ja äußerlich so, daß das Leibliche gleichsam in den drei niederen Gliedern, das, was seelisch erlebt wird, in den drei mittleren Gliedern, und das Geistselbst gar nicht mehr sozusagen, sondern wie eine Perspektive in die Zukunft am Menschen vorhanden ist. Wenn nun der Mensch eine okkulte Entwicklung durchmacht, so handelt es sich zunächst darum, daß gewisse Dinge in der Seele selber unterdrückt werden. Wir haben gesehen, wie es insbesondere darauf ankommt, daß der Mensch es dazu bringt, die äußeren Sinneseindrücke auszuschalten. Das ist ja das erste Erfordernis eines wirklichen okkulten Vorwärtskommens, daß man die äußeren Sinneseindrücke ausschaltet. Dadurch, daß der Mensch die äußeren Sinneseindrücke ausschaltet, verändert sich innerlich das Glied seiner Seele, welches vorzugsweise unter der Einwirkung der äußeren Sinneseindrücke sich ausbildet. Das ist die Bewußtseinsseele. Verstehen Sie recht: die Bewußtseinsseele ist gegenwärtig in ihrer Hauptausbildung, weil da hauptsächlich auf die äußeren Sinneseindrücke gezählt wird. Daß die Bewußtseinsseele innerlich am meisten erstarkt unter dem Eindrucke der Sinneseindrücke, müssen Sie nicht mit der Tatsache verwechseln, daß diese Sinneseindrücke durch die Empfindungsseele vermittelt werden. Wenn es sich um die okkulte Entwicklung handelt, so hat man darauf zu sehen, unter was für Einflüssen die Bewußtseinsseele am meisten erstarkt: das ist unter den Einflüssen der äußeren Sinneseindrücke; wenn diese ausgeschaltet werden, dann wird die Bewußtseinsseele gedämpft. So daß also — rechts will ich hinzeichnen das, was sich im okkult entwickelten Menschen mit den einzelnen Seelengliedern entspricht — die Bewußtseinsseele im okkult sich entwickelnden Menschen vor allen Dingen wird zurücktreten müssen. Das also ist gemeint, was im gewöhnlichen Leben den Menschen dazu führt, sein Ich zu betonen, was ihn dazu führt, vor allen Dingen auf allen möglichen Gebieten dieses Ich zu betonen. In unserer Zeit wird ja dieses Ich schon auf dem Gebiet des Denkens betont. Nichts kann man öfter hören als: Dies ist mein Standpunkt, ich denke dies oder jenes. — Als ob es darauf ankäme, was dieser oderjener Mensch denkt, als ob es nicht vielmehr darauf ankäme, was die Wahrheit ist! Wahr ist, daß die Summe der drei Winkel eines Dreiecks zusammen hundertachtzig Grad ausmachen, und gleichgültig ist, was der Mensch für einen Standpunkt dazu einnimmt. Wahr ist es, daß die Hierarchien zerfallen in drei mal drei nach oben vom Menschen aus gerechnet, und gleichgültig ist, was der Mensch für einen Standpunkt dazu einnimmt. Das also, was Betonung des Ich ist, tritt zurück; dafür erfüllt sich die Bewußtseinsseele, die früher vorzugsweise zur Kultur des Ich gedient hat, allmählich mit dem, was wir die Imagination nennen. Wir können geradezu sagen: Beim okkult sich entwickelnden Menschen verwandelt sich die Bewußtseinsseele in die Imaginationsseele.

Dann wissen wir ja aus den Darstellungen der vergangenen Tage, daß sich verwandeln muß auch das Denken selber, welches vorzugsweise ausgebildet wird in der Verstandes- oder Gemütsseele. Wir haben ja gehört, wie das Denken immer mehr und mehr verzichten muß, eigene Gedanken zu entwickeln, wie die menschliche Persönlichkeit immer mehr und mehr das Selbstdenken unterdrük-ken muß. Wenn es dem Menschen gelingt, das, was er in seinem gewöhnlichen Leben aus seiner Verstandes- oder Gemütsseele gemacht hat, zu unterdrücken, dann geht an den Platz dessen, was als gewöhnliches Denken, als Verständigkeit und auch als gewöhnliches Gemütsleben für den physischen Plan in dem Menschen lebt, die Inspiration, da verwandelt sich die Verstandes- oder Gemütsseele in die Inspirations- oder inspirierte Seele. Die inspirierten Werke der Kultur sind in die verwandelte Verstandesseele herein inspiriert worden.

