TEILNEHMERFRAGEN
Die folgenden Fragen wurden Rudolf Steiner am 18. September
1924 vor dem Vortrag in schriftlicher Form
übergeben.
In
Handschrift von Johannes Werner Klein:
Der
Quell mancher Schwierigkeiten, die im Kreise sich gelegentlich
bemerkbar machen, ist unsere Unklarheit über die
spirituellen Aufgaben und Hintergründe der sieben
Ämter, damit zusammenhängend über die
irdische Führung unserer Bewegung. Als
Sonderfragen über den Fortgang der gesamten Arbeit
beschäftigen uns jetzt besonders:
-
ob wir gut daran tun, weiterhin den
Schwerpunkt auf das extensive Element zu legen, oder ob es
im Interesse der besseren Vorbereitung auf die
zukünftigen Aufgaben richtig ist, dem Bedürfnis
nach intensiver Vertiefung unserer eigenen
Persönlichkeiten in erster Linie eine Zeitlang zu
folgen. - Diese Frage wird uns nahe gelegt durch den Abbau
der physischen und seelischen Kräfte mancher im Kreise
seit Herbst 1922, der uns zu Sorgen Anlaß gibt;
-
welche Wege wir einzuschlagen haben
zur Begründung geistiger Kolonien in anderen
Ländern;
-
wie wir in den Gemeinden die
Mitgliedschaft und im Zusammenhang damit die Austeilung der
Kommunion handhaben müssen. Bis jetzt haben die
meisten in diesem Punkte sehr freie Formen gehandhabt. An
der allsonntäglich stattfindenden Gemeindekommunion
haben in manchen Städten alle Anwesenden teilnehmen
können.
Wir
haben uns in den Zusammenkünften der letzten Wochen viel
beschäftigt mit den karmischen Bedingungen, die den
einzelnen in den Kreis führten, um uns gegenseitig in
unserer karmischen Differenziertheit und den Kreis als ganzen
in seinem Aufgabenumfang zu erkennen. Durch die Offenbarungen
Ihrer Vorträge stehen wir erneut vor der Frage der
Wesenheit und karmischen Gliederung unseres Kreises. Im
Zusammenhang damit steht vor uns die Frage nach dem Karma der
bisherigen christlichen Kirchen und des Hereinspielens
dieses Karmas durch einzelne Persönlichkeiten in unseren
Kreis.
Im
apokalyptischen Teil des Evangeliums (Markus 13,20) steht der
Satz: «Und so der Herr diese Tage nicht verkürzt
hätte, würde kein Mensch selig; aber um der
Auserwählten willen, die er auserwählet hat, hat er
diese Tage (der Wehen) verkürzt.» - Wie ist dieser
Satz zu verstehen im Hinblick auf die kommenden Zeitereignisse,
etwa des Krieges aller gegen alle? Dies sind die Fragen, die
den ganzen Kreis bewegen. Wir bitten aber wegen einiger auf
diese Fragen bezüglicher Dinge, sowie wegen der
Städtefragen und weniger, ganz kurzer Anliegen um die
Möglichkeit, als Kreis der sieben Oberlenker und Lenker
vor Sie einmal hintreten zu dürfen.
LA.
Joh. Werner Klein
In
Handschrift von Friedrich Doldinger:
-
In der Katholischen Kirche werden
bei der Weihe des Kirchenraums vom Bischof die
Buchstaben in die Asche auf den Boden gezeichnet. Ist ein
entsprechendes Ritual zur Weihe einer Kirche bei uns
nötig? Von wem (Lenker?) würde es vollzogen
werden müssen? (praktisch für Eröffnung
eines nur Weihezwecken dienenden eigenen Raumes in Freiburg
i. Br. zu Michaeli).
-
Verwendung von Kerzen zu
Casualien. Kann der brennende siebenarmige Leuchter
außerhalb der Menschenweihehandlung überhaupt
verwendet werden, etwa wenn z. B. nahe beim Altar eine
Taufe o. a. stattfindet?
-
Brevier.
Beim ersten Dornacher Kurs, wo das Brevier gegeben wurde, waren
viele, die dann nicht Priester wurden. Es hat sich
herausgestellt, daß wohl hauptsächlich durch diese
Persönlichkeiten, aber auch durch zunächst unklare
Auffassungen in unserem Kreise, das Brevier an Menschen kam,
die nie daran denken, Priester zu werden, zum Teil uns sogar
praktische Schwierigkeiten bereiten in der Arbeit. Einige
dieser Persönlichkeiten, die das Brevier als
«liebevolles Geschenk» erhalten hatten und nicht
wußten, daß es Meditationen für Priester sind,
haben es nach Bekanntgabe des Sachverhaltes sogleich abgegeben.
Der Priesterkreis möchte nun an alle, welche das Brevier
besitzen, ohne die Angelobung geleistet zu haben, herantreten
mit der Bitte um Aushändigung. Es herrschen aber im Kreise
zum Teil noch Unklarheiten darüber, ob das bei allen
unrechtmäßigen Besitzern, z. B. den Ehefrauen,
möglich ist. - Beinahe alle von uns glauben sich aber
darüber klar zu sein, daß nur durch eine radikale
ausnahmslose Aufrollung des unrechtmäßigen
Brevierbesitzes die notwendige Sauberkeit in dieser Sache
erreicht werden kann, da ja das Brevier klar und deutlich nur
für solche gegeben war, die sich unmittelbar zu
priesterlichem Wirken vorbereiten.
Die
Tatsache der unsachlichen Verbreitung des Breviers beunruhigt
viele von uns. Vor allem ist - im Zusammenhang der Handhabung
der Klassensprüche - die Frage entstanden, ob nicht das
Brevier durch die Art der Verbreitung unwirksam geworden sei
oder ob durch eine nunmehr erfolgende Einziehung der
wünschenswerte Zustand noch hergestellt werden kann.
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