Die Empfindungsseele wird vorzugsweise dadurch allmählich ausgeschaltet, daß man den astralischen Leib überhaupt überwindet, Weltinteressen zu den seinigen macht und dadurch immer mehr und mehr über das persönliche Empfinden hinauskommt; dadurch verwandeln sich Empfindungsseele, alle inneren Impulse, inneren Leidenschaften und Affekte, in Intuitionen. Und an die Stelle der Empfindungsseele tritt die Intuitionsseele. — So daß wir jetzt rechts hier (siehe Schema Seite 175) aufzeichnen können den okkultentwickelten Menschen, von dem wir sagen: Er besteht auch aus astralischem Leib, Ätherleib und physischem Leib, aber innerlich aus der Intuitionsseele, der Inspirationsseele, der Imaginationsseele, was dann ins Geistselbst übergeht. Und jetzt können Sie aus dem Schema, das richtig die Tatsachen der okkulten Beobachtung wiedergibt, von den Ergebnissen der Vorträge sozusagen behalten, wie der Mensch durch den Grad seiner moralischen Entwicklung sich seine okkulte Entwicklung beeinflußt. Was ist denn ein Mensch, der noch ganz erfüllt ist von persönlichen Affekten, persönlichen Leidenschaften, der unter dem Eindruck von, man möchte sagen, menschlichen Instinkten handelt? Ein solcher Mensch lebt noch ganz in seiner Empfindungsseele; der moderiert seine Instinkte nicht durch Verstandesbegriffe, geschweige denn durch die Ausbildung seines Bewußtseins; der ist sozusagen, wenn ich jetzt die moralische Entwicklung in die Mitte hereinzeichne als diesen Strich (Seite 175, kleinster Pfeil), ist gleichsam nur bis zu der Empfindungsseele hierher entwickelt.

Es kann also der Fall eintreten, daß ein Mensch nur bis zu der Empfindungsseele entwickelt ist, das heißt, daß er ganz und gar seinen persönlichen Begierden, Trieben und so weiter die Herrschaft läßt. Nehmen wir an, ein solcher würde hinaufgeschraubt durch okkulte Entwicklung. Die Folge wäre, daß er seine Empfindungsseele umgestaltet in seine Intuitionsseele und er gewisse Intuitionen hätte; aber diese Intuitionen stellten sich als nichts anderes dar denn als die Umgestaltungen seiner eigenen persönlichen Triebe, Begierden und Instinkte. Ein Mensch, der mit seiner moralischen Entwicklung bis zur Verstandesseele gekommen ist, das heißt, der reinliche Begriffe, allgemeinere Begriffe sich angeeignet hat, der in seinem Gemüte umfaßt allgemeine Welteninteressen in gewisser Weise, der wird wenigstens seine Gemütsseele in die Inspirationsseele verwandeln und er kann zu gewissen Inspirationen kommen, wenn auch noch immer seine hellsichtige Kraft nicht ganz reinlich ist.

Erst wenn der Mensch mit seinem Ich wirklich bis zur Bewußtseinsseele vorgedrungen ist, dann entwickelt er zunächst die Umgestaltung seiner Bewußtseinsseele in die Imaginationsseele, unddas andere ergibt sich sozusagen, weil er ja durch die anderen Stadien gegangen ist, als eine selbstverständliche Konsequenz. In unserer Zeit muß daher ein entsprechendes wirkliches Hellsehen darauf gehen, dem Menschen die Aufgabe zu stellen, seine moralische Entwicklung in der Weise zu betreiben, daß er zunächst seine Triebe, Begierden und so weiter aus dem Persönlichen herausschält und auf den Standpunkt der allgemeinen Welteninteressen erhebt; dann muß versucht werden, daß ein solcher Mensch wirklich sich als Ich erfaßt, aber in der Bewußtseinsseele sich als Ich erfaßt. Dann werden ohne alle Gefahr verwandelt werden können Empfindungsseele, Gemütsseele, Bewußtseinsseele in Intuitionsseele, Inspirationsseele, Imaginationsseele. Es ist, wenn wir das gewöhnliche Bewußtsein auf dem physischen Plan betrachten, die Empfindungsseele die reichste Seele. Denn was alles ist als eine Summe von Instinkten und Trieben in so einer Menschenseele, wenn sie noch so niedrig steht, verborgen! Welcher Triebe und Begierden ist so eine Menschenseele nicht fähig! Etwas ärmer schon ist diese Menschenseele an Gemüts- und Verstandesinhalt, aber am ärmsten als Bewußtseinsseele, zusammengeschrumpft bis zu dem Bewußtsein des Selbstes, also gewissermaßen bis zu einem Punkt. Man möchte sagen: Die Figur, welche uns darstellt die menschliche Seele im natürlichen Zustand auf dem physischen Plan, würde eine Art nach oben gerichteter Pyramide (siehe die zwei Dreiecke) darstellen;

Figur 2

unten an der Basis die Summe der Triebe, Begierden und Leidenschaften, oben an der Spitze der Punkt des Bewußtseins. Eine umgekehrte Pyramide stellt dar die entwickelte Seele des wahren Hellsehers: Eine Pyramide, welche oben die Basis hat, nämlich alle möglichen Imaginationen, die man sich bilden kann und die da zum Ausdruck bringen alles das, was uns abbilden kann den Welteninhalt, unten als Spitze dasjenige, was das höhere Einzelbewußtsein des Menschen ergibt. Aber noch in einem anderen Sinne ist dieses Schema gewissermaßen maßgebend. Ich habe es auch schon angedeutet in den neuen Auflagen meiner «Theosophie», daß wir sagen können: Die Empfindungsseele ist gleichsam der provisorisch umgestaltete Astralleib. So daß wir hier zusammenstellen können:

Figur 3

unten physischen Leib, dann Ätherleib, dann astralischen Leib. Der provisorisch umgewandelte Astralleib ist die Empfindungsseele auf dem physischen Plan; der provisorisch umgewandelte Ätherleib ist die Verstandes- oder Gemütsseele, und der provisorisch umgewandelte physische Leib ist die Bewußtseinsseele.

Also die Bewußtseinsseele haben wir zunächst im gegenwärtigen Menschheitszyklus als lokalisiert im physischen Leib, das heißt so, daß sie sich der physischen Werkzeuge bedient. Die Verstandesseele im Ätherleib, das heißt, daß sie sich der ätherischen Bewegungen bedient. Die Empfindungsseele, die Triebe, Begierden und Leidenschaften zum Inhalt hat, bedient sich der Kräfte, die im astralischen Leib lokalisiert sind. Die Gemüts- oder Verstandesseele, die die inneren Empfindungskräfte, Mitleidskräfte zum Beispiel zum Inhalte hat, bedient sich des ätherischen Leibes; die Bewußtseinsseele bedient sich des Gehirns des physischen Leibes.

Wenn in diesem Sinn die Empfindungsseele umgestaltet wird zu der Intuitionsseele, so müssen Sie sich demgemäß auch vorstellen, daß die Intuitionsseele im Astralleibe des Menschen ihr Werkzeughat. Die Inspirationsseele ist die umgewandelte Verstandes- oder Gemütsseele. Sie hat im Ätherleibe des Menschen ihr Werkzeug. Und die Imaginationsseele, die umgewandelte Bewußtseinsseele hat im physischen Leib des Menschen ihr Werkzeug. Und nun vergleichen Sie das, was ich hier als Schema dargestellt habe, mit dem, was ich eben vorhin ausgeführt habe, dann werden Sie gewahr werden, daß Sie an diesem Schema ein Erinnerungsbild haben. Ich habe Ihnen ausgeführt, daß sich der physische Leib für das hellseherische Anschauen in Imaginationen verwandelt, die Gemälde des Makrokosmos sind. Sie sehen hier im Schema die Imaginationsseele den physischen Leib ausfüllen. In der Tat taucht ein die Imaginationsseele in den physischen Leib, durchdringt ihn, so daß das hellseherische Bewußtsein, je mehr es einem entwickelten Menschen gegenübersteht, die Glieder des physischen Leibes durchdrungen sieht mit immer höheren und höheren Imaginationen, die von dem Inneren dieser Persönlichkeit in den physischen Leib hineingedrückt werden. Im gewöhnlichen Menschen sind eine Anzahl von Imaginationen, die ihm von höheren geistigen Wesenheiten in die Glieder seines Leibes eingeprägt sind; bei dem höher entwickelten Menschen treten in die Glieder des physischen Leibes zu den Imaginationen, die ursprünglich da sind, diejenigen hinzu, welche er aus seinem eigenen Innern in seine Leibesglieder hineinprägt; so daß immer reicher und reicher die Organe des physischen Leibes einer okkult entwickelten Persönlichkeit werden.

Ich wollte Ihnen in diesem Schema nichts anderes geben als eine Art von Notiz, die zusammenfaßt das, was ich in den Vorträgen schildernd ausgeführt habe. Ich mache Sie besonders darauf aufmerksam, daß Sie aus diesem Schema immer die Erinnerung davon behalten können, daß Empfindungsseele, Gemüts- oder Verstandesseele und Bewußtseinsseele sich umkehren, so daß nicht die Bewußtseinsseele zur Intuitionsseele, sondern zur Imaginationsseele, und nicht die Empfindungsseele zur Imaginationsseele, sondern zur Intuitionsseele wird.

Damit, meine lieben Freunde, haben wir eine Skizze von dem geliefert, was im Laufe dieser unserer Vorträge gegeben werdenkonnte unter dem Thema: Die Veränderungen der menschlichen Hüllen und des menschlichen Selbstes im Laufe einer ernsthaft getriebenen anthroposophischen Entwicklung oder einer esoterisch okkulten Entwicklung, was ja im Grunde durchaus auch zusammenfallen kann. Sie haben gesehen, wie wir begonnen haben sozusagen bei den kleinen, kaum wahrnehmbaren Veränderungen des physischen Leibes, die der in okkulter Entwicklung Begriffene zuerst leise wahrnimmt: die einzelnen Glieder des physischen Leibes werden wie innerlich lebendiger und lebendiger, während uns sonst nur der gesamte physische Leib des Menschen wie ein Lebendiges vorkommt. Dann haben wir gesehen, wie gewisse Veränderungen vorgehen, die gewaltige Tatsachen des Innenlebens darstellen: diejenigen Veränderungen des astralischen Leibes und des Selbstes, welche jene gewaltigen Imaginationen geben, durch die wir uns wie an den Anfang unserer Erdenmenschheitsentwicklung versetzt fühlen können, ja noch ein Stück darüber hinaus, die zur Paradieses- und zur Kain-Abel-Imagination führen. Sie haben gesehen, wie in der Tat als eine Wirklichkeit eine Art von Kraft im physischen Leib entsteht, die ihn befähigt, sich gleichsam zu zerteilen; er bleibt aber doch zusammen, er gibt nicht nach, weil hier in unserem Menschheitszyklus die okkulte Übung nicht so weit gehen darf, daß es zur Schädigung des physischen Leibes führt. Aber es gibt doch eine Stärke der okkulten Entwicklung, welche bis an die Möglichkeit heranführt, daß der physische und der Ätherleib sich innerliche Zerstörungskräfte heranerziehen; und im Grunde genommen ist das immer da, wenn der Mensch die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle hat. Diese Begegnung mit dem Hüter der Schwelle ist gar nicht möglich, ohne daß man vor der Gefahr steht, in gewisser Beziehung Zerstörungskräfte einzupflanzen seinem physischen und ätherischen Leibe; aber eine jede richtige okkulte Entwicklung schafft zugleich die Gegenmittel, und diese Gegenmittel sind gegeben in dem, was Sie in meiner «Geheimwissenschaft» als die sechs okkulten Nebenübungen bezeichnet finden: Gedankenkonzentration, das heißt starkes Anspannen seiner Gedanken, konzentriertes Zusammenfassen seiner Gedanken; Herausentwicklung einergewissen Initiative des Willens, eines gewissen Gleichmaßes von Lust und Leid, eine gewisse Positivität im Verhalten zur Welt, einer gewissen Unbefangenheit. Wer diese Eigenschaften in seiner Seele parallel der okkulten Entwicklung heranerzieht, bei dem entwickelt sich allerdings auf der einen Seite eine Art Bestreben des physischen und ätherischen Leibes, zu zerbrechen, das heißt, Todeskeime unter dem Einflüsse der okkulten Entwicklung aufzunehmen; aber in dem gleichen Maße, wie sich das entwickelt, wird es aufgehoben, so daß es eigentlich nie wirksam ist, wenn der Mensch die genannten Eigenschaften entwickelt oder durch seine moralische Entwicklung ohnedies schon genug hat an Eigenschaften, die diesen sechs Eigenschaften gleichkommen.

Mehr noch als eine Schilderung Ihnen zu geben, war ich bestrebt, ein Gefühl in Ihren Herzen hervorzurufen von dem, was okkulte Entwicklung ist und wie mannigfaltig und den Menschen verändernd okkulte Entwicklung in das Menschenwesen eingreift. Ahnen und empfinden haben Sie es können, daß der Mensch vor mancherlei Erschütterndem, auch Gefahrbringendem steht, wenn er eine okkulte Entwicklung durchmacht. Aber neben manches, was vielleicht schon in der theoretischen Betrachtungsweise ein leises Grauen eingeflößt hat, mußte doch immer sich der Gedanke vor die Seele hinzaubern, der alles Grauen hinwegschafft, alle Furcht vor Gefahr beseitigen kann, der einfach Enthusiasmus, Willensstärke in unserer Seele aufruft: der Gedanke, daß wir an der von den Göttern gewollten Evolution selbsttätig ein Stück arbeiten, indem wir uns weiterbringen. Wer diesen Gedanken zu fassen weiß in seiner ganzen Größe, in seiner ganzen enthusiasmierenden und anfeuernden Bedeutung, wer diesen Gedanken zu fassen weiß so, daß er Evolution, okkulte Entwicklung im schönsten Sinn als seine Pflicht erscheinen läßt, wer dies vermag zu fühlen, der fühlt den Beginn dessen, was neben aller Gefahr, neben allem Kampfe, neben allen Verwirrungen, neben allen Hindernissen verknüpft ist mit aller Entwicklung des Entgegengehens den Seligkeiten der geistigen Welten. Denn indem man diesen Gedanken von der enthusiasmierenden Kraft des Ideals der Entwicklung empfindet, kann manschon die Seligkeit der Entwicklung beginnen fühlen; aber diese Seligkeit bedeutet: dieses Entwickeln, diesen okkulten Fortschritt als eine Notwendigkeit anzuerkennen. Das wird die Zukunft solcher spirituell-esoterischer Bewegungen, wie die unsrige eine ist, sein, daß spirituelle Entwicklung der Menschenseelen immer mehr und mehr als eine Notwendigkeit wird angesehen werden und daß das Ausschließen, das Sichfeindlichstellen zur spirituellen Entwicklung — bedeuten wird ein Sichverbinden mit den in der eigenen Erdenschwere zugrunde gehenden Abfallsprodukten des Irdischen, mit dem Herausfallen aus der gottgewollten Evolution des Weltenalls.




Zuletzt aktualisiert: 24-Mar-2024
